Filmjahr
1969 – Geballte Action mit „Easy Rider“
Das Jahr war durch die Mondlandung der
US-amerikanischen Astronauten zu einem historischen
Höhepunkt der Weltraumforschung geworden. Passend zu
diesem Ereignis kam der US-amerikanische
Science-Fiction-Film „Verschollen im Weltraum“ in
die Kinos. Unter der Regie von John Sturges
(1910-1992) spielte u. a. Gregory Peck (1916-2003).
Der spannende und informative Film erzählt vom Mut
des Menschen, über die Technik zu triumphieren. Der
Film wurde zwei Jahre später von der Realität
eingeholt, als die Mission „Apollo 13“ in
Schwierigkeiten geriet und die Rettung der Besatzung
nur unter dramatischen Umständen gelang. In dem Film
ist durchweg keine Musik zu hören. Damit sollte der
semi-dokumentarische Stil unterstrichen werden.
Eine deutsch-italienische Ko-Produktion brachte 1969
den Streifen „Die Verdammten“ („La caduta degli
die“) auf die Leinwand. Luchino Visconti
(1906-1976), einer der bedeutendsten
Regisseure der europäischen Filmgeschichte, schuf
einen opulent ausgestatteten Historienfilm mit
Helmut Berger (*1944) in der Hauptrolle. Die
Zusammenarbeit zwischen Berger und Visconti gilt als
künstlerisch herausragend. Dass Berger auch mit
Visconti in einer Beziehung lebte, personifizierte
den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino. Helmut
Berger wurde durch die Verkörperung der Rolle des
Martin von Essenbeck zum internationalen
Leinwand-Star.
Aus den USA kam 1969 ein Film in die Kinos, der zum
Kultfilm avancierte – „Easy Rider“. Der Film war der
US-amerikanische Beitrag zum Filmfestival von
Cannes. In den Vereinigten Staaten hatte er am 14.
Juli 1969 seine Uraufführung erlebt und die deutsche
Uraufführung war am 19. Dezember desselben Jahres.
Mit diesem Werk, das dem Genre „New Hollywood“
zugeordnet werden kann und als dessen erster großer
Erfolg gilt, wurde Hauptdarsteller Peter Fonda
(*1940) international populär. „Easy Rider“
polarisierte. Viele Zuschauer identifizierten sich
mit den Filmfiguren, andere hingegen waren irritiert
oder reagierten sogar aggressiv. Auf jeden Fall
spiegelt der Film das US-amerikanische Lebensgefühl
der sechziger Jahre wider, hielt der Gesellschaft
den Spiegel vor, der ihr nicht gefallen konnte. Die
USA war kein Land mehr, für das die Hippies es
damals hielten, kein unberührtes Paradies mit
unendlichen Möglichkeiten, mit Toleranz und einer
freien Gesellschaft. „Easy Rider“ war dennoch ein
Road-Movie, das den Glauben an die Freiheit und an
Abenteuer in den USA aufrecht hält.
Ein britischer Film im Jahr 1969 war „Der Löwe im
Winter“. Er basiert auf dem gleichnamigen
Theaterstück von James Goldman (1927-1998), der auch
das Drehbuch für den Streifen schrieb. Der Film
erlebte seine Uraufführung am 30. Oktober 1968 in
Hollywood, bevor er später in die deutschen Kinos
kam. Die weibliche Hauptrolle wurde von Katherine
Hepburn (1907-2003) gespielt. Sie erhielt dafür den
dritten ihrer insgesamt vier Oscars als beste
Hauptdarstellerin. Die männliche Hauptrolle in „Der
Löwe im Winter“ wurde von Peter O’ Toole (1932-2013)
verkörpert, der dafür eine Oscar-Nominierung bekam.
Ebenfalls bereits 1968 in den USA fertiggestellt
worden war der Spielfilm „Die Liebe eines Sommers“,
der nach dem Roman „A Jest of God“ von Margaret
Laurence (1926-1987)
entstanden war. Der Film kam schon im November 1968
in die deutschen Kinos, nachdem die Uraufführung im
August 1968 in den USA stattgefunden hatte. Regie
und Produktion lagen in den Händen von Paul Newman
(1925-2008), dessen Ehefrau Joanne Woodward (*1930)
die weibliche Hauptrolle spielte. Für den Film „Die
Liebe eines Sommers“ wurden Newman und.
Woodward 1969 mit einem Golden Globe Award für Regie
bzw. Darstellung ausgezeichnet. Für den Schauspieler
Paul Newman war dieser Film sein Debüt als Regisseur
gewesen, das er damit glänzend absolviert hatte.
In den USA war das Filmmusical „Funny Girl“ im
Vorjahr bereits erfolgreich angelaufen. Es gehört zu
den Filmen, die für das deutsche Publikum das Jahr
1969 prägten. Die Hauptrolle war mit Barbra
Streisand (*1942) besetzt worden, die dafür 1969 den
Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in einem
Musical verliehen bekam. Dazu wurde Streisand im
selben Jahr noch mit einem Oscar ausgezeichnet. Die
Rolle der Fanny Brice hatte Barbra Streisand bereits
am New Yorker Broadway 1964 gespielt. Ihr
Filmpartner war Omar Sharif (*1932), der vier Jahre
zuvor Triumphe als „Dr. Schiwago“ gefeiert hatte.
Auch eine Musical-Verfilmung aus Großbritannien zog
die Menschen in die Kinos – „Oliver“. Nach dem
gleichnamigen Musical von Lionel Bart (1930-1999)
und dem gleichnamigen Roman von Charles Dickens
(1812-1870) hatte der Film in London bereits am 26.
September 1968 seine Uraufführung erlebt. In
Deutschland gehörte er 1969 zum Kinoprogramm.
Al Pacino (*1940) gab als Tony in „Ich, Natalie“
sein cineastischen Debüt und Melanie Griffith
(*1957) stand mit zwölf Jahren erstmals in dem Film
„Smith – Ein Mann gegen alle“ vor der Kamera. Iris
Berben (*1950) und Uschi Obermeier (*1946) waren
1969 zusammen in dem Film „Detektive“ zu sehen, der
im Vorjahr entstanden war.
Die
erfolgreichsten Filme 1968 Kinocharts
Film
Besucher
Spiel mir das Lied vom Tod
13.000.000
Ein toller Käfer
6.000.000
Easy Rider
5.000.000
Pippi Langstrumpf
4.000.000
Im Geheimdienst ihrer
Majestät
4.000.000
Hurra, die Schule brennt!
4.000.000
Zum Beispiel Ehebruch
3.500.000
Deine Frau, das unbekannte
Wesen
3.500.000
Heintje - Ein Herz geht auf
Reisen
3.500.000
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