Literatur 1964 - Nobelpreis für Jean-Paul
Sartre
Im Jahr 1964 ging der
Nobelpreis für
Literatur, die höchste Auszeichnung, die
einem Schriftsteller verliehen werden kann, an einen
kleinen großen Mann, zu dessen Grab auf dem Friedhof
Montparnasse in Paris noch heute die Kulturbegeisterten
und Touristen strömen, um die Grabplatte, unter der
der
Preisträger mit seiner langjährigen Lebensgefährtin
Simone de Beauvoir ruht, mit Zigaretten, Metrokarten
und kleinen beschriebenen Zetteln zu schmücken.
Die Rede ist von dem französischen Existenzialisten,
Schriftsteller und Philosophen
Jean-Paul Sartre, der
als einer der wichtigsten französischen
Intellektuellen des 20. Jahrhunderts auf sich
aufmerksam machte und als einer der maßgeblichen
Wegbereiter, Vordenker und Vertreter der
philosophischen Strömung des Existentialismus gilt.
Sartre trat jedoch nicht nur als Philosoph und
Publizist ins Licht der Öffentlichkeit, auch seine
literarischen Arbeiten trugen ihm Ruhm ein, seine
Romane wurden oftmals verkauft und gelesen, seine
Stücke auf vielen europäischen Bühnen gespielt.
Unauflösbar verknüpft sind in den literarischen
Arbeiten des französischen Philosophen seine
weltanschaulichen Grundthesen mit poetischen Formen,
seine epischen wie auch seine dramatischen Werke
transportieren die Botschaft des Existentialismus.
Das wohl berühmteste unter den Büchern Jean-Paul
Sartres dürfte "Der Ekel" sein,
1938 in
Frankreich
unter dem Originaltitel "La Nausée" erschienen. In
dem Prosawerk werden die Erlebnisse und Erfahrungen
des Protagonisten Antoine Rouquentin umschrieben,
der sich von der Existenz der ihn umgebenden Welt,
der Dinge und Gegenstände, abgestoßen und angeekelt
fühlt. Dieser titelgebende Ekel ist es, über den
Rouqentin sich in langen Monologen klar zu werden
versucht. Sartre arbeitete an dem Roman, der als
eines der wichtigsten literarischen Werke des
französischen Existenzialismus gilt, insgesamt etwa
fünf Jahre lang.
Eine sehr persönliche Prägung trägt vor allem
Jean-Paul Sartres Autobiographie, "Die Wörter", im
Jahr 1964 erschienen unter dem Titel "Les Mots", in
der sich der Philosoph und Schriftsteller an seine
Kindheit erinnert und gleichzeitig auch
philosophische Grundmomente seiner Lehre bespricht.
Vermutlich war gerade dieses Werk ein
ausschlaggebender Punkt für die Zuerkennung des
Literaturnobelpreises.
Doch der streitbare und aus der Reihe tanzende
französische Philosoph wäre nicht Sartre gewesen,
hätte er diese Ehrung mit stillschweigender Freude
quittiert - der Geehrte verkündete bereits vorab
seine Ablehnung und blieb der Verleihung des
wichtigsten Preises der internationalen Literatur
fern.