Länderinfo
Ukraine Geschichte
Die Ukraine befindet sich aufgrund ihrer Geschichte
und ihrer geografischen Lage ständig im
Spannungsfeld zweier Großmächte. Auf der einen Seite
steht das autoritär geführte Russland, während sich
auf der anderen Seite der sogenannte Westen
befindet. Der Westen wird institutionell vertreten
durch die Europäische Union und die NATO.
Seit der ukrainischen Unabhängigkeit von der
Sowjetunion im
Jahre
1991,
wendet sich die Ukraine mehr dem Westen zu. Die
Ukraine hat eine demokratische Grundordnung und
bemüht sich um den Beitritt in die EU und in die
NATO.
Frühzeit
Die frühesten Nachrichten über das Gebiet der
Ukraine entstammen griechischen Quellen, die von den
Skythen und anderen Völkern sprechen. Archäologische
Funde haben ergeben, dass die Ukraine seit jeher im
Einflussgebiet von innerasiatischen Steppenvölkern
lag, die auch das frühe Mittelalter bestimmten.
Skythen und Griechen stießen im Süden der Ukraine
aufeinander, doch profitierten die Nomaden von der
Kultur der antiken Griechen. Ab 200 n. Chr. finden
wir im ukrainischen Gebiet die Goten, die 375 von
den heranrückenden Hunnen vertrieben werden und
damit die Völkerwanderungszeit auslösen. Einige
Goten bleiben jedoch in diesem Gebiet zurück. Im 5.
und 6. Jahrhundert entwickeln sich die Slawen. Deren
Ethnogenese ist jedoch noch vollkommen im Dunkeln,
genauso wie ihr eigentlicher Herkunftsort. Im Norden
drängen Wikinger, als Waräger bezeichnet, über
Dnjepr und Wolga vor, vermischen sich mit den Slawen
und gründen die Kiewer Rus im 9. Jahrhundert. Die
Ukraine ist Teil dieses frühen Staates, der aus
losen Zentralorten „Rus“ besteht. In der Ukraine
siedeln nun slawische Stämme wie Petschenegen und
Kryptschuken. Die „Kiewer Rus“ wird im 13.
Jahrhundert in die „Goldene Horde“ der Mongolen
integriert. Die Mongolen können jedoch aus Europa
vertrieben werden. Innenpolitische Probleme in
Ostasien lässt das größte Reich der Erde schnell
zerfallen.
Ukraine zwischen Polen, Litauen und Russland
In
Moskau hatte sich im 15. Jahrhundert ein neuer,
souveräner Staat etabliert, der sich nun Russland
nannte. Die Ukraine wurde Kleinrussland genannt oder Ukraina, was Mark (Grenzland) bedeutet. Dieses
Gebiet gelangt im 14. Jahrhundert zum Großfürstentum
Litauen, wurde aber auch von
Polen beansprucht. Nach
einigen Kriegen wurde 1569 die Ukraine als
litauisch-polnischer Doppelstaat verwaltet. In der
Kirchenunion von Brest wurde die katholische mit der
orthodoxen Religion vereinigt. Die Ukraine blieb in
dieser Zeit unter Kontrolle beider Staaten.
Russland, als neuer Staat, konnte sich bislang nicht
behaupten. Als in Mitteleuropa jedoch der
Dreißigjährige Krieg ausbrach, wurde Polen, das ja
involviert war, sehr geschwächt. 1648 konnte sich ein
Großteil der heutigen Ukraine als Kosakenstaat
unabhängig erklären. Doch dieser neue Staat konnte
nicht lange existieren, bereits fünf Jahre später
gelangte er unter polnisch-russischen Einfluss. Polen
konnte die größten Besitzansprüche stellen. Durch die
polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert kam
Galizien an das Habsburgerreich. Der Osten der
Ukraine gelangte an Russland. Wechselnde
Territorialansprüche führten im 19. Jahrhundert zu
einem stetigen Wandel der Ukraine, die jedoch ab
Mitte des
19. Jahrhunderts fast vollständig von
Russland kontrolliert wurde. Die Unterdrückung der
eigenen, ukrainischen Bevölkerung führte, ähnlich den
Bewegungen in anderen Ländern, zum Aufkommen einer
Nationalbewegung. Diese erstarkte ab
1900 und wird
vor allem vom Deutschen Reich stark unterstützt. Als
der Erste Weltkrieg ausbricht, konnte sich die
Nationalbewegung gegen die Russen behaupten.
1918
erklärte sich die Ukraine als Ukrainische
Volksrepublik unabhängig. Die Nationalbewegung war
jedoch stark kommunistisch orientiert und
sympathisierte kurz darauf mit den siegreichen
Sowjets in Russland.
1919 wurde der neue Staat in
eine Sowjetrepublik umgewandelt und 1922 in die neu
gegründete Sowjetunion eingegliedert.
Ukraine wieder unter Moskaus Führung
Unter der Sowjetherrschaft fiel die Kontrolle
wieder an Moskau zurück. Viele Ukrainer waren
unzufrieden, da
Moskau wieder die vollständige
Kontrolle über die Ukraine ausübte. Während des
Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet ab 1941 wieder
vom Deutschen Reich besetzt. In Lemberg wurde eine
unabhängige Ukraine ausgerufen, die sich jedoch
nicht behaupten kann und im
Zweiten Weltkrieg
aufgerieben wurde. Unter Josef Stalin wurden jegliche
Unabhängigkeitsforderungen unterdrückt. Die Sowjets
konnten ihre Macht jedoch noch vierzig Jahre
behaupten.1986 explodierte in Tschernobyl ein
Kernreaktor und verstrahlt große Teile der Ukraine.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Folgezeit
sowie beginnende Autonomiebewegungen in vielen
Teilen der Sowjetunion führten zu ihrem Ende. 1991
konnte sich die Ukraine erneut unabhängig erklären und
dies auch bis heute bleiben. Dennoch bestanden auch
in der neuen Demokratie noch alte Seilschaften.
Leonid Kutschma, Präsident zwischen
1994 und 2004,
regierte mit Gewalt und Wahlbetrug.
2004 kam es
deswegen zu der Orangenen Revolution. Kutschma musste
zurücktreten und konnte einer neuen Generation von
Politikern Platz machen:
2005 Wiktor Juschtschenko
und
2007 Julija Tymoschenko. Unter den neuen
Regierungen wurde eine Doppelstrategie verfolgt: die
Ukraine suchte die Anbindung an den Westen durch
Mitgliedschaften in EU und NATO, aber gleichzeitig
auch die Aussöhnung mit dem „alten Erzfeind“
Russland im Osten.
Annexion der Halbinsel Krim 2014
Der Einflussverlust Russlands führte zu
Spannungen zwischen der Ukraine und der russischen
Führung. Diese Spannungen führten zu der
völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel Krim im
Jahre 2014. Hier initiierte der russische Präsident
Wladimir Putin Maßnahmen, um die politische
Stabilität der Krim zu erschüttern. Beispielsweise
unterstütze die russische Regierung, die von
prorussischen Gruppierungen auf der Krim formulierte
Forderung nach Abspaltung von der Ukraine. Durch
gezielte Desinformationskampagnen spaltete Russland
die Bevölkerung auf der Krim weiter.
Am
25.
Februar 2014 kam es zu ersten gewaltsamen
Auseinandersetzungen zwischen proukrainischen und
prorussischen Demonstranten. Eine weitere Eskalation
fand durch das erste Eingreifen russischer Truppen
statt. Dies geschah am 27. Februar 2014, indem das
russische Militär strategisch wichtige Einrichtungen
besetzte. Am 21. März 2014 erklärte Russland die
Krim als Teil der Russischen Föderation.
Völkerrechtlich ist die Annexion nicht rechtens. Die
Ukraine widersprach des Weiteren der russischen
Erklärung und sieht die Krim weiterhin als Teil des
ukrainischen Staatsgebiets.
Der russisch-ukrainische Krieg
Entwicklungen seit 2022
Im
Februar 2022 kam es zur nächsten Eskalation.
Das russische Hauptargument für die Eskalation war
die Entnazifizierung der Ukraine. Russland warf der
ukrainischen Regierung vor, sie sei durchsetzt von
Nationalsozialisten. Diese Einschätzung teilen
unabhängige Beobachter nicht. Es wird davon
ausgegangen, dass Russland diesen Vorwurf
konstruiert hat. Weiter behauptet Russland, die
Expansion der NATO hätte eine Reaktion Russlands
erforderlich gemacht. Auch dieser Einschätzung
folgen unabhängige Experten nicht.
Mit diesen Argumenten rechtfertigte Wladimir Putin
einen Einmarsch am 24. Februar 2022, der auf die
Besetzung des gesamten ukrainischen Staatsgebiets
zielte.
Während die Annexion der Krim noch entsprechend
Putins Plan verlief, zeigten sich bei dem Überfall
auf die gesamte Ukraine Schwierigkeiten. Die
russische Führung unterschätzte die
Widerstandsfähigkeit der Ukraine. Die russische
Taktik bestand daraus, innerhalb von wenigen Tagen
Kiew einzunehmen. Darauffolgend sollte die Regierung
um Präsident
Wolodymyr Selenskyj entmachtet und eine
Marionettenregierung eingesetzt werden.
Im Verlauf des Krieges offenbarten sich
Logistikprobleme der russischen Armee. Auch die
strategische Vorgehensweise ist von außenstehenden
Militärexperten als nicht zielführend beschrieben
worden. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die
Einnahme Kiews innerhalb weniger Tage nicht gelingen
würde, zog sich die russische Armee aus dem Gebiet
rund um Kiew zurück.
Bei dem Rückzug der russischen Armee offenbarten
sich gezielt verübte Kriegsverbrechen in den vorher
besetzten Gebieten. In Vororten Kiews wurden
exekutierte Zivilisten mit gefesselten Händen
gefunden. Des Weiteren gab es zahlreiche Berichte
von Vergewaltigungen durch Soldaten der russischen
Armee.
Nachdem sich die russische Armee aus der Region um
Kiew zurückgezogen hatte, konzentrierte sich die
russische Offensive in erster Linie auf den Osten
der Ukraine. So fokussierte Russland sich
militärisch auf die selbst ernannten Volksrepubliken
Lugansk und Donezk. Ein weiteres russisches Ziel ist
es, eine Landbrücke zwischen der eroberten Halbinsel
Krim und dem umkämpften Donbass herzustellen. Zu
diesem Ziel wurde die Hafenstadt Mariupol belagert
und nahezu vollständig zerstört.
In dem Verlauf des Krieges bewies die ukrainische
Führung, dass sie ausgezeichnete Arbeit in moderner
Kriegsführung leistete. Den Informations- und
Darstellungskrieg führte die Ukraine sehr
erfolgreich. Durch mit dem Handy aufgenommene
Statements des ukrainischen Präsidenten Selenskyj,
schaffte die Ukraine es, einen Großteil der
Bevölkerung der EU dazu zu bringen, sich für die
Unterstützung der Ukraine einzusetzen. Diese
Unterstützung geschah in finanzieller, in
humanitärer und in militärischer Form. Der russische
Angriffskrieg sorgte außerdem für große
Flüchtlingsbewegungen innerhalb Europas.
Bevölkerung:
46.347.000 (Stand 2013 geschätzt)
Bevölkerungsdichte:
75,16 pro km2
Grenzländer:
Moldawien, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Ungarn, Weißrussland
Regierungsform:
Präsidiale Republik
Staatsoberhaupt:
Präsident
Regierungschef:
Premierminister
Nationalfeiertag:
24. August