Musikchronik 1970 - Krise bei „The Beatles“
Das wichtigste Rockmusikereignis des Jahres 1970 war
das dritte „Isle of Wight Festival“. Auf der
englischen Ärmelkanalinsel Isle of Wight traten vom
27. bis zum 30. August vor insgesamt 600.000
Menschen Gruppen und Einzelinterpreten wie
Jethro
Tull, Jimi Hendrix,
Supertramp, Miles Davis,
The Who
und Procul Harum auf.
Am
11. April 1970 erklärten die Beatles das Ende
ihrer Gruppe (offiziell-rechtlich fand die Auflösung
allerdings erst 1974 statt). Geschäftliche und
persönliche Differenzen, nicht zuletzt wegen John
Lennons Frau Yoko Ono, waren Gründe der Trennung. Im
Monat darauf erschien mit „Let It Be“ das letzte
Beatles-Album. Auf dieser 12. Beatles-LP waren neben
dem Titelsong Hits wie „Get Back“ und „Don´t Let Me
Down“ zu hören. Im Dezember brachte Ex-Beatle
George
Harrison mit „My Sweet Lord“ seinen ersten Solo-Hit
heraus.
Das Ende der Beatles signalisierte für viele
Zeitgenossen ebenso wie das Ende der Zusammenarbeit
des Schmusesänger-Duos
Simon and Garfunkel, das 1970
mit ihrer letzten LP „Bridge Over Troubled Water“
einen Welterfolg hatte, das endgültige Ende der
Flower-Power-Zeit. Verstärkt wurde dieser eher
negative Eindruck durch den Tod der beiden Rockstars
Janis Joplin und Jimi Hendrix, die beide mit nur 27
Jahren an den Folgen ihrer Drogenexzesse gestorben
waren.
Der Sound des Jahres wurde jetzt von anderen Stars
bestimmt. Zum bestverkauften Sommerhit aller Zeiten
wurde „In The Summertime“ der Briten-Band Mungo
Jerry mit ihrem Frontsänger Ray Dorset. Für Rockfans
waren 1970 „Paranoid“ von
Black Sabbath, „Black
Night“ von
Deep Purple, das 1969 uraufgeführte
„Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin, „American
Woman“ von The Guess Who und “Love Like A Man“ von
Ten Years After ein Muss. 1970 war auch eines der
wichtigsten Jahre für die kalifornische Band
Creedence Clearwater Revival, die leicht ohrgängige
Rockkost wie „Hey Tonight“ oder „Lookin' Out My Back
Door“ bot. Das im Dezember auf dem Markt gekommene
CCR-Album „Pendulum“ war bereits vor Erscheinen über
eine Million Mal verkauft worden. Ihren Ruf als
Kultband weiter erfolgreich festigen konnten die
Roling Stones mit „Brown Sugar“ und “Little
Queenie“.
Auch aus Deutschland kam 1970 international
beachtete Hit-Ware. Mit dem Song „The Witch“ war die
Hamburger Rock-Band The Rattles nicht nur im
deutschsprachigen Raum, sondern auch in den USA und
Großbritannien erfolgreich. 1970 fand sich eine der
musikalisch einflussreichsten und politisch
aktivsten deutschen Musikgruppen zusammen. Mit Rio
Reiser als Frontmann debütierten Ton Steine Scherben
mit dem schnell zur Hymne von Hausbesetzern und
anderen
Linksalternativen gewordenen
Agitprop-Stakkato „Macht kaputt, was euch kaputt
macht“.
Mainstreamig-sanfte Dudel-Hits des Jahres waren „A
Song Of Joy“ von Miguel Rios, „Amazing Grace“ von
Judy Collins, „Soul Brother Clifford“ von der
Gute-Laune-Band Equals, Neil Diamonds „Cracklin´
Rosie“, „Black Magic Woman“ von
Santana, „Lola“ von
den Kinks, „Yellow River“ von Christie und „Sha La
La, I Love You“ von den Flippers.
In deutschen Hitparaden tummelten sich 1970 wie
gehabt unverfängliche Mitklatsch-Lieder wie Michael
Holms „Mendocino“ , Erik Silvesters „Zucker im
Kaffee“ oder Bata Illics „Candida“.
Udo Jürgens
hatte seine russische Periode und punktete mit
„Anuschka“ und „Babuschka“. Peter Maffay wurde mit
den Hits „Du“, „Du bist anders“ und “Ich hab´nur
dich“ zum Shootingstar der Kuschelmusik-Szene. Dort
war
Roy Black mit „Dein schönstes Geschenk“
ebenfalls fest positioniert.
Neugründungen und Debüts
Die sozialkritische Band
Ton Steine Scherben wurde in
West-Berlin von R.P.S. Lanrue,
Rio
Reiser , Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel
gegründet.
Nach zwei Singles veröffentlichen
Barclay James Harvest ihr selbstbetiteltes
Debütalbum.
Eric
Clapton veröffentlichte seine erste
gleichnamige Solo-Schallplatte. Deutschland hat ein
neues Schlager-Duo, die
Amigos
gründen sich.
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