Das Musikjahr 1969 - Debütalbum „Led Zeppelin“
1969 war das Jahr von drei legendär gewordenen
Musikveranstaltungen, die unter den
Kurzbezeichnungen Rooftop, Woodstock und Altamont
Kultstatus erlangten. Für die Dreharbeiten zu ihrem
Film „Let It Be“ versammelten sich die vier Beatles
(verstärkt durch Sideman Billy Preston) am 30.
Januar 1969 zur Mittagszeit auf dem Dach des
Firmengebäudes ihres Musikunternehmens Apple in der
Londoner Savile Row letztmalig zum einem
Live-Auftritt. In einer Dreiviertelstunde spielten
sie dreizehn Stücke, darunter „Get Back“ und „Don´t
Let Me Down“. „Get Back“ wurde einer der Welt-Hits
des Jahres. Zahlreiche Anwohner der Savile Row und
viele Passanten lauschten dem Rooftop Concert von
der Straße oder von den umliegenden Dächern aus. Die
von empörten, in ihrer Mittagspause gestörten
Nicht-Beatles-Fans alarmierte Polizei ermahnte die
Musiker zwar wegen der Ruhestörung und des sich
entwickelnden Verkehrschaos auf der Straße, tat den
Beatles aber nicht den publicity-günstigen Gefallen,
das Konzert aufzulösen. Im Film „Let It Be“ wurde
dieser Eindruck dann aber dennoch durch einen
geschickten Filmschnitt erweckt.
Das Woodstock-Festival
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Auch für das
Woodstock Festival an der
US-amerikanischen Ostküste waren Film und Fernsehen
für die globale Popularisierung und Verklärung
entscheidend. Der 1970 erstmals gezeigte Doku-Film
„Woodstock“ machte das Mitte August vier Tage lang
etwa 120 km von New York City entfernt von 400.000
Musikfans auf dem Land gefeierte Festival zum
weltweiten Kultereignis. Das wegen organisatorischer
Mängel vollkommen chaotische, aber trotzdem
ausgesprochen friedlich verlaufende Großereignis mit
Rockgrößen wie Jimi Hendrix, Joe Cocker, Ten Years
After, Santana und Jefferson Airplane wurde zum
ausgiebig vermarkteten Symbol für Love and Peace.
Das am 6. Dezember im kalifornischen Altamont
veranstaltete Free Concert, bei dem unter anderem
die Rolling Stones auftraten, ging dagegen als
Symbol für die dunkle Seite der Rock-Szene in die
Geschichte ein: Bei einer Schlägerei wurde ein
aggressiver Besucher von einem Hells-Angels-Ordner
getötet.
Die Rolling Stones teilten sich 1969 mit den Beatles
die Spitze der internationalen Charts-Positionen.
Mit „Honky Tonky Women“ lagen die Stones knapp
hinter „Get Back“. Zu den internationalen Top Five
der Singles-Hitparade gehörten 1969 auch Zager &
Evans mit ihrem zukunftsorientierten „In The Year
2525“, die Archies mit ihrem harmlose-flockigen „Sugar
Sugar“ sowie der nach langer Pause wieder
Live-Konzerte gebende
Elvis Presley mit „Suspicious
Minds“. Presley feierte auch mit „In The Ghetto“,
seinem ersten und einzigen Nr.1-Hit in Deutschland,
weltweit Triumphe.
Zu den Shooting-Stars des Jahres gehörte die 1968
gegründete Gruppe „Led Zeppelin“. Die
überschulterlangen Blondlocken von Leadsänger Robert
Plant machten „Matte“ endgültig bei Jungmännern
populär. Das aus der ersten Zeppelin-LP „I“
ausgekoppelte „Whole Lotta Love“ wurde zur Hymne
langmähniger Kopf-Wildschüttler. Punktgenau in die
Stimmung der Post-68er-Jugendszene passten auch
ruhigere Töne wie die sich als ideal für leicht
Bekiffte zum Mitwippen bewährten Hits „Albatross“
von Fleetwood Mac, „Badge“ von Cream, „Israelites“
von Desmond Dekker, David Bowies metaphysischer „Space
Oddity“-Song, „Spinning Wheel“ von Blood, Sweat &
Tears, das "Hare Krishna Mantra" von Radha Krishna
Temple sowie “The Boxer“ von Simon & Garfunkel.
Mucke für die Dorf-Disco
Für den bodenständigeren Dorf-Disco-Spass empfahlen
sich lebhaft-schlichte Hauruck-Renner wie Kullerauge
Lulus „Boom Bang-a-Bang“, Tommy Roes „Dizzy“, „Viva
Bobby Joe" von den Equals, „The Onion Song“ von
Marvin Gaye & Tammi Terell, "Proud Mary" von
Creedence Clearwater Revival, „Sorry Suzanne“ von
den Hollies und „Hello Suzie“ von Amen Corner.
Beliebt bei Engtanz-Freunden war 1969 das von Jane
Birkin und Serge Gainsbourg französisch gehauchte
beziehungsweise gebrummte "Je t'aime... moi non
plus"
Schnulzig-englischsprachig hatten 1969 unter anderem
Neil Diamond mit „
Sweet Caroline“, Andy Kim mit
„Baby, I Love You“, Barry Ryan mit „Eloise“ und die
Hollies mit „Aint My Brother“ Erfolg. Als
deutschsprachiges Schnulzengut gingen Bundesbürgern
besonders gut akustische Gefühlsschmeichler wie Roy
Blacks „Ich denk´an Dich“, Heintjes „Heidschi
Bumbeidschi“, „Weine nicht, kleine Eva“ von den
Flippers und Peter Alexanders „Liebesleid“ in die
Ohren.
Mit dem Instrumental "Time Is Tight" kreierten
Booker T. & the M.G.'s 1969 die ideale
Rausschmeißer-Musik am Ende von Tanz-Partys.
Neben dem seit seiner Uraufführung 1968
Zuschauerrekorde aufstellenden Hippie-Musical „Hair“
sorgte 1969 ein weiteres Musical für Furore: Mit der
Rockoper „Tommy“ (u. a. mit „Pinball Wizard“)
Eric Burden & The Animals
Nachdem sich die „
Animals“
im Vorjahr aufgelöst hatten und sich zu „Eric Burden
& The Animals“ neu zusammenfanden, löste sich die
Formation in diesem Jahr abermals auf. Vickie Jones
übte sich derweil darin
Aretha Franklin nachzuahmen, was dazu
führte, dass sie von der Polizei verhaftet wurde.
Auch Jim Morrison - Bandleader der „
Doors“
- geriet in Konflikt mit der Autorität, als er sich
während eines Konzerts in Miami entblößte und damit
für Aufsehen sorgte. Er wurde wegen lasziven
Verhalten und Trunkenheit in der Öffentlichkeit
verurteilt. Und während
Paul
McCartney Linda Eastman in
London
heiratete und
John
Lennon mit
Yoko Ono sein bekanntes „Bed-In“ abhielt,
wurden
George Harrison und seine Frau Pattie
wegen Besitz von Haschisch verhaftet. Abseits davon
nahmen
Johnny Cash und
Bob Dylan
verschiedene Songs in Nashville, Tennessee auf. Das
berühmteste Stück aus der Session war „Girl from the
North Country“.
Arroganz und Ruhestörung
Nachdem
Jimi Hendrix am
4. Januar
einen Auftritt in der Happening for Lulu Show
absolviert hatte,
erntete er böse Kritik vom
Produzenten. Dieser nannte Jimi einen Arroganten
Musiker, da er mit seinem Song „Sunshine of Your
Love“ die Sendezeit überzogen hatte. Abseits davon
veröffentlichten „
Led
Zeppelin“ gerade ihr Debütalbum.
Unerfreulich für die „
Beatles“
war es, dass Peter Best seinen Prozess gewann, in
dem er der Band eine Diffamierungs-Kampagne vorwarf.
Er erhielt zwar nicht die angestrebten acht
Millionen US-Dollar, aber dennoch einen beachtlichen
Betrag. Davon völlig unbeeindruckt hielten die
„Beatles“ am 30. Januar daraufhin ihr
Promotion-Konzert auf dem Dach des Apple-Gebäudes.
Das Event wurde je gestört, als die Polizei die
Veranstaltung abrupt beendete, da sich die
anliegende Nachbarschaft über den lauten Krach
beschwert hatte. Szenen des Konzerts wurden im Film
„Let It Be“ verwendet.
Neuerscheinungen 1969 und Bandgründungen
In der DDR gründen sich die
Puhdys.
Die Band Chicago veröffentlicht Ihr erstes
gleichnamiges Album, der Song "I´m Alive" landete in
Deutschland in den Top 10 der
Charts.
Genesis
veröffentlichen Ihr erstes Studio-Album unter dem
Titel "From Genesis to Revelation".
Howard Carpendale veröffentlich sein
erstes Album mit dem Titel "Ich geb mir selbst ’ne
Party".
Tony Iommi und
Geezer Butler gründen
Black
Sabbath. Robert Fripp ruft die Band
King
Crimson ins Leben und
Hot Chocolate starten in England Ihre
Kariere. In Deutschland gründet sich der
Fernando Express unter dem Namen „Skippies".
In Hannover wird im Musikjahr 1969 die Band
Eloy
gegründet. Die Geschwistern Karen und Richard Carpenter
gründen die
Carpenters.