Geschichte der Indianer Nordamerikas
Das von Anfang des 14. Jahrhunderts bis kurz nach dem Ende des
Ersten
Weltkriegs existierende Osmanische Reich war etwa sechs Jahrhunderte lang eines
der wichtigsten Mächte im Mittelmeerraum und im Nahen Osten. Zum Zeitpunkt
seiner größten Ausdehnung hatte dieses Reich Anteile an den drei Kontinenten
Europa, Asien und Afrika. Zum Osmanischen Reich gehörten im 16./17. Jahrhundert
neben Kleinasien, dem Balkan und Teilen Mitteleuropas auch fast die gesamte
nordafrikanische Küstenregion, Mesopotamien,
Syrien mit
Palästina sowie weite
Gebiete
Arabiens und der Kaukasus-Region. Dem Machthöhepunkt der osmanischen
Sultane im 16. Jahrhundert (“Türken vor Wien“) folgte ein sich über mehrere
Jahrhunderte hinziehender allmählicher Bedeutungsverlust des schließlich als
„Kranker Mann am Bosporus“ bezeichneten Staates. Die Niederlage im Ersten
Weltkrieg läutete dann endgültig den Untergang des Osmanischen Reiches ein.
Der Ursprung des Osmanischen Imperiums stand im Zusammenhang mit dem Untergang
eines anderen Großreiches. Als Folge der Auflösung des Großseldschuken-Reiches
war im 11. Jahrhundert das Sultanat der Rum-Seldschuken entstanden. Nach
militärischen Erfolgen gegen
byzantinische Truppen hatten die zu den islamischen
Turk-Völkern gezählten Kämpfer der Sultans-Dynastie der Rum-Seldschuken Ost- und
Zentralanatolien unter ihre Herrschaft gebracht. Niederlagen gegen mongolische
Khane Ende des 13. Jahrhunderts ließen dieses Reich mit seiner Hauptstadt
Ikonion (Konya) rasch auseinanderfallen. Etliche muslimische Stammesfürsten
errichteten daraufhin eigene Emirate (Beylik) als selbstständige Kleinreiche.
Darunter auch Osman I. Ghazi, der ein winziges Territorium um den gut 150 km
südöstlich von Konstantinopel liegenden Ort Söğüt in Bithynien geerbt hatte.
Osman I. gelang es während seiner von etwa 1288 bis um 1324 dauernden
Regierungszeit dieses Emirat um ein Vielfaches bis auf die Größe des heutigen
deutschen Bundeslands Hessen zu erweitern. Die Eroberungen des Begründers der
osmanischen Dynastie unterschieden sich von den Kriegszügen anderer türkischer
Kleinfürsten. Osman I. ging es nicht nur um Beutemachen auf Raubzügen, sondern
vor allen um den nachhaltigen Aufbau eines Staatswesens durch dauerhafte
Integration der eroberten Gebiete mit Hilfe von Verwaltungsstrukturen und
Vergewisserung von lokalen Loyalitäten.
Osman von etwa 1325 bis 1360 als Herrscher folgender Sohn Orhan trieb die
Expansion weiter und erweiterte sein Reich unter anderem durch Eroberung
europäischer Gebiete in Rumelien. Unter Orhans Nachfolgern wurde nach Eroberung
von fast ganz Anatolien die territoriale Erweiterung auf dem Balkan vor allem
auf Kosten des dahinsiechenden byzantinischen Reststaates weiter vorangetrieben.
Mit der Verlegung der osmanischen Residenz vom kleinasiatischen Bursa ins
europäische Adrianopel (Edirne) 1361 verschoben sich Machtzentrum und
hauptsächliche Reichsinteressen auf den Balkan. Mitentscheidend für diese
Erfolge war die effektive Heeresorganisation der osmanischen Armee, in der ab
Mitte des 14. Jahrhunderts die Janitscharen immer größere Bedeutung bekommen
hatten. Die schwere Infanterie der Janitscharen rekrutierte sich aus vom Balkan
stammenden, ihren christlichen Eltern weggenommenen Jungen („Knabenlese“). Diese
geraubten Kinder wurden in einer Art muslimischer Ordensorganisation zu
unbedingt loyalen und hocheffektiven Elitekriegern ausgebildet.
Nach die Machtstellung der Osmanen festigenden Siegen über Serben und Bulgaren
bedeutete die vernichtende Niederlage in der Schlacht bei
Ankara gegen das
mongolische Heer von Timur Lenk im Jahr 1402 eine erhebliche Zäsur. Das damals
von Sultan Bayezid I. geführte Osmanenreich stand kurzzeitig vor dem
Zusammenbruch. Doch nachdem sich das Reich nach einem von Thronwirren und
Gebietsverlusten geprägten zehnjährigen Interregnum wieder stabilisiert hatte,
nahmen die Sultane ihre Expansionspolitik wieder auf. Sie waren unter anderem im
Kampf gegen in
Griechenland präsenten Venezianer und gegen Ungarn erfolgreich.
Mit dem Fall des jahrzehntelang belagerten Konstantinopels 1453 durch Mehmed II.
ging das
Byzantinische Reich endgültig unter. Die geschichtsträchtige
euro-asiatische Metropole wurde zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reiches.
Die lange Herrschaftsperiode (1520 – 1566) von Suleiman dem Prächtigen (Süleyman
dem Prächtigen) stellte
nach Ansicht vieler Historiker den Höhepunkt der osmanischen Macht dar, auch
wenn 1529 der Versuch, Wien zu erobern, scheiterte.
Neben seiner Heeresorganisation basierte der osmanische Staat insbesondere auf
dem bedingt mit der mitteleuropäischen Lehnsordnung vergleichbaren Timar-System.
Kern dieser sozialen Ordnung war die lebenslange Überlassung von Land an
bewährte Krieger, später auch an Zivilbeamte. Zur Struktur des osmanischen
Reiches gehörte seit Beginn des 16. Jahrhunderts eine enge institutionelle
Verbindung von Staat und Religion: Die Sultane führten auch den Kalifen-Titel.
Die Kalifen waren als „Nachfolger des Gesandten Gottes“ religiöser Führer
zumindest der sunnitischen Muslime. Trotz dieser eindeutig islamischen
Ausrichtung des Osmanischen Reiches waren die religiösen Minderheiten der
Christen und
Juden nicht rechtlos und waren nur ausnahmsweise Verfolgungen
ausgesetzt. Als Schutzbefohlene des Sultan-Kalifen genossen sie im Gegensatz zu
religiösen Minderheiten in vielen Ländern des christlichen Abendlands
dauerhaften Schutz. Sie durften ihre kirchlichen und gemeindlichen
Angelegenheiten mehr oder weniger autonom regeln. Der Anteil der
nicht-muslimischen Menschen an der Gesamtbevölkerung war bedeutend (1914: 10 %).
So waren in Konstantinopel (
Istanbul)
1566 von 600.000 Einwohnern ungefähr
200.000 griechisch-orthodoxen Glaubens.
Der zeitlich etwa mit der Niederlage gegen die Heilige Liga in der Seeschlacht
von Lepanto 1571 einsetzende Niedergang des Osmanischen Reiches hatte sowohl
äußere wie innere Ursachen. Zum einen tat sich das osmanische Heer zunehmend
schwer auf die bei christlichen Streitkräften eingeführten waffentechnischen
Neuerungen adäquat zu reagieren. Zum anderen waren die Suleiman folgenden
Sultane in der Regel unfähige Herrscher, die sich vor allem mit, oft blutig
ausgetragenen Thronstreitigkeiten und Haremsintrigen beschäftigten. Korruption
sowie ständige Wirtschaftskrisen, die die Masse der Bevölkerung verelenden
ließen, waren weitere Negativfaktoren.
Die häufig überragenden Fähigkeiten der Großwesire, der vom Sultan eingesetzten
Chefs der osmanischen Regierung („Hohe Pforte“), reichten nicht aus, um diese
Dauerkrisen zu bewältigen.
Mit der Niederlage beim zweiten Versuch, Wien einzunehmen, im Jahr 1683 war die
Schwäche des Reiches allgemein offensichtlich geworden. Seitdem verringerte sich
das Staatsgebiet unaufhörlich. Gebiete wurden wie die Krim von christlichen
Ländern erobert, erkämpften sich wie Griechenland ihre Unabhängigkeit oder
erlangten wie zum Beispiel
Ägypten weitgehende Autonomie bei Beibehaltung einer
lediglich formalen osmanischen Oberhoheit. Ferner sicherten sich Mächte wie
Frankreich und Russland durch „Kapitulationen“ genannte Verträge günstige
wirtschaftliche und politische Reservatsrechte.
Letztlich war das gegenseitige Misstrauen der europäischen Großmächte
ausschlaggebend, dass die „Orientalische Frage“ nicht bereits im 19. Jahrhundert
mit der endgültigen Zerschlagung des Osmanischen Reiches gelöst worden ist.
Insbesondere das Bestreben Russlands, sich auf Kosten des Osmanischen Reiches
auszudehnen, stieß auf Widerstand bei den westlichen Mächten. Der Versuch, durch
ein
1839 auf den Weg gebrachtes Reformpaket (“Tanzimat-Reformen“) eine
Modernisierung und Stärkung des Reiches zu erreichen, zeigte nur beschränkte
Wirkung. Die Integrität des osmanischen Staates wurde zwar nach dem
Krim-Krieg
1856 und durch den Berliner Kongress 1878 bekräftigt, doch schrumpfte das
Staatsterritorium weiter. Daran änderte auch der politische Umsturz am Vorabend
des
Ersten Weltkriegs im Prinzip nichts.
1908 hatte eine „Jungtürken“ genannte
Gruppe den autokratisch regierenden Sultan Abdülhamid II. gestürzt und die
Errichtung einer konstitutionellen Monarchie durchgesetzt. Hier hatte der neue
Sultan, Mehmed V., nur noch lediglich eine repräsentative Stellung.
Nach drei verlorenen Kriegen (Krieg gegen Italien 1911, Balkankriege 1912 und
1913) hatte das Osmanische Reich fast alle seine europäischen Gebiete verloren.
An der Seite des Deutschen Reiches hoffte die vom Kriegsminister Enver Pascha
dominierte jungtürkische Regierung verlorene Gebiete zurückzugewinnen und
erklärte im November 1914 der Entente den Krieg. Zu den dunkelsten Kapiteln
dieser Kriegszeit zählten die Massentötungen an des Verrats bezichtigten
armenischen Staatsbürgern durch türkisches Militär 1915/16. Die international
anerkannte Einordnung dieser Tötungen als Völkermord wurde von offizieller
türkischer Seite stets vehement abgelehnt.
Am 30. Oktober 1918 unterzeichnete die osmanische Militärführung in
Eingeständnis ihrer Niederlage im Ersten Weltkrieg den Waffenstillstand von
Moudros. Große Teile des Landes wurden von alliierten Truppen besetzt. Es drohte
eine Aufteilung des Reststaates. Dagegen formierte sich unter Führung des
Weltkrieg-Generals Mustafa Kemal Pascha (später „Atatürk“ genannt) eine
nationalistische Bewegung. Der von der Regierung Sultans Mehmed VI. 1920
unterzeichnete Vertrag von Sèvres schrieb erhebliche Gebietsverluste in
Anatolien insbesondere zugunsten Griechenlands und des kurzzeitig unabhängigen
Armeniens fest. Die Kemalisten akzeptierten den Vertrag nicht. Durch ihren Sieg
im Türkischen Befreiungskrieg erreichten sie 1923 eine Revision des Vertrags.
Bereits
1922 war das Sultanat abgeschafft worden. Abdülmecid II., der
Thronfolger von Mehmed VI., wurde Kalif. Mit der Ausrufung der Türkischen
Republik am 29. 10. 1923 war das Osmanische Reich dann am Ende. Nachdem 1924
auch das Kalifat abgeschafft worden war, war die osmanische Dynastie endgültig
Geschichte geworden.