Januar 1989 - Ein
bewegtes Jahr macht
einem neuen Jahr Platz
Die Grenzöffnung und der Fall der Berliner Mauer,
die von der DDR-Führung „liebevoll“ als
„Antifaschistischer Schutzwall“ benannt worden war,
hatten den Ostblock grundlegend verändert. Überall
brach der Drang nach Demokratie massiv durch. Die
Kommunistischen Parteien gaben ihren
Führungsanspruch in den Ländern des Warschauer
Paktes auf und schafften damit Raum für ein
Mehrparteien-System. Die Zeit des Kalten Krieges
näherte sich ihrem Ende und die Deutschen schöpften
Hoffnung auf eine Wiedervereinigung, während die
jüngeren DDR-Bürger sich durchaus einen eigenen
Staat auf deutschem Boden vorstellen konnten, wenn
auch keinen mit einer kommunistischen Diktatur. Der
weinte niemand nach. Der sowjetische Staats- und
Parteichef Gorbatschow wurde für seine Verdienste
weltweit gewürdigt – die „Time“ machte ihn zum „Mann
des Jahrzehnts“. Keine Frage, er hatte viel
verändert – gewaltlos!
Was geschah im Dezember 1989
1. Dezember
Der Führungsanspruch der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED) wurde von der
DDR-Volkskammer aus der Verfassung gestrichen.
1. Dezember
Michail Gorbatschow (*1931) traf als erster
sowjetischer Staats- und Parteichef im Vatikan mit
Papst Johannes Paul II. (1920-2005) zusammen. Von
beiden Seiten wurde die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen angekündigt.
1. Dezember
Der Deutsche Fußball-Bund kündigte an, dass der
Betreuer der Nationalmannschaft, Franz Beckenbauer
(*1945), nach der Fußballweltmeisterschaft 1990 von
Berti Vogts (*1946) abgelöst werden würde.
1. Dezember
Mit den Stimmen von CDU/CSU und der FDP billigte der
Deutsche Bundestag den Zehn-Punkte-Plan von
Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) zur Überwindung
der deutschen Spaltung. Die SPD enthielt sich der
Stimme. Die Grünen stimmten dagegen.
2. Dezember
In einem Bericht des Untersuchungsausschusses der
DDR-Volkskammer wurde die Korruption in der
SED-Spitze offen dargelegt. Im Parlament kam es
daraufhin zu tumultartigen Szenen.
2. Dezember
Bei Malta trafen der US-Präsident
George H. W. Bush
(*1924) und der sowjetische Staats- und Parteichef
Michail Gorbatschow (*1931) zu einem
„Zwischengipfel“ zusammen.
2. Dezember
Bei den ersten Wahlen seit der Aufhebung des
Kriegsrechts 1987 in der Inselrepublik Taiwan
erhielt die regierende Kuomintang 72 der 101
Parlamentsmandate. Vordem waren es 79 Mandate
gewesen.
2. Dezember
Die deutschen Tennisprofis
Steffi Graf (*1969) und
Boris Becker (*1969) wurden ebenso wie der
Ruder-Achter als bundesdeutsche „Sportler des
Jahres“ geehrt.
3. Dezember
Auf der 12. Tagung des Zentralkomitees der
Sozialistischen Einheitspartei traten das Politbüro
und das ZK mit Egon Krenz (*1937) an der Spitze
zurück. Spitzenfunktionäre unter denen unter anderem
Erich Honecker (1914-1994), Willi Stoph (1914-1999),
Erich Mielke (1907-2000), Alexander
Schalck-Golodkowski (*1932) waren, wurden aus der
Partei ausgeschlossen.
3. Dezember
Wegen schwerer Schädigung des Volkseigentums und der
Volkswirtschaft wurden die ehemaligen
Politbüromitglieder Günter Mittag (1926-1994) und
Harry Tisch (1927-1995) verhaftet.
3. Dezember
In Brüssel (
Belgien) starben zwölf Menschen bei
einer Explosion in einem Schießklub.
3. Dezember
Der Titelverteidiger Boris Becker (*1967) unterlag
im Finale des New Yorker Masters-Tennisturniers dem
Schweden Stefan Edberg (*1966) in vier Sätzen.
4. Dezember
In der sowjetischen Hauptstadt
Moskau unterrichtete
Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow (*1931)
seine Bündnispartner auf dem Gipfeltreffen des
Warschauer Paktes über sein Treffen mit US-Präsident
George H. W. Bush (*1924) bei Malta. Die beteiligten
Staaten verurteilten in einer Erklärung den
Einmarsch der ČSSR im Jahr 1968 als „bewaffnete
Invasion“.
4. Dezember
In West-Berlin stellte sich der wichtigste
Devisenbeschaffer der DDR, Alexander
Schalck-Golodkowski (*1932), der dortigen Polizei.
Gegen ihn war in der DDR der Vorwurf der
„Veruntreuung von Volkseigentum“ erhoben worden.
4. Dezember
In
Leipzig fand eine Demonstration mit 150.000
Teilnehmern statt. Außerdem drangen Bürger in das
Leipziger Gebäude des Staatssicherheitsdienstes ein,
um zu verhindern, dass Stasi-Akten vernichtet
wurden.
4. Dezember
Die DDR-Parteien CDU und LDPD (Liberaldemokratische
Partei) erklärten ihren Austritt aus dem
„Demokratischen Block der Parteien und
Massenorganisationen“.
5. Dezember
Der Ministerpräsident der DDR, Hans Modrow (*1928),
hatte sich nach Gesprächen mit Kanzleramtsminister
Rudolf Seiters (*1937) bereit erklärt, den
Mindestumtausch und die Visumspflicht für
Bundesbürger zum 1. Januar 1990 aufzuheben.
5. Dezember
Die britische Premierministerin Margaret Thatcher
(1925-2013) wurde von der Konservativen Partei
erneut zur Vorsitzenden gewählt. Sie hatte zum
ersten Mal seit 1975 mit Anthony Meyer (1920-2004)
einen Gegenkandidaten.
6. Dezember
Der Staats- und Parteichef der DDR, Egon Krenz
(*1937), trat von seinem Amt als
Staatsratsvorsitzender zurück. Sein Nachfolger wurde
der Vorsitzende der Liberaldemokratischen Partei
(LDPD), Manfred Gerlach (1928-2011).
6. Dezember
Das Bundeskabinett beschloss, dass die Bundeswehr ab
1995 um 75.000 auf 420.000 Soldaten verringert
werden würde. Weitere Reduzierungen wollte
Bundesverteidigungsminister, der CDU-Politikter
Gerhard Stoltenberg (1928-2001) von der Entwicklung
in den Ländern des Warschauer Paktes abhängig
machen.
6. Dezember
In der
Schweizer Hauptstadt Bern wählte die Vereinte
Bundesversammlung Bundesrat Arnold Koller (*1933)
von der Christlichdemokratischen Volkspartei als
ersten Vertreter von Appenzell Innerrhoden zum
Bundespräsidenten für 1990.
6. Dezember
In der Hauptstadt Bogotá (Kolumbien) starben 62
Menschen bei einem Anschlag der kolumbianischen
Drogenmafia auf die Zentrale der Geheimpolizei des
Landes. Seit Jahresbeginn waren in Kolumbien rund
1700 politische Morde registriert worden.
7. Dezember
In der Sowjetrepublik
Lettland strich der Oberste
Sowjet die Führungsrolle der Kommunistischen Partei
aus der Verfassung.
7. Dezember
Nach sechs Tagen war ein Putschversuch gegen die
Präsidentin Corazon Aquino (1933-2009) auf den
Philippinen gescheitert.
7. Dezember
Oppositionsgruppen und Regierungsparteien einigten
sich in Ost-Berlin bei den Verhandlungen am „Runden
Tisch“ auf die Auflösung des
Staatssicherheitsdienstes der DDR und auf das
Stattfinden von freien Wahlen am 6. Mai 1990.
7.Dezember
Die Lizenz zur Errichtung des privaten
Mobilfunknetzes D 2 wurde von Bundespostminister
Christian Schwarz-Schilling (*1930) an das
Konsortium des Mannesmann AG vergeben.
7. Dezember
Wegen der anhaltenden Unruhen im Land trat der
Ministerpräsident der Tschechoslowakei, Corazon
Aquino (1933-2009) von seinem Amt zurück.
In der kubanischen Hauptstadt Havanna fand im
Beisein des Präsidenten Angolas, José Eduardo dos
Santos eine Feier zur Beisetzung der kubanischen
Soldaten statt, die in verschiedenen Teilen der
Welt, vor allem in Angola, gefallen waren.
8.Dezember
Gegen zahlreiche SED-Spitzenfunktionäre, darunter
Erich Honecker (1914-1994), Erich Mielke
(1907-2000li Stoph (1914-1999) wurden in der DDR
Ermittlungen eingeleitet wegen des Verdachts des
Amtsmissbrauchs und der Korruption.
8. Dezember
Auf dem außerordentlichen Parteitag der SED in der
DDR-Hauptstadt Berlin wurde die Auflösung der Partei
abgelehnt. Neuer Vorsitzende der Partei wurde Gregor
Gysi (1948). Dessen Stellvertreter wurden Hans
Modrow (*1928) und der Dresdner Oberbürgermeister
Wolfgang Berghofer (*1943).
8. Dezember
Auf dem zweitägigen EG-Gipfel in Straßburg
(Frankreich) erkannte die Staats- und
Regierungschefs in einer Grundsatzerklärung zum
Wandel in Mittel- und Osteuropa grundsätzlich das
Recht der Deutschen auf eine Wiedervereinigung an.
Einigkeit herrschte darüber, dass dieser Prozess
sich demokratisch und friedlich auf den rundlagen
sämtlicher Bestimmungen der KSZE vollziehen müsse.
9. Dezember
Erstmals nahmen die Vereinigten Staaten seit dem
Massaker vom 4. Juni auf dem Platz des Himmlischen
Friedens in der chinesischen Hauptstadt Peking mit
dem Besuch des US-amerikanischen Sondergesandten
Brent Scowcroft (*1925) wieder politische Kontakte
zur Volksrepublik China auf.
10. Dezember
In der norwegischen Hauptstadt Oslo und in der
schwedischen Hauptstadt Stockholm wurden die
Nobelpreise des Jahrs 1989 vergeben. Den
Friedensnobelpreis erhielt der 14.
Dalai Lama
(*1935). Der tibetische Religionsführer trat für den
gewaltfreien Widerstand gegen die Besetzung seines
Landes durch China ein.
10. Dezember
Der Staatspräsident der Tschechoslowakei, Gustav
Husák (1913-1991) vereidigte eine überwiegend aus
Nichtkommunisten bestehende Regierung unter dem als
Reformer bekannten Marian Calfa (*1946).
Anschließend trat Husák selbst von seinem Amt
zurück.
11. Dezember
Bei den inzwischen zur Tradition gewordenen
Montagsdemonstrationen in Leipzig wurde zum ersten
Mal der Ruf nach der Wiedervereinigung beider
deutscher Staaten deutlich. Dabei kam es zu verbalen
Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und
Gegnern der Einheit.
11. Dezember
Seit 18 Jahren fand in West-Berlin die erste
Viermächtekonferenz statt. Die Botschafter der vier
Alliierten-Mächte berieten über die jüngste
politische Entwicklung. Sie betonten die
Notwendigkeit einer politischen Stabilität.
11. Dezember
In der bulgarischen Hauptstadt Sofia erklärte sich
der Chef der Kommunistischen Partei (KP), Petar
Mladenow (1936-2000) auf einem Sonderplenum bereit,
die führende Rolle der KP aus der Verfassung
Bulgariens zu streichen. Die entsprechende Änderung
sowie freie Wahlen sollten bis zum Mai 1990
stattfinden.
12. Dezember
Zum neuen Vorstandssprecher der Deutschen Bank wurde
Hilmar Kopper (*1935) berufen, der damit die
Nachfolge des am 30. November ermordeten Alfred
Herrhausen (1930-1989) antrat.
12. Dezember
In Costa Rica beschlossen die Präsidenten von fünf
zentralamerikanischen Staaten auf dem
Mittelamerika-Gipfel die Beendigung der Bürgerkriege
in
El Salvador und
Nicaragua durch Verhandlungen und
Waffenniederlegungen.
12. Dezember
In Hongkong begann die Regierung der britischen
Kronkolonie mit der zwangsweisen Abschiebung
vietnamesischer Flüchtlinge.
13. Dezember
Den mit 25.000 DM dotierten Heinrich-Heine-Preis der
Stadt Düsseldorf erhielt der Schweizer
Schriftsteller Max Frisch (1911-1991).
13. Dezember
In der bulgarischen Hauptstadt Sofia protestierten
mehr als 50.000 Menschen gegen den Beschluss des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, dass
über die Verfassungsänderungen, die den
Führungsanspruch der Partei betrafen, erst im Januar
abgestimmt werden sollte. Als Zugeständnis fasste
das bulgarische Parlament am 15. Dezember mehrere
Reformbeschlüsse.
13. Dezember
Polnische Parlamentarier forderten mit großem
Nachdruck bei einem Besuch in der Bundesrepublik von
der Bonner Regierung Wiedergutmachung für die Opfer
der Deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg.
14. Dezember
Der Ministerrat der DDR beschloss die Umwandlung der
bisherigen Prominentensiedlung Wandlitz bei
Ost-Berlin in eine Zentrum für Rehabilitation für
Kinder und Erwachsene.
14. Dezember
Mit deutlichem Vorsprung gewann in
Chile der
gemeinsame Kandidat der chilenischen
Oppositionsparteien, Patricio Aylwin (*1918) die
Wahl um die Nachfolge des Staatspräsidenten General
Augosto Pinochet Ugarte (1915-2006).
14. Dezember
Die Bundesregierung wurde vom Europaparlament in
Straßburg (Frankreich) aufgefordert, die
Oder-Neiße-Grenze „unverzüglich und unzweideutig“
anzuerkennen. Es sei ein grundlegender Aspekt der
europäischen Sicherheit, dass alle durch den Zweiten
Weltkrieg gewachsenen Grenzen respektiert würden.
14. Dezember
Die DDR-Bürgerrechtsbewegung „Demokratie Jetzt“ (DJ)
veröffentlichte einen Dreistufenplan zur deutschen
Einheit.
14. Dezember
In seiner Geburtsstadt, der sowjetischen Hauptstadt
Moskau, starb im Alter von 68 Jahren der
Atomphysiker Andrei Sacharow an einem Herzanfall. Er
war am 21. Mai 1921 geboren worden. Der
Friedensnobelpreisträger war als „Vater der
sowjetischen Wasserstoffbombe“, als Dissident und
Verteidiger der Menschenrechte bekannt geworden.
15. Dezember
Der am 12. November gewählte Vorsitzende der
DDR-CDU, Lothar de Maizière (*1940), wurde auf einem
Sonderparteitag seiner Partei in Ost-Berlin in
seinem Amt bestätigt. Die bisherige DDR-Blockpartei
wählte mit Martin Kirchner (*1949) erstmals seit
1952 wieder einen Generalsekretär.
15. Dezember
Der Ministerrat der DDR beschloss die Auflösung der
Kampfgruppen der Arbeiterklasse.
15. Dezember
Das Davis-Cup-Finale, das bis zum 17. Dezember in
Stuttgart (Baden-Württemberg) ausgetragen wurde,
gewann Deutschland durch einen 3:2-Sieg mit Boris
Becker (*1967) und Carl-Uwe Steeb (*1967) gegen
Schweden.
16.Dezember
Vier Menschen kamen in West-Berlin bei einem Brand
im Hotel „Central“ am Kurfürstendamm ums Leben. Mehr
als 40 Menschen wurden verletzt. Die ersten
Ermittlungen der Polizei ergaben, dass ein
Betrunkener mit einem Feuerzeug eine Tischdecke in
Brand gesetzt hatte.
16. Dezember
In der DDR beschloss auf einem Sonderparteitag der
SED die Umbenennung der Partei beschlossen. Sie hieß
von nun an „Sozialistische Einheitspartei
Deutschlands – Partei des Demokratischen Aufbruchs“
(SED-PDS).
16. Dezember
In Leipzig begann der zweitägige Gründungsparteitag
der neuen DDR-Partei „Demokratischer Aufbruch“ (DA).
Daran nahmen prominente Politiker aus der
Bundesrepublik teil. Zum Ersten Vorsitzenden wurde
der Rechtsanwalt Wolfgang Schnur (*1944) gewählt.
Die Zielsetzung der Partei war unter anderem die
Verankerung des Rechts auf deutsche Einheit in der
DDR-Verfassung und das Prinzip der sozialen
Marktwirtschaft nach westdeutschem Vorbild.
16. Dezember
Gegen das Regime von Nicolae Ceauşescu (1918-1989)
brach in den westrumänischen Städten Temesvar und
Arad offener Widerstand aus. Der Aufstand dehnte
sich rasch auf die Hauptstadt Bukarest aus. Die
Armee Rumäniens stellte sich auf die Seite der
Bevölkerung. Der rumänische Staatssicherheitsdienst
„Securitate“ allerdings setzte den Kampf gegen die
Aufständischen selbst dann noch fort, als am 22.
Dezember der Staats- und Parteichef Ceauşescu
gestürzt wurde.
17. Dezember
In Brüssel (
Belgien) entschied die EG-Kommission
dass die Türkei bis auf weiteres kein Mitglied der
Europäischen Gemeinschaft werden konnte. Der
Aufnahmeantrag werde 1993 neu geprüft werden.
17. Brüssel
In Brasilien gewann der Konservative Fernando Collor
de Mello (*1949) die Präsidentschaftswahlen. Er trat
die Nachfolge von José de Ribamar Sarney (*1930) an.
7. Dezember
In der DDR-Hauptstadt Ost-Berlin konstituierte sich
ein Ausschuss zur Auflösung des Amtes für Nationale
Sicherheit, der Nachfolgeorganisation des
Ministeriums für Staatssicherheit.
17. Dezember
In den Vereinigten Staaten wurde die erste
eigenständige Folge der „Simpsons“ ausgestrahlt.
18. Dezember
Mehr als 100.000 Bürger gedachten in der DDR-Stadt
Leipzig schweigend der Opfer des Stalinismus.
18. Dezember
Im Mittelpunkt seines dreitägigen Besuches in
Ungarn, den der
Bundeskanzler Helmut Kohl (*1930)
absolviert hatte, waren Gespräche mit der
Regierungsspitze des Landes über die Reformprozesse
in Ost- und Mitteleuropa sowie die Frage nach der
Zukunft beider deutschen Staaten der Mittelpunkt
seines Besuches gewesen.
19. Dezember
Der
Bundeskanzler Helmut Kohl (*1930) reiste in die
DDR und traf in der Elbmetropole Dresden mit dem
Ministerpräsidenten der DDR, Hans Modrow (*1928), zu
einem zweitägigen Gespräch zusammen. Die beiden
Regierungschefs vereinbarten Verhandlungen über eine
deutsch-deutsche Vertragsgemeinschaft. Der
Bundeskanzler wurde bei seiner Ansprache vor der
Ruine der Frauenkirche von der Bevölkerung umjubelt.
Außerdem unterschrieben die beiden Politiker unter
anderem zwei Wirtschaftsabkommen und den Vertrag zum
ersten sogenannten Kulturarbeitsplan.
19. Dezember
Zwischen der Bundesrepublik und der DDR begann ein
Austausch von Agenten. Im Verlauf des Austausches
kamen alle 28 in der DDR inhaftierten Mitarbeiter
bundesdeutscher Nachrichtendienste und des
US-Geheimdienstes CIA bis zum 22. Dezember frei.
19. Dezember
Österreich und die Tschechoslowakei vereinbarten die
Aufhebung der Visumpflicht im Reiseverkehr. Am 11.
Dezember war bereits mit dem Abbau der Grenzsperren
zwischen den beiden Ländern begonnen worden.
20. Dezember
In West-Berlin verabschiedete die SPD nach einem
dreitägigen Parteitag ein neues Grundsatzprogramm,
das „Berliner Programm“.
20. Dezember
Auf einem Sonderparteitag der Kommunistischen Partei
der Republik Litauen in Vilnius beschlossen die
Beteiligten, sich von der KPdSU zu trennen und eine
eigene Partei zu gründen. Der KPdSU-Chef, Michail
Gorbatschow (*1931) bezeichnete diesen Schritt
wenige Tage später als illegal.
20. Dezember
In der bundesdeutschen Hauptstadt Bonn beschloss das
Bundeskabinett den Bau einer Anwendungsstrecke für
die Magnetschwebebahn Transrapid zwischen den
Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. Der Plan wurde
zugunsten der Strecke Hamburg-Berlin später fallen
gelassen.
20. Dezember
Die Kommunistische Partei der ČSSR (KPČ) beschloss
auf einem Sonderparteitag ein Reformprogramm und
wählte den bisherigen Ministerpräsidenten Ladislav
Adamec (1926-2007) als Nachfolger von Milos Jakes
(*1922), der am 7. Dezember aus der Partei
ausgeschlossen worden war. Die Partei entschuldigte
sich bei der Bevölkerung für „zugefügtes Leid“.
20. Dezember
Als erstes Staatsoberhaupt einer westlichen
Siegermach des Zweiten Weltkrieges traf der
französische Staatspräsident François Mitterand
(1916-1996) zu einem zweitägigen Besuch in der DDR
ein. Er sprach mit dem Staatsratsvorsitzenden
Manfred Gerlach (1928-2011) und dem
Ministerpräsidenten Hans Modrow (*1928).
20. Dezember
In Panama marschierten US-amerikanische Truppen ein
(„Operation Just Cause“). Sie hatten das Ziel, den
in Drogengeschäfte verwickelten Machthaber Manuel
Noriega (*1934) zu entmachten und ihn zur
Verantwortung zu ziehen. Allerdings konnte sich
Noriega einer Festnahme entziehen. Er war in der
vatikanischen Botschaft untergetaucht.
21. Dezember
In der DDR trat Hermann Kant (*1926), der als
umstritten galt, von seiner Position als Präsident
des Schriftstellerverbandes der DDR zurück.
21. Dezember
Die Geheime Staatspolizei der ČSSR wurde von der
Regierung des Landes aufgelöst.
21. Dezember
Bundeswehrsoldaten, einschließlich der sogenannten
Geheimnisträger, durften in Zukunft ungehindert in
die Länder des Warschauer Paktes einreisen. Das
hatte das Bonner Bundesverteidigungsministerium
mitgeteilt.
22. Dezember
Das Brandenburger Tor wurde 28 Jahre nach dem Bau
der Berliner Mauer wieder als Grenzübergang für
Fußgänger geöffnet.
22. Dezember
In
Rumänien nahm der Aufstand der Bevölkerung ein
heftiges Ausmaß an, dass sich vor allem gegen den
Regierungschef Nicolae Ceauşescu (1918-1989)
richtete, der entmachtet wurde. Vorausgegangen waren
mehrtägige blutige Auseinandersetzungen zwischen
Sicherheitskräften und der Bevölkerung.
22. Dezember
In der französischen
Hauptstadt Paris starb der
Nobelpreisträger für Literatur, der irische
Schriftsteller Samuel Beckett. Sein bekanntestes
Werk – „Warten auf Godot“ – war am 5. Januar 1953 in
Paris uraufgeführt worden. Die Erstaufführung in
deutscher Sprache hatte im Schlossparktheater Berlin
(West) am 8. September 1953 stattgefunden. Beckett
war am 13. April 1906 in Dublin geboren worden.
22. Dezember
In Harare (Hauptstadt von Simbabwe) endete der
dreitägige gemeinsame Parteitag der ZANU von
Staatspräsident Robert Gabriel Mugabe (*1924) und
der ZAPU seines langjährigen Gegenspielers Joshua
Nkomo (1917-1999) mit der Vereinigung der beiden
Parteien.
23. Dezember
Zwischen dem Internationalen Währungsfonds und Polen
wurde ein Abkommen unterzeichnet zur Sanierung der
polnischen Wirtschaft.
23. Dezember
An der West-Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
dirigierte Leonard Bernstein (1918-1990) die 9.
Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827) als „Wiedersehensfeier
aller Berliner zur Öffnung zur Mauer“. Das Konzert
wurde am 1. Weihnachtstag im Schauspielhaus in
Ost-Berlin wiederholt.
24. Dezember
HEILIGABEND
24. Dezember
Zum ersten Mal konnten Bundesbürger und
West-Berliner ohne Visum und ohne Zwangsumtausch in
die DDR einreisen.
24. Dezember
Vom US-Nachrichtenmagazin „Time“ wurde der
sowjetische Staats- und Parteichef Michail
Gorbatschow (*1931) zum „Mann des Jahrzehnts“
gekürt.
25. Dezember
ERSTER WEIHNACHTSFEIERTAG
25. Dezember
Der rumänische Staats- und Parteichef Nicolaue
Ceauşescu (1918-1989) und dessen Frau wurden nach
einem erfolgreichen Aufstand gegen die Diktatur
dieses Machthabers von einem Militärtribunal zum
Tode verurteilt. Das Urteil wurde sofort
vollstreckt. Der rumänische Sicherheitsdienst „Securitate“
wurde am nächsten Tag zur Aufgabe gezwungen.
26. Dezember
ZWEITER WEIHNACHTSFEIERTAG
26. Dezember
In einem symbolischen Akt schnitten
Bundesaußenminister
Hans-Dietrich Genscher (*1927)
und sein tschechischer Amtskollege Jiri Dienstbier
(1937-2011) den Grenzzaun zwischen beiden Ländern am
Übergang Waidhaus-Roßhaupt durch.
26. Dezember
In Rumänien wurde eine provisorische Regierung
gebildet. Die sogenannte Front zur nationalen
Rettung ernannte den früheren kommunistischen
Funktionär Ion Iliescu (*1930) zum Staatsoberhaupt.
Dieser berief Petre Roman (*1946) zum
Regierungschef.
26. Dezember
In Afghanistan kam es einen Tag vor dem zehnten
Jahrestag des Einmarsches der sowjetischen Truppen
zu vereinzelten Anschlägen der Mudschaheddin gegen
Stützpunkte der Regierungstruppen.
27. Dezember
In Polen wurde ein Programm zur Wirtschaftsreform
verabschiedet.
27. Dezember
Syrien und Ägypten nahmen nach zehnjähriger
Unterbrechung wieder volle diplomatische Beziehungen
auf.
27. Dezember
Der Oberste Sowjet der Sowjetrepublik
Lettland
machte den Weg zu einem Mehrparteiensystem im Land
durch eine Änderung der Verfassung frei.
28. Dezember
Im gesamten Bundesgebiet läuteten zum „Fest der
unschuldigen Kinder“ auf Anordnung der katholischen
Bischofskonferenz die Kirchenglocken. Damit sollte
„Abtreibungsopfern“ gedacht werden.
28. Dezember
Zum neuen Parlamentspräsidenten der Tschechoslowakei
wurde Alexander Dubcek (1921-1992), die Symbolfigur
des „Prager Frühlings“, gewählt.
29. Dezember
Der Wahl zum tschechischen Parlamentspräsidenten
folgte die Wahl zum Staatspräsidenten des Landes.
Der Schriftsteller Vaclav Havel (1936-2011) wurde
gewählt.
29. Dezember
In Polen wurde eine Verfassungsänderung beschlossen,
die grundlegenden Reformen enthielt.
29. Dezember
Das Zentralkomitee der bulgarischen KP
(Kommunistische Partei) beschloss, die
Zwangs-„Bulgarisierung“ der türkischen Minderheit
einzustellen.
30. Dezember
Das polnische Parlament strich in einer Abstimmung
den Führungsanspruch der Kommunistischen Partei aus
der Verfassung. Es gab eine Gegenstimme. Polen war
damit auf dem Weg zu einem demokratischen
Rechtsstaat.
30. Dezember
Im Inlands- sowie im Auslandsverkehr trat in allen
kanadischen Flugzeugen ein generelles Rauchverbot in
Kraft. Kanada war das erste Land der Welt, das ein
derartiges Verbot erlassen hatte.
31. Dezember
SILVESTER
31. Dezember
Von der Bundesrepublik wurde mit dem letzten Tag des
Jahres die Auszahlung des Begrüßungsgeldes von 100
DM an DDR-Bürger, die das Land besuchten,
eingestellt.
31. Dezember
Auf ihrer Antarktisdurchquerung zu Fuß und auf
Skiern erreichten Arved Fuchs (*1953) und Reinhold
Messner (*1944) den geografischen Südpol.
Nachrichten Dezember 1989 in der Presse
Nirvana: Plattenvertrag aus dem Jahr 1989
aufgetaucht
Monsters and Critics
Sub Pop hat den Vertrag eingescannt und bei tumblr verfügbar gemacht. Gerade mal
600 US-Dollar hat das Label der Band damals für das erste Jahr bezahlt
beziehungsweise um die Band vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1989 für sich zu
gewinnen...
>>>
....
>>>
Werbung
<< Das
geschah
1988
|
Das geschah 1990 >>