Chronik 1822 - Frankreichs Invasion in Spanien, „Zoch“,Brockhaus Enzyklopädie
Der Einspruch Englands auf dem Veroneser Kongress,
der Ende des Vorjahres stattgefunden hatte, war
wirkungslos geblieben und so begann am 7. April 1823
die französische Invasion in Spanien, mit der die
spanischen Bourbonen an die Macht zurückkehren
sollten. Die Truppen aus dem Nachbarland Frankreich
rückten, legitimiert von der Heiligen Allianz, in
Spanien ein. Sie bekämpften die Aufständischen, um
die Regentschaft von König Ferdinand VII.
(1784-1833) zu erneuern, weil dieser seit dem
Aufstand vom Januar 1820 die Macht mit den
unterschiedlichen Strömungen der revolutionären
Bewegung teilen musste. Die französische Invasion
machte dieser Machtteilung ein Ende, der alte
Zustand absolutistischer Gewalt in Spanien wurde
wieder hergestellt und Ferdinand VII. konnte zum
alten Machtsystem zurückkehren. Die französische
Armee trug auch einen Sieg in der Schlacht von
Trocadero gegen die in Cádiz konzentrierten
aufständischen Milizen davon.
Damit war die
bürgerliche Revolution in Spanien zugunsten der
Monarchie so gut wie niedergeschlagen. Vier Wochen
etwa hatte es gedauert, bis die liberalen
Revolutionäre die Stadt Cádiz nicht mehr halten
konnten. Im Süden Amerikas wurde der chilenische
Diktator Bernardo O’Higgins (1778-1842) gestürzt. Er
war seit 1817 der erste „Director Supreme“ von
Chile. Eine Junta übernahm die Macht. Am 5. April
1823 wurde Ramón Freire y Serrano (1787-1851) Chiles
neues Staatsoberhaupt. Und
in Mexiko war der Plan
von Casa Mata verabschiedet worden, der das Land in
eine föderale Republik umwandelte. Am 1. Juli wurde
die „Zentralamerikanische Konföderation“ gegründet.
Aus ihr gingen 1839 die selbständigen Republiken
Guatemala, Honduras,
El Salvador, Nicaragua und
Costa Rica hervor. Ganz andere, sehr unpolitische
Dinge ereigneten sich im deutschen Köln: Dort wurde
am 10. Februar zum ersten Mal ein Rosenmontagsumzug
veranstaltet. Dieser 1823 veranstaltete „Zoch“, wie
er genannt wurde, ist der älteste der großen
deutschen Rosenmontagsumzüge und heutzutage der
größte in Deutschland und er ist der Höhepunkt des
Karnevals in Köln. Im Jahr 1823 schied in Leipzig
ein Mann aus dem Leben, dessen Name noch heute in
aller Munde ist. Der deutsche Verleger und Gründer
des Verlagshauses „F. A. Brockhaus“, Friedrich
Arnold Brockhaus, starb am 20. August. Zu der
Erholungsreise nach Paris, zu der ihm die Ärzte
geraten hatten, kam es nicht mehr. Sein
Gesundheitszustand verschlechterte sich schnell, so
dass Brockhaus im Dezember 1822 sein Testament
aufsetzte. In der Zeitung war vorschnell sein Tod
gemeldet worden. Als die Nachricht von seiner
Genesung die Runde gemacht hatte, rieten ihm
Freunde, kürzer zu treten. Tatsächlich hatte
Brockhaus sich das auch vorgenommen. Aber als
Todgesagter war ihm ein langes Leben dennoch nicht
vergönnt gewesen. Als sich seine Zustand wenige
Monate später erneut verschlechterte, Brockhaus im
Mai gerade einmal 51 Jahre alt geworden war, blieb
ihm weniger Zeit als er sich gewünscht hätte. Was er
geschaffen hatte, lebt weiter. Brockhaus hatte zu
seinen Lebzeiten in mehrfachen Ausgaben und
zahlreichen Neudrucken das „Conversations-Lexicons“
herausgegeben. Wir kennen es heute als „Brockhaus
Enzyklopädie“.
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Ereignisse & Schlagzeilen
1823
18. Januar
Chile. Sturz von Diktator Bernardo O’Higgins, der durch eine
Junta ersetzt wird. Ramón Freire y Serranomarschiert auf die Hauptstadt und wird
am 5. April neues Staatsoberhaupt.
1. Februar
Der Plan von Casa Mata, der zur Umwandlung Mexikos in eine föderale
Republik führt, wird verabschiedet.
3. Februar
Uraufführung der Oper Semiramide (Semiramis) von Gioacchino
Rossini am Teatro La Fenice in Venedig
10. Februar
Erster Rosenmontagszug in Köln.
15. Februar
Uraufführung der Oper Cordelia von Conradin Kreutzer am Theater am
Kärntnertor in Wien
23. Februar
Der englische Seefahrer James Weddell dringt als erster während einer
Antarktisexpedition bis auf 74°15' Süd vor.
Im März
Gründung des Kunstvereins München
1. März
In Wien wird der Volksgarten als erster Park in Hofbesitz für die
Öffentlichkeit zugänglich.
7. April
Französische Invasion in Spanien – Truppen aus dem Nachbarland rücken im
Auftrag der Heiligen Allianz in Spanien ein, um
Aufständische zu bekämpfen und die Regentschaft von
König Ferdinand VII. zu erneuern.
10. April
In München wird die Königliche Baugewerksschule gegründet. Sie ist die erste
Lehranstalt für Handwerkerim Bauwesen im deutschen
Sprachraum.
11. April
Uraufführung der Oper Sulmona von Peter Joseph von
Lindpaintner inStuttgart
27. Mai
Infant Miguel von Portugal führt die Vilafrancada an, einen
absolutistischen Aufstand gegen seinen liberalen Vater Johann VI.. Der Aufstand
wird niedergeschlagen.
15. Juli
Durch Unachtsamkeit setzt in Rom am Abend ein am Dach arbeitender
Handwerker die Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Brand. Das aus dem vierten
Jahrhundert stammende Gotteshaus wird vom Feuer stark beschädigt.
18. August
In Demerara-Essequibo im heutigen Guyana bricht
ein Sklavenaufstand aus. Er wird am 22. August niedergeschlagen.
31. August
Die Schlacht von Trocadero gewinnt die im Auftrag der Heiligen
Allianz nach Spanien eingerückte französische Armee gegenüber den
in Cádiz konzentrierten aufständischen Milizen. Die bürgerliche Revolution in
Spanien ist damit so gut wie niedergeschlagen.
Im
September
Der Vertrag von Moultrie Creek wird unterzeichnet
21. September
Dem späteren Religionsstifter Joseph Smith erscheint nach eigenen
Angaben ein himmlisches Wesen namens Moroni, das ihn auf in einem nahen Hügel
vergrabene antike Goldplatten hinweist.
23. September
Die von liberalen Revolutionären gehaltene Stadt Cádiz fällt nach
der französischen Invasion in Spanien zum Niederschlagen der Spanischen
Revolution.
Im November
Die osmanischen Truppen beenden die zweijährige Belagerung
von Mesolongi.
1. Dezember
Uraufführung der Oper Libussa von Conradin Kreutzer in Berlin
2. Dezember
US-Präsident James Monroe formuliert in seinem Bericht an den
Kongress der Vereinigten Staaten dieMonroe-Doktrin. Darin behauptet er die
Existenz zweier politischer Sphären, betont die Nichteinmischung der USA in
europäische Konflikte und fordert ein Ende aller Kolonialisierungsbestrebungen
in Amerika.