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Chronik 1807 - Kontinentalsperre, Heeresreform, Napoleons Theaterdekret
Zwischen Großbritannien und Frankreich wurde die
Feindschaft immer gravierender. Schon zu Beginn des
Jahres 1807 reagierte Großbritannien auf das
„Berliner Dekret“ vom Vorjahr, in dem Kaiser
Napoleon I. (1769-1821) eine Kontinentalsperre gegen
Großbritannien festgeschrieben hatte. Dieses
Handelsembargo, das die kriegerischen
Auseinandersetzungen begleitete, hatte zur Folge,
dass die Britischen Inseln neutralen Schiffen
verboten, Häfen anzusteuern, die zu Frankreich oder
zu dessen Verbündeten gehörten. Bei
Zuwiderhandlungen drohte das Konfiszieren der
Schiffsladung. Im Februar 1807 wütete die Schlacht
bei Preußisch-Eylau, in der die französische Armee
gegen die preußisch-russischen Einheiten kämpfte. Es
gab keinen Sieger in jener Schlacht, aber etwa
45.000 tote Soldaten. Nach diesem Patt auf dem
Schlachtfeld regelten Russland und Preußen ihren
gemeinsamen Kampf gegen den Franzosen-Kaiser, der
jedoch im Juni in der „Schlacht bei Friedland“ trotz
des vereinigten russisch-preußischen Heeres noch
erfolglos geblieben war. Russland und Preußen
vereinbarten mit Frankreich einen Waffenstillstand
und begannen die Verhandlungen, die kurz, darauf am
9. Juli 1807, zum „Frieden von Tilsit“ führten,
womit der Vierte Koalitionskrieg beendet worden war
und u. a. zudem die Gründung des Herzogtums Warschau
festgelegt wurde. Ebenfalls im Juli wurde in Preußen
der General Gerhard von Scharnhorst (1755-1813) mit
der Re-Organisation des Militärs beauftragt. Die
Preußische Heeresreform, die er durch seine Kenntnis
zwischen dem Zusammenhang militärischer Reformen und
gesellschaftlichen Veränderungen entscheidend
mitgeprägt hatte, hat ihm einen Platz in der
Militärgeschichte gesichert. Er gilt heute noch als
der vorbildlichste Reformer in Sachen Militär zur
Zeit der Befreiungskriege. Er schaffte auch im Jahr
1807 die Prügelstrafe im preußischen Heer ab. In
Frankreich hatte Kaiser Napoleon I., der sich auf
allen Gebieten, nicht nur auf militärischem,
absolute Kompetenz zugestand, das „Napoleonische
Theaterdekret“ erlassen. Es beschränkte die Pariser
Theaterlandschaft auf acht große Theater und um die
Konkurrenz zu vermindern, wurde jedes Theater auf
bestimmte Gattungen reduziert. Dieses Dekret hatte
zwar Napoleons Abdankung im Jahr 1815 nicht
überdauert, aber dennoch die Theatergattungen
weltweit geprägt. Es hatte auch zur Folge, dass der
Zirkus nicht mehr zu den Theateraufführungen gezählt
wurde. Bayern macht von sich reden, weil es als
erster Staat überhaupt die Pockenschutzimpfung zur
Pflicht erhob. Und zum Jahresende verschärfte das
„Zweite Mailänder Dekret“ die Kontinentalsperre zu
Großbritannien und damit den Konflikt zwischen dem
Land und Napoleon.
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Ereignisse & Schlagzeilen
1807
7. Januar
Russische Truppen marschieren in Bukarest ein.
Großbritannien reagiert auf das Berliner Dekret Napoléon Bonapartes
zur Kontinentalsperre. Neutralen Schiffen wird verboten, Häfen anzusteuern, die
zu Frankreich oder dessen Verbündeten gehören oder von ihnen kontrolliert
werden. Beim Verletzen des Verbots droht das Konfiszieren der Schiffsladung.
12. Januar
Die Stadt Leiden wird durch die Explosion eines Schiffes, das
Schießpulver geladen hat, schwer in Mitleidenschaft gezogen. 151 Menschen kommen
ums Leben, geschätzte 2.000 werden verletzt und etwa 220 Häuser werden zerstört.
28. Januar
Friede von Memel zwischen Großbritannien und Preußen
3. Februar
Britische Truppen erobern Montevideo und nehmen den spanischen
Gouverneur Pascual Ruiz Huidobro gefangen. Den britischen Invasionen am Río de
la Plata ist jedoch auf Dauer kein Erfolg beschieden.
7./8. Februar
Die Schlacht bei Preußisch Eylau beginnt während des Vierten
Koalitionskriegs zwischen der französischen Armee auf der einen und
preußisch-russischen Einheiten auf der anderen Seite. Sie endet tags darauf ohne
Sieger, kostet jedoch etwa 45.000 Soldaten das Leben.
14. März
Mit dem Beschuss der Stadt durch französische Artillerie beginnt die
Belagerung Kolbergs 1807. Sie wird ohne Erfolg bis zum Kriegsende fortdauern.
25. März
Das britische Unterhaus beschließt ein Gesetz zum Verbot der Sklaverei
ab 1808.
26. April
Nach der in einem Patt geendeten Schlacht bei Preußisch Eylau regeln
Russland und Preußen im Vertrag von Bartenstein den gemeinsamen Kampf gegen
Napoléon Bonaparte.
4. Mai
Napoléon Bonaparte unterzeichnet in Ostpreußen mit dem von Fath Ali
Schah entsandten Vertreter den Vertrag von Finckenstein, der Persien die
Unterstützung Frankreichs im Russisch-Persischen Krieg (1804-1813) zusichert und
den Beginn der Franko-Persischen Allianz darstellt.
26. Mai
Danzig kapituliert ehrenvoll vor den Franzosen.
29. Mai
Selim III., der Herrscher des Osmanischen Reiches, wird auf Druck der
Janitscharen abgesetzt und Abdülhamits Sohn Mustafa IV. zum neuen Sultan
bestimmt.
14. Juni
Schlacht bei Friedland. Napoléon Bonaparte erreicht einen
entscheidenden Sieg über das vereinigte russisch-preußische Heer
21. Juni
Russisch-französischer Waffenstillstand
25. Juni
Preußisch-französischer Waffenstillstand, Beginn der Verhandlungen in
Tilsit
6. Juli
Napoleon trifft den preußischen König Friedrich Wilhelm III. und seine
Frau Luise in Tilsit
9. Juli
Der Frieden von Tilsit beendet den 4. Koalitionskrieg
25. Juli
Gerhard von Scharnhorst wird in Preußen mit der Militär-Reorganisation
beauftragt.
18. August
Der französische Kaiser Napoleon I. konstruiert per Dekret das von
Kassel aus regierte Königreich Westfalen. Seinen Bruder Jérôme setzt er als
König ein.
26. August
Das Königreich Bayern macht die Pockenschutzimpfung als erster Staat
überhaupt zur Pflicht.
5. September
Die Briten nehmen faktisch nach dreitägiger Bombardierung
Kopenhagen ein und beginnen damit einen Präventivkrieg gegen Dänemark-Norwegen,
um den Zugang zur Ostsee sicherzustellen. Gleichzeitig wird die dänische Insel
Helgoland von britischen Truppen besetzt.
7. September
Der dänische General Ernst Peymann kapituliert in der zweiten
Seeschlacht von Kopenhagen gegenüber den Briten unter James Gambier. Sie haben
die Stadt mit ihrer Flotte vom 2. bis 5. September bombardiert. Kopenhagen ist
zu ungefähr 30 Prozent zerstört und etwa 2.000 Zivilisten fanden den Tod.
9. Oktober
Friedrich Wilhelm III. erlässt ein Edikt zur Befreiung der Bauern
von der Leibeigenschaft
27. Oktober
Im geheimen Vertrag von Fontainebleau einigen sich Spanien und
Frankreich auf die Eroberung und anschließende Teilung Portugals. Napoléon
Bonaparte will damit die Kontinentalsperre gegenüber Großbritannien vollends
durchsetzen, der sich Portugal verweigert.
4. November
Das Schottengymnasium in Wien wird eröffnet
30. November
Gemäß dem Vertrag von Fontainebleau in Portugal einmarschierte
französische Truppen unter General Andoche Junot besetzen die Hauptstadt
Lissabon. Die portugiesische Königsfamilie hatte sich allerdings bereits vorher
nach Brasilien abgesetzt, Rio de Janeiro wird so neuer Regierungssitz von
Portugal und Brasilien.
7. Dezember
Das Königreich Westphalen wird von Napoléon Bonaparte ausgerufen,
per königlichem Dekret seine Constitution bekannt gemacht und der Eintritt in
den Rheinbund geregelt.
17. Dezember
Im zweiten Mailänder Dekret verschärft Napoleon I. die
Kontinentalsperre gegenüber Großbritannien. Schiffen neutraler Staaten droht
damit die Konfiskation bei Warenverkehr mit den Briten.
Im August
Scharnhorst schafft im preußischen Heer die Prügelstrafe ab
Im September
Jamaika. Der Sklavenhandel wird verboten
17. August
Robert Fultons Dampfer Clermont nimmt auf dem Hudson River zwischen
New York City und Albany den regelmäßigen Dampfschiffsverkehr auf.
22. Dezember
Die USA verbieten im Embargo Act den Handel mit allen fremden
Ländern und schließen die Häfen. Hintergrund ist die Kontinentalsperre in
Europa, die mit der Gefahr der Beschlagnahme von Schiffsladungen durch
Großbritannien oder Frankreich verbunden ist.
29. März
Heinrich Wilhelm Olbers entdeckt den Asteroiden Vesta
6. Oktober
Humphry Davy leitet elektrischen Strom durch geschmolzene Pottasche
(Kaliumcarbonat) und setzt ein Metall frei, das er Kalium nennt.
Im Oktober
Gründung der Geological Society of London
Im Vovember
Humphry Davy entdeckt das Natrium
16. Februar
Uraufführung des Dramas „Torquato Tasso“ von Johann Wolfgang von
Goethe in Weimar
24. Februar
Das Melodrams Die Glocke von Justin Heinrich Knecht wird in
Stuttgart uraufgeführt
13. September
Ludwig van Beethovens Messe C-Dur op. 86 wird in Eisenstadt
uraufgeführt.
Im September
Das Bostonener Athenæums wird gegründet