1800
1801
1802
1803
1804
1805
1806
1807
1808
1809
Chronik 1808 - Königspaar im Exil und Veröffentlichung von Goethes „Faust“
Der russische Zar Alexander I. (1777-1825) hatte im
„Frieden von Tilsit“ eine Übereinkunft mit Napoleon
(1769-1821) getroffen, die der Zar auch prompt
erfüllte. Er überschritt im Februar 1808 mit seinen
Truppen die schwedische Grenze (im heutigen
Finnland) ohne jegliche Vorankündigung. Diese
Invasion war geplant gewesen, falls der schwedische
König Gustav IV. Adolf (1778-1837) am Bündnis mit
Großbritannien festhalten würde. Da er das tat,
marschierten die russischen Truppen in Schweden ein.
In Rendsburg (heute in Schleswig-Holstein) starb der
dänische König Christian VII. (1749-1808). Er hatte
am 13. März einen Schlaganfall erlitten. Am selben
Tag übernahm Friedrich VI. (1768-1839) die
Regierungsnachfolge und tags darauf brach der
Dänisch-Schwedische Krieg aus. Friedrich VI. wurde
zunächst nicht offiziell gekrönt. Er hatte die
Kronjuwelen schon im Vorjahr aus Sorge wegen eines
englischen Angriffs von Schloss Rosenborg in die
Klosterkirche von Sorø gebracht, höchstpersönlich.
Dort blieben sie bis 1815, als Friedrich dann
schließlich gekrönt wurde. Vorerst hatte er mit dem
Krieg gegen Schweden ohnehin andere Probleme, denn
der Krieg brachte nicht das gewünschte Resultat.
Dänemark hatte sich eigentlich erhofft, frühere
Gebietsverluste wieder zurückzuerobern, was
allerdings nicht gelang. Der Krieg endete 1809
ergebnislos. Fast überall war Europa in kriegerische
Handlungen mit der napoleonischen Armee verwickelt.
Die Truppen standen auch in Spanien. Dort übernahm
nach der Abdankung von König Karl IV. (1748-1819)
dessen Sohn Ferdinand VII. (1784-1833) die
Regentschaft. Napoleon versagte dem neuen König die
Anerkennung. Das führte im Mai 1808 dazu, dass jener
Ferdinand VII. die Herrschaft an seinen Vater
zurückgab. Der floh dann mit seiner Frau; Königin
Maria Luise (1751-1819) und deren Liebhaber, Manuel
de Godoy (1767-1851), nach Frankreich. Dort wurde
der spanische König gezwungen, gänzlich auf den
Thron zu verzichten. Dafür wurde dann der Bruder
Napoleons, Joseph Bonaparte (1768-1844), spanischer
König. Dieser hatte den Thron bis 1813 inne. Der
Ex-König Karl IV. erhielt eine unregelmäßig
ausgezahlte Pension und ging mit seiner Königin auf
Reisen. Eigentlich ging er mit seiner Frau und deren
Liebhaber auf Reisen. Godoy hatte nach wie vor die
Gunst des Ehepaars, als Galan der König war er
bereits seit 1788 an ihrer Seite. Sein Einfluss
reichte so weit, dass er im Hintergrund die
spanischen Regierungsgeschäfte beherrschte. Doch
weiter mit Napoleon, der viel mehr beherrschte als
nur die Macht über Frankreich. Er kümmerte sich um
viele Belange, ordnete diverse kulturpolitische und
gesellschaftliche Belange nach seinem Willen und
schränkte letztendlich auch die bürgerlichen Rechte
der Juden in Frankreich ein, indem er das
„Schändliche Dekret“ veröffentlichte. Im November
1808 erließ Kaiser Napoleon den „Code d’instruction
criminelle“, die französische Strafprozessordnung.
Sie galt nicht nur in Frankreich, sondern auch in
den von Frankreich beherrschten Gebieten. Dazu war
ein Zuchtpolizeigericht eingeführt worden, die aber
nur eine Höchststrafe von Jahren Gefängnis verhängen
konnten. In der Folgezeit kam es durch das Vorbild
der neuen Strafprozessordnung Napoleons zum Ende der
Inquisition aus der Zeit des Heiligen Römischen
Reiches. Und ganz am Rande gab es eine literarische
Sensation. Das von Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832) im Vorjahr vollendete Werk wurde
veröffentlicht – „Faust – der Tragödie erster Teil“.
<< Das Jahr
1807
|
Das Jahr 1809 >>
Ereignisse & Schlagzeilen
1808
Alemdar Mustafa Pascha marschierte mit einer Armee
nach Konstantinopel mit der Absicht, den im Vorjahr
abgesetzten Selim III. zu befreien und diesen wieder
als Sultan des Osmanischen Reiches einzusetzen. Am
28. Juli wurde Selim von seinem Neffen und
Nachfolger Mustafa IV. ermordet. Am selben Tag
eroberten die Aufständischen den Sultanspalast und
riefen Mustafas Bruder Mahmud II. zum neuen
Herrscher aus. Großwesir wurde Alemdar Mustafa
Pascha, der eigentliche Machthaber.
Die erste kommerziell genutzte Lokomotive für den
Passagierbetrieb, die Dampflokomotive „Catch me who
can“ wurde von Richard Trevithick gebaut.
In Belgrad wurde die Rechtswissenschaftliche
Fakultät der Universität Belgrad gegründet.
Der französische Chemiker Eugène Chevreul isolierte
den Farbstoff Brasilin aus Brasilholz.
Der englische Naturforscher und Lehrer John Dalton
entdeckte und formulierte das Gesetz der multiplen
Proportionen in der Chemie.
In München gründete König Maximilian I. von Bayern
die Königliche Akademie der Bildenden Künste. Ihr
erster Direktor war Johann Peter von Langer, der
vorher Leiter der Kunstakademie in Düsseldorf war.
Der erste Generalsekretär wurde der Philosoph
Wilhelm Joseph Schelling.
Das „Museum“ wurde in Frankfurt am Main gegründet.
„Faust - Der Tragödie erster Teil“ von Johann
Wolfgang von Goethe hatte seine Veröffentlichung zu
Ostern auf der Buchmesse in Leipzig.
Januar 1808
26. Januar
In Australien kam es zur Rum Rebellion, einem
erfolgreichen bewaffneten Aufstand gegen die
Regierung. William Bligh, der Gouverneur von New
South Wales, wurde in einem Machtkampf vom New South
Wales Corps festgesetzt.
Februar 1808
Zwischen Zar Alexander und Napoleon Bonaparte war im
Frieden von Tilsit eine Übereinkunft getroffen
wurde, dass Russland, im Falle das der schwedische
König Gustav IV. Adolf weiterhin am Bündnis mit
Großbritannien festhielte, einen Angriff durchführen
sollte. Da Gustav IV. Adolf das tat, überschritten
russische Truppen daraufhin ohne vorherige
Kriegserklärung die schwedische Grenze, die damals
im heutigen Finnland lag.
März 1808
Nachdem Christian VII. gestorben war, folgte ihm
Friedrich VI. auf den Thron von Dänemark und
Norwegen.
1. März
Gegen eine Abfindung übernahm das Königreich Bayern
den Postdienst vom Haus Thurn und Taxis.
2. März
Das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich
von Kleist wurde von Johann Wolfgang von Goethe in
Weimar mit wenig Erfolg uraufgeführt.
14. März
Der Dänisch-Schwedische Krieg begann mit der
Übergabe der Kriegserklärung an König Gustav IV.
Adolf in Stockholm. Dänemark versprach sich von dem
Krieg die Rückeroberung früherer Gebietsverluste.
Schweden befand sich bereits im Krieg mit Russland
und Frankreich.
17. März
In Frankreich wurden die bürgerlichen Rechte der
Juden durch das „Schändliche Dekret“ Napoleon
Bonapartes eingeschränkt.
19. März
In Spanien dankte König Karl IV. zugunsten seines
Sohnes Ferdinand VII. ab. Napoleon Bonaparte, dessen
Truppen in Spanien standen, protestierte gegen die
Anerkennung Ferdinands als König. Diese führte am 2.
Mai zur Rückgabe der Herrschaft an seinen Vater.
27. März
Zur Konzentration aller militärischen
Angelegenheiten schuf der bayerische König
Maximilian I. das Bayerische Kriegsministerium.
28. März
Russland annektierte Finnland.
April 1808
1. April
In Heidelberg erschien zweimal wöchentlich bis zum
30. August die „Zeitung für Einsiedler“, das
Sprachrohr der Heidelberger Romantik. Sie wurde
anonym von Achim von Arnim unter redaktioneller
Mitwirkung von Clemens Brentano und Joseph Görres
herausgegeben.
5. April
In Lübeck wurde die Seefahrtschule zur Ausbildung
von Kapitänen und Steuerleuten der
Handelsschifffahrt gegründet.
6. April
Für den Pelzhandel wurde die „American Fur Company“
von Johann Jakob Astor gegründet.
17. April
Durch das Dekret von Bayonne ließ Napoleon Bonaparte
alle US-amerikanischen Schiffe in europäischen Häfen
beschlagnahmen. Die Begründung dafür war, dass es
sich dabei in Wirklichkeit um britische Schiffe mit
falschen Papieren handele.
Mai 1808
1. Mai
Durch die bayerische Konstitution wurde die erste
Stände unabhängige Volksvertretung in einem
deutschen Staat eingeführt.
2. Mai
In Spanien begannen die Aufstände „Dos de Mayo“,
durch die die Spanier ihren Widerstand gegen die
französische Besatzung ausdrückte und die später zum
spanischen Unabhängigkeitskrieg führten.
Juni 1808
6. Juni
In Bayonne wurde Joseph Bonaparte, ein Bruder von
Napoleon Bonaparte, zum König von Spanien gekrönt.
15. Juni - 13. August
Saragossa wurde erstmals von französischen Truppen
belagert.
Juli 1808
7. Juli
Das Status von Bayona wurde veröffentlicht.
18. - 22. Juli
In der Schlacht bei Vailen kesseln spanische Truppen
das französische Korps unter Dupont ein, der mit
fast 18 000 Mann zur Kapitulation gezwungen wurde.
August 1808
21. August
Nachdem französische Truppen unter Marschall Junot
in Portugal eingedrungen waren, wurden sie in der
Schlacht von Vimeiro von britischen Truppen unter
der Führung des Herzogs von Wellington, verstärkt
durch portugiesische Freiwillige besiegt.
30. August
In der Konvention von Cintra wurde der Abzug der
französischen Besatzungstruppen aus Portugal
geregelt. Die Franzosen durften ihre in Portugal
geplünderte Beute behalten und wurden auf britischen
Schiffen nach Frankreich zurückgebracht.
September 1808
6. September
Joachim Murat, ein Schwager Napoleon Bonapartes
übernahm die ihm übertragene Macht in Königreich
Neapel.
10. September
Die komische Oper „Linnée ou Les Mines de Suède“ von
Victor Dourlen wurde an der Opéra-Comique in Paris
uraufgeführt.
13. September
Während des Dritten Russisch-Schwedischen Krieges
fand die Schlacht von Jutas statt. Die Schweden
besiegten die russischen Einheiten und der
schwedische General Georg Carl von Döbeln
verhinderte mit seinem Regiment den Versuch, die
ganze schwedische Armee einzukesseln.
25. September
Die Oper „Ninon chez Madame de Sévigné“ von Henri
Montan Berton wurde an der Opéra-Comique in Paris
uraufgeführt.
27. September
Auf dem Erfurter Fürstenkongress stand die Begegnung
von Napoleon Bonaparte mit dem russischen Zaren
Alexander I. im Mittelpunkt.
Oktober 1808
6. Oktober
Die jahrelang angezweifelte Existenz der Bouvetinsel
im Südpolarmeer wurde durch die Schiffskarten der
Walfänger James Lindsay und Thomas Hopper belegt.
12. Oktober
In Brasilien entstand das erste Kreditinstitut des
Landes, die Banco do Brasil. Sie sollte dem
portugiesischen König Johann VI. dazu dienen, den
Exilaufenthalt seines Hofes zu finanzieren.
29. Oktober
Die komische Oper „Jadis et aujourd'hui“ von
Rodolphe Kreutzer wurde an der Opéra-Comique in
Paris uraufgeführt.
November 1808
4. November - 7. Dezember
In den Vereinigten Staaten von Amerika gewann James
Madison die Präsidentschaftswahl gegen Charles
Cotesworth Pinckney.
14. November
Großwesir Alemdar Mustafa Pascha kam bei einem
Aufstand der Janitscharen gegen seine Regentschaft
in seinem Palast, der von Aufständischen angezündet
wurde, ums Leben.
16. November
Mahmud II. ließ seinen Bruder Mustafa IV. ermorden.
Damit gab es nur noch einen männlichen Nachkommen
des Hauses Osman und Mahmud konnte sich auf dem
Thron halten.
16. November
Kaiser Napoleon Bonaparte erließ den „Code
D’instruction criminelle“, die französische
Strafprozessordnung. Aufgrund dieser Regelung kam es
in den deutschen Staaten zum Ende der
Inquisitionsverfahren.
19. November
Eine neue Städteordnung in Preußen erlaubte den
Städten und Gemeinden mehr Selbstverwaltung. Die
Städteverordnung war eine Folge der Reformen des
Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom Stein.
24. November
Der preußische Reformer Karl Freiherr vom Stein
wurde von König Friedrich Wilhelm III. entlassen.
Dezember 1808
4. Dezember
Madrid kapitulierte vor den Truppen Napoleon
Bonapartes.
13. Dezember
Johann Gottlieb Fichte verfasste vierzehn „Reden an
die deutsche Nation“.
20. Dezember
Nach der erfolglosen zweimonatigen Belagerung
Saragossas im Sommer begannen französische Truppen
mit der zweiten Belagerung.
22. Dezember
Am Theater an der Wien fand ein vierstündiges
Konzert statt, bei dem die „5. Sinfonie“ und die „6.
Sinfonie“ (Pastorale) sowie der „Fantasie für
Klavier, Chor und Orchester“ und das „4.
Klavierkonzert“ von Ludwig van Beethoven
uraufgeführt wurde. Der Komponist saß bei der
Aufführung am Klavier. Trotzdem verlief die
Aufführung unerfreulich, da die Musiker nicht
ausreichend geprobt hatten und das Theater nicht
beheizt war.
25. Dezember
In Preußen wurde an Stelle der alten Militärbehörden
das preußische Kriegsministerium gegründet, um das
Heer neu zu organisieren.