Heute vor 50 Jahren - Zwei Welten und ihre
Ereignisse
Selbst Menschen, die sich vermeintlich nicht für Politik
interessierten, wurden
1961 hellhörig, als ein weitreichendes
Ereignis West- und Ostdeutschland gleichermaßen
erschütterte, ein Ereignis, das
weltweit Aufmerksamkeit
erregte: Am
13. August wurde in
Berlin das
ohnehin schon geteilte
Arbeitslosenquote
0,8 %
Benzinpreis
Normal 0,58 DM/l
Diesel 0,54 DM/l
Bierpreis
0.60 DM/0,5l
Brotpreis
0.85 DM/kg
Butterpreis
7,19 DM/kg
Goldpreis
35,20 $/oz
Heizölpreis
0,24 DM/l
Monatslohn
460,80 DM/Monat
Deutschland zusätzlich durch den
Bau einer Mauer zerrissen. Von einer Wiedervereinigung
waren diese beiden Staaten nun noch weiter entfernt als
je
zuvor. Wer sich zum falschen Zeitpunkt im Westen
Berlins aufhielt, konnte nicht zurückkehren. Die Mauer
durchquerte Straßenzüge, Nachbarn von gegenüber gehörten
plötzlich zu einer anderen Welt, wurden zu sogenannten
„Klassenfeinden“. In Ostberlin, wo die Bauarbeiter sich
hauptsächlich dem Wohnungsbau widmeten – so hatte es
jedenfalls noch kurz zuvor der Staatsratsvorsitzende
Walter Ulbricht formuliert – begannen sie über
Nacht eine Begrenzung zu erbauen, die von Stund’ an das
Verlassen des Ostteils der Stadt in den Westteil zu
einer strafbaren Handlung erhob, die gegebenenfalls
sogar mit dem Tode geahndet wurde. „Niemand hat die
Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Auch dieses Zitat
stammt von Walter Ulbricht, der sich derart gegenüber
der „Frankfurter Rundschau“ geäußert hatte. Die
Situation war für die Menschen ein Schock, wenngleich
die Berliner ihren Humor bald wiederfanden, der in
diesem Fall sarkastisch klang: „Berlin ist einzige
Stadt, die in allen Himmelrichtungen Osten hat.“
Zum schwarzen Humor kamen schwarze Zeiten. Während die
DDR
glaubte, ihr diktatorisches System durch Zwang und
Freiheitsberaubung zu festigen, gedieh
im Westen der
Stadt das Wirtschaftswunder. Und weil das Wunder nicht
von allein gedeihen konnte, schloss die Bundesrepublik
ein sogenanntes Anwerbeabkommen mit der
Türkei ab, durch
das Gastarbeiter ins Land kamen und bei der
Wunder-Gestaltung helfen sollten. Es war nicht das erste
Abkommen dieser Art. Bereits ein Jahr zuvor, waren
spanische und griechische Gastarbeiter gekommen. Bis zum
Jahr
1968
ging es jährlich so weiter.
Marokkaner,
Portugiesen,
Tunesier
und
Jugoslawen
wurden im Arbeitsalltag zur Selbstverständlichkeit. Die
Italiener
waren längst in Deutschland angekommen, denn
auf Drängen
Italiens, das ein großes Arbeitslosen-Problem zu
bewältigen hatte, entstand bereits 1955 das erste
Anwerbeabkommen. Auch die DDR holte sich Helfer,
natürlich aus dem befreundeten Ausland, für die es dann
eine Ehre zu sein hatte, dort zu arbeiten. Allerdings
dauerte es bis zum Jahre
1980,
ehe der erste Gastarbeiter aus
Vietnam in die DDR kommen
durfte.
Ein Ereignis, das die Welt in einer anderen Weise
bewegte, war im selben Jahr die Wahl
John F. Kennedys zum 35. Präsidenten der USA.
Bis dato hatte noch nie ein Katholik dieses Amt inne
gehabt. Außerdem war John F. Kennedy der jüngste
Präsident, den die Amerikaner je zu ihrem
Staatsoberhaupt erwählt hatten. Doch seine
Präsidentschaft währte nur kurze Zeit. Er, der u. a.
gegen die Rassentrennung vorging, wurde am
22. November 1963
ermordet. Seine Amtszeit war keine Glanzzeit und er
hatte keine Gelegenheit mehr, das zu ändern. Und immer
noch tobte der Krieg der USA gegen Vietnam, dem man mit
einer Erwähnung allein nicht gerecht wird. Die
außenpolitischen Ereignisse Amerikas warfen kein gutes
Licht auf die Anfangsjahre des sechziger Jahrzehnts.
Daran änderte auch die Ankündigung nichts, dass Amerika
bis
1970 auf
dem Mond landen würde. Doch Kennedys Solidarität mit den
„eingemauerten“ Deutschen in Westberlin, die er am
26.
Juni 1963 zum 15. Jahrestag der Berliner Luftbrücke zum
Ausdruck brachte, wurde zur Legende. Sein Satz „Ich bin
ein Berliner“ ist heute noch in aller Munde, wenn auch
mitunter ohne Kenntnis der Zusammenhänge. Denkt man an
John F. Kennedy, drängt sich auch die Erinnerung an
Marilyn
Monroe auf. Nicht nur, dass ihr Ständchen „Happy
Birthday, Mr. President“ zu dessen Geburtstag am
29. Mai
1962 Schlagzeilen machte, es war zudem ihr letzter
öffentlicher Auftritt. Wenig später, am 5. August, starb
Marilyn Monroe. Vergessen ist sie jedoch nicht. Noch
Generationen nach ihr huldigen dieser faszinierenden,
schönen Frau, die eine der
begehrtesten Filmschauspielerinnen war und
als Sexsymbol des letzten Jahrhunderts gilt. Unvergessen
ihr Film, der
1961 in die Kinos kam: „Misfits – Nicht
gesellschaftsfähig“.
Ereignisreich war das
1961
auch auf dem Gebiet der
Technik. So wie der Osten politisch gegen den Westen
arbeitete – und umgekehrt – fochten die
Sowjetunion
und die USA einen harten Kampf bei der Eroberung des
Weltalls aus. Die Tatsache, dass bereits im März bei
einem Raumflug des „Sputnik 10“ der Hund „Swedotschka“
ins All geschickt worden war, verblasste angesichts des
kurz darauf gestarteten Raumschiffes „Wostok 1“. Darin
saß der erste Mensch, der in den Weltraum flog. Juri
Gagarin hatte sich damit am
17. April
1961 in den Geschichtsbüchern verewigt. Wenige
Tage später setzten die Amerikaner nach. Alan Shepard
war für sie am 5. Mai der Mann im All. Die sowjetische
Raumfahrtbehörde schickte bereits am 6. August erneut
ein Raumschiff, die „Wostok 2“ mit German Titow, in den
Weltraum. Wiederum ein Erfolg. Es war ein
Kopf-an-Kopf-Rennen, das 4 Jahre später dazu führte,
dass die Menschheit ein neues Wort wie
selbstverständlich in ihren Sprachgebrauch aufnehmen
konnte: Mondlandung. Es war klar, dass es sich in die
„100 Wörter des
20. Jahrhunderts“ würdig einreihte, denn
am
21. Juli 1969
betrat ein Amerikaner tatsächlich den Mond. Es war Neil
Armstrong, der der Besatzung von „Apollo 11“ angehörte.
Seine Worte „Das ist ein kleiner Schritt für einen
Menschen, ein riesiger Schritt für die Menschheit“
wurden zum berühmtesten Zitat weltweit. Dass er sich
versprochen und den Satz ein wenig verdreht hatte, ist
eine unbedeutende Sache, die im geschichtlichen Nebel zu
Recht untergegangen ist.
Die
sechziger Jahre waren in vielerlei Hinsicht
spektakulär und aufregend.
Der Kalte Krieg, die
Auseinandersetzung des Ostblocks unter sowjetischer
Führung und der des Westens mit den USA an der Spitze,
trieb die Menschen in den politisch unterschiedlich
geführten Ländern oftmals in arge Notsituationen, denn
mit Freiheit hatte die Ostblock-Politik nichts im Sinn.
Während die sozialistischen Länder mit aller Kraft und
auch mit Gewalt ihre Bürger zu sogenannter Linientreue
zwangen, wurde deren Drang nach Freiheit umso größer.
Die österreichische Hauptstadt Wien wurde damals zur
ersten Bühne der Entspannungs-Bemühungen. Hier trafen
sich John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, um
Edeka machte
kluge Hausfrauen
dem
Rüstungswettlauf entgegenzutreten. Die Gespräche
verliefen erfolglos, jedoch nicht ohne Ergebnis. Das
sowjetische Staatsoberhaupt nahm den Amerikaner seiner
Jugend und Unerfahrenheit wegen nicht ernst. Also gab er
damals den „Startschuss“ für den Mauerbau in Berlin. Die
kleine DDR war dem „großen Bruder“ hörig und tat, was
der entschieden hatte, um die Abwanderung unzähliger
Fachkräfte zu stoppen. Auch ein Jahr später wirkte sich
dieses Gipfeltreffen der Großmächte noch aus:
Sowjetische Atomraketen wurden 1962 auf Kuba
stationiert. Als hatte die Welt nicht schon genug Elend
erleben müssen, rüsteten Amerika und die UdSSR weiter um
die Position des Stärkeren.
Das Regime in der UdSSR sah genauso diktatorisch aus wie
das
in der DDR und in den anderen sozialistischen
Ländern. Als beispielsweise das Leningrader
Kirow-Ballett – neben dem Bolschoi-Ballett die
renommierteste Kompanie der Sowjetunion – in
Frankreich
zu einem Gastspiel weilte, entschloss sich Rudolf
Nurejew, nicht mehr zurückzukehren. Als Solist des
Ensembles hatte er Privilegien genossen, die auch eine
Gastspiel-Reise nach
Wien ermöglichten. Aber das zog auch weniger
attraktive Tourneen nach sich, die er nicht ablehnen
konnte. Er musste „gehorchen“. Etliche dieser Auftritte
im eigenen Land und in der DDR waren für den inzwischen
im ganzen Land berühmten Tänzer wegen ihrer miserablen
Gegebenheiten eine Zumutung. Als Nurejew im Sommer 1961
erstmals mit dem Kirow-Ensemble in Frankreich gastierte
und am Ende dieser Tournee anstatt mit den Kollegen nach
London weiterzureisen, von der Parteiführung in die
Sowjetunion zurück beordert wurde, bat er in Frankreich
um Asyl. Diese Flucht Nurejews ins westliche Ausland
ging bereits am nächsten Tag durch die Nachrichten. An
der Popularität des Tänzers änderte sich nichts. Im
Gegenteil. Im Jahre 1964 ging er an das Wiener
Staatsopernballett, wo er bis 1988 als Tänzer und
Choreograf sehr erfolgreich war.
Ein herausragendes Ereignis des Jahres 1961 waren auch
die Bayreuther Festspiele, die zum 50. Male stattfanden.
Unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch eröffnete das
Haus auf dem Grünen Hügel seine Festivalzeit mit
„Tannhäuser“. Was für eine Besetzung! Wolfgang
Windgassen brillierte in der Titelpartie. Ihm standen u.
a. Dietrich Fischer-Dieskau und aus der DDR der
renommierte Tenor Peter Schreier zur Seite. Die
Sensation war aber die Darstellerin der Venus: Grace
Bumbry, die erste schwarzhäutige Sängerin, die in
Bayreuth auftrat. Ihr Erfolg bei diesen Festspielen war
triumphal. Wohl denen, die dabei sein durften und zudem
die richtige Garderobe hatten. Die sah nämlich in den
sechziger Jahren ein wenig unscheinbar aus. Zwar trug
die elegante Dame zu einem schmalen Tageskleid unbedingt
einen Hut und auch Handschuhe, aber die nach unten
versetzte Taille erinnerte eher an die Charleston-Zeit
der
zwanziger Jahre als an einen besonderen Opernabend.
Was die Herren tagsüber trugen, war auch nicht gerade
für einen festlichen Anlass geeignet. Die Anzüge waren
von geradem Schnitt. Dabei waren vorwiegend gedeckte
Farben gefragt. Die Hosen wurden nach unten hin schmal.
Da musste der Schuh modisch sein, denn er war der
eigentliche Blickfang. Auch das war schon einmal modern
gewesen. Für den Abend hatten es die Herren leichter als
die Damen. Sie nahmen einen Smoking oder einen
Nadelstreifenanzug aus dem Schrank und waren fertig.
Ihre Kleidungsstücke hatten sich in den Jahren zuvor
kaum verändert. Die Damen konnten derweil mit ihren
Hüten auftrumpfen, die stets ein wenig kokett wirkten,
denn meistens war sie asymmetrisch aufgekrempelt. Ein
Hut für den Abend war mit Tüll oder Seide aufgeputzt.
Bei den jungen Leuten rief derweil eine Erfindung der
Pharmaindustrie Begeisterung hervor. Am 1. Juni 1961
wurde erstmals die Antibabypille auf den deutschen Markt
gebracht, die ein Jahr zuvor bereits Amerika erobert
hatte. Dieses kleine Medikament verhalf den Jugendlichen
zu einer neuen sexuellen Freiheit, noch bevor die
eigentliche Sexuelle Revolution im Zuge der
Studentenbewegung 1968 begann. In den Jahren 1961/62
sorgte ein weiteres Arzneimittel für enorme
Aufmerksamkeit. Von Begeisterung konnte jedoch in dem
Fall keine Rede sein. Seit 1957 war dieses Medikament im
Umlauf. Es sollte gegen die morgendliche
Schwangerschaftsübelkeit helfen. Nun war „Contergan“
Gegenstand eines spektakulären Arzneimittelskandals. Es
war eine Schreckensbotschaft, als die ersten Bilder von
missgebildeten Neugeborenen veröffentlicht wurden. Ein
Zeitungsartikel der „Welt am Sonntag“ veranlasste
schließlich die Vertreiber-Firma Grünenthal, das Mittel
aus dem Verkehr zu ziehen. Das geschah am
27.
November 1961. Doch bis dahin hatte „Contergan“
einen weltweiten, nicht wieder gutzumachenden Schaden
angerichtet. Erst 1967, nach eingehenden Untersuchungen,
kam es zu einer Anklage gegen den führenden
Gesellschafter der Firma und gegen mehrere leitende
Mitarbeiter. Zu Zahlungen war die Firma bereit, ein
Urteil wurde nicht gefällt. Und das, obwohl eine Woche
vor der Rücknahme des unseligen Mittels der
Herstellerfirma fast 2000 Warnungen vorgelegt worden
waren, über die die Vertriebsfirma informiert war. In
der DDR hatte man den Vertrieb des Medikaments
abgelehnt, da man es als unzureichend geprüft einstufte.
Die Zahl der Missgeburten konnte dadurch auf nicht
einmal zehn dokumentierte Fälle minimiert werden. Hier
hatte das staatliche Misstrauen Schlimmeres verhindert.
Die Zeit von 1958 bis 1960 war für diejenigen, die das
Glück hatten, ihm persönlich zu begegnen, etwas ganz
Besonderes. Bodenständig, freundlich und umgänglich,
großzügig und heiter – mit diesen Worten wurde Elvis
Presley beschrieben, der sich in jener Zeit in
Deutschland aufhielt. Als Angehöriger der amerikanischen
Armee weilte er zu Manöverzwecken u. a. im bayerischen
Grafenwöhr. Wenn sich zur selben Zeit einer seiner Hits
aus dem Radio ergoss, schmolzen die jungen Leute dahin.
Ihr einstiger King of Rock’n’Roll war sanfter geworden,
doch mit „It’s Now Or Never“ hatte er keines seiner
Fan-Herzen verloren. Bis heute nicht.
Unerwartet verließ am
13. Mai
1961 einer der beliebtesten US-Schauspieler die
Bühne des Lebens:
Gary
Cooper. Gerade einmal fünfzig Jahre alt war er
geworden. Er war ein enger Freund des Schriftstellers
Ernest
Hemingway, den die Welt wenige Tage später
betrauerte. Er starb am
2. Juli
desselben Jahres. Gary Cooper lebt in seinen Filmen
weiter, vor allem in „High Noon“, dem unnachahmlichen,
klassischen Western. Ernest Hemingway bleibt den
Menschen in Erinnerung u.a. durch seine Novelle „Der
alte Mann und das Meer“, für die er bereits
1954
den Literaturnobelpreis erhalten hatte und die
heute noch jeder halbwegs belesene Mensch mit seinem
Namen in Verbindung bringt.
Und schaut man auf die Kinoleinwand, dann hatte sich
Deutschland mit einem Highlight hervorgetan. „Es muss
nicht immer Kaviar“ – so hieß der Film, der nach dem
gleichnamigen Roman von
Johannes Mario Simmel entstanden
war. Der smarte O. W. Fischer eroberte drehbuchgemäß die
Frauenherzen und auch die der Zuschauerinnen. Kein
Vergleich allerdings mit einem James-Bond-Film, von
denen die ersten Streifen in den sechziger Jahren in die
Kinos kamen. Dieser Kult-Agent 007 ist auch heute noch
ein Garant für volle Kassen. Meistens.
Wer nicht ins
Kino gehen wollte und schon im Besitz
eines
Fernsehgerätes war, sich zudem für Sport
interessierte, ohne ihn selbst auszuüben, dem wurde am
4. Juli eine große Freude zuteil. Die ARD strahlte die
erste „Sportschau“ aus. Wenngleich in den folgenden
Wochen noch nicht über Fußball berichtet wurde, waren
die Zuschauer dennoch sehr interessiert. Die Sendung
wurde mit der Einführung der Fußball-Bundesliga auf das
Wochenende verlegt. Damit wurde sie für die Männer zum
Straßenfeger. Die Entscheidung des Deutschen
Fußball-Bundes am 28. Juli 1962, die höchste Spielklasse
im Fußball als Bundesliga zu bezeichnen, stieß allseits
auf Zustimmung. Das erste Spiel wurde dann am 1. August
1963 ausgetragen. Aufmerksame Fans werden den Namen Gert
Müller gewiss mit 365 Toren in Verbindung bringen. Sein
Status als Torschützenkönig ist bis heute ein Grund für
nachhaltige Bewunderung. Für diejenigen, die Musik dem
Sport vorzogen, gab es ab dem 22. August in der ARD
„Musik aus Studio B“. Diese Sendung mit
Chris Howland
dauerte eine Dreiviertelstunde und wer sich an die
Anfangsjahre erinnert, hört heute noch gern und mit
Wehmut Interpreten wie Manuela,
Lolita,
Rex Gildo oder
Bill Ramsey.
Schlager, die eine heile Welt besangen, die
die Schauermeldungen der Nachrichten vergessen machten,
erfreuten sich großer Beliebtheit.
In aller Stille geschahen allerdings noch andere Dinge
in der Welt, weil es Menschen gab, deren Horizont über
den Tellerrand der Alltäglichkeiten hinausging. Dazu
gehörte beispielsweise am 11. September 1961 die
Gründung des World Wide Fund for Nature in der Schweiz.
Der WWF hat heute noch Bestand und ist inzwischen nur
eine von vielen Organisationen, die sich mit der
Erhaltung der Natur im weitesten Sinne befasst.
Ein
halbes Jahr zuvor, am
28. Mai wurde die
Menschrechtsorganisation „Amnesty International“ in
London gegründet. Nicht nur die Natur war in Gefahr.
Menschen wurden ebenso immer wieder auf unwürdigste
Weise behandelt. Weltweit. Einigen konnte diese bis
heute aktive Organisation helfen. Viele blieben auf der
Strecke.
Im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders stand den
Menschen elf Jahre nach Kriegsende der Sinn vor allem
nach privatem Glück. Die Generation, die in den 68ern
rebellierte, war noch im Wachsen.
Derweil fuhren Kinder
und Eltern in die benachbarten Länder, um sich zu
erholen. Österreich und Italien waren angesagt. Auch die
Schweiz hatte ihre Stammgäste. Doch viele fühlten sich
im eigenen Lande am wohlsten. Die Nordseeküste und die
Alpen hielten damals einen Besucherrekord. An eine
Fernreise, wie sie heute ganz selbstverständlich in die
Urlaubs-Überlegungen einbezogen wird, dachten nur wenige
Menschen. Um Asien, Australien, Neuseeland oder Amerika
zu bereisen, fehlte den meisten das Geld. Billigflüge
gab es, doch längst nicht in der Vielzahl wie
heutzutage. Mit preiswerten Flügen konnte man die
Menschen aber immerhin nach Mallorca locken. Auch wenn
viele diese Insel nicht einmal richtig auszusprechen in
der Lage waren, hatte sie doch genug Anziehungskraft, so
dass viele sie besuchten und sei es, um mit einer bunten
Postkarte Freunden und Bekannten oder gar den Verwandten
in der DDR einen neidvollen Seufzer zu entlocken.
Die Uhren gingen in den sechziger Jahren schon schneller
als in den zurückliegenden 50ern. Die Bescheidenheit
hatte einen Pakt mit dem Konsum-Teufel geschlossen und
die Menschen achteten sehr genau darauf, dass sie nicht
weniger vorweisen konnten, als es dem Nachbarn möglich
war.
In der DDR wurde derweil nach dem Beispiel der
UdSSR die Wirtschaft in Zwei- und Fünfjahrespläne
eingeteilt. Die Zeitungen bejubelten die Erfolge, das
reale Leben strafte die Presse Lügen. Die Doppelmoral
trug bereits in den Schulen erste Blüten. Die Konsequenz
zweier deutscher Staaten zermürbte die Menschen, auch
wenn sich viele dem vermeintlich humanen System der
Diktatur des Proletariats unterordneten. Gewonnen hatte
Deutschland erst 1989, an dem Tag, als die Mauer fiel.
Doch vorerst lauschte man auf beiden Seiten u.a. Nana
Mouskouri und ihren „Weißen Rosen aus Athen“. Die
griechische Hauptstadt sollte für die einen bald zu
einem neuen Urlaubsziel werden. Für die anderen rückte
die Welt in immer unerreichbarere Ferne.
Das 60er Jahrzehnt war unruhig und obwohl der Frieden
nicht sicher war, der Kalte Krieg tobte, bleiben doch
Kleinigkeiten in guter Erinnerung. Immerhin war die Zeit
mancher Leute Jugend. Und nach ihr sehnt man sich gern
zurück.
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