Länderinfo Türkei Geschichte
Am
29. Oktober 1923 wird die Türkei
von Mustafa Kemal Pascha als Republik ausgerufen – gleichzeitig wurde die Hauptstadt
von
Istanbul nach
Ankara verlegt.
Was davor passierte: das Osmanische Reich war faktisch zusammen gebrochen (im
ersten Weltkrieg) – der türkische Befreiungskrieg (1919-1923) und die Absetzung
Sultan Mehmeds VI. (er war der letzte Sultan des
osmanischen Reichs).
Der
Begründer der modernen Türkei und erster Präsident der türkischen Republik war
Mustafa Kemal (seit
1934
Ataturk). Während seiner Amtszeit führte er beachtliche
Reformen in Politik und Gesellschaft ein – diese sollten das Land in einen am
Westen orientierten Staat wandeln.
Im April
1924 trat eine neue Verfassung in
Kraft. Ein Jahr danach wurde die traditionelle türkische Kopfbedeckung der
Männer (Fez) und etwas später der Schleier für die Frauen verboten. Auch die
islamische Zeitrechnung (Rumi-Kalender) wurde abgeschafft und durch den
Gregorianischen ersetzt. In den Jahren darauf übernahm die türkische Regierung
ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern – diese wurden dementsprechend der
Türkei angepasst. Im Dezember
1934 bekamen die Frauen das aktive und passive
Wahlrecht (Gesetz/Nr.: 2599). Die Grundlage für das Handeln Atatürks: die
Ideologie des Kemalismus. Dieser basiert auf sechs Prinzipien: türkischer
Nationalismus – Laizismus – Republikanismus – Etatismus – Revolutionismus und
Populismus!
Die Veränderungen wurden (natürlich) nicht ohne Widerstand einfach
nur akzeptiert: im Februar
1925 kam es zu einem Aufstand der kurdischen
Minderheit unter Scheich-Said. Dieser wurde durch das Militär gewaltsam beendet.
Atatürks Reformen hatten tiefgreifende soziale – kulturelle und wirtschaftliche
Veränderungen herbeigeführt. Nach seinem Tod wurde Ismet Inönü der neue
Staatspräsident der Türkei – auch er war bestrebt, die Türkei zu modernisieren.
Die
1990er Jahre waren durch wechselnde politische Mehrheiten und ständige
Neuwahlen gekennzeichnet. Unter der späteren Regentschaft von Demirel näherten
sich Staat und die
PKK etwas an.
Insgesamt wurden bis
1994 z.B. über 2000 Dörfer
durch das Militär gewaltsam geräumt. Hier sollten Unterstützungsbasen der PKK
zerstört werden. Die PKK wiederum antwortete damit, dass sie u.a. gegen Dörfer
vorging, die mit dem Staat gemeinsam Sache machten. Im Januar
1996 trat die
Zollunion zwischen der Türkei und der Europäischen Union in Kraft.
Im Dezember
1995 wird zum ersten Mal in der türkischen Geschichte eine islamische Partei
stärkste politische Kraft – die Wohlfahrtspartei (RP): mit 21,38 Prozent! Diese
fand aber keinen Koalitionspartner – somit erhielt die zweitstärkste Kraft (DYP)
den Auftrag, die Regierung zu bilden.
Mit seiner Politik geriet Necmettin
Erbakan (RP) in Widerspruch zu der von Kemal Atatürk. Da er diese Politik nicht
umsetzen konnte, musste er
1997 zurücktreten.
1998 wurde die RP vom
Verfassungsgericht verboten und die Tugendpartei (FP) übernahm „das Ruder“.
Einige Jahre später setzte die von der AKP geführte Regierung die
Regierungsrichtung Ecevit`s (1999-2001) fort: umfassende Reformen im Zivilrecht,
der Menschen- und Freiheitsrechte. U.a. wurden die Todesstrafe abgeschafft –
Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Minderheit
gestärkt.
Erlaubt waren nun der Gebrauch der kurdischen Sprache,
Kurdisch-Unterricht und auch kurdische Radio- und Fernsehkanäle.
2004 erteilte
die Regulationsbehörde für Fernseh- und Radiosender drei Privatsendern im
Südosten der Türkei die Lizenz in Kurdisch senden zu können.
Menschenrechtsverstöße – Folter und die Beschneidung demokratischer Rechte gab
es trotz der politischen Erfolge in der Türkei weiterhin.
2004 wurden
Verhandlungen mit der Türkei von Seiten der EU aufgenommen: wird die Türkei
Mitgliedsstaat der Europäischen Union!?
2005 trafen sich Erdogan in Ankara mit türkischen und kurdischen
Intellektuellen! Danach verkündete der Ministerpräsident im August, dass die
Probleme im Osten ein spezifisch Kurdisches seien und dass man diesem Problem
mit Demokratie begegnen wolle. Das war bisher einmalig in der türkischen
Geschichte!
2005 wurde eine
Währungsreform auf den Weg gebracht. Seit dem 1. Januar
2009 ist der erste staatliche Sender, der rund um
die Uhr in kurdischer Sprache sendet, on Air.
Zurück zur EU-Mitgliedschaft der
Türkei: die Debatte darum schwelt seit einigen Jahren. Mittlerweile hat die
Europäische Union sogar entschieden, die Verhandlungen über einen Beitritt
teilweise auszusetzen.
Davon sind acht der insgesamt 35 Verhandlungskapitel
betroffen. Dabei geht es z.B. um Handels- und Zollfragen! Aber ungeachtet der
Politik und der oft sehr schlechten Presse ist die Türkei ein absolutes
Lieblings-Reiseland – nicht nur bei den Deutschen.
Und der Tourismus ist für die
türkische Wirtschaft sehr wichtig geworden. Interessant sind u.a. die
historischen und kulturellen Reichtümer des Landes. Ihre auf zwei Kontinente
ausgebreitete geographische Lage – die Fauna und das paradiesische Klima locken
Millionen Touristen aus der ganzen Welt an den Bosporus.
Aber hier lockt nicht
nur die heiße Sonne – sondern auch die Wärme in den Herzen der hier lebenden
Türken. Und davon mal abgesehen: neben den „Sonne, Meer & Strand-Touristen"
bietet die Türkei auch alternative Urlaube an.
Gerade auch für die, die sich für
die Geschichte und Kultur des Landes interessieren (Türkei ist eines der
kulturreichsten Länder der Welt). Die vielen Tempel, Theater, Moscheen, Kirchen,
Paläste oder auch Koranschulen sind „überlebende“ Zeugen der alten Zivilisation
und der Vergangenheit.
Sonstige Türkei
Infos
Fläche 814.578 km² -
Einwohner 72.561.312 (2009) -
Bevölkerung 87,8 Einwohner pro km²
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