Das Modejahr 1964 - Die Damenhose hielt Einzug
in den Alltag
Nun mussten die renommierten Modehäuser dem
Vorschlag von Mary Quant folgen, wenn sie nicht als
unmodern abgetan werden wollten. Die Ideen begannen
wieder zu sprudeln und neben dem Minirock kamen noch
andere Trends zum Vorschein, zum Beispiel die
Damen-Hose. Die konnte knielang wie zu Mozarts
Zeiten, halblang bis zur Wadenmitte oder weit und
bis zum Knöchel reichend sein. Alle Varianten sahen
mit
Absatzschuhen sehr feminin aus. Zu den Hosen,
die von Jacques Heim, bzw. Coco Chanel kreiert
worden waren, trug man Oberteile, die viel Schulter
zeigten. War es zunächst die Haute Couture,
die die Hose zur Damenbekleidung erklärte, so konnte
man erahnen, dass die Zeit vorbei war,

in der das
sonst der Männermode vorbehaltene Beinkleid nun
nicht mehr allein im Alltag der Männer zu finden
sein würde. Den Damen gefiel die neue
Bequemlichkeit, die einen kecken Schick hatte und
durchaus nicht als Nachahmung der Männerkleidung
gedacht war. Sie hatte schnell an femininer
Eigenheit gewonnen. Doch Mary Quant und die
Modemacher Pierre Cardin, Dior und Yves
Saint-Laurent schlossen das universelle
Kleidungsstück aus ihren Kollektionen aus. Sie
zeigten Damen-Röcke, deren Saumlänge kaum noch
messbar war. Miniröcke, Minikleider in variablen
Längen erregten Aufmerksamkeit auf dem Laufsteg und
wurden in den Alltag übernommen. Die jungen Damen
sahen die Kürze als Abgrenzung gegenüber der älteren
Generation und wissend, dass sie damit die Mütter
und Großmütter vor den Kopf stießen, folgten sie
diesem Trend bedingungslos. Dabei waren schön
geformte Beine nicht unbedingt maßgebend. Wichtig
war allein der Effekt des Schockierens.
Und noch eine Hose setzte sich immer mehr im Alltag
der jungen Leute durch. Das war die Jeans, die mit
den stationierten Soldaten aus Amerika nach
Deutschland kam und wegen ihres derben Aussehens
geschätzt wurde. Außerdem war diese Hose, die einst
als Arbeitshose für die Goldgräber erdacht wurde,
sehr praktisch. Aber vor allem stand sie der
Bürgerlichkeit in der Zeit des Wirtschaftswunders
entgegen und die Jugendlichen, die sich gegen das
Bourgeoise auflehnten, fanden Gefallen an
Miniröcken, Jeans
und anderer Kleidung, die sie
deutlich von der Generation ihrer Eltern abhob,
zumal die Kleidung der älteren Herren ohnehin mit
keiner nennenswerten Änderung eine Konkurrenz war.
Die älteren Damen hatten scheele und neidische
Blicke für die Mädchen im Mini-Rock, trugen selbst
ganz unauffällige Kleidung, angeführt von den
schlichten Hemdblusen-Kleidern. Für die Mutigen
unter ihnen kam ein Hosenanzug in die engere Wahl.
Auch Kostüme, zu denen Schuhe mit flachem Absatz
getragen wurden und die man Trotteur-Kostüme nannte,
waren gleichfalls für die älteren
Mode-Konsumentinnen angesagt. Nur die zwei- oder
dreiteiligen Kleider- und Hosenensembles lagen in
der Beliebtheit weiter vorn.
Die Vielfalt der Kleider, die die Haute Couture dem
Zeitgefühl gemäß kreierte, war groß und zog Aufruhr
nach sich. Die Modelle von André Courrèges, die die
Raumfahrtanfänge zum Inhalt hatten, waren kurz und
voller geometrischer Formen im Stil eines
Raumanzugs. Und nicht zuletzt Rudi Gernreich war es,
der dem Mini-Rock noch die „Oben-ohne“-Mode
hinzufügte, wenn auch zunächst erst einmal für die
Badelustigen.
Die Medien griffen alle Trends auf, ereiferten sich
darüber, verbreiteten sie dadurch und konnten den
immer tiefer klaffenden Konflikt zwischen den
Generationen doch nicht lösen. Und der hatte erst
begonnen.
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