Stadtinfo Konstanz Geschichte
Der Name der südbadischen Bodensee-Stadt Konstanz
wird bei an Geschichte Interessierten zumeist mit
dem historischen Großereignis „Konzil von Konstanz
(1414 – 1418)“, der damit verbundenen
einzigen Wahl
eines Papstes auf deutschem Boden und der
Hinrichtung des Reformators Jan Hus verbunden. Aber
die gut zweitausendjährige Geschichte von Konstanz
ist natürlich nicht nur auf dieses Ereignis zu
beschränken.
Konstanz´ Ursprünge gehen bis in die Antike zurück.
Erste Konstanzer gehörten mutmaßlich zum keltischen
Stamm der Helvetier, die etwa um
das Jahr 100 v.
Chr. Geb. im Bereich der heutigen Altstadt dauerhaft
siedelten. Möglicherweise folgten etwa 100 Jahre
später römische Kolonisatoren den von Truppen des
Imperators Augustus bei der Eingliederung von
Konstanz vertriebenen Kelten. In der Endphase der
R
om-Provinz Raetia im 4. Jahrhundert wurde das
damals vielleicht nach einem Festungsturm „Constantia“
genannte Konstanz in ein militärisches Abwehrsystem
einbezogen. Die Befestigungen sollten in das
zusehends zerfallende Römer-Reich eindringende
germanische Plünderer abwehren. Aber nicht nur
militärische Defensivbauten wurden gebaut, sondern
auch durch ihre Weitläufigkeit Rückschlüsse auf die
damalige Bedeutung Konstanz erlaubende Badeanlagen.
Nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches im
Jahr 476 wurde Raetia und damit auch Konstanz von
germanischen Nachfolgeherrschern wie Odoaker oder
Theoderich regiert, bis der Ort nach kriegerischen
Auseinandersetzungen um 554 zum Machtbereich der
fränkischen Merowinger-Herrscher kam. Kurz danach
gründete Bischof Maximus das Bistum Konstanz und
machte sich zum Stadtherrn.
Begünstigt durch die vorteilhafte Verkehrslage an
den Fernhandelsrouten zwischen Italien und
Deutschland kam der Seehafenort Konstanz zur
erheblichen Bedeutung als Zentrum des
mittelalterlichen Tuchhandels. Leinen aus Konstanz
wurde zum regelrechten Markenbegriff.
Im 12. Jahrhundert gelang den Bürgern von Konstanz,
sich zumindest weitgehend von der Oberherrschaft der
Bischöfe zu befreien. Sie erlangten einen Status für
ihre Stadt, die der einer nur dem römisch-deutschen
Reich unmittelbar unterstellten Reichsstadt
zumindest nahekam. Nach Ansicht mancher Historiker
verblieben noch gewisse Reservatsrechte beim
Konstanzer Bischof, sodass Konstanz zur bedingt als
„Freie Stadt“ zu bezeichnen war. Ausdruck der
Eigenständigkeit von Konstanz waren u. a. die
Begründung
eigener Münzgerechtigkeit (1295) und die
Zugehörigkeit (ab 1312) zu einem Städtebund mit St.
Gallen und anderen Orten im Bodenseeraum.
1414 wurde Konstanz Epizentrum der christlichen
Welt, die seit 1378 durch das Abendländische Schisma
in die Anhängerschaften von Päpsten und Gegenpäpsten
gespalten war. Auf Druck von König Sigismund und des
Gegenpapstes Johannes XXIII. wurde mit dem
Konstanzer Bischof Otto III. von Hachberg als
Gastgeber ein Konzil in Konstanz einberufen. Es
sollte das Schisma der damals drei, in Rom, Avignon
beziehungsweise Pisa residierenden Kirchenfürsten,
die jeweils für sich das Papstamt beanspruchten,
beenden. Nach vier Jahren zähen Ringens, die für den
Dienstleistungsbereich in Konstanz eine Boom-Zeit
bedeuteten, waren alle drei Päpste abgesetzt. Zum
alleinigen Papst wählten die Konzilsteilnehmer
schließlich 1417 in Konstanz den italienischen
Bischof Oddo di Colonna als Martin V. Der neue Papst
beendete das Konzil im April 1418. Im Nachhinein
verdüstert wurde dieses nicht nur für die
Organisationsgeschichte der
römisch-katholischen
Kirche so herausragende Ergebnis durch die Tötung
des Reformators Jan Hus. Das Konzil hatte
reformatorischen Thesen eine radikale Absage
erteilt. Der böhmische Prediger Jan Hus hatte von
König Sigismund freies Geleit in Aussicht gestellt
bekommen, wenn er seine Thesen in Konstanz
verteidigen würde. Aus politisch-taktischen Gründen
stand Sigismund aber nicht zu seinem
Schutzversprechen. Jan Hus, der seine Thesen nicht
widerrufen wollte, wurde vom Konzil zum Tode
verurteilt und 1415 in Konstanz auf dem
Scheiterhaufen verbrannt. 600 Jahre später wurde an
Hus´ Sterbeort ein Denkmal errichtet.
Ungeachtet des Schicksals Hus´ schloss sich die
Bevölkerungsmehrheit von Konstanz im beginnenden 16.
Jahrhundert der Reformation an. Die katholischen
Bischöfe verlegten ihre Residenz nach Meersburg. Im
Folge des für die protestantische Partei nachteilig
verlaufenden Schmalkaldischen Kriegs (1546 – 1547)
verlor das zeitweise belagerte Konstanz seine
Stadtfreiheit. Seit 1548 gehörte es zu den als
„Vorderösterreich“ genannten Besitzungen der
Habsburger westlich von Tirol. In der bis 1806
dauernden österreichischen Zeit wurde Konstanz
rekatholisiert und verlor an wirtschaftlicher
Bedeutung.
In der Napoleonischen Zeit gelangte Konstanz an das
1806 gegründete und als „liberalste Ecke
Deutschlands“ geltende Großherzogtum Baden.
Überregionale Schlagzeilen machte Konstanz
1848 als
von hier der sogenannten „Heckerzug“ revolutionärer
Demokraten, der erfolglos als Initialzündung für die
Errichtung einer Republik dienen sollte, startete.
1938 wurde die Synagoge in Konstanz
von örtlichen
Nazis niedergebrannt. Im Jahr darauf wurde der
Hitler-Attentäter Georg Elser bei seiner Flucht
Richtung
Schweiz in Konstanz gefangengenommen. Von
den 1933 etwa 500
Konstanzer Juden wurde ein
Großteil in KZs ermordet. Im Zweiten Weltkrieg blieb
Konstanz trotz kriegswichtiger Produktionsbetriebe
vor allem wegen seiner Nähe zum Schweizer Grenzort
Kreuzlingen von Bombardierungen verschont.
In der Nachkriegszeit gehörte Konstanz zunächst zur
französischen Besatzungszone, dann bis zur
Gründung
Baden-Württembergs 1952 zum Bundesland Südbaden.
Eine weitere Zäsur in der Geschichte der
Bodensee-Stadt war die Gründung der Universität
(2019: 12.000 Studierende) im Jahr 1966.