Biografie Bruno Ganz
Lebenslauf
Er war einer der überragenden deutschsprachigen
Schauspielerpersönlichkeiten seiner Zeit. Geboren
in der Schweiz, ist er zeitlebens der europäischen
Bühne treu geblieben, auch wenn er immer wieder in
großen, internationalen Kinoproduktionen mitspielte.
Für seine Bühnenpräsenz wurde ihm 1996 die
größtmögliche Ehrung seiner Zunft zuteil:
Burgschauspieler und Iffland-Ring-Träger Josef
Meinrad ernannte Bruno Ganz zu seinem Nachfolger,
indem er ihm den begehrten Ring vererbte.
Bruno Ganz wurde am
22. März 1941 in Zürich in der
Schweiz geboren. Sein Vater war ein Fabrikarbeiter,
seine Mutter Italienerin. Der Wunsch Schauspieler zu
werden, reifte früh in dem
jungen Bruno Ganz: Er schmiss seine Matura und
begann ein Schauspielstudium beim Zürcher
Bühnenstudio, der heutigen Hochschule der Künste, an
der sein außergewöhnliches Talent schnell erkannt
wurde. Sein Studium verdiente er sich unter anderem
als Buchverkäufer und absolvierte daneben seine
Grundausbildung in der Schweizer Armee als
Sanitäter. Mit 19 Jahren wurde ihm seine erste
Filmrolle in „Der Herr mit der Melone“ (1960) von
Karl Suter angeboten. 1961 folgte eine Rolle als
Jazzfan in Karl Suters Film „Chikita“.
1962 wechselt Bruno Ganz nach Deutschland ans Junge
Theater in Göttingen, damals eine der
renommiertesten Talentschmieden des Landes. Unter
anderem startete hier Bruno Ganz seine Karriere.
Auf der Kinoleinwand war er 1962 in Haro Senfts „Der
sanfte Lauf“ zu sehen. Wichtige Theaterarbeiten der
1960er Jahre waren unter anderem Frank Wedekinds
„Frühlingserwachen“ (
1965) unter der Regie von Peter
Zadek, die Rolle des „Hamlets“ (
1965) unter Kurt
Hübner, die Titelrolle in „Macbeth“ (
1966) ebenfalls
unter Kurt Hübner, die Rolle des Franz Moor in
Schillers „Die Räuber“ (
1966) unter Peter Zadek, die
Titelrolle des „Torquato Tasso“ (
1969) von Johann
Wolfgang von Goethe unter der Regie von Peter Stein
und viele renommierte Rollen mehr.
Als der junge deutsche Film begann Furore zu machen,
gehörte Bruno Ganz schnell zu dessen wichtigsten
Protagonisten: 1976 spielte er in Eric Rohmers „Die
Marquise von O.“, in Hans W. Geißendörfers „Die
Wildente“, in Jeanne Moreaus „Im Scheinwerferlicht“
und in Peter Steins „Sommergäste“. 1977 stand er für
Wim Wenders in „Der amerikanische Freund“ vor der
Kamera und für Peter Handke in „Die linkshändige
Frau“. 1978 folgte „Schwarz und Weiß wie Tage und
Nächte“ unter Wolfgang Petersen. 1979 spielte er
unter Werner Herzog in „Nosferatu - Phantom der
Nacht“ und in „Rückkehr zur Geliebten“ des
französischen Regisseurs Jean-François Adam. 1976
erhielt er für seine Leistung in „Die Marquise von
O.“ den Deutschen Filmpreis - das Filmband in Gold
und 1979 den „Deutschen Darstellerpreis“ des
Bundesverbandes Regie.
Auf verschiedenen renommierten Theaterbühnen folgten
in den
1970er Jahren ebenfalls weitere Arbeiten mit
berühmten Regisseuren, wie beispielsweise Claus
Peymann, Klaus Michael Grüber und immer wieder auch
Peter Stein.
1973 wurde er von der Zeitschrift
„Theater heute“ zum Schauspieler des Jahres gewählt,
eine der wichtigsten Auszeichnungen für Schauspieler
an deutschsprachigen Bühnen.
In den
1980er Jahren folgten Filme wie „Der
Erfinder“ (1980) von Kurt Gloor, „Die Kameliendame“
(1980) von Mauro Bolognini und „Die Fälschung“
(1981) von Volker Schlöndorff. 1981 spielte er unter
Alain Tanner in „Die weiße Stadt“, 1986 folgte
„Väter und Söhne“ von Bernhard Sinkel, 1987 „Der
Himmel über Berlin“ mit Wim Wenders und 1988 „Ein
fast anonymes Verhältnis“ unter der Regie von David
Hare. Auf der Bühne brillierte er in den 1980er
Jahren unter anderem als Alceste in Molières „Der
Misanthrop“ (1987) unter der Regie von Luc Bondy.
In den
1990er Jahren setzte er sowohl seine Bühnen-
als auch seine Filmkarriere konsequent auf höchstem
Niveau fort.
1991 spielte er in „Letzte Tage im Chez
Nous“ unter der Regie von Gillian Armstrong, in
„Brandnacht“ (1991) von Markus Fischer, in „Ein
Richter in Angst“ (1995) von Josef Rödl, in „Saint-Ex“
(1997) unter der Regie von Anand Tucker, in Oliver
Storz’ „Gegen Ende der Nacht“ (1998) und in Theo
Angelopouos’ in „Die Ewigkeit und ein Tag“. 1999
erhielt er für „Gegen Ende der Nacht“ den
Grimme-Preis und im gleichen Jahr auch den Bremer
Filmpreis.
Auch für seine darstellerischen Leistungen am
Theater wurde Bruno Ganz in den 1990er Jahren mit
zahlreichen Ehrungen gewürdigt: So wurde er 1991 mit
dem Hans-Reinhart-Ring, der höchsten
Theater-Auszeichnung der Schweiz, ausgezeichnet und
1996 wurde ihm die Ehre zuteil, als Nachfolger von
Josef Meinrad, der neue Iffland-Ring-Träger zu sein.
Der Iffland-Ring trägt das Porträt des legendären
August Wilhelm Iffland, der in der Uraufführung von
Schillers „Die Räuber“ den Franz Moor spielte. Der
Ring wird testamentarisch und auf Lebenszeit
vererbt. Bruno Ganz’ Vorgänger Josef Meinrad hatte
den Ring 1959 von Werner Krauß übernommen.
Im neuen Jahrtausend war es vor allem ein Film, der
international für Furore sorgte: Nach anfänglichem
Zögern hatte Bruno Ganz in Bernd Eichingers „Der
Untergang“ die Rolle des
Adolf Hitler übernommen. Er
spielte seine Rolle so intensiv, dass man fast an
die Wiederauferstehung des Diktators glauben konnte.
2008 drehte er noch einmal mit Bernd Eichinger in
dem Film „Der Baader-Meinhof-Komplex“. Er spielte
die Rolle des Horst Herold,
Präsident des BKA. 2003 verkörperte er den adligen
Mentor von „Luther“ in dem gleichnamigen Film mit
Joseph Fiennes in der Titelrolle und 2004 neben
Denzel Washington in dem Hollywood-Film „The
Manchurian Candidate“, bei dem Jonathan Demme Regie
führte.
Auch in seiner erfolgreichen Theaterkarriere erlebte
Bruno Ganz im neuen Jahrtausend ein weiteres
Highlight: Nachdem er in den 1990er Jahren bereits
bei den Salzburger Festspielen auftrat, debütierte
er 2003 am berühmten Wiener Burgtheater und spielte
2012 den Max in Harold Pinters „Le Retour“ unter Luc
Bondy am Théâtre Odéon in Paris.
Bruno Ganz wurde ab 2000 mit Preisen für seine
darstellerische Kunst auf Bühne und Kinoleinwand nur
so überschüttet: Unter anderem wurde er 2000 zum
„Ritter der Kunst und Literatur“ ernannt und erhielt
den Europäischen Filmpreis. 2001 folgte der
niedersächsische Verdienstorden erster Klasse, der
Berliner Theaterpreis und der Schweizer Filmpreis
und 2004 und 2005 diverse Auszeichnungen für seine
Hitler-Darstellung, so 2004 der „Bambi“ und
2005 der
„Goldene Gong“ und der „Jupiter“.
2009 spielte er in
„Der Vorleser“ mit, 2010 folgten unter anderem „Der
große Kater“ und „Das Ende ist mein Anfang“.
2006 bekam Bruno Ganz außerdem das
Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland,
die Stadt Zürich verlieh ihm den Kunstpreis und aus
Österreich gab es das Ehrenabzeichen für
Wissenschaft und Kunst. 2007 wurde Bruno Ganz zum
Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt, 2010
gab es einen Stern auf dem Berliner „Boulevard der
Stars“ und Bruno Ganz wurde mit dem Europäischen
Filmpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Allerdings zur Ruhe setzte sich der
Ausnahme-Schauspieler deshalb noch lange nicht: 2013
drehte er „Nachtzug nach Lissabon“ unter der Regie
von Bille August und „Michael Kohlhaas“ unter der
Regie von Arnaud des Pallières. Privat lebte Bruno
Ganz zurückgezogen und pendelte mit seiner
Dauer-Lebensgefährtin, der Fotografin Ruth Walz,
zwischen den Wohnsitzen Zürich, Berlin und Venedig
hin und her.
Am 16. Februar 2018 verstarb Bruno Gani im Alter von
77 Jahren.
Bruno Ganz
Seiten, Steckbrief, Kurzbio etc.
Bruno Ganz Filme
1960 - Der Herr mit der schwarzen
Melone
1961 - Chikita
1962 - Es Dach überm Kopf
1967 - Der sanfte Lauf
1976 - Die Marquise von O.
1976 - Die Wildente
1976 - Im Scheinwerferlicht
1976 - Sommergäste
1977 - Der amerikanische Freund
1977 - Die linkshändige Frau
1978 - The Boys from Brazil
1978 - Schwarz und weiß wie Tage und Nächte
1978 - Messer im Kopf
1979 - Nosferatu – Phantom der Nacht
1979 - Rückkehr zur Geliebten
1980 - 5 Prozent Risiko
1980 - Der Erfinder
1980 - Die Kameliendame
1980 - Die Verweigerung
1981 - Etwas wird sichtbar
1981 - Oggetti Smarriti
1981 - Die Fälschung
1982 - Gedächtnis – Ein Film für Curt Bois und
Bernhard Minetti
1982 - Krieg und Frieden
1983 - In der weißen Stadt
1984 - System ohne Schatten
1985 - Der Eissalon
1986 - Der Pendler
1986 - Väter und Söhne
1987 - Der Himmel über Berlin
1988 - Ein fast anonymes Verhältnis
1988 - Der Himmel ist fern
1988 - Bankomatt
1989 - Architektur des Untergangs
1990 - Tassilo – Ein Fall für sich
1990 - Sazka – Die Wette
1991 - Erfolg
1991 - La Domenica specialmente
1991 - Prag
1991 - Children of Nature – Eine Reise
1991 - Letzte Tage im Chez Nous
1992 - Brandnacht
1993 - In weiter Ferne, so nah!
1993 - Asmara
1994 - Die Abwesenheit
1994 - Heller Tag
1995 - Ein Richter in Angst
1995 - Il Grande Fausto
1996 - Tödliches Schweigen
1997 - Saint-Ex
1998 - Gegen Ende der Nacht
1998 - Die Ewigkeit und ein Tag
2000 - WerAngstWolf
2000 - Brot und Tulpen
2001 - Johann Wolfgang von Goethe – Faust
2002 - Epsteins Nacht
2002 - Bruno Ganz – Behind Me
2003 - Luther
2004 - Der Manchurian Kandidat
2004 - Der Untergang
2006 - Fürchtet Euch Nicht! – Das Leben Papst
Johannes Pauls II.
2006 - Vitus
2006 - Ode an die Freude
2007 - Jugend ohne Jugend
2008 - Ein Starker Abgang
2008 - Der Baader Meinhof Komplex
2008 - Brot
2008 - The Dust of Time
2008 - Copacabana
2009 - Der Vorleser
2009 - Giulias Verschwinden
2010 - Der grosse Kater
2010 - Das Ende ist mein Anfang
2011 - Brot
2011 - Satte Farben vor Schwarz
2011 - Unknown Identity
2013 - Nachtzug nach Lissabon
2013 - Michael Kohlhaas
Bruno Ganz Biographie