Chronik 1964 - In den USA wurde das Ende
Rassentrennung zur Staatssache
Es war ein Olympisches Jahr, in dem die XI.
Winterspiele im österreichischen Innsbruck allerdings
überschattet waren vom Tod zweier Sportler, die beim
Training noch vor der Eröffnung der Spiele verunglückten:
der australische Skirennläufer Ross Milne und der britische
Rennrodler polnischer Herkunft Kazimierz Kay-Skrzypecki. Die
XVIII. Olympischen Sommerspiele, die in
Japans
Hauptstadt Tokio stattfanden, berührten durch ihre
Eröffnung, zu der das olympische Feuer von der am 6. August
1945, dem Tag des Atombombenabwurfs über Hiroshima,
geborenen Yoshinori Sakai entzündet wurde.
Der US-Präsident
Lyndon B. Johnson, der nach dem Tod
John F. Kennedys dieses Amt inne hatte,
unterzeichnete das wichtigste Dokument zur Beendigung der
Rassentrennung, das sein
Vorgänger initiiert hatte. In
Südafrika
wurde unterdessen der Führer der Anti-Apartheid-Bewegung
Nelson Mandela in lebenslange Haft genommen, aus der
erst 1990 auf Geheiß des amtierenden Südafrika-Präsidenten
Frederik de Klerk entlassen wurde. Ein
US-amerikanischer Schwergewichtsboxer, der zum
Jahrhundertsportler werden sollte, machte immer wieder
Schlagzeilen:
Cassius Clay, der sich später zum Islam bekannte und
den Namen Muhammed Ali annahm. In der
UdSSR musste
Nikita Chruschtschow sämtliche Ämter
niederlegen. Besonders seine politischen Alleingänge und die
versuchte Annäherung an die Bundesrepublik waren u. a.
Auslöser für seine Entmachtung.
Leonid Breschnew wurde neuer Parteichef und Alexej
Kossygin übernahm das Amt des Regierungschefs.
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Am meisten gefragt aus dem Jahr 1964...
Wer war 1964 Bundeskanzler?
Ludwig Erhard war Bundeskanzler 1964
Wer war 1964 Bundespräsident?
Heinrich Lübke war Bundespräsident 1964
Wer war 1964 Präsident der Vereinigten Staaten?
1964 war
Lyndon B. Johnson
amerikanischer Präsident
Wer war 1964 deutscher Meister?
1. FC Köln war deutscher Meister 1964
Wer war Meister der DDR-Fußball-Oberliga 1964
Meister der DDR-Fußball-Oberliga 1964 war BSG
Chemie Leipzig
Wer war 1964 Formel 1 Weltmeister?
John Surtees war mit Ferrari Formel 1
Weltmeister 1964
Wer gewann 1964 den Eurovision Song Contest?
Italien gewann mit Gigliola Cinquetti und "Non
ho l’età" den
Eurovision Song Contest 1964
Wichtige Ereignisse 1964 & Schlagzeilen 1964

Am Monatsende begannen die IX. Olympischen
Winterspiele im österreichischen Innsbruck. Sie waren von
Bundespräsident Dr. Adolf Schärf im Berg-Isel-Stadion
eröffnet worden. Musikalisch wurde die Eröffnungsfeier von
den Wiener Philharmoniker unter Karl Böhm umrahmt, die die
7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven und die 40. Sinfonie
von Wolfgang Amadeus Mozart spielten. Erschwert wurden die
Wettkämpfe durch den akuten Schneemangel. Es mussten vom
österreichischen Bundesheer 20.000 Eisblöcke zu den Bob- und
Rodelbahnen sowie 40.000 qm Schnee für die alpinen
Skistrecken gebracht werden. Jedenfalls wurden die
Wettkämpfe dennoch optimistisch begonnen. Die Spiele
dauerten bis zum 9. Februar. Ein Problem mit dem Wetter oder
den Schneeverhältnissen gab es in Kairo nicht. Dort fand
ohne Zwischenfälle die Erste Arbabische Gipfelkonferenz
statt, bei der Könige und Staatschefs von 13 arabische
Nationen zusammen gekommen waren. Schnee und Eis waren dabei
natürlich kein Thema gewesen.
Alle Ereignisse im
Januar 1964

Von den jungen Leuten wurden die politischen
Schlagzeilen wohl eher ignoriert. Dafür interessierte jeden
jungen und jung gebliebenen Musikliebhaber der Werdegang der
britischen Popgruppe „The Beatles“. Die waren international
unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Davon konnte die DDR nur
träumen in ihren Bemühungen um internationale Anerkennung.
Es war mehr als verzwickt, denn alle die Länder, die
Beziehungen zur DDR aufnahmen, wurden dafür von der
Bundesrepublik nicht gerade belohnt. Im Gegenteil, es
verschärften sich daraufhin die Beziehungen zwischen der BRD
und einem DDR-freundlichen Land. Die BRD ließ die DDR
einfach nicht zum Zug kommen. Die DDR blieb unbeirrt, setzte
ihre Bemühungen fort und beharrte darauf, auf dem einzig
richtigen Weg zu sein. Eine charakteristische Haltung für
eine Diktatur, die die Menschen nicht gerade mit einem
demokratischem Führungsstil erfreute. Noch gab es nicht
allzu viel Gegenwehr, die Regierung in der DDR fühlte sich
noch sehr sicher.
Alle Ereignisse im
Februar 1964

Die Begeisterung für die Musik der „Beatles“ hatte
auch in den Vereinigten Staaten fest Fuß gefasst. Es war ein
Phänomen in der Musikgeschichte, was sich da abspielte. Und
ein Novum, denn nie vorher hatte eine Gruppe die fünf ersten
Platzierungen für sich beanspruchen können. Dagegen konnte
kaum ein Ereignis aus Politik, Sport oder der Wirtschaft
mithalten. Alle anderen Ereignisse waren irgendwie zur
Nebensache geworden. Sie waren auch nicht übermäßig positiv.
Beispielsweise hatten in Großbritannien die Posträuber, die
zur Legende wurden, fast 30 Millionen DM erbeutet. Dass
ihnen diese Aktion gelungen war, verschaffte den Dieben
einen gewissen Fankreis. Die Spanne zwischen Bewunderung und
Ablehnung war halt nicht sehr groß. Deutlicher war die
Ablehnung für den Sklavenhandel, dessen sich der
stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Ruhrchemie
Oberhausen im Konzentrationslager Auschwitz schuldig gemacht
hatte und deshalb sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben
musste. Das war tatsächlich keine angemessene Auszeichnung
für den ehemaligen SS-Sturmbannführer gewesen.
Alle Ereignisse im März
1964
Ob es schon ein sicheres Zeichen der
Rassengleichheit in den USA war? Jedenfalls hatte zum ersten
Mal ein schwarzer Schauspieler – nämlich
Sidney Poitier –
als bester Hauptdarsteller in dem Film „Lilien auf dem
Felde“ einen Oscar bekommen. Regie hatte Ralph Nelson
geführt und das Drehbuch stammte von James Poe und William
E. Barrett. Der Film hatte bereits 1963 erfolgreich die
Kinos in den Vereinigten Staaten gefüllt. Derweil erwärmten
sich in der Bundesrepublik die jungen Leute an einem ganz
neuen Lebensgefühl, nicht zuletzt ausgelöst von der
Rockgruppe „The Rolling Stones“, wieder eine Gruppe aus
Großbritannien. Sie spalteten in der Musikszene die Gemüter,
die sich zwischen den „Stones“ und den „Beatles“ entscheiden
sollten. Die Jugend in der DDR bekam die „Stones“ nur am
Rande mit. Mit seiner sturen Haltung gegenüber den
Einflüssen aus dem Westen hatte sich
Walter Ulbricht klar
gegen diese Art der Musik ausgesprochen, machte sich damit
bei der Jugend nicht nur Freunde. Doch schlimmer waren die
Preiserhöhungen des sogenannten Neuen Ökonomischen Systems,
mit denen die DDR-Wirtschaft ein wenig auf Vordermann
gebracht werden sollte.
Alle Ereignisse im April
1964
Mai
1964
Im Vormonat hatte es mit der Oscar-Verleihung an
Sidney Poitier noch so verheißungsvoll ausgesehen in Sachen
Rassengleichberechtigung. Doch der Rassismus war noch lange
nicht aus der Welt geschafft. Zwei junge Schwarze in den
Vereinigten STaaten waren der Gewalt des Geheimbundes
Ku-Klux-Klan zum Opfer gefallen. Henry Dee und
Charles Eddie Moore wurden brutal ermordet. Warum? Weil sie
schwarz waren. Was für ein grausiges Motiv, um Leben
auszulöschen! Offiziell war zwar die Kuba-Krise 1962 beendet
worden mit dem Abzug der Atomwaffen aus Kuba, doch zwischen
der Sowjetunion und den USA herrschte noch immer Misstrauen,
auch wenn das Schlimmste schon einmal abgewendet worden war.
Derweil machte die DDR weitere Schritte auf ihrem Weg zum
Sozialismus, indem sie eine neue Schulreform in Gang
brachte, in der der Sozialismus natürlich ein vorrangiges
Lernthema sein sollte. Die Menschen sollten Einsicht
gewinnen, dass dieses System gut und richtig war, auch wenn
es sie einengte und wirtschaftliche kaum Erfolg zeigte.
Alle Ereignisse im Mai
1964
Juni 1964
Ein harter Schlag für den Führer des African
National Congress, Nelson Mandela. Er war zusammen mit
sieben Mitangeklagten wegen Subversion und Sabotage zu einer
lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Spionage war auch
dem schwedischen Oberste Stig Wennerström zum Verhängnis
geworden. Er war ebenfalls zu einer lebenslangen Haftstrafe
verurteilt worden wegen Spionage für die Sowjetunion.
Derweil zeigten die DDR (Walter Ulbricht) und die
Sowjetunion (Nikita Chruschtschow) Einigkeit und
unterzeichneten den „Vertrag über Freundschaft,
gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit“. Und die
Bundesrepublik musste ihren ersten Amoklauf an einer
deutschen Schule verzeichnen: Ein Frührentner hatte in Köln
das Flammenwerfer-Attentat von Volkoven begangen, bei dem
zwei Lehrerinnen und acht Schüler ums Leben kamen. Der Täter
beging Selbstmord.
Alle Ereignisse im Juni
1964
Juli
1964
Bundespräsident Heinrich Lübke war von der 4.
Bundesversammlung mit großer Mehrheit für eine zweite
Amtszeit wieder gewählt worden. International bemerkenswerte
Meldungen kamen aus den Vereinigten Staaten, wo Präsident
Lyndon B. Johnson das Bürgerrechtsgesetz zur Aufhebung der
Rassentrennung unterschrieben hatte. Vorgeschlagen hatte das
bereits John F. Kennedy. Johnson hatte es dann auf den Weg
gebracht. Monatelang hatte der Senat sich damit befasst. Nun
war es endlich ratifiziert worden. Und sensationell zum
vierten Mal in Folge hatte der Franzose Jaques Anquetil die
Tour de France gewonnen. Insgesamt war es sein fünfter Sieg
dieses gewaltigen Radrennens. Und ansonsten war es ein
heißer Sommer, den sich aber viele Menschen mit Musik
versüßen konnten. Musik gab es in jeder Form, die Salzburger
Festspiele, die Bayreuther Festspiele und dazu noch viele
Kino-Neuheiten. Eigentlich ein guter Sommer.
Alle Ereignisse im Juli
1964
August 1964
Eigentlich war es ein brandgefährlicher Beschluss,
der einstimmig vom US-Kongress gefasst wurde und mit dem die
Tonkin-Resolution angenommen wurde. Damit hatte Präsident
Lyndon B. Johnson nun freie Hand, also alle Vollmachten, um
die Vereinigten Staaten in den Vietnamkrieg zu führen. Davon
konnte auch die Kino-Premiere von dem Walt-Disney-Film „Mary
Poppins“ nicht ablenken. Immerhin mussten nun Tausende von
Soldaten in einen Krieg ziehen, der nicht ihrer war. Es war
ein Stellvertreter-Krieg, der nicht zu gewinnen war. Da war
die Mission all derer, die als Entwicklungshelfer nach
Dar-es-Salam in Tansania flogen, doch humaner. Und längst
nicht so gefährlich. Immerhin diente die Mission einer guten
Sache. Derweil hatte die
DDR ihrer Bevölkerung eine neue
Währung präsentiert: Die Mark der deutschen Notenbank der
DDR oder MDN. In der Umgangssprache änderte sich nichts und
leider auch nicht an der Kaufkraft, die ohnehin gering war.
Aber es blieb eine Mark, wenn auch eine DDR-Mark. Deren Wert
wurde ziemlich dürftig geschätzt. Die DDR-Bürger waren froh
über jede West-Mark, die ihnen irgendwie von den Verwandten
in die Hand gegeben wurde.
Alle Ereignisse im
August 1964
September 1964
Während Großbritannien Malta in die Unabhängigkeit
entließ, hatte man im US-Bundesstaat Kalifornien die
Hochgebirgslandshaft der Sierra Nevada zum Schutzgebiet
erklärt. Damit blieb sie eine Wildnis ohne menschliches
Eingreifen. Das war sensationell und sehr zukunftsorientiert
gedacht. Im selben Monat genehmigte die DDR erstmals
Rentnern ihres Landes Verwandtenbesuche in die
Bundesrepublik und nach West-Berlin. Und während beide
deutsche Staaten vom „Rolling-Stones“-Fieber erfasst wurden
– die Bundesrepublik mit lautstarker Begeisterung, die
DDR-Jugend nur heimlich, aber dennoch hatte diese britische
Rockgruppe den Nerv der Zeit getroffen und ihre Musik wurde
euphorisch gehört und mitgejohlt. Hüben wie drüben. Aber
auch andere Musik breitete sich mit Erfolg aus: In New York
feierte das Musical „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“) seine
Uraufführung und die Songs wurden Gassenhauer, bald auf
internationaler Musikebene.
Alle Ereignisse im
September 1964
Oktober 1964
In den europäischen Gefilden war der Sommer
inzwischen vorbei. Im Sport brach er erst an: Der Oktober
war der Monat der XVIII. Olympischen Sommerspiel, die in der
japanischen Hauptstadt Tokio stattfanden und bei denen die
Presseplätze für die Berichterstattung zum ersten Mal mit
Ferneshgeräten ausgestattet waren. Der technische
Fortschritt hatte nun auch seinen Platz im Sport gefunden.
Welchen Platz künftig der sowjetische Regierungschef Nikita
Chruschtschow einnehmen würde, musste sich zeigen. Zunächst
einmal war vom Plenum des ZK aus seinen Ämtern entlassen
worden. Sein Nachfolger und neuer Parteichef wurde Leonid
Breschnew.
Japan machte außer mit den Olympischen Spielen auch
noch mit dem „Shinkansen“, dem ersten
Hochgeschwindigkeitszug zwischen Osaka und Tokio, Furore,
nicht nur wegen seiner Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr
als 200km/h, sondern auch wegen seines guten Rufes, der
sicherste Zug zu sein. Die Baureihe Shinkansen bewährte
sich. Wie das allerdings mit dem Friedensvertrag aussah, den
Jordanien als zweites arabisches Land mit Israel
abgeschlossen hatte, blieb abzuwarten. Aber es war ein guter
Anfang. Weniger gut klangen die Nachrichten aus China. Die
Volksrepublik hatte ihren ersten Atombombenversuch
unternommen. Derweil hatte die Vorzeigefigur der
französischen Intellektuellen, Jean-Paul Sartre, den
Literaturnobelpreis abgelehnt.
Alle Ereignisse im
Oktober 1964
November 1964
Das Neueste aus den Vereinigten Staaten: Es blieb
alles beim Alten. Mit 61,1 Prozent der Stimmen war bei der
Präsidentschaftswahl Lyndon B. Johnson in seinem Amt
bestätigt worden. Sein Gegner war der Republikaner Barry
Goldwater gewesen, den Johnson besiegte und also an der
Führungsspitze blieb. Anders dagegen sah es in Chile aus.
Dort war der Politiker Eduardo Frei Montalva zum neuen
Staatspräsidenten geworden. Änderungen gab es auch in
Saudi-Arabien. Dort wurde der Bruder von König Saud ibn Abd
al-Aziz, Faisal ibn Abd al-Aziz der neue König von
Saudi-Arabien, nachdem der Ministerrat dem bisherigen König
das Vertrauen entzogen hatte. Auch Japan hatte einen neuen
Regierungschef, Eisaku Sato trat das Amt an. Neuigkeiten
meldete auch die DDR, jedoch nicht an der Führungsspitze.
Besucher aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet
mussten bei einem Mindestumtausch frei konvertierbarer
Währungen gegen die heimische Mark der Deutschen Notenbank
zahlen. Ein DDR-Besuch kostete nun also „Eintritt“.
Ausgenommen von der Regelung des Zwangsumtausches waren
lediglich Rentner und Kinder.
Alle Ereignisse im
November 1964
Dezember 1964
Italien hatte einen neuen Staatspräsidenten
bekommen: Giuseppe Saragat. Das ostafrikanische Land Kenia
war Republik geworden. Der Erste Staatspräsident wurde Jomo
Kenyatta, der zugleich Regierungschef und Oberbefehlshaber
der Streitkräfte war. In der Bundesrepublik konnte das
Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) mit einer Neuerung
aufwarten: Erstmals wurde die Spielshow „Der goldene Schuss“
ausgestrahlt. Die Sendung wurde von dem Entertainer Lou van
Burg moderiert. Die Sendung entwickelte sich im Laufe des
Jahrzehnts zu einer der populärsten TV-Sendungen. Und im
Volksmund ist immer noch der Satz „Der Kandidat hat 100
Punkte“ als geflügelter Satz im Umlauf. In den USA war es
wohl gerade viel interessanter, dass das im Auftrag der CIA
entwickelte Aufklärungsflugzeug Lockheed SR-71 Blackbird zu
seinem Erstflug gestartet war. Derweil mussten sich die
Menschen in den beiden deutschen Staaten mit dem
Mindestumtausch für Besucher aus dem Westen „anfreunden“,
die in die DDR wollten.
Alle Ereignisse im
Dezember 1964