Chronik 1826 - Die erste Fotografie, das erste
Streichholz, Sekt in Württemberg
In Portugal machte das Königshaus von sich reden.
Zwei Jahre nachdem sich seine Gemahlin noch durch
ihr reaktionäres Bestreben gegen ihn gewandt hatte
und dafür ins Exil geschickt wurde, starb am 26.
April 1826 der König von Portugal, Johann VI.
(1767-1826). Sein zweiter Sohn, der als Peter I.
(1798-1834), Kaiser von Brasilien war, übernahm als
Peter IV. den Thron Portugals. Allerdings war er
nicht gewillt, aus Brasilien wegzugehen. So wurde
das Land zunächst von seiner Schwester Isabella
Maria (1801-1876) regiert. Portugal hatte nach dem
Aufstand von 1824 keine Verfassung mehr, weil die
liberale Verfassung von 1821 noch von Johann VI.
widerrufen worden war. Peter I. gab dem Land eine
neue Verfassung, die so genannte Charta.
Seine
Schwester, die Regentin Isabella Maria war darüber
nicht begeistert. Sie war von absolutistischer
Gesinnung und vertrat die Meinung, dass das Land gut
ohne Verfassung auskommen könnte. Der spätere Herzog
von Saldanha (1790-1876) griff beherzt ein, was
schließlich dazu führte, dass die Charta in Portugal
in Kraft konnte. Peter I. von Brasilien konnte
Brasilien und Portugal nicht vereinen. In Portugal
war man nicht willens, einen König zu akzeptieren,
der nicht im Land war. In Brasilien hingegen wurde
Kritik laut, weil der Herrscher zu viel Energie für
die portugiesischen Probleme aufbrachte. Der
entschied sich nun, in Brasilien zu bleiben. Also
dankte er schon im Mai 1826 nach nur zwei Monaten
Regierung ab. Er blieb Kaiser von
Brasilien und
seine minderjährige Tochter übernahm den Thron als
Maria II. von Portugal (1819-1853). Die Regentschaft
lag in den Händen der Schwester von Peter IV.,
Isabella Maria. Das Jahr 1826 brachte aber noch
wesentlich spannendere Ereignisse hervor. Der
französische Erfinder der Heliografie, Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833), hatte im Bereich der
fotografischen Technik weltweit eine Sensation
vollbracht. Von ihm stammt die erste bis heute
erhaltene dauerhafte Fotografie. Der englische
Apotheker, John Walker (1781-1859), der sich viel
mit chemikalischen Experimenten befasste, entdeckte
zufälligerweise, dass sich eine Mischung aus
Antimon(III)-sulfid und Kaliumchlorat durch Reibung
an einer rauen Oberfläche entzündete. Damit hatte er
das erste Streichholz erfunden, das er bis zur
Verkaufsreife weiterentwickelte, sich aber nicht
patentieren ließ. Er wurde von zahlreichen
Nachahmern vom Markt verdrängt. Eine gute Nachricht
kam aus Spanien. Dort wurde in Valencia zum letzten
Mal ein Todesurteil der Spanischen Inquisition
vollstreckt. Und in Deutschland, in Esslingen am
Neckar, gründete Georg Christian von Kessler
(1787-1842) die erste deutsche Sektkellerei, die als
älteste noch heute existiert. Der Fabrikant gilt als
ein „Wegbereiter der württembergischen Industrie“.
In Sachen Literatur ist die Publikation der Novelle
„Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph
Freiherr von Eichendorff (1788-1857) im Jahr 1826
erwähnenswert. Mit dieser Prosadichtung ist
Eichendorff noch heute populär. Der Bayerische
König, Ludwig I. (1786-1868) legte in München am 7.
April den Grundstein für die Alte Pinakothek, in der
er seine Gemäldesammlung unterzubringen gedachte.
Und in München, auf dem Alten Südfriedhof, fand der
deutsche Optiker und Physiker Joseph von Fraunhofer
(1787-1826) seine letzte Ruhestätte. Er war am 7.
Juni gestorben. Er begründete im 19. Jahrhundert
unter anderem den Fernrohrbau. Seine Arbeits- und
Denkweise wurde zum Vorbild und gegenwärtig ist
Fraunhofer heute noch als Namensgeber der berühmten
Fraunhofer-Gesellschaft.
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