Chronik 1821 - Das britische Krönungsbankett
und der Tod Napoleons
Im Vorjahr war der englische König Georg III.
(1738-1820) gestorben. Die Nachfolge hatte sein Sohn
angetreten, der als Georg IV. (1762-1830) schon seit
einigen Jahren als Prinzregent über das Land
herrschte, da der Vater das wegen seiner schweren
Stoffwechselkrankheit nicht mehr gekonnt hatte. Nun
sollte der Prinzregent feierlich gekrönt werden. In
Abwesenheit seiner Gemahlin – sie durfte nicht zur
Krönung erscheinen – wurde die Zeremonie in der
Westminster Abbey durchgeführt. Der Rahmen war
prunkvoll und das anschließende Krönungsbankett war
noch prunkvoller. Die Kosten für dieses pompöse
Ereignis beliefen sich auf rund 243.000 Pfund. Damit
hatten sie die Krönungskosten des Vorgängers um das
24-fache überstiegen! Allein der Krönungsornat von
Georg IV. verschlang 24.000 Pfund.
Das riesige
Festbankett in der Westminster Hall übertraf alle
Vorstellungen, nicht nur in seiner Üppigkeit, auch
finanziell. Es war in dieser Art das letzte, das
bislang in Großbritannien stattgefunden hatte. Der
nachfolgende König, Wilhelm IV. (1765-1837), der
Bruder des Gekrönten, beendete diese Tradition, weil
sie ihm zu verschwenderisch erschien.
Auf der abgeschiedenen Insel St. Helena im
Südatlantik hatte in jenem Jahr 1821 Napoleon
Bonaparte (1769-1821), der verbannte Kaiser
Frankreichs, am 5. Mai in seinem Wohnsitz seine
Augen für immer geschlossen. Sein Gesundheitszustand
hatte sich im Laufe der Jahre zunehmend
verschlechtert. Nach sechsjährigem Exil starb er im
Alter von 51 Jahren. Napoleons Leichnam wurde auf
dessen Wunsch hin umgehend obduziert. Er hatte bis
zuletzt geglaubt, er sei vergiftet worden. Eine
Skizze, die der englische Kapitän Frederick Marryat
(1772-1848) von dem Leichnam angefertigt hatte, ist
heute im „Londoner National Maritime Museum“ zu
sehen. Wahrscheinlich erlag Napoleon einem
Magenkrebs, doch Gerüchte, er könnte nach und nach
mit Arsen umgebracht worden sein, hielten sich noch
lange nach seinem Ableben. Heute aber ist das Rätsel
um den Tod des französischen Eroberers gelöst. Er
war tatsächlich an Krebs verstorben. Daran hatte
auch seine ungesunde Essweise Schuld, die
hauptsächlich aus gebratenem und sehr salzreichen
Essen bestanden hatte, nicht aber aus Obst und
Gemüse. Die Arsenrückstände, die bei ihm
nachgewiesen werden konnten, waren ihm auch nicht
verabreicht worden. Er hatte sie eingeatmet, weil
die Wandfarbe seines Krankenzimmers diese Dämpfe
verströmt hatte. Zunächst wurde Napoleon auf St.
Helena beigesetzt. Seit dem 15. Dezember 1840 hat er
seine letzte Ruhestätte etwas würdevoller in einem
Sarkophag im Pariser Invalidendom gefunden. Er
gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die
Frankreich hervorgebracht hat und die Europa
verändert und geprägt haben. Trotz der unzähligen
Menschen, die durch seine Politik ums Leben kamen,
hat er den Menschen dennoch auch den
Freiheitsgedanken hinterlassen, denn kaum ein Land
konnte weitermachen wie bisher, nachdem Napoleon es
erobert hatte. In Frankreich hatte der Bonapartismus
noch lange Bestand und der Code Napoleon, seine
Gesetzgebungen, sind noch heute Grundlage der
Rechtssprechung in Frankreich. Sein bürgerliches
Gesetzbuch und sein Strafgesetzbuch hatten für
andere Länder eine Vorbildwirkung und wurden in den
von ihm annektierten Gebieten eingeführt. Über die
Zeit der französischen Einflussnahme hinaus.
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Ereignisse & Schlagzeilen
1821
10. Januar
Fabian Gottlieb von Bellingshausen entdeckt
im Südpolarmeer die Peter-I.-Insel
28. Januar
Die Oper Esop in Lydien von Conradin Kreutzerwird in
Donaueschingen uraufgeführt
7. Februar
Der amerikanische Robbenjäger John Davis betritt als erster Mensch
die Antartis.
22. Februar
Ost-Florida geht für 5
Millionen Dollar und den Verzicht auf Texas
von Spanien an die USA.
24. Februar
Mexiko wird endgültig unabhängig
von
Spanien.
7. März
Die österreichische Armee besiegt bei Rieti neapolitanische Truppen
unter General Guglielmo Pepe. Die von den europäischen Großmächten geduldete
Militärintervention ins Königreich beider Sizilien dient zur Beruhigung der Lage
nach einem Militärputsch der Carbonari im Jahr zuvor und dem Unterdrücken
republikanischer Bestrebungen.
23. März
In der von Aufständischen eroberten
Peloponnesischen Stadt Kalamata
wird die
Griechische Revolution angekündigt, die zur Unabhängigkeit vom
Osmanischen Reich führen soll.
25. März
Die
Griechische Revolution
beginnt. Ziel ist ein freies und souveränes
Griechenland.
13. Juni
Ägyptische Truppen erobern bei ihrem Vordringen auf benachbartes
Gebiet die Hauptstadt Sannar im Sultanat von Sannar. Die Ägypter machen umgehend
ihr Militärlager Khartum zur neuen Hauptstadt. Das 300 Jahre alte Reich der Fung
hört auf zu existieren.
17. Juli
Florida geht von spanischer in
US-amerikanische Verwaltung über.
19. Juli
Georg IV. wird in London zum britischen König gekrönt. Sein
Krönungsbankett in Westminster Hall ist das letzte in der Geschichte der
britischen Monarchie.
28. Juli
José de San Martín ruft die Unabhängigkeit Perus gegenüber Spanien
aus.
10. August
Missouri wird 24. Bundesstaat der USA.
16. August
Die Zirkumskriptionsbulle Provida solersque von Papst Pius VII.
regelt die Bistumsgrenzen sowie die kirchlichen Instanzen im süddeutschen Raum
Deutschlands.
24. August
Der mexikanische Feldherr Agustín de Itúrbide und der ohne
spanischen Auftrag handelnde Vizekönig Juan O’Donojú schließen den Vertrag von
Córdoba. Er bildet die Basis für die Unabhängigkeit Mexikos und sieht dort eine
konstitutionelle Monarchie vor.
15. September
Guatemala,
El Salvador, Costa Rica und Honduras erlangen die
Unabhängigkeit von Spanien.
5. Oktober
Griechische Aufständische unter Theodoros Kolokotronis erobern in
der Griechischen Revolution die zuvor belagerte Stadt Tripoli auf dem Peloponnes
und massakrieren die Bevölkerung muslimischen Glaubens.
28. November
Panama erklärt sich von Spanien für unabhängig und schließt sich
Großkolumbien an.
1. Dezember
Costa Rica erhält eine vorläufige Verfassung, die Pacto de
Concordia.
Im März
Liberale Revolution in Portugal
Eine Verfassungsgebende Versammlung
wird gewählt, die erste Verfassung des Landes wird verabschiedet, König Johann
VI. kehrt aus Brasilien nach Portugal zurück.
1. Mai
Die Bank von England tauscht ihre Banknoten wieder gegen Gold ein; Ende
der bank-restriction (seit 1797).
4. August
In den USA erscheint erstmals die Wochenzeitung The Saturday Evening
Post.
12. August
Die Universidad de Buenos Aires wird als erste Hochschule
Argentiniens gegründet.
Im Februar
Thomas Johann Seebeck entdeckt den Seebeck-Effekt zur
Thermoelektrizität und baut das erste Thermoelement.
Im Juni:
Georg Simon Ohm entdeckt das ohmsche Gesetz.
18. Juni
Uraufführung der Oper Der Freischütz von
Carl Maria von Weber in
Berlin
13. August
Uraufführung der Oper Adele von Budoy von Conradin Kreutzer in
Königsberg
30. Oktober
Uraufführung der Oper Elisa e Claudio von Saverio Mercadante am
Teatro alla Scala di Milano in Mailand
31. Oktober
Das Lutherdenkmal in Wittenberg, ein Werk von Johann Gottfried
Schadow und Karl Friedrich Schinkel, wird enthüllt.
27. November
Uraufführung der Oper Léonore et Félix von François Benoist am
Théâtre Feydeau in Paris
22. April
Nach Beginn des Griechischen Unabhängigkeitskrieges wird der
Ökumenische Patriarch Gregorios V. in Konstantinopel auf Befehl von Sultan
Mahmud II. an einer Kirchentür aufgehängt.
16. August
Das Erzbistum Freiburg entsteht durch eine Verfügung von Papst Pius
VII., das jahrhundertealte Bistum
Konstanz erlischt gleichzeitig
.