Das Filmjahr 2019 - Schauspielernde Politiker
Amerika bewies in Sachen Politiker schon einiges an
Humor und scheint auch kein Problem damit zu haben,
dass ein politisches Oberhaupt, sogar der
Präsident
der Vereinigten Staaten, eigentlich ein Schauspieler
ist und so seine Rolle möglicherweise am besten
spielt. Das war bei Ronald Reagan schon der Fall,
während auch Donald Trump immer wieder vor die
Kamera tritt und das Showgewerbe ähnlich gut wie
Arnold Schwarzenegger kennt, der es immerhin eine
Zeit lang zum Gouverneur geschafft hat und so sein „I’ll
be back“ in der Realität umsetzen konnte.
Soll der Schauspieler eine Rolle spielen, ist das
politische Amt eine Form der Darstellung. Immerhin
geht es vordergründig um Glaubhaftigkeit.
Trump
versagt dabei jedoch in den Augen des Publikums
sogar dann, wenn er sich selbst spielt, und erhielt
2019 die „Goldene Himbeere“ als schlechtester
Darsteller in „Fahrenheit 11/9“ und „Death of a
Nation“. Das grenzt fast schon an Ironie.
Schauspieler, die dann eine politische Karriere
machen, gibt s aber auch in
Italien, Lateinamerika
und in der
Ukraine. Beppe Grillo ist neben seinem
politischen Amt gleichzeitig Schauspieler, Komiker
und Kabarettist, der
Präsident von Guatemala Jimmy
Morales oder der Premierminister von Peru Salvador
del Solar kennen das Showbusiness hervorragend, und
in der Ukraine schaffte es 2019 mit einer
überwältigenden Mehrheit der Stimmen der
Schauspieler und Komiker Wolodymyr Selenskyj ins
Präsidentenamt.
Immerhin hat Selenskyj zuvor bereits in einer
Fernsehcomedy einen Präsidenten gespielt und das
Publikum anscheinend überzeugt. Dass dann die
Ukraine-Affäre mit Trump hochkochen konnte,
verwundert nicht, wo bei einem Telefonat angeblich
Absprachen zwischen beiden Präsidenten erfolgten.
Allgemein sollten solche Entwicklungen in der
Politik zu denken geben, wenn es darum geht,
glaubhaft ein politisches Konzept zu vertreten. Dem
Schauspieler gelingt das sicherlich einfacher als
einem Politiker, der Wirtschaft oder Jura studiert
hat.
Zum Glück gibt es auch noch Schauspieler, die diesen
Weg nicht gehen.
Will Smith, der 2019 dazu befragt
wurde, ob er eine Präsidentschaftskandidatur ins
Auge fasst, erklärte mit einem Augenzwinkern, dass
er seine Arbeit als Unterhaltungskünstler vorziehen
und höchstens
Obama in einem Film spielen würde, als
selbst ein politisches Amt zu bekleiden. 2019
verkörperte Smith lieber den Flaschengeist Dschinni
im Fantasy-Musical „Aladdin“ von
Guy Ritchie, das
weltweit die Kinokassen klingeln ließ. Die
Hauptrolle des Aladdins spielte der Newcomer
Mena
Massoud, ein kanadischer Schauspieler mit
ägyptischen Wurzeln, der damit seinen Durchbruch
schaffte und sich nun vor seinen Fans kaum retten
kann.
2019 liefen in den Kinos fast ausschließlich Disney-
und Marvel-Produktionen, so die computeranimierte
Neuverfilmung des „König der Löwen“ von Jon Favreau,
der Science-Fiction-Film „Captain Marvel“, der die
Geschichte einer Superheld-Kriegerin mit ihrem
außerirdischen Alter-Ego erzählt, gespielt von
Brie Larson an der Seite von
Samuel L. Jackson und
Jude Law, und „Avengers: Endgame“ aus den „Marvel
Studios“, ein Science-Fiction-Film, der die
Fortsetzung von „Avengers: Infinity War“ aus dem
Vorjahr ist. Nach dem Einspielergebnis war „Avengers:
Endgame“ der weltweit erfolgreichste Film des
Jahres. Die beiden anderen Filme bestimmten dabei
ebenfalls die Bestenliste mit.
Bei den Filmfestspielen in Cannes, die
im Mai 2019
stattfanden, gewann überraschend der Film „Parasite“
von
Bong Joon-ho die „Goldene Palme“. Die
südkoreanische Tragikomödie handelt von einer
Familie aus ärmlichen Verhältnissen, die zunächst in
einem Kellerloch haust und das Besprühen mit
Unkrautvernichtungsmittel durch die Stadtverwaltung
und das Anpinkeln von vorübergehenden Passanten in
Kauf nehmen muss, um sich schließlich in die höheren
Ebenen einer reichen Familie einzuschleichen, um
dort durch Intrigen und gefälschte Zeugnisse das
Personal nach und nach komplett zu ersetzen.
Der Film versucht als Sittenbild die schwierigen
Verhältnisse und Klassenunterschiede in Südkorea
darzustellen. Er erhielt dabei in Cannes die höchst
Möglichste Bewertung und war auch in
Südkorea oder
Frankreich der erfolgreichste Kinofilm des Jahres.
Für die Oscarverleihung 2020 wird er in der
Kategorie „Bester internationaler Film“ präsentiert.
Den Jury-Preis in Cannes sahnte das Drama „Atlantique“
von Mati Diop ab, das von senegalesischen
Flüchtlingen handelt, die versuchen, einem
trostlosen Leben über das Meer zu entkommen.
Den „Goldenen Löwen“ in
Venedig erhielt 2019 der
Film „Joker“ von
Todd Phillips. Bekannte Darsteller
darin sind
Joaquin Phoenix als Joker und
Robert de
Niro als Talkmaster Murray Franklin. Phoenix nahm
für seine Rolle gute 25 Kilogramm an Gewicht ab und
konnte bereits in der Vorbereitungszeit den Wahn
seiner Figur besser nachvollziehen. Er modulierte
dabei drei verschiedene Arten seines Gelächters, die
er gemeinsam mit dem Regisseur über Monate hart
erarbeitete. Die Filmmusik wurde von der bekannten
isländischen Cellistin Hildur Guðnadóttir
komponiert.
Der „Oscar“ wurde für die Tragikomödie „Green Book“
von
Peter Farrelly vergeben, die auch mit dem
„Golden Globe“ für den besten Film im Bereich
„Komödie/Musical“ ausgezeichnet wurde und 2019 in
den deutschen
Kinos lief. Der Film ist eine
Biografie nach wahren Begebenheiten und handelt von
dem schwarzen Jazz-Pianisten Don Shirley und seinem
weißen Fahrer Tony Lip. Der echte Shirley starb
2013
in New York an einem Herzinfarkt, während der Film
Streitigkeiten bei den Nachkommen auslöste.
Dargestellt wurde die Beziehung zwischen dem Fahrer
Tony und dem Musiker als herzlich und
freundschaftlich. Dons Bruder Maurice jedoch sprach
von einer „Symphonie von Lügen“ und erklärte, dass
diese Freundschaft nie bestand, Tony lediglich ein
Angestellter war, der das Tragen der Uniform hasste.
Das Drehbuch stammt von Tony Lips Sohn Nick
Vallelonga, der wiederum behauptete, Shirley sei mit
dem Filmkonzept einverstanden gewesen.
Den „Golden Globe“ erhielten daneben für den Bereich
„Drama“ Bryan Singers „
Bohemian Rhapsody“ über das
Leben von
Freddie Mercury und für die beste Regie
der mexikanische Film „Roma“ von Alfonso Cuarón. Als
beste Hauptdarstellerin gewannen
Glenn Close für
ihre Rolle im Film „Die Frau des Nobelpreisträgers“
im Bereich „Drama“ und „Olivia Colman für „The
Favourite“. Bester Hauptdarsteller waren
Rami Malek
und
Christian Bale, letzterer für seine Rolle in „Vice
– der zweite Mann“.
Tiefe Traurigkeit löste 2019 der Tod des beliebten
Schauspielers
Bruno Ganz aus. Bekannt aus
Wim
Wenders Meisterwerk „Der Himmel über Berlin“ oder
durch seine, für einige zu menschlich dargestellte
Rolle von Adolf Hitler in „Der Untergang“ spielte
Ganz aber auch in zahlreichen Theaterproduktionen
mit. Seinen Durchbruch und die internationale
Anerkennung erhielt er bereits 1977 mit einer Rolle
in Wim Wenders Film „Der amerikanische Freund“.
Bruno Ganz starb mit 77 Jahren im Februar 2019 an
Darmkrebs. Auch der Tod von
Hannelore Elsner,
Doris
Day,
Peter Fonda und Rutger Hauer war 2019 zu
beklagen.
Die
erfolgreichsten Filme 2019 Kinocharts
Film / Zuschauer
Die Eiskönigin II - 6.754.377
Der König der Löwen - 5.590.297
Das perfekte Geheimnis - 5.296.648
Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers - 5.236.425
Avengers - Endgame - 5.131.330
Joker - 4.237.244
Jumanji - The Next Level - 2.565.015
Pets 2 - 2.496.352
Drachenzähmen leicht gemacht 3 - Die geheime Welt -
2.266.680
Captain Marvel - 2.080.044