Juni 1964 - Zu früh gefreut
Die Deutschland-Tournee des Bolschoi-Theaters
war geplatzt. Die Ensemblemitglieder weigerten sich,
in West-Berlin aufzutreten. Damit wurden ihre Visa
annulliert. Bedauerlich für die Fans. In der
Bundesrepublik hatte man die Fußgänger als
vollwertige Teilnehmer am Straßenverkehr eingeordnet
und ihnen einen Zebrastreifen geschaffen, der die
Straßenverkehrsordnung veränderte. Nun hatten
diejenigen, die an derart gekennzeichneten
Übergängen die Straßenseite wechseln wollten,
absoluten Vorrang. Die politischen Wege ließen sich
nicht so einfach regeln. Doch man konnte von einer
Partei in die andere wechseln – ohne Zebrastreifen.
Der FPD-Politiker Stammberger zeigte, wie es ging.
Die internationalen Schlagzeilen sahen anders aus.
Martin Luther King jr. wurde Ehrendoktor, musste
sich aber für die Verleihung aus dem Gefängnis
kurzzeitig für viel Geld freikaufen. Die PLO wurde
gegründet. Für sie stand als erklärter Gegner Israel
fest. Die UN beschäftigte sich mit Südostasien, wo
es Streitigkeiten in Laos, Vietnam und Kambodscha
gab.
Wichtige Ereignisse im
Mai 1964
1. Juni
USA/Rumänien 1964 – Die Vereinigten Staaten und Rumänien beschlossen eine
wesentliche Ausweiterung ihrer Handelsbeziehungen.
1. Juni
PLO Israel 1964 – Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) wurde durch
den Ersten Palästinensischen Nationalrat in Israel gegründet. Den Vorsitz hatte
der UN-Diplomat Ahmed Shukeiri (1908-1980). Erklärter Gegner der PLO ist Israel.
1. Juni
Verkehr BRD 1964 – In der Bundesrepublik trat eine veränderte
Straßenverkehrsordnung in Kraft. Auf einem Zebrastreifen erhielten die Fußgänger
künftig Vorrang vor den motorisierten Verkehrsteilnehmern.
1. Juni
Japan 1964 – In der japanischen Hauptstadt Tokio wurde im Beisein der
japanischen Kaiser-Familie und anderen hochrangigen japanischen und
ausländischen Politikern „Luxair Corp.“ gegründet.
2. Juni
Indien 1964 – Zum Vorsitzenden der indischen Kongresspartei wurde einstimmig Lal
Bahadur Shastri (1904-1966) von der Parlamentsfraktion gewählt. Er wurde damit
neuer Premierminister Indiens.
2. Juni
Israel/USA 1964 – Levi Eschkol (1895-1969), der israelische Ministerpräsident,
beendete seinen zweitägigen Staatsbesuch in den USA. Der US-Präsident Lyndon B.
Johnson (1908-1973) hatte Israel Hilfe bei der Entsalzung von Meerwasser
zugesagt.
3. Juni
FDP 1964 – Auf dem Bundesparteitag der Freien Demokraten (FDP) in Duisburg
(
Nordrhein-Westfalen) wurde Erich Mende (1916-1998) als Bundesvorsitzender
wiedergewählt.
3. Juni
BRD 1964 – Seinen Parteiwechsel von der FDP zur SPD gab der
FDP-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesjustizminister Wolfgang
Stammberger (1920-1982) bekannt. Er erklärte, dass nur durch die SPD der
Wiederaufstieg des ehemaligen Verteidigungsministers
Franz Josef Strauß
(1915-1988) von der CSU verhindert werden könne.
4. Juni
UNO/Kambodscha 1964 – Nachdem sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit
einer Beschwerde Kambodschas wegen wiederholter Grenzverletzungen von
US-amerikanisch-südvietnamesischer Truppen befasst hatte, verabschiedete der Rat
eine Resolution, die unter anderem eine Entsendung einer UN-Kommission zur
Untersuchung der Vorfälle vorsah.
4. Juni
BRD Wissenschaft 1964 – Zur Förderung von Wissenschaft und Forschung
unterzeichneten Bundeskanzler Ludwig Erhard (1897-1977) und die
Ministerpräsidenten der Bundesländer in Bonn ein Verwaltungsabkommen.
4.Juni
BRD Mietrecht 1964 – Mit der Verabschiedung der restlichen Bestimmungen zum
neuen Miet- und Wohnrecht war das Gesetzgebungswerk endgültig abgeschlossen, das
den Wohnungsmarkt bis zum 1. Januar 1966 ganz in die freie Marktwirtschaft
überführte.
4. Juni
Steuerhinterziehung 1964 – Gegen eine Kaution von mehr als 7 Millionen DM wurde
der 41-jährige Foto-Millionär aus Nürnberg, Hanns-Heinz Porst (1922-2010) aus
der Untersuchungshaft entlassen. Er war am 12. Mai wegen des Verdachts der
Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verhaftet worden.
4.Juni
Zoll BRD 1964 – In Aachen wurde der 34-jährige Zollsekretär Robert Klaus von der
Anklage der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Er hatte im Februar an der
deutsch-belgischen Grenze einen 36-jährigen Arbeiter nach einem Warnschuss mit
seiner Dienstpistole erschossen. Der Arbeiter hatte eineinhalb Pfund Kaffee, 100
Gramm Tee und 20 Eier unverzollt in die Bundesrepublik einführen wollen.
5.Juni
Atom-Abkommen 1964 – Das Ratifikationsgesetz zum Moskauer
Atomteststopp-Abkommen, das am 5. August 1963 von den USA, der UdSSR und
Großbritannien unterzeichnet worden war, wurde vom Deutschen Bundestag
einstimmig gebilligt.
5. Juni
Katholische Kirche 1964 – Papst Paul VI. (1897-1978) hob im Rahmen einer
„Modernisierung der katholischen Kirche“ die Kirchenstrafen gegen Christen auf,
die eine Feuerbestattung wünschten.
5. Juni
Großbritannien 1964 – Nach zehnjähriger Konstruktionszeit startete
Großbritannien erstmals erfolgreich eine Blue-Streak-Rakete. Diese Rakete
(„Europa I“) sollte die erste Stufe einer Trägerrakete für europäische
Satelliten werden.
5. Juni
Kunst 1964 – In Duisburg (Nordrhein-Westfalen) wurde das
Wilhelm-Lehmbruck-Museum eröffnet. Lehmbruck war ein Bildhauer, der am 4. Januar
1881 in Duisburg geboren wurde. Er starb am 25. März 1919 in Berlin und
hinterließ zahlreiche Werke von internationaler Bedeutung. +5. Juni
Kunst/Österreich 1964 – In der österreichischen Hauptstadt
Wien wurde der
Ausstellungsbetrieb im Gebäude der Wiener Künstlergruppe „Sezession“ wieder
aufgenommen. Die erste Ausstellung stand unter dem Motto „Wien um 1900“.
5. Juni
The Rolling Stones 1964 – Im Rahmen ihrer Tournee durch die Vereinigten Staaten
hatte die britische Popgruppe „The Rolling Stones“ ihren ersten Fernsehauftritt
in den USA.
6. Juni
BRD/Raketenversuche 1964 – Alle Raketenversuche im Cuxhavener Wattengebiet
wurden mit einer einstweiligen Verfügung untersagt.
6. Juni
Laos 1964 – Über der „Ebene der Tonkrüge“ in Laos schossen pro-kommunistische
Pathet-Lao-Truppen zwei US-amerikanische Aufklärungsflugzeuge ab. Die Piloten
beider Maschinen konnten sich mit Fallschirmen retten.
6. Juni
Schweiz/USA/UdSSR 1964 – In Genf (
Schweiz) unterzeichneten die Vereinigten
Staaten von Amerika und die
Sowjetunion zwei Abkommen über die Zusammenarbeit in
der Weltraumforschung.
7. Juni
Fußball 1964 – In der finnischen Hauptstadt Helsinki besiegte die deutsche
Fußball-National-Elf die Auswahl Finnlands mit 4:1 Toren. Es war das letzte Mal,
das der Trainer Josef „Sepp“ Herberger (1897-1977) ein Spiel der
Nationalmannschaft betreute.
7. Juni
Radrennen 1964 – Den Giro d’Italia gewann der französische Radrenn-Profi Jacques
Anquetil (1934-1987).
7. Juni
Luxemburg 1964 – Mit einer nur knappen Mehrheit konnte sich die bisher
regierende Christlich-Soziale Partei bei den Parlamentswahlen in Luxemburg
behaupten. Die Sozialisten und die Kommunisten gewannen Stimmenanteile hinzu.
Die Liberalen mussten starke Stimmeneinbußen hinnehmen.
8. Juni
Indien 1964 – In
Indien wurde das neue Kabinett unter Lal Bahadur Shastri
(1904-1966) vereidigt. Das Ministerium für Information und Rundfunk übernahm die
Tochter des am 27. Mai verstorbenen Jawaharlal Nehru (1889-1964).
8. Juni
Zivilschutz BRD 1964 – Das Bundesamt für Zivilschutz probte mit 144 Freiwilligen
in einem Bunker das Überleben nach einem Atomschlag.
9. Juni
BRD/Großbritannien 1964 – Nach etwa siebenjähriger Verhandlungsdauer
unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien ein Abkommen
über die Entschädigungszahlen für die Opfer des NS-Regimes. Darin wurde
vereinbart, dass die britische Regierung einen globalen Betrag von 11,2
Millionen DM erhalten sollte, den sie nach eigenem Ermessen an die
Anspruchsberechtigten verteilen konnte.
9. Juni
BRD/USA 1964 – Bundeskanzler Ludwig Erhard (1897-1977) trat eine offizielle und
bis zum 13. Juni andauernde Besuchsreise nach Kanada und die Vereinigten Staaten
an. Er besprach mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Lester B. Pearson
(1897-1972) und dem US-Präsidenten Lyndon B. Johnson (1908-1973) Fragen der
deutschen Wiedervereinigung und der NATO.
9. Juni
Unwetter Italien 1964 – An der italienischen Adriaküste und in der Provinz
Brescia verursachten heftige Unwetter schwere Schäden. Dadurch kamen 14 Menschen
ums Leben.
10. Juni
Literatur 1964 – In der britischen Hauptstadt London wurde in der
Ausstellungshalle „Earl’s Court“ die „World Book Fair“ eröffnet, die bis zum 20.
Juni dauerte. Auf der zum ersten Mal veranstalteten Weltbuchmesse waren 19
Länder vertreten. Die Messe war im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse vor allem
als eine bunte Show rund um das Buch für das allgemeine Publikum gedacht.
10. Juni
Theater 1964 – Die Oper „Kleider machen Leute“ von Joseph Suders (1892-1980)
nach der gleichnamigen Novelle von Gottfried Keller (1819-1890) wurde in der
Inszenierung von Hans Friederici und in der musikalischen Bearbeitung von Helmut
Henze (Kapellmeister) im Landestheater Coburg aufgeführt.
11. Juni
Norwegen 1964 – Dem Vorbild Dänemarks, Finnlands und Schwedens folgend beschloss
das Parlament in Norwegen, den Vereinten Nationen für eine Ordnungstruppe ein
ständiges Kontingent von Offizieren und Mannschaften aus Freiwilligen zur
Verfügung zu stellen.
11. Juni
Atomkraft 1964 – Die Vereinigten Staaten schlossen mit der Internationalen
Atomenergieorganisation (IAEO) ein Abkommen, das vorsah, vier zivile
Kernreaktoren der Kontrolle der IAEO zu unterstellen. Die laufenden
Überprüfungen sollten garantieren, dass die Atomkraftwerke nicht für
militärische Zwecke genutzt würden.
11. Juni
Wohnungsübergabe 1964 – Im West-Berliner Stadtteil Charlottenburg wurde die
250.000. Wohnung übergeben, die nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs im
westlichen Teil von Berlin fertig stellt worden war.
11. Juni
Attentat 1964 – An einer katholischen Volksschule in Köln-Volkhoven verübte ein
offenbar geistesgestörter 42 Jahre alter Frührentner das „Flammenwerfer-Attentat
von Volkhoven“, bei dem zwei Lehrerinnen und acht Schüler ums Leben kamen.
Außerdem wurden 28 Kinder verletzt. Der Täter beging Selbstmord.
12. Juni
DDR/UdSSR 1964 – Einen auf 20 Jahre befristeten „Vertrag über Freundschaft,
gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit“ schlossen die DDR und die UdSSR.
Erstmals wurde in diesem Vertrag von zwei souveränen deutschen Staaten
ausgegangen. West-Berlin wurde als selbständige politische Einheit betrachtet.
Die Westmächte und die Bundesrepublik Deutschland lehnten diese
„Dreistaatentheorie“ ab.
12. Juni
Schweden 1964 – Vom Gericht in Stockholm (Schweden) wurde der schwedische
Luftwaffenoberst Stig Wennerström (1906-2006) wegen Verrats militärischer
Geheimnisse zugunsten der Sowjetunion zu lebenslanger Haft verurteilt.
12. Juni
Südafrika 1964 – Im sogenannten „Rivonia-Prozess“, der seit dem 9. Oktober 1963
in Pretoria (Südafrika) gegen Apartheid-Gegner geführt wurde, fielen die
Urteile. Acht Angeklagte wurden wegen staatsfeindlicher Aktionen zu
lebenslänglicher Haft verurteilt. Unter den Verurteilten war auch der
Bürgerrechtler Nelson Mandela (*1918).
12. Juni
BRD 1964 – In Bonn teilte Bundesjustizminister Ewald Bucher (1914-1991) auf eine
kleine Anfrage der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) hin mit, dass
derzeit im Bundesgebiet noch 800 Strafverfahren anhängig seien wegen
nationalsozialistischer Straftaten. Von deutschen Gerichten seien 5445 Personen
bis Ende 1963 und von den Alliierten seien 5000 Personen wegen NS-Verbrechen
verurteilt worden.
12. Juni
Theater 1964 – Das Schauspiel „Sie werden sterben, Sire!“ von Leopold Ahlsen
(*1927) wurde im West-Berliner Schlosspark-Theater in der Regie des Schweizers
Werner Düggelin (*1929) uraufgeführt.
13. Juni
Schifffahrt 1964 – Das erste deutsche Schiff mit Atomantrieb, die „Otto Hahn“,
lief in Kiel vom Stapel.
13. Juni
Musik 1964 – In der OrFord Church (Suffolk) wurde die Kirchenoper „Curlew River“
von Benjamin Britten (1913-1976), komponiert für vier Männer- und vier
Knabenstimmen, acht Chorsänger sowie Orchester, uraufgeführt.
13. Juni
The Rolling Stones 1964 – Drei der vier Mitglieder der Popgruppe „The Beatles“,
John Lennon (1940-1980), Paul McCartney (*1942) und George Harrison (1943-2001),
verursachten auf dem Flugplatz von Melbourne (Australien) ein Verkehrschaos bei
ihrer Ankunft. Sämtliche Zufahrtsstraßen von rund 250.000 Fans blockiert.
14. Juni
USA/Gewerkschaft 1964 – In den Vereinigten Staaten unterzeichneten die
Vereinigte Gewerkschaft der Stahlarbeiter und elf Stahlgesellschaften ein
Abkommen. Hierin wurden die gleichen Arbeitsbedingungen für alle Rassen in der
Stahlindustrie festgelegt.
14. Juni
Theater 1964 – Unter dem Titel „Comédie“ wurde der Einakter „Spiel“ von Samuel
Beckett (1906-1989) erstmals in französischer Sprache aufgeführt. Das Drama, das
im Pavillon de Marsan in Paris gezeigt wurde, hatte der Autor selbst übersetzt.
14. Juni
Film 1964 – Die seit dem 5. Juni andauernden XII. Internationalen Filmfestspiele
in San Sebastian (Spanien) gingen zu Ende. Für den besten Spielfilm erhielt der
US-amerikanische Beitrag „America, America“ von Elia Kazan (1909-2003) die
„Goldene Muschel“.
15. Juni
Algerien 1964 – Ein Jahr vor Ablauf der vertraglich festgesetzten Frist
verließen die letzten in Algerien stationierten französischen Truppen das Land
mit Ausnahme des Flottenstützpunktes Mersel-Jebir, dessen Verpachtung in den
Bestimmungen von Evian vom 18. März 1962 für weitere 15 Jahre festgelegt worden
war.
15. Juni
Polen 1964 – Die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei kam zu ihrem IV. Parteitag
zusammen, der bis zum 20. Juni dauerte. Der mittlere Kurs von Parteichef
Wladyslaw Gomulka (1905-1982) konnte sich nach heftigen Auseinandersetzungen
durchsetzen.
Juni 1964 Deutschland in den Nachrichten
50 Jahre "I have a dream": Was Europa von Martin
Luther King lernen kann
Tagesspiegel
Juni 1964. Gemeinsam mit zwei anderen Bürgerrechtlern
war Andrew Goodman – ein Freund und Klassenkamerad des
späteren Sängers Paul Simon – nach Meridian im
US-Bundesstaat Mississippi gefahren. Dort wollten sie
Schwarzen dabei helfen, sich ....
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