Länderinfo
Ukraine
Geschichte
Die Ukraine ist ein Staat, der
sich derzeitg finden muss. Im Spannungsfeld zwischen
Ost und West erlebten die Ukrainer in ihrer
Geschichte immer wieder westliche wie östliche
Einflüsse und Herrscher. Gegenwärtig sucht die
Ukraine nach einer Identität und bindet sich mehr
und mehr an den Westen. Doch auch
Russland, das
lange Zeit dieses Gebiet beherrschte wird als neuer
Freund und Partner angesehen.
Frühzeit
Die frühesten Nachrichten über das Gebiet der
Ukraine entstammen griechischen Quellen, die von den
Skythen und anderen Völkern sprechen. Archäologische
Funde haben ergeben, dass die Ukraine seit jeher im
Einflussgebiet von innerasiatischen Steppenvölkern
lag, die auch das frühe Mittelalter bestimmten.
Skythen und Griechen stießen im Süden der Ukraine
aufeinander, doch profitierten die Nomaden von der
Kultur der antiken Griechen. Ab 200 n. Chr. finden
wir im ukrainischen Gebiet die Goten, die 375 von
den heranrückenden Hunnen vertrieben werden und
damit die Völkerwanderungszeit auslösen. Einige
Goten bleiben jedoch in diesem Gebiet zurück. Im 5.
und 6. Jahrhundert entwickeln sich die Slawen. Deren
Ethnogenese ist jedoch noch vollkommen im Dunkeln,
genauso wie ihr eigentlicher Herkunftsort. Im Norden
drängen Wikinger, als Waräger bezeichnet, über
Dnjepr und Wolga vor, vermischen sich mit den Slawen
und gründen die Kiewer Rus im 9. Jahrhundert. Die
Ukraine ist Teil dieses frühen Staates, der aus
losen Zentralorten „Rus“ besteht. In der Ukraine
siedeln nun slawische Stämme wie Petschenegen und
Kryptschuken. Die „Kiewer Rus“ wird im 13.
Jahrhundert in die „Goldene Horde“ der Mongolen
integriert. Die Mongolen können jedoch aus Europa
vertrieben werden. Innenpolitische Probleme in
Ostasien lässt das größte Reich der Erde schnell
zerfallen.
Ukraine zwischen Polen, Litauen und Russland
In
Moskau hat sich im 15. Jahrhundert ein neuer,
souveräner Staat etabliert, der sich nun Russland
nennt. Die Ukraine wird Kleinrussland genannt oder
Ukraina, was Mark (Grenzland) bedeutet. Dieses
Gebiet gelangt im 14. Jahrhundert zum Großfürstentum
Litauen, wird aber auch von
Polen beansprucht. Nach
einigen Kriegen wird 1569 die Ukraine als
litauisch-polnischer Doppelstaat verwaltet. In der
Kirchenunion von Brest wird die katholische mit der
orthodoxen Religion vereinigt. Die Ukraine bleibt in
dieser Zeit unter Kontrolle beider Staaten.
Russland, als neuer Staat, kann sich bislang nicht
behaupten. Als in Mitteleuropa jedoch der
Dreißigjährige Krieg ausbricht, wird Polen, das ja
involviert ist, sehr geschwächt. 1648 kann sich ein
Großteil der heutigen Ukraine als Kosakenstaat
unabhängig erklären. Doch dieser neue Staat kann
nicht lange existieren, bereits fünf Jahre später
gelangt er unter polnisch-russischen Einfluss. Polen
kann die größten Besitzansprüche stellen. Durch die
polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert kommt
Galizien an das Habsburgerreich. Der Osten der
Ukraine gelangt an Russland. Wechselnde
Territorialansprüche führen im
19. Jahrhundert zu
einem stetigen Wandel der Ukraine, die jedoch ab
Mitte des
19. Jahrhunderts fast vollständig von
Russland kontrolliert wird. Die Unterdrückung der
eigenen, ukrainischen Bevölkerung führt, ähnlich den
Bewegungen in anderen Ländern, zum Aufkommen einer
Nationalbewegung. Diese erstarkt ab
1900 und wird
vor allem vom Deutschen Reich stark unterstützt. Als
der Erste Weltkrieg ausbricht, kann sich die
Nationalbewegung gegen die Russen behaupten.
1918
erklärt sich die Ukraine als Ukrainische
Volksrepublik unabhängig. Die Nationalbewegung ist
jedoch stark kommunistisch orientiert und
sympathisiert kurz darauf mit den siegreichen
Sowjets in Russland.
1919 wird der neue Staat in
eine Sowjetrepublik umgewandelt und 1922 in die neu
gegründete Sowjetunion eingegliedert.
Moderne
Unter der Sowjetherrschaft fällt die Kontrolle
wieder an Moskau zurück. Viele Ukrainer sind
unzufrieden, da
Moskau wieder die vollständige
Kontrolle über die Ukraine ausübt. Während des
Zweiten Weltkriegs wird das Gebiet ab 1941 wieder
vom Deutschen Reich besetzt. In Lemberg wird eine
unabhängige Ukraine ausgerufen, die sich jedoch
nicht behaupten kann und im
Zweiten Weltkrieg
aufgerieben wird. Unter Stalin werden jegliche
Unabhängigkeitsforderungen unterdrückt. Die Sowjets
können ihre Macht jedoch noch vierzig Jahre
behaupten.1986 explodiert in Tschernobyl ein
Kernreaktor und verstrahlt große Teile der Ukraine.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Folgezeit
sowie beginnende Autonomiebewegungen in vielen
Teilen der Sowjetunion führen zu ihrem Ende. 1991
kann sich die Ukraine erneut unabhängig erklären und
dies auch bis heute bleiben. Dennoch bestehen auch
in der neuen Demokratie noch alte Seilschaften fort.
Leonid Kutschma, Präsident zwischen 1994 und 2004,
regiert mit Gewalt und Wahlbetrug.
2004 kommt es
deswegen zu der Orangenen Revolution. Kutschma muss
zurücktreten und kann einer neuen Generation von
Politikern Platz machen:
2005 Wiktor Juschtschenko
und
2007 Julija Tymoschenko. Unter den neuen
Regierungen wird eine Doppelstrategie verfolgt: die
Ukraine sucht die Anbindung an den Westen durch
Mitgliedschaften in EU und NATO, aber gleichzeitig
auch die Aussöhnung mit dem „alten Erzfeind“
Russland im Osten.