Chronik 1825 - Bolschoi-Theater, Thronwechsel und die
erste Eisenbahn
Zu Jahresbeginn war in Moskau das seit dem Jahr 1776
bestehende Bolschoi-Theater wiedereröffnet worden.
Es war 1805 abgebrannt. Zu jener Zeit waren die
meisten Wohnhäuser und öffentliche Gebäude
größtenteils aus Holz gebaut worden. Das
Bolschoi-Theater hieß vor der Wiedereröffnung noch
Petrowski-Theater nach der Straße, die unmittelbar
am Gebäude vorbeiführte. Der Theaterbau hatte seinen
Standort erst im Jahr 1780 erhalten. Es war damals
ein Bauwerk, das auf Holzpfählen in einem
ursprünglich sumpfigen Teil des Moskauer Zentrums
stand. Vordem waren die Ballette und Opern in einem
Privathaus des Fürsten Peter Urussow aufgeführt
worden, der von der Zarin das Alleinrecht bekommen
hatte, in Moskau Schauspiele, Singspiele und
Ballette aufführen zu dürfen.
Nach dem Brand von
1805 bekam der Architekt Joseph Bové (1784-1834),
ein gebürtiger St. Petersburger mit italienischen
Wurzeln, den Auftrag für einen Neubau. Der Bau hatte
1821 begonnen und am 18. Januar 1825 wurde das
Theater mit dem Prolog „Der Triumph der Musen“ zur
Musik von Alexei Werstowski (1799-1862) und dem
Ballett „Cendrillon“ von Alexander Aljabjew
(1787-1851) und Fernando Sor (1778-1838) neu
eröffnet. Von jenem Zeitpunkt an hieß das
Petrowski-Theater dann Bolschoi-Theater. Dieses bis
heute erhaltene klassizistische Gebäude ist das
berühmteste Bauwerk des Stadtarchitekten Joseph Bové.
Am Ende des Jahres 1825 fand in Russland auch noch
ein Thronwechsel statt. Alexander I. (1777-1825) war
am 1. Dezember gestorben. Sein Gemütszustand war
schon nach der verheerenden Überschwemmung des
Vorjahres in St. Petersburg verdüstert worden, bei
der etwa 10.000 Menschen ums Leben gekommen waren.
Außerdem hatte er Angst gehabt vor einer
russisch-polnischen Verschwörung gegen das Haus
Romanow. Er litt körperlich und war voller
Todesgedanken gewesen, als sich er sich dennoch
entschloss, seine kranke Gemahlin, der er die vielen
Seitensprünge verziehen hatte, zu einem
Kuraufenthalt zu begleiten. Auf der Halbinsel Krim
verschlechterte sich sein Zustand. Er ließ sich nach
Taganrog bringen, wo er dann starb. Alexander
hinterließ keine Söhne. Sein jüngerer Bruder
Nikolaus (1796-1855), der den Staatsgeschäften
während der Regierungszeit von Alexander I.
ferngeblieben war, übernahm formell die Regierung.
Ein Jahr später wurde er zum Zaren gekrönt. Doch
noch im Jahr 1825 schlug er den Dekabristen-Aufstand
nieder und begann sofort mit Errichtung eines
autoritären Regimes. Einen Thronwechsel gab es auch
in Bayern. Dort übernahm der Sohn des verstorbenen
Maximilian I. Joseph (1756-1825) den Thron und
regierte als Ludwig I. (1786-1868) bis zu seiner
Abdankung im Jahr 1848. Als neuer König von Bayern
verfügte er wenige Tage nach seinem Amtsantritt,
dass sein Staat künftig „Bayern“ und nicht mehr
„Baiern“ geschrieben werde. Eine Sensation aus
England machte 1825 ebenfalls Schlagzeilen. Am 27.
September wurde mit einer offiziellen Fahrt die
erste öffentliche Eisenbahn der Welt, die „Stockton
and Darlington Railway“ in Betrieb genommen. Ihre
Gleisspurweite von 1435 mm wurde in der Folgezeit
weltweit als Normalspur verbreitet. Diese Eisenbahn
war die erste, mit der Personen befördert wurden.
Und die erste Fahrt ging über 40 Kilometer in
Nordostengland. Bis 1863 bestand die Bahn als
selbständiges Unternehmen, bevor sie dann im Netz
größerer Eisenbahngesellschaften aufging.
<<
Das war 1824
|
Das war 1826 >>