1800
1801
1802
1803
1804
1805
1806
1807
1808
1809
Chronik 1806 - Der Rheinbund, der Triumphbogen
in Paris und Goethes Faust
In ganz Europa war die Dominanz des Kaisers der
Franzosen, Napoleon Bonaparte (1769-1821), zu
spüren. Und wer nicht für ihn war, war gegen ihn.
Eine öffentliche Ablehnung der Politik Napoleons
hatte böse Folgen. Der Nürnberger Buchdrucker Johann
Philipp Palm (1766-1806) war einer von denen, die
ihr Leben einbüßten, weil sie sich offen gegen
Napoleon ausgesprochen hatten. Sein Pamphlet, das
sich gegen den Kaiser richtete, hatte zur Folge,
dass er auf Napoleons Befehl hin in Braunau am Inn
erschossen wurde. Seine Schrift trug den Titel
„Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“. Heute
erinnert ein Denkmal in Braunau an den mutigen
Buchdrucker. Das Jahr 1806 war das Gründungsjahr des
„Rheinbundes“. Mit dieser in Paris gebildeten
Konföderation deutscher Staaten ging der Austritt
aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation einher. Napoleon fungierte als
„Protektor“ in der von ihm initiierten
Militärallianz, doch Frankreich selbst gehörte der
Konföderation nicht an, war aber ihr Alliierter. Es
gehörten 16 süd- und westdeutsche Fürstentümer
diesem Bund an. Alle erkannten mit ihrer
Unterschrift die Oberherrschaft Frankreichs an und
waren nun Verbündete der Nation Napoleons. Nicht nur
der Rheinbund sorgte für die Auflösung des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation, auch die
Abdankung von Kaiser Franz II. (1768-1835), der am
6. August die Krone ablegte, bedeutete dessen Ende.
In Bayern und Württemberg waren die Fürsten zu
Königen geworden. Bayerns Herrscher wurde König
Maximilian I. Joseph (1756-1825). Herzog Friedrich
wurde Württembergs erster König, Friedrich I.
(1754-1816). Napoleons Eroberungszüge gingen weiter.
Im Oktober zog er mit seinen Truppen in Berlin ein,
nachdem er die Schlacht bei Jena und Auerstedt
gewonnen hatte. Die Stadt Erfurt, die in jener Zeit
zu Preußen gehörte, kapitulierte und wurde nun von
den Franzosen beherrscht. Der Kaiser der Franzosen
drang weiter vor bis Lübeck und Hamburg. Auch für
diese Städte begann jetzt die Franzosenzeit. Der
Kaiser zog weiter gen Osten und nahm am 28. November
1806 das zu Preußen gehörende Warschau ein. Selbigen
Tags trat der russische Zar Alexander I. (1777-1825)
in den Krieg gegen Napoleon ein. Derweil hatten in
Paris die Arbeiten am „Arc de Triomphe“ begonnen. Zu
diesem Triumphbogen nach römischem Vorbild hatte
Napoleon I. schon im Februar 1806 den Auftrag
erteilt und im August war der Grundstein gelegt
worden. Auf Napoleons Initiative hin war auch der
„Simplonpass“ in der Schweiz entstanden. Die neue
Alpenstraße, die seinen Truppen bessere Übergänge
ermöglichte, war im Oktober 1806 eröffnet worden.
Zum Jahresende hatte das erste und das einzig
vollständige Violinenkonzert von Ludwig van
Beethoven (1770-1827), D-Dur op. 61 in Wien seine
Uraufführung, eines der schönsten Violinenkonzerte
überhaupt. Und auch der Dichterfürst aus Weimar,
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der nach
einer 18-jährigen Beziehung die Mutter seiner
Kinder, Christiane Vulpius (1765-1816), geheiratet
hatte, schloss in jenem Jahr 1806 den ersten Teil
seines „Faust“ ab.
<< Das war
1805
|
Das war 1807 >>
Ereignisse & Schlagzeilen
1806
Januar
1806
1. Januar
Maximilian Joseph der Herrscher Bayerns und
Friedrich von Württemberg werden zu
Königen.
5. Januar
Der bisherige Kurfürst wird als
Maximilian I. Joseph in Bamberg zum bayerischen
König proklamiert.
8. Januar
Die Kapkolonie wird zur britischen
Kolonie. Großbritannien sichert sich dadurch den
Seeweg nach Indien.
19. Januar
Die Briten besetzen das Kap der
Guten Hoffnung in der Kapkolonie. Sie eroberten elf
Tage zuvor zur Sicherung ihres Seeweges nach Indien
das Gebiet zurück, das sie 1803 der Batavischen
Republik zurückgegeben hatten.
Februar
1806
15. Februar
Im zwischen Napoléon Bonaparte und
Christian von Haugwitz ausgehandelten Vertrag von
Paris verpflichtet sich Preußen zur Sperre aller
seiner Häfen für britische Schiffe und zur Besetzung
Kurhannovers. Großbritannien erklärt daraufhin
Preußen den Krieg.
25. Februar
Uraufführung der Oper Faniska von
Luigi Cherubini am Theater am Kärntnertor in Wien
26. Februar
Kaiser Napoléon I. erteilt den
Auftrag zum Bau eines Triumphbogens in Paris. Für
den Arc de Triomphe du Carrousel steht der
Konstantinsbogen in Rom Pate.
27. Februar
Preußen proklamiert die Besetzung
Hannovers
März
1806
30. März
Joseph Bonaparte wird von seinem
Bruder Napoleon zum König von Neapel ernannt.
April
1806
14. April
Uraufführung der Oper Die Sylphen
von Friedrich Heinrich Himmel an der Hofoper in
Berlin
Mai
1806
30. Mai
In einem Duell tötet der spätere
US-Präsident Andrew Jackson den regional bekannten
Duellschützen Charles Dickinson, der Jacksons Frau
verleumdet hat. Die nahe dem Herzen liegende Kugel
Dickinsons bleibt lebenslang in Jacksons Körper.
Juni
1806
1. Juni
In Preußen wird Papiergeld,
sogenannte „Tresorscheine“, ausgegeben.
12. Juli: Gründung des Rheinbundes
Juni
1806
1. Juni
Die Schlacht von Maida findet
statt.
August
1806
6. August
Ende des Heiligen Römischen
Reiches. Kaiser Franz II. aus dem Hause
Habsburg-Lothringen legt die Kaiserkrone nieder
11. August
König Friedrich Wilhelm III.
verfügt die Gründung der ersten preußischen
Blindenschule.
15. August
Der Grundstein für den Pariser Arc
de Triomphe wird gelegt.
18. August
Der Walfänger Abraham Bristow
entdeckt die Gruppe der Auckland-Inseln
26. August: Johann Philipp Palm wird in Braunau am
Inn auf Befehl Napoleons hingerichtet
September
1806
2. September
Beim Goldauer Bergsturz wird das
schweizerische Dorf Goldau zerstört. 457 Menschen
kommen ums Leben.
6. September
Die Reichsstadt Frankfurt am Main
wird in das Fürstentum Aschaffenburg einverleibt und
nunmehr vom Fürstprimas des Rheinbunds, Karl Theodor
von Dalberg, regiert.
15. September
Die Reichsstadt Nürnberg wird vom
französischen Beauftragten Joseph-Mathieu Fririon
offiziell an das neu gegründete Königreich Bayern
übergeben.
Oktober
1806
4. Oktober
Uraufführung der komischen Oper
Philoclès von Victor Dourlen an der Opéra-Comique in
Paris
7. Oktober
Der Engländer Ralph Wedgwood erhält
eine Patent für einen Apparat zur Verdoppelung von
Schriftstücken, mit dem ein tintengetränktes Papier
in Verbindung mit einem Metall-Schreibstift gemeint
war. Die Produktion beginnt er einige Jahre später.
9. Oktober
Friedrich Wilhelm III. erklärt
Frankreich den Krieg
In der Schweiz wird in Brig nach
mehrjähriger Bauzeit die neue Straße über den
Simplonpass eröffnet. Den Anstoß lieferte Napoléon
Bonaparte, der bessere Alpenübergänge für seine
Truppen wünscht.
14. Oktober
Napoleon I. schlägt in der Schlacht
bei Jena und Auerstedt die preußische Armee.
16. Oktober
Die zu Preußen gehörende Stadt
Erfurt kapituliert nach der Schlacht bei Jena und
Auerstedt gegenüber den Franzosen und wird bis 1814
von ihnen regiert.
19. Oktober
Johann Wolfgang von Goethe und
Christiane Vulpius werden in der Sakristei der
Weimarer Jakobskirche getraut.
27. Oktober
Napoleon zieht mit seinen Truppen
in
Berlin ein
28. Oktober:
Kapitulation des preußischen Heeres
unter Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen an Napoléon
Bonaparte bei Prenzlau
November
1806
6. November
Die Schlacht von Lübeck beendet den
Rückzug Gebhard Leberecht von Blüchers
7. November
Gebhard Leberecht von Blücher
kapituliert nach der Schlacht bei Lübeck im vierten
Koalitionskrieg mit seinen preußischen Einheiten in
Ratekau gegenüber den Franzosen unter Marschall
Bernadotte.
19. November
Hamburg wird von napoléonischen
Truppen besetzt. Es beginnt die Hamburger
Franzosenzeit.
21. November
Napoleon erlässt das Berliner
Dekret und errichtet damit die Kontinentalsperre
gegen Großbritannien
28. November
Der russische Zar Alexander II.
tritt in den Krieg gegen Napoleon mit ein. Am selben
Tag besetzen während des vierten Koalitionskrieges
französische Einheiten das zu Preußen gehörende
Warschau.
Dezember
1806
11. Dezember
Im Friedensvertrag von Posen mit
Napoléon Bonaparte schließt sich Sachsen dem
Rheinbund an, kommt es zu Gebietsarrondierungen,
wird Kurfürst Friedrich August III. der Königstitel
gewährt und fällt ihm später das Herzogtum Warschau
zu.
20. Dezember
Der sächsische Kurfürst Friedrich
August III. wird zum König proklamiert und lenkt die
Geschicke des Königreichs Sachsen als Friedrich
August I.
21. Dezember
Alexander von Humboldt berichtet
erstmals von einem magnetischen Sturm.
23. Dezember
Uraufführung des Violinkonzerts von
Ludwig van Beethoven in Wien
24. Dezember
Die vorausgegangene russische
Besetzung der Donaufürstentümer Moldawien und
Walachei löst die Kriegserklärung des Osmanischen
Reiches an den Zaren aus.
25. Dezember
Weihnachten 1806 :-)
26. Dezember
Die Schlacht von Pultusk im Vierten
Koalitionskrieg endet zwischen französischen und
russisch-preußischen Truppen unentschieden.
30. Dezember
Napoléon Bonaparte ernennt Andorra
zur Republik
Das Oberamt Ellwangen wird Teil des
Königreichs Württemberg.
München wird Hauptstadt des Königreichs Bayern
Nach der Kriegserklärung des
Osmanischen Reiches besetzen die Russen Baku.