Länderinfo Palästina Geschichte
Palästina ist eine Region des nahen Ostens, die wie
kaum eine kleine Region die Welt so verändert
hat. Ein kleines, hier siedelndes Volk hat seit
knapp zweitausend Jahren die Geschicke im Nahen
Osten, Europas und Amerikas bestimmt. Als die
Juden vertrieben wurden, siedelten sich andere
Völker an, die muslimisch wurden und sich heute
Palästinenser nennen. Die Gründung Israels 1948
machte aus den ohnehin schweren Beziehungen ein
Politikum und destabilisiert bis heute die
gesamte Region.
Frühzeit
Die frühen mesopotamischen Hochkulturen haben
das Gebiet Palästinas schon sehr früh
einbezogen. Um 1800 v. Chr. wanderten Semiten in
das Gebiet ein und bildeten die Keimzelle des
späteren jüdischen Volkes und seines Staates
Israel. Nach einer langen prä-staatlichen Phase,
die vor allem durch ägyptische und assyrische
Oberhoheit geprägt war. Um 1000 v. Chr. bildete
sich ein Königreich unter David, dessen Zentrum
in Jerusalem lag. Kurze Zeit spaltete sich das
Reich in Israel im Norden (Sichem) und Juda
(Jerusalem) auf. 586 v. Chr. eroberte
Nebukadnezar das Reich. Das Nordreich mischte
sich mit anderen Völkern. 332 v. Chr. wurde das
Gebiet von Alexander dem Großen erobert und kam
damit in Berührung des europäischen
Kulturkreises. Die nachfolgenden Römer
unterwarfen das Gebiet und nannten es
„Palästina“. Knapp 120 Jahre herrschten die
Römer mit judäischen Königen als Statthalter.
Die ansässigen Juden revoltierten jedoch und
wurden in mehreren Aufständen von den Römern
besiegt. 70 n. Chr. wurde der Tempel in
Jerusalem zerstört und die Juden vertrieben. Sie
zerstreuten sich über das gesamte Imperium.
Palästina wurde danach vom Oströmischen Reich
verwaltet. 313 nahm Konstantin
das Christentum
an und wertete das kleine Gebiet als „Heiliges
Land“ auf. Pilgerfahrten wurden Mode. Als die
Araber jedoch 638 Jerusalem eroberten, schworen
sie einen Konflikt herauf, der bis heute dauern
sollte. Zwischen Ostrom, den neu entstandenen
abendländischen Reichen und der arabischen Welt
kam es alsbald zu schwerwiegenden
Auseinandersetzungen. Ab dem 11. Jahrhundert
unternahmen die Europäer zahlreiche Kreuzzüge,
konnten sich aber auf Dauer nicht halten. Die
Osmanen übernahmen die Herrschaft.
Neuzeit
1471 eroberten die Osmanen Konstantinopel und
zerstörten das Oströmische Reich. Damit fielen
die Gebiete des Nahen Ostens an die Osmanen, die
den Kalifentitel annahmen. Die Osmanen
behelligten die in Palästina lebenden Christen
und Juden kaum. Ab dem 17. Jahrhundert schwächte
sich die Macht der Osmanen. Die Briten als neue
Macht traten auf. Als diese 1756 Indien als
Kolonie zu erobern begannen, suchten sie auch
Stützpunkte im Nahen Osten und kamen
unweigerlich auch mit den Osmanen in Kontakt.
Den Briten gelang es zwar, im Nahen Osten
Einfluss zu gewinnen, aber eigene Kolonien
konnten sie dort nur bedingt (Bahrain, Katar)
gründen. In Europa hatte sich derweil die
Zionistische Bewegung gegründet, die einen neuen
Staat für die Juden forderte. Massiv wanderten
diese Ende des
19. Jahrhunderts in Palästina
ein. Das Osmanische Reich unterstütze die
Einwanderung sogar, denn mit den Ankömmlingen
kamen zum Teil gut ausgebildete Menschen ins
Land. Als 1914
der Erste Weltkrieg ausbrach sah
Großbritannien seine Chance gekommen, mehr
Einfluss im Nahen Osten zu erlangen. 1917
besiegte es das Osmanische Reich, das 1918 ganz
unterging. In dem sogenannten Balfour-Abkommen
nahmen die Briten die Politik auf, den Juden der
Welt einen eigenen Staat zu schaffen, ohne die
in der Region Palästina lebenden Menschen in
ihren Rechten zu beschneiden. Die Briten
erhielten
1920 das Mandat über Palästina und
verwalteten es bis 1947. Der sich
radikalisierende Antisemitismus bewegte immer
mehr Juden zur Auswanderung in den Nahen Osten.
1921 hatten die Briten dort mehrere neue Staaten
geschaffen. Die Neuankömmlinge wurden gar nicht
gerne gesehen. Die Araber wie die Juden sahen
die britische Besatzung (Mandat) mit gemischten
Gefühlen. Als 1933
Hitler in Deutschland an die
Macht kam,
1939 der Zweite Weltkrieg begann,
forderten die Juden ihren eigenen Staat.
Großbritannien lehnte dies vehement in Hinsicht
auf die bereits dort siedelnden Muslime
(Palästinenser) ab. Doch
1945, nach dem Sieg
über Nazi-Deutschland und dem
Offensichtlichwerden des Holocaust, konnten die
Briten ihren Einfluss nicht mehr ausüben. Von
überall aus der Welt strömten Juden nach
Palästina.
1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Die
Palästinenser waren nun ein Volk ohne Heimat
geworden.
Moderne
Mit der
Gründung des Staates Israel auf
palästinensischem Boden begann eine politische
Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens.
Israel pochte auf sein historisch verbürgtes
Existenzrecht sowie auf die modernen Verträge (Balfour-Abkommen).
Die Palästinenser, die arabische Bevölkerung der
Region, sah Palästina jedoch als ihr Stammland
an, da sie und ihre Familien dieses Gebiet seit
Jahrhunderten nutzten. Die Lage begann noch mehr
zu eskalieren, als Israel begann, auch
Nachbarländer wie Jordanien anzugreifen. Im
Sechs-Tage-Krieg
1967 nahm Israel das
Westjordanland ein. Bis heute ist der Besitz
dieses Gebietes ungeklärt. Die Palästinenser
gingen seitdem über, in einer Art Guerillataktik
den israelischen Staat zu bekämpfen. 1971
gründete sich die PLO, die Palästinensische
Befreiungsfront, die seitdem Terroranschläge
verübte. Die PLO sieht sich als politische
Organisation und Vertreter des palästinensischen
Volkes, während Israel die Vereinigung als
Terroristen ansieht. Israel führte mit Ägypten
den Yom Kippur-Krieg und zwang auch dieses Land
Territorium abzugeben. Die Palästinenser
siedelten derweil in der israelisch besetzten
Westbank sowie im Gaza-Streifen. Die Attentate
seitens der PLO eskalierten Ende der 1980er
Jahre, vor allem da auf den Palästinensern nun
ein hoher Druck lastete: Die Sowjetunion als
Verbündeter war kurz vor dem Zerfall. In dieser
Situation übten die USA einen entscheidenden
Druck auf beide Seiten aus. Im sogenannten
Oslo-Prozess wurde ein Friedensfahrplan für
beide Seiten ausgearbeitet. Yassir Arafat (PLO),
Itzhak Rabin (Israel) und George Bush sen.
unterschrieben diesen 1993 und erhielten dafür
den Friedensnobelpreis. Die Palästinenser
erhielten eine Teilautonomie ihrer Gebiete, aber
ein eigener Staat wurde ihnen verweigert. Der
ausgehandelte Frieden dauerte jedoch nicht
lange, denn die Palästinenser begannen bald
wieder mit Attentaten. 1995 wurde Rabin von
einem enttäuschten israelischen Mann erschossen.
Ab 2001 eskalierten die Beziehungen zwischen
Israelis und Palästinensern, denn die USA
begannen mit ihrem „Krieg gegen den Terror“.
Israel sah sich legitimiert, nun auch mit voller
Härte gegen die Palästinenser vorzugehen.
2008
und
2012 forderte die PLO einen eigenen
Palästinenserstaat, sah aber bislang keinen
Rückhalt aus der Staatengemeinschaft für diesen
Plan.
Israel kritisiert das palästinensische
Vorhaben entschieden.
So ist aus dem einstigen „Gelobten Land“ heute
ein politisch heiß umkämpftes Gebiet geworden,
das nur mit Mühe zur Ruhe kommt.
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