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Chronik 1808 - Königspaar im Exil und Veröffentlichung von Goethes „Faust“

Der russische Zar Alexander I. (1777-1825) hatte im „Frieden von Tilsit“ eine Übereinkunft mit Napoleon (1769-1821) getroffen, die der Zar auch prompt erfüllte. Er überschritt im Februar 1808 mit seinen Truppen die schwedische Grenze (im heutigen Finnland) ohne jegliche Vorankündigung. Diese Invasion war geplant gewesen, falls der schwedische König Gustav IV. Adolf (1778-1837) am Bündnis mit Großbritannien festhalten würde. Da er das tat, marschierten die russischen Truppen in Schweden ein. In Rendsburg (heute in Schleswig-Holstein) starb der dänische König Christian VII. (1749-1808). Er hatte am 13. März einen Schlaganfall erlitten. Am selben Tag übernahm Friedrich VI. (1768-1839) die Regierungsnachfolge und tags darauf brach der Dänisch-Schwedische Krieg aus. Friedrich VI. wurde zunächst nicht offiziell gekrönt. Er hatte die Kronjuwelen schon im Vorjahr aus Sorge wegen eines englischen Angriffs von Schloss Rosenborg in die Klosterkirche von Sorø gebracht, höchstpersönlich. Dort blieben sie bis 1815, als Friedrich dann schließlich gekrönt wurde. Vorerst hatte er mit dem Krieg gegen Schweden ohnehin andere Probleme, denn der Krieg brachte nicht das gewünschte Resultat. Dänemark hatte sich eigentlich erhofft, frühere Gebietsverluste wieder zurückzuerobern, was allerdings nicht gelang. Der Krieg endete 1809 ergebnislos. Fast überall war Europa in kriegerische Handlungen mit der napoleonischen Armee verwickelt. Die Truppen standen auch in Spanien. Dort übernahm nach der Abdankung von König Karl IV. (1748-1819) dessen Sohn Ferdinand VII. (1784-1833) die Regentschaft. Napoleon versagte dem neuen König die Anerkennung. Das führte im Mai 1808 dazu, dass jener Ferdinand VII. die Herrschaft an seinen Vater zurückgab. Der floh dann mit seiner Frau; Königin Maria Luise (1751-1819) und deren Liebhaber, Manuel de Godoy (1767-1851), nach Frankreich. Dort wurde der spanische König gezwungen, gänzlich auf den Thron zu verzichten. Dafür wurde dann der Bruder Napoleons, Joseph Bonaparte (1768-1844), spanischer König. Dieser hatte den Thron bis 1813 inne. Der Ex-König Karl IV. erhielt eine unregelmäßig ausgezahlte Pension und ging mit seiner Königin auf Reisen. Eigentlich ging er mit seiner Frau und deren Liebhaber auf Reisen. Godoy hatte nach wie vor die Gunst des Ehepaars, als Galan der König war er bereits seit 1788 an ihrer Seite. Sein Einfluss reichte so weit, dass er im Hintergrund die spanischen Regierungsgeschäfte beherrschte. Doch weiter mit Napoleon, der viel mehr beherrschte als nur die Macht über Frankreich. Er kümmerte sich um viele Belange, ordnete diverse kulturpolitische und gesellschaftliche Belange nach seinem Willen und schränkte letztendlich auch die bürgerlichen Rechte der Juden in Frankreich ein, indem er das „Schändliche Dekret“ veröffentlichte. Im November 1808 erließ Kaiser Napoleon den „Code d’instruction criminelle“, die französische Strafprozessordnung. Sie galt nicht nur in Frankreich, sondern auch in den von Frankreich beherrschten Gebieten. Dazu war ein Zuchtpolizeigericht eingeführt worden, die aber nur eine Höchststrafe von Jahren Gefängnis verhängen konnten. In der Folgezeit kam es durch das Vorbild der neuen Strafprozessordnung Napoleons zum Ende der Inquisition aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches. Und ganz am Rande gab es eine literarische Sensation. Das von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) im Vorjahr vollendete Werk wurde veröffentlicht – „Faust – der Tragödie erster Teil“. 
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Ereignisse & Schlagzeilen 1808

Alemdar Mustafa Pascha marschierte mit einer Armee nach Konstantinopel mit der Absicht, den im Vorjahr abgesetzten Selim III. zu befreien und diesen wieder als Sultan des Osmanischen Reiches einzusetzen. Am 28. Juli wurde Selim von seinem Neffen und Nachfolger Mustafa IV. ermordet. Am selben Tag eroberten die Aufständischen den Sultanspalast und riefen Mustafas Bruder Mahmud II. zum neuen Herrscher aus. Großwesir wurde Alemdar Mustafa Pascha, der eigentliche Machthaber.
Die erste kommerziell genutzte Lokomotive für den Passagierbetrieb, die Dampflokomotive „Catch me who can“ wurde von Richard Trevithick gebaut.
In Belgrad wurde die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Belgrad gegründet.
Der französische Chemiker Eugène Chevreul isolierte den Farbstoff Brasilin aus Brasilholz.
Der englische Naturforscher und Lehrer John Dalton entdeckte und formulierte das Gesetz der multiplen Proportionen in der Chemie.
In München gründete König Maximilian I. von Bayern die Königliche Akademie der Bildenden Künste. Ihr erster Direktor war Johann Peter von Langer, der vorher Leiter der Kunstakademie in Düsseldorf war. Der erste Generalsekretär wurde der Philosoph Wilhelm Joseph Schelling.
Das „Museum“ wurde in Frankfurt am Main gegründet.
„Faust - Der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfgang von Goethe hatte seine Veröffentlichung zu Ostern auf der Buchmesse in Leipzig.

Januar 1808

26. Januar
In Australien kam es zur Rum Rebellion, einem erfolgreichen bewaffneten Aufstand gegen die Regierung. William Bligh, der Gouverneur von New South Wales, wurde in einem Machtkampf vom New South Wales Corps festgesetzt.

Februar 1808

Zwischen Zar Alexander und Napoleon Bonaparte war im Frieden von Tilsit eine Übereinkunft getroffen wurde, dass Russland, im Falle das der schwedische König Gustav IV. Adolf weiterhin am Bündnis mit Großbritannien festhielte, einen Angriff durchführen sollte. Da Gustav IV. Adolf das tat, überschritten russische Truppen daraufhin ohne vorherige Kriegserklärung die schwedische Grenze, die damals im heutigen Finnland lag.

März 1808

Nachdem Christian VII. gestorben war, folgte ihm Friedrich VI. auf den Thron von Dänemark und Norwegen.
1. März
Gegen eine Abfindung übernahm das Königreich Bayern den Postdienst vom Haus Thurn und Taxis.
2. März
Das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist wurde von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar mit wenig Erfolg uraufgeführt.
14. März
Der Dänisch-Schwedische Krieg begann mit der Übergabe der Kriegserklärung an König Gustav IV. Adolf in Stockholm. Dänemark versprach sich von dem Krieg die Rückeroberung früherer Gebietsverluste. Schweden befand sich bereits im Krieg mit Russland und Frankreich.
17. März
In Frankreich wurden die bürgerlichen Rechte der Juden durch das „Schändliche Dekret“ Napoleon Bonapartes eingeschränkt.
19. März
In Spanien dankte König Karl IV. zugunsten seines Sohnes Ferdinand VII. ab. Napoleon Bonaparte, dessen Truppen in Spanien standen, protestierte gegen die Anerkennung Ferdinands als König. Diese führte am 2. Mai zur Rückgabe der Herrschaft an seinen Vater.
27. März
Zur Konzentration aller militärischen Angelegenheiten schuf der bayerische König Maximilian I. das Bayerische Kriegsministerium.
28. März
Russland annektierte Finnland.

April 1808

1. April
In Heidelberg erschien zweimal wöchentlich bis zum 30. August die „Zeitung für Einsiedler“, das Sprachrohr der Heidelberger Romantik. Sie wurde anonym von Achim von Arnim unter redaktioneller Mitwirkung von Clemens Brentano und Joseph Görres herausgegeben.
5. April
In Lübeck wurde die Seefahrtschule zur Ausbildung von Kapitänen und Steuerleuten der Handelsschifffahrt gegründet.
6. April
Für den Pelzhandel wurde die „American Fur Company“ von Johann Jakob Astor gegründet.
17. April
Durch das Dekret von Bayonne ließ Napoleon Bonaparte alle US-amerikanischen Schiffe in europäischen Häfen beschlagnahmen. Die Begründung dafür war, dass es sich dabei in Wirklichkeit um britische Schiffe mit falschen Papieren handele.

Mai 1808

1. Mai
Durch die bayerische Konstitution wurde die erste Stände unabhängige Volksvertretung in einem deutschen Staat eingeführt.
2. Mai
In Spanien begannen die Aufstände „Dos de Mayo“, durch die die Spanier ihren Widerstand gegen die französische Besatzung ausdrückte und die später zum spanischen Unabhängigkeitskrieg führten.

Juni 1808

6. Juni
In Bayonne wurde Joseph Bonaparte, ein Bruder von Napoleon Bonaparte, zum König von Spanien gekrönt.
15. Juni - 13. August
Saragossa wurde erstmals von französischen Truppen belagert.
Juli 1808
7. Juli
Das Status von Bayona wurde veröffentlicht.
18. - 22. Juli
In der Schlacht bei Vailen kesseln spanische Truppen das französische Korps unter Dupont ein, der mit fast 18 000 Mann zur Kapitulation gezwungen wurde.

August 1808

21. August
Nachdem französische Truppen unter Marschall Junot in Portugal eingedrungen waren, wurden sie in der Schlacht von Vimeiro von britischen Truppen unter der Führung des Herzogs von Wellington, verstärkt durch portugiesische Freiwillige besiegt.
30. August
In der Konvention von Cintra wurde der Abzug der französischen Besatzungstruppen aus Portugal geregelt. Die Franzosen durften ihre in Portugal geplünderte Beute behalten und wurden auf britischen Schiffen nach Frankreich zurückgebracht.

September 1808

6. September
Joachim Murat, ein Schwager Napoleon Bonapartes übernahm die ihm übertragene Macht in Königreich Neapel.
10. September
Die komische Oper „Linnée ou Les Mines de Suède“ von Victor Dourlen wurde an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.
13. September
Während des Dritten Russisch-Schwedischen Krieges fand die Schlacht von Jutas statt. Die Schweden besiegten die russischen Einheiten und der schwedische General Georg Carl von Döbeln verhinderte mit seinem Regiment den Versuch, die ganze schwedische Armee einzukesseln.
25. September
Die Oper „Ninon chez Madame de Sévigné“ von Henri Montan Berton wurde an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.
27. September
Auf dem Erfurter Fürstenkongress stand die Begegnung von Napoleon Bonaparte mit dem russischen Zaren Alexander I. im Mittelpunkt.

Oktober 1808

6. Oktober
Die jahrelang angezweifelte Existenz der Bouvetinsel im Südpolarmeer wurde durch die Schiffskarten der Walfänger James Lindsay und Thomas Hopper belegt.
12. Oktober
In Brasilien entstand das erste Kreditinstitut des Landes, die Banco do Brasil. Sie sollte dem portugiesischen König Johann VI. dazu dienen, den Exilaufenthalt seines Hofes zu finanzieren.
29. Oktober
Die komische Oper „Jadis et aujourd'hui“ von Rodolphe Kreutzer wurde an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.

November 1808

4. November - 7. Dezember
In den Vereinigten Staaten von Amerika gewann James Madison die Präsidentschaftswahl gegen Charles Cotesworth Pinckney.
14. November
Großwesir Alemdar Mustafa Pascha kam bei einem Aufstand der Janitscharen gegen seine Regentschaft in seinem Palast, der von Aufständischen angezündet wurde, ums Leben.
16. November
Mahmud II. ließ seinen Bruder Mustafa IV. ermorden. Damit gab es nur noch einen männlichen Nachkommen des Hauses Osman und Mahmud konnte sich auf dem Thron halten.
16. November
Kaiser Napoleon Bonaparte erließ den „Code D’instruction criminelle“, die französische Strafprozessordnung. Aufgrund dieser Regelung kam es in den deutschen Staaten zum Ende der Inquisitionsverfahren.
19. November
Eine neue Städteordnung in Preußen erlaubte den Städten und Gemeinden mehr Selbstverwaltung. Die Städteverordnung war eine Folge der Reformen des Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom Stein.
24. November
Der preußische Reformer Karl Freiherr vom Stein wurde von König Friedrich Wilhelm III. entlassen.

Dezember 1808

4. Dezember
Madrid kapitulierte vor den Truppen Napoleon Bonapartes.
13. Dezember
Johann Gottlieb Fichte verfasste vierzehn „Reden an die deutsche Nation“.
20. Dezember
Nach der erfolglosen zweimonatigen Belagerung Saragossas im Sommer begannen französische Truppen mit der zweiten Belagerung.
22. Dezember
Am Theater an der Wien fand ein vierstündiges Konzert statt, bei dem die „5. Sinfonie“ und die „6. Sinfonie“ (Pastorale) sowie der „Fantasie für Klavier, Chor und Orchester“ und das „4. Klavierkonzert“ von Ludwig van Beethoven uraufgeführt wurde. Der Komponist saß bei der Aufführung am Klavier. Trotzdem verlief die Aufführung unerfreulich, da die Musiker nicht ausreichend geprobt hatten und das Theater nicht beheizt war.
25. Dezember
In Preußen wurde an Stelle der alten Militärbehörden das preußische Kriegsministerium gegründet, um das Heer neu zu organisieren.