Länderinfo Lettland Geschichte


Lettland ist ein baltisches Land mit einer wechselvollen Geschichte. Über Jahrhunderte war dieses kleine Land im Spielball lokaler Mächte, die dieses Land bis in die Gegenwart beherrschten. Erst in der Gegenwart kann Lettland sich von diesen Einflüssen befreien und ein selbständiger Staat mit einer faszinierenden Kultur sein.

Das „deutsche“ Mittelalter
Das Territorium des heutigen Lettlands wurde zwar bereits in prähistorischer Zeit aufgesucht, aber eine Aufsiedelung ist erst nach der Völkerwanderungszeit, im frühen Mittelalter, wirklich fassbar. Die Letten als Volk entstanden dabei als Gemisch verschiedener Stämme, die in Livland siedelten. Um das 10. Jahrhundert sind verschiedene Stämme, darunter die Lettgaller und die Liven, bekannt, die in Livland siedelten und sich allmählich, bis zum Beginn der frühen Neuzeit, miteinander assimilierten und schließlich als Folge dieser Ethnogenese das Volk der Letten ab dem 15. Jahrhundert bildeten.
Bevor dieser Prozess jedoch abgeschlossen war, wurde dieses Gebiet im Zuge der Deutschen Ostkolonisation erschlossen. 1237 eroberte der Deutsche Orden Livland und kontrollierte dieses Gebiet in den folgenden Jahrhunderten. Die Region wurde mit deutschen Siedlern überschwemmt und die Letten waren zur Leibeigenschaft gezwungen. Noch bis ins 20. Jahrhundert existierte die Trennung zwischen Deutschen und Undeutschen als soziales Merkmal. Der Deutsche Orden brachte aber auch durchaus Wohlstand. Lettische Städte wurden Mitglied der Hanse und damit ein wichtiges Glied im Fernhandel des Spätmittelalters. Viele baltische Städte kamen so zu einem großen Wohlstand und profitierten vom Handel zwischen Russland und Mitteleuropa. Mit der Reformation verlor der Deutsche Orden jedoch jegliche Macht. Lettland wurde als Herzogtum lutherisch. Mit dem Ende der deutschen Vorherrschaft sah sich das kleine Land aber nun neuen Gefahren ausgesetzt.

Neuzeit: Im Spielball der Großmächte
Die frühe Neuzeit sah Lettland im Spielball der benachbarten Reiche Polen, Russland und Schweden. 1629 eroberte Schweden das Livland. Russland und Polen sahen jedoch nicht tatenlos zu.Kurland blieb zwar einige Zeit selbständig wurde dann aber doch Teil Polens. Im Nordischen Krieg 1700-1721 umkämpften alle drei Mächte das Baltikum. Im Frieden von Nystad erlangte Polen das Kurland, während Livland an Russland fiel. Später wurden auch das Kurland russisch und blieb dies bis 1917. Die Oberschicht wurde immer noch von den deutschen und jetzt auch russischen Siedlern gestellt. Lettland profitierte von der russischen Besetzung insofern, als das Zarenreich im 18. und 19. Jahrhundert sehr wohlhabend war. Trotzdem wurde die lettische Bevölkerung immer noch als Leibeigene gehalten. Im Zuge der Auflösung des Zarenreichs und des Ersten Weltkriegs konnte sich das Baltikum erstmalig unabhängig erklären. 1918 wurde Lettland ein selbständiger Staat. Russland, nach der Oktoberrevolution und dem Krieg sichtlich geschwächt, erkannte 1920 den Staat an.

Moderne
Die Unabhängigkeit führte zu einer parlamentarischen Demokratie, die dem Land eine Modernisierung brachte. Neben den Deutschbalten erhielten nun auch die Balten selber vollständige Rechte in ihrem Land. Die 1920er Jahre waren auch für Lettland ein goldenes Jahrzehnt. Doch mit der Weltwirtschaftskrise 1929 begann auch in Lettland der Zulauf zu autoritären Parteien. Die parlamentarische Republik konnte sich nicht halten. Am 15.05.1934 riss Kärlis Ulmanis in einem Putsch alle Macht an sich.
Hitler im Westen, Stalin im Osten – diese Konstellation war für das Baltikum eine große Gefahr. 1939 unterzeichnete Hitler mit Lettland zwar einen Nichtangriffspakt, sagte aber zugleich der Sowjetunion zu, dieses Gebiet an diese abzugeben. Es kam zu einer Umsiedlung der Deutschbalten und Installation einer pro-sowjetischen Regierung. 1940 marschierte die Sowjetunion in Lettland ein und das Land verlor wieder seine Unabhängigkeit. Viele Letten wurden getötet oder verschleppt. Die Zeit unter sowjetischer Herrschaft wurde von den Letten als große Schmach empfunden. Zugleich wurde es Schauplatz des Krieges zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion. 1941-1945 war das Baltikum deutsch besetzt und wurde unter großen Verlusten von der Roten Armee befreit - also wieder unter sowjetische Kontrolle gebracht. 1990, mit Auseinanderbrechen der Sowjetunion konnte sich Lettland als unabhängiger Staat wieder befreien.
1991 erkannte die Sowjetunion das Land an. Lettland trat jedoch nicht der GUS bei, sondern orientierte sich gen Westen, was zu starken Verstimmungen mit Russland führte. Lettland stellt sich heute jedoch als modernes, westliches Land dar. 2004 wurde es Mitglied der NATO und der EU und brach damit alle Beziehungen zu Russland ab. Heute sieht sich das Land als selbstbewusster und offener Staat, der auch wieder Beziehungen sowohl nach West als auch nach Ost sucht.