Länderinfo Nicaragua Geschichte
Nicaragua ist ein kleiner zentralamerikanischer
Staat, der lange Zeit im Schatten der USA gestanden
hat. Bereits sehr früh nach seiner Unabhängigkeit im
19. Jahrhundert rückte er in die US-amerikanische
Aufmerksamkeit. Bis in die Mitte des 20.
Jahrhunderts prägten die USA den politischen und
sozialen Alltag des Landes. Dies hat bis heute eine
gespaltene Gesellschaft hinterlassen, die ihre
eigene Identität sucht und sich politisch vor allem
von den USA abgewendet hat.
Frühzeit Niceraguas
Die vorkolumbische Zeit ist bislang nur wenig
erforscht. Als zentralamerikanisches Land wurde
Nicaragua bereits sehr früh vom Menschen aufgesucht,
allerdings ist die Besiedlungsgeschichte Amerikas
bislang noch sehr stark kontrovers diskutiert. Ab
dem 6. Jahrhundert finden sich drei große Völker in
der Region, die nur wenig von den anderen
zentralamerikanischen Kulturen wie Maya oder Azteken
geprägt wurde. Es kam zu keinen größeren politischen
Einheiten. Als die Europäer nach Amerika kamen,
existierten in Nicaragua kleinere Königreiche, die
aber mehr lockere Stammesgesellschaften waren als
komplex aufgebaute politische Einheiten.
Kolumbus entdeckt Niceragua
Nicaragua wurde 1502 von Christoph Columbus für
Spanien entdeckt. Kurze Zeit später erreichten die
Konquistadoren das Land, dessen strategische Lage
sehr früh erkannt wurde. Das spanische
Vizekönigreich errichtete mehrere Siedlungen,
darunter 1523 Granada und ein Jahr später Léon.
Erste Überlegungen, einen Kanal vom Pazifik zum
Atlantik zu errichten, wurden jedoch verworfen.
Deswegen konzentrierte sich die spanische Aktivität
vor allem an der Pazifikküste und dem Nicaraguasee,
um den florierenden Handel im Pazifik kontrollieren
zu können. Im 17. Jahrhundert stieß auch
Großbritannien in die Gewässer vor, zuerst im Kampf
gegen die Spanier, später als eigene Kolonialmacht.
Sie konzentrierten ihre Aktivität in Nicaragua auf
die Miskitobucht im Osten, die so kulturell anders
geprägt wurde als der Rest des Landes. Die Briten
konnten sich aber gegen die vielen Aufstände nur
schlecht wehren und die Kolonie nicht halten. Die
innere Unzufriedenheit gegen Spanien äußerte sich ab
1811 im Unabhängigkeitskrieg. Denn auch die
amerikanischen Besitzungen Spaniens waren in den
europäischen Napoleonischen Kriegen verwickelt
worden. Die Bevölkerung wollte nun eine
eigenständige Verwaltung. Das spanische
Vizekönigreich Guatemala, zu dem Nicaragua gehörte,
rief
1821 die Unabhängigkeit aus. 1823 löste es sich
auf und gründete
1823 die Zentralamerikanische
Föderation.
1838 wurde Nicaragua vollständig
unabhängig, indem es aus der Föderation austrat.
1850 trafen sie zusammen mit den USA eine
Übereinkunft, demnach keines der beiden Länder eine
Kolonialisierung der Region planen und tolerieren
würde. Die USA hatten aber immer ein großes
Interesse an dem Land, da es wegen seiner
strategischen Lage als Durchgangsland von Nord nach
Süd besonders wichtig war. Nicaragua konnte sich
deswegen niemals international gegen die Interessen
der USA oder der europäischen Mächte wehren. Hinzu
kamen interne Konflikte, Liberale gegen
Konservative, die das Land mehrfach in den
Bürgerkrieg stürzten.
1856 konnte der amerikanische
Abenteurer Walker mithilfe konservativer Kräfte das
Land erobern, wurde aber ein Jahr später vertrieben.
Nach Aufständen in 1881 kam General Zelaya an die
Macht, die er bis 1909 behauptete. Er gab dem Land
eine stabile Regierung, aber diese Eigenständigkeit
missfiel den USA. Nach
1909 kam es zu
innenpolitischen Schwierigkeiten. Hohe Schulden des
Landes führten 1912 zur Besetzung durch die USA, um
eine Gefährdung ihrer Interessen vorzubeugen. Das
Land blieb bis
1931 besetzt.
Bürgerkrieg in Nicaragua
Mitte der 1920er Jahre flammte der offene Gegensatz
zwischen Liberalen und Konservativen wieder auf und
entlud sich in 1927 in einem Bürgerkrieg. Die USA
sahen sich gezwungen, ihre Besetzung aufzugeben und
verließen das Land 1931. Zwar hatten sie sich
bemüht, im Pakt von Espino Negro einen Frieden für
das Land zu sichern, aber vor allem der liberale
General Sandino hatte sich mit Gefährten diesem Pakt
entzogen und im Hochland Nicaraguas neue Verbündete
um sich geschart. Anastasio Somoza Garcia, der
Oberbefehlshaber der Nationalgarde, ließ
1934
Sandino und viele seiner Getreuen bei einem Bankett
ermorden. Die Familie Somoza gehörte zu den
einflussreichsten konservativen Kräften im Lande.
Somoza fühlte sich so stark, dass er
1937 gegen den
amtierenden Präsidenten Sacasa putschte und die
Macht an sich riss. Die Familie Somoza regierte das
Land faktisch bis 1979. Unter der Diktatur wurde das
Land wirtschaftlich zwar aufgebaut, aber Ziel der
Innenpolitik war der eigene Machterhalt und die
Einflussnahme auf wirtschaftlich interessante
Gebiete. Als Opposition traten in den
1970er Jahren
die Sandinisten auf, deren Name Bezug auf den
General Sandino nimmt. Sie stürzten die Somozas. In
der
1979 ausgerufenen Revolution übernahmen sie die
Macht. Sie führten vor allem wirtschaftliche und
soziale Reformen durch, die den Wohlstand des Volkes
vermehrten. Die USA sahen im Höhepunkt des Kalten
Krieges jedoch mit Sorge auf die Ausweitung linker,
sozialistischer Ideen in Zentralamerika. Im
sogenannten
Contra-Krieg unterstützten
USA offen
anti-sandinistische Truppen.
1990 wurden die
Sandinisten besiegt. Nicaragua kehrte zur Demokratie
zurück. Präsidentin bei den ersten Wahlen wurde
Violetta Chamorro, deren Politik es verstand,
liberale und konservative Kräfte zu vereinen und das
chaotische Land zu normalisieren. Aber bereits
1996
kam es unter ihrem Nachfolger Aleman zu hoher
Korruption und chaotischen Regierungsverhältnissen.
2007 siegte erneut ein Sandinist, Daniel Ortega. Die
Regierung Ortega versucht, soziale wie
wirtschaftliche Missstände zu beseitigen, den Hunger
und die Armut zu bekämpfen und jedem Kind
Schulbildung zukommen zu lassen.