November 1989 - Der
Eiserne Vorhang fiel
War es zu Beginn des Monats November noch eine
bundesdeutsche Schlagzeile, dass Otto Schily aus der
Grünen-Partei austrat, so wurden die Nachrichten
schon wenige Tage später von einem ganz anderen
Ereignis ausgefüllt. In der DDR bewegte sich viel
und Vieles ging auch durcheinander. Der
„Versprecher“ des SED-Politikers Schabowki machte
einen Traum vieler Deutschen wahr: Die Mauer wurde
geöffnet. Der 9. November, der schon wegen der
Reichskristall 1938 ein historisches Datum gewesen
war, ging nun noch einmal in die Geschichte ein.
Während viele DDR-Bürger hofften, ihr Land
eigenständig gestalten zu können, verkündete der
Bundeskanzler Kohl bereits ein Zehn-Punkte-Programm,
weil er hartnäckig die Vision der Wiedervereinigung
verfolgte. Doch vorerst war der gesamte Ostblock auf
freiheitliche Demokratie aus, dem sich nur die
rumänische Regierung verschloss. Doch das Rad der
Geschichte ließ sich nun nicht mehr aufhalten…
Was geschah im November 1989
1. November
Allerheiligen
1. November
Der Journalist Ilja Weis wurde von der hessischen
Landesregierung zum ersten Tierschutzbeauftragten
eines Bundeslandes berufen.
1. November
Entsprechend einem Beschlusses der
Innenministerkonferenz setzte der West-Berliner
Innensenator Erich Pätzold (*1930) einen Erlass in
Kraft, der beinhaltete, dass abgelehnte Asylbewerber
aus Ostblockstaaten die Stadt verlassen müssten,
wenn sie nach dem 1. Mai 1989 eingereist waren.
1. November
Den vor 19 Monaten einseitig erklärten
Waffenstillstand mit den Contra-Rebellen kündigte
der Präsident von Nicaragua, Daniel Ortega (*1945),
auf. Zuvor hatten sich Guerilla und Armee-Einheiten
wiederholte Male Gefechte geliefert. Die bilateralen
Verhandlungen darüber in den USA wurden am 21.
November abgebrochen, ohne ein Ergebnis erzielt zu
haben.
2. November
Der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Otto Schily
(*1932), trat aus seiner Partei aus.
2. November
Der zweitgrößte Automobilhersteller der Welt, das
US-amerikanische Unternehmen Ford Motor Co.,
übernahm den traditionsreichen Autobauer Jaguar aus
Großbritannien.
2. November
Die bekannteste Guerillaorganisation Kolumbiens, die
linksgerichtete „M 19“, schloss ein Friedensabkommen
mit der Regierung des Landes. Das Abkommen sah die
Umwandlung der Gruppierung in eine legale politische
Partei vor.
3. November
Nachdem wiederholt mindestens 5.000 Menschen aus der
DDR in die bundesdeutsche Botschaft in Prag (ČSSR)
gelangt waren, beschloss die Regierung der DDR,
diesen Bürgern die direkte Ausreise in die
Bundesrepublik Deutschland ohne Formalitäten zu
genehmigen. Es kam daraufhin in den Folgetagen zu
einer erneuten Ausreisewelle, da etwa 10.000
Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch machten.
3. November
Für die griechische Hauptstadt Athen verhängte die
Regierung ein totales Fahrverbot. Alle Schulen und
Kindergärten in der Stadt blieben geschlossen.
3. November
Die Baikal-Amur-Magistrale (ostsibirische
Eisenbahnlinie) wurde für den Verkehr freigegeben.
Die Strecke zwischen dem europäischen und dem
ostasiatischen Teil der Sowjetunion wurde dadurch um
600 Kilometer verkürzt. Somit wurde auch die
Transsibirische Eisenbahn entlastet.
3. November
In Kolumbien traten die 25.000 Justizangestellen in
einen unbefristeten Streik. Damit drückten sie ihren
Protest gegen die Ermordung einer Richterin aus.
Außerdem Forderten sie wirksamen Schutz vor
Attentaten der Kokain-Mafia.
3. November
Von der Regierung Polens wurden die staatlichen
Subventionen für Parteien ersatzlos gestrichen. Ab
dem 1. Januar 1990 sollten auch alle Steuervorteile
für parteieigene Unternehmen abgeschafft werden. Vom
Staat würden dann nur noch Wahlkampfkosten erstattet
werden.
3. November
Der neue Staats- und Parteichef der DDR, Egon Krenz
(*1937) teilte in einer Fernsehansprache die
Grundzüge seines Aktionsprogramms mit. Darin waren
unter anderem die Errichtung eines
Verfassungsgerichtshofes und eines
Verwaltungsgerichts, außerdem die Einführung eines
zivilen Ersatzdienstes sowie grundsätzliche Reformen
in der Bildungs- und Wirtschaftspolitik vorgesehen.
4. November
Annähernd eine Million Menschen waren einem
Demonstrationsaufruf der DDR-Künstlerverbände
gefolgt und hatten sich dann zu einer Kundgebung auf
dem Berliner Alexanderplatz in der Hauptstadt der
DDR zusammengefunden. Die Kundgebung, die sich für
demokratische Reformen und gegen das Machtmonopol
der SED im Land stark machte, wurde direkt und ohne
Vorankündigung live vom DDR-Fernsehen übertragen. Zu
den Sprechern auf der Kundgebung gehörten u. a. die
Schriftsteller Stefan Heym (1913-2001), Christoph
Hein (*1944) und Christa Wolf (1929-2011), die
Schauspieler Ulrich Mühe (1953-2007), Johanna Schall
(**1958), Steffie Spira (1908-1995), Jan Josef
Liefers (*1964), der Dramatiker Heiner Müller
(1929-1995) und andere, deren Reden mit großem Jubel
aufgenommen wurden. Die Rede von Markus Wolf
(1923-2006) stieß auf Vorbehalte und die von Günter
Schabowski (*1929) wurde immer wieder durch Pfiffe
und Unmutsbekundungen unterbrochen. Diese
Demonstration war die größte nicht staatlich
gelenkte in der Geschichteder
DDR.
4. November
Das Parlament Litauens verabschiedete ein Gesetz zur
Staatsbürgerschaft. Darin wurde festgelegt, das neu
zuziehende Russen fortan zehn Jahre auf ihre
Einbürgerung warten müssten. Außerdem wurden
Volksabstimmungen über wichtige Fragen der Republik
eingeräumt.
5. November
Von der Regierung des Schweizer Kantons Zürich wurde
die Legalisierung der sogenannten weichen Drogen
beschlossen. Diese Entscheidung musste noch in einer
Volksabstimmung bestätigt werden.
5. November
Einer der bedeutendsten Pianisten des 20.
Jahrhunderts starb 86-jährig in New York – Vladimir
Horowitz. Der Künstler jüdischer Herkunft war am 1.
Oktober 1903 in Kiew (Ukraine) geboren worden.
5. November
Keine Partei erreichte bei den Parlamentswahlen in
Griechenland die absolute Mehrheit. An einer
Übergangsregierung, die am 21. November von Xenofon
Zolotas (1904-2004) gebildet wurde, waren alle
Parteien beteiligt.
6. November
In der DDR-Großstadt Dresden fanden sich rund 70.000
Menschen zu einer Demonstration zusammen, um für
Reformen im Land zu einzutreten.
6. November
Die Presse der DDR veröffentlichte den Entwurf eines
neuen Reisegesetzes. Maximal dreißig Tage pro Jahr
hätte nach diesem Gesetz jeder Bürger der DDR ins
Ausland reisen dürfen, sofern er einen Antrag
gestellt hat und dieser genehmigt worden wäre. Die
Öffentlichkeit nahm diesen Entwurf mit heftiger
Kritik zur Kenntnis. Am nächsten Tag wurde die
Gesetzesvorlage bereits wieder vom zuständigen
Volkskammerausschuss verworfen.
6. November
Hunderttausende DDR-Bürger demonstrierten in Leipzig
für eine uneingeschränkte Reisefreiheit, für die
Aufgabe des Führungsanspruches der SED und für freie
Wahlen.
6. November
Als erstes Privatradio erhielt im Bundesland Hessen
„Hit Radio FFH“ eine Sendelizenz.
7. November
In Namibia erhielt die Befreiungsbewegung SWAPO bei
den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung 57
Prozent der Stimmen.
7. November
Die gesamte DDR-Regierung unter Ministerpräsident
Willi Stoph (1914-1999) trat zurück.
7. November
Von „MTV Europe“ wurde das erste Live-Programm aus
der DDR-Hauptstadt Berlin ausgestrahlt.
7. November
Die Bürger von New York City entschieden sich für
David Dinkins (*1927) als ihren künftigen
Bürgermeister. Dinkins war in der Millionstadt der
erste afroamerikanische Politiker, der das Amt eines
Stadtoberhauptes übernahm. In der Geschichte der
Vereinigten Staaten war es ebenfalls das erste Mal,
dass der Demokrat Douglas Wilder im US-Bundesstaat
Virginia als Schwarzer zum Gouverneur gewählt wurde.
7. November
In Bonn hatte die Regierungskoalition beschlossen,
bis 1994 für den Bau von Sozialwohnungen acht
Milliarden DM auszugeben. Die Summe war doppelt so
hoch, wie ursprünglich geplant.
7. November
In der sowjetischen Hauptstadt
Moskau wurde der 72.
Jahrestag der Oktoberrevolution in kleinem Rahmen
mit einer kurzen Militärparade offiziell begangen.
Erstmals fanden in Moskau und anderen sowjetischen
Städten friedliche Gegendemonstrationen statt.
7. November
In der australischen Hauptstadt Canberra gründeten
zwölf Staaten ein Wirtschaftsforum für den
asiatisch-pazifischen Raum.
8. November
Nachdem am Tag zuvor auf der 10. Tagung des
Zentralkomitees der SED das Politbüro der DDR
zurückgetreten war, wurde ein verkleinertes
Politbüro gewählt und Egon Krenz (*1937) war als
Generalsekretär bestätigt worden.
8. November
In der DDR wurde das „Neue Forum“ (NF) als
Vereinigung zugelassen.
8. November
Etwa 16 Kilometer südlich von Helgoland (BRD)
kollidierte die England-Fähre „Hamburg“ mit dem
Containerfrachter „Nordic Stream“. Dabei kamen drei
Passagiere der Fähre ums Leben.
8. November
In Jordanien gewannen bei den ersten
Parlamentswahlen seit 1967 die islamischen
Gruppierungen 31 Sitze von 80 Parlamentssitzen.
8. November
In Kassel (Hessen) stoppte der hessische
Verwaltungsgerichtshof mit einer Eilentscheidung die
geplante gentechnische Produktion von Humaninsulin
bei Hoechst.
9. November
Auf einer Pressekonferenz, die vom Fernsehen in der
DDR direkt übertragen wurde, verlas das
SED-Politbüromitglied Günter Schabowski (*1929) um
18:57 Uhr auf eine Anfrage zur neuen Reiseregelung
beiläufig einen Beschluss des amtierenden
Ministerrates, den er angeblich kurz vor der
Pressekonferenz vom Generalsekretär Egon Krenz
(*1937) zugesteckt bekommen habe. Darin hieß es:
„Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen
von Voraussetzungen (Reiseanlässe und
Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die
Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.“ Auf eine
weitere Nachfrage erklärte Schabowski, dass diese
Regelung „sofort, unverzüglich“ in Kraft trete.
Ursprünglich war das Inkrafttreten erst für später
geplant gewesen. Die Meldung von Schabowski
verbreitete sich wie ein Lauffeuer und wurde
umgehend auch in den bundesdeutschen Medien
verbreitet. Noch am selben Abend drängten Tausende
Ost-Berliner nach West-Berlin. Kurz vor Mitternacht
öffneten sich die ersten Schlagbäume an der Mauer.
Der Tag ging als offizielle Grenzöffnung zur
Bundesrepublik Deutschland und nach West-Berlin in
die Geschichte ein.
9. November
Der Deutsche Bundestag verabschiedete die
Reformgesetze zur Rentenversicherung und zur
Beamtenversorgung. Die Renten wurden an die
Entwicklung der Nettolöhne gekoppelt. Schrittweise
wurde die Altersgrenze auf 65 Jahre angehoben.
Beamte bekamen erst nach 40 Jahren die
Höchstversorgung.
9. November
Der chinesische Spitzenpolitiker Deng Xiaoping
(1904-1997) trat als Vorsitzender der
Militärkommission des Zentralkomitees der
Kommunistischen Partei Chinas zurück. Damit gab er
sein letztes Parteiamt auf.
9. November
Der deutsche
Bundeskanzler Helmut Kohl (*1930) traf
zu einem sechstägigen Besuch in der polnischen
Hauptstadt Warschau ein.
9. November
Der Waldschadensbericht von 1989 wurde vom deutschen
Bundeskabinett genehmigt. Danach waren nur noch 47,1
Prozent der Waldflächen ohne Schäden, 15,9 Prozent
wiesen mittlere und starke Schäden auf, 37 Prozent
hatten leichte Schäden. In Baden-Württemberg war die
Situation besonders problematisch.
10. November
In Bulgarien wurde der Parteichef Todor Schiwkow
(1911-1998) als KP-Vorsitzender abgelöst. Das Amt
übernahm Petar Mladenow (1936-2000).
10. November
Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze besuchten
Millionen von DDR-Bürgern der DDR die grenznahen
Städte der Bundesrepublik und West-Berlin. Dabei kam
es zu überschwänglichen Freudenbekundungen fremder
Menschen untereinander.
10. November
Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) brach seinen
sechstägigen Besuch in Warschau (Polen) ab. Er
sprach am Abend auf einer Kundgebung vor dem
Schöneberger Rathaus in West-Berlin. Der
SPD-Politiker und Ehrenvorsitzende der Partei, Willy
Brandt (1913-1992), prägte den Satz: „Jetzt wächst
zusammen, was zusammengehört.“
11. November
Erstmals seit seiner Ausbürgerung im Jahr 1963 trat
der Pianist Vladimir Ashkenazy (*1937) wieder in der
Sowjetunion auf. Der Erlös, den das Moskauer Konzert
erbrachte, war dem Wiederaufbau Armeniens zugedacht.
11. November
Linksgerichtete Rebellen starteten in
El Salvador
eine Großoffensive, die sich schnell auf fast das
ganze Land ausdehnte. Zum ersten Mal in dem
zehnjährigen Bürgerkrieg war auch die Hauptstadt San
Salvador umkämpft.
11. November
In Berlin herrschte Volksfeststimmung. Am ersten
Wochenende nach der Maueröffnung waren die
innerdeutschen Grenzübergänge mit DDR-Bürgern
überfüllt, ebenso die großen Innenstädte in
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und
Bayern. Bei der Auszahlung des Begrüßungsgeldes von
100 DM kam es zu Verzögerungen, da der
überwältigende Ansturm unvorbereitet gekommen war.
11. November
Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) und
SED-Generalsekretär Egon Krenz (*1937) führten ein
Telefongespräch, in dem sie über die Intensivierung
der Zusammenarbeit sprachen und sich auf eine
baldige persönliche Begegnung einigten.
11. November
In den Hamburger Deichtorhallen wurde von dem
schweizerischen Kunsthistoriker und Kurator Harald
Szeemann (1933-2005) eine Ausstellung eröffnet, in
der er die Großmeister der aktuellen Kunst
präsentierte. Unter anderem waren Werke des
US-amerikanischen Bildhauers Richard Serra (*1939)
zu sehen, von dessen deutschen Kollegen Anselm
Kiefer (*1945), von dem US-amerikanischen
Konzeptkünstler Bruce Nauman (*1941) und dem
deutschen Maler, Fotografen und Bildhauer Gerhard
Richter (*1932). Die Ausstellung dauerte bis zum 18.
Februar 1990.
12. November
In der DDR fanden in mehreren Städten Kundgebungen
und Versammlungen der SED statt, in denen die Basis
der Genossen eine „Erneuerung der Partei von unten“
Forderte.
12. November
In etwa 150 Städten der Vereinigten Staaten
demonstrierten mehr als 1 Millionen Menschen für die
Beibehaltung des legalen Schwangerschaftsabbruchs.
13. November
In El Salvador rief die Regierung den
Ausnahmezustand aus. Zwei Tage zuvor hatten
linksgerichtete Rebellen eine landesweite
Großoffensive begonnen.
13. November
In Liechtenstein wurde Fürst Hans-Adam II. (*1945)
von und zu Liechtenstein wurde neuer Staatspräsident
des Landes. Er übernahm die Nachfolge seines Vaters,
Franz Josef II. (1906-1989), der an diesem Tag in
einem Krankenhaus im schweizerischen Grabs nach
51-jähriger Regierungszeit gestorben war.
13. November
In der DDR wurde erstmals in einer Geheim-Abstimmung
das Parlament des Landes gewählt. Präsident wurde
der Vorsitzende der Demokratischen Bauernpartei
Günther Maleuda (*1931). Er trat die Nachfolge von
Horst Sindermann (1915-1990) an, der zurückgetreten
war. Zudem wurde Hans Modrow (*1928) als
Ministerpräsident bestätigt. Er galt als
„Reformkommunist“.
13. November
In Sri Lanka wurden die drei Führer der
singhalesischen Befreiungsfront von
Regierungstruppen getötet.
13. November
In Genf (Schweiz) wurde im Europäischen Labor für
Teilchenphysik der weltweit größte
Teilchenbeschleuniger LEP eingeweiht.
13. November
Entlang der Berliner Mauer hob die DDR die
Sperrzonen der innerdeutschen Grenze und in den
Küstengewässern auf.
13. November
Ein bislang geheim gehaltener Bericht über die
Verschmutzung der Elbe durch Industriebetriebe und
Kommunen in der DDR wurde vom BRD-Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“ veröffentlicht.
14. November
Nach heftigen Diskussionen verabschiedete der
Oberste Sowjet der UdSSR eine Erklärung zur „vollen
politischen Rehabilitierung“ der Russlanddeutschen
und anderer in der Stalinzeit deportierter Völker.
Den Umgesiedelten wurde die „unbedingte
Wiederherstellung ihrer Rechte“ zugesagt.
15. November
Die bundesdeutsche Fußballmannschaft qualifizierte
sich in Köln durch einen 2:1-Sieg über Wales für die
Weltmeisterschaft 1990 in Italien.
15. November
Erstmals seit 1824 sprach wieder ein Privatmann vor
beiden Kammern des US-amerikanischen Parlaments –
der polnische Gewerkschaftsführer Lech Walesa (). Er
appellierte an die USA „in die Freiheit zu
investieren, in die Demokratie und den Frieden.“
16. November
Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) sagte in seiner
Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag der
DDR wirtschaftliche Hilfe zu. Er machte diese jedoch
von einem grundlegenden Wandel des politischen und
wirtschaftlichen Systems abhängig.
16. November
Vom 1. Januar 1990 gelte ein Nachtfahrverbot für
österreichische LKW in der Bundesrepublik. Das gab
der Bundesverkehrsminister Friedrich Zimmermann ()
bekannt. Eine entsprechende Regelung gab es seit 1.
Dezember in Österreich.
16. November
Der regimekritische Kanzler Ignacio Ellacuría
(1930-1989) der Jesuiten-Universität Universidad
Centroamericana „José Simeón Cañas“ wurde von der
Todesschwadron „Bataillon Atlacatl“ der Armee El
Salvadors umgebracht. Sieben weitere Personen, die
sich in dem Gebäude befunden hatten, waren ebenfalls
getötet worden, um keine Zeugen zu hinterlassen.
16. November
Ungarn stellte als erstes Mitglied des Warschauer
Paktes einen Aufnahmeantrag für den Europarat.
17. November
In der bayerischen Landeshauptstadt München wurde
Theo Waigel (*1939) mit 946 von 975 Stimmen als
Parteivorsitzender auf dem CSU-Parteitag bestätigt.
17. November
In Göttingen (Niedersachsen) wurde eine 24-jährige
Studentin nach Schlägereien zwischen Rechts- und
Linksradikalen auf einer Hauptverkehrsstraße von
einem Auto erfasst und getötet. Die Frau, die den
sogenannten Autonomen zugerechnet wurde, wollte vor
der eingreifenden Polizei flüchten. Wegen des
Todesfalls kam es am 25. November zu einer
Protestdemonstration, an der etwa 15.000 Menschen
teilnahmen und bei der es zu schweren Krawallen kam.
17. November
Der DDR-Regierungschef Hans Modrow (*1928)
präsentierte die 28 Minister seines verkleinerten
Kabinetts. Er kündigte in seiner Regierungserklärung
einschneidende Reformen des politischen Systems, der
Wirtschaft, des Bildungswesens und der Verwaltung
an, deren Ziel es sei, eine „neue sozialistische
Gesellschaft“ zu schaffen. Er schlug der
Bundesregierung vor, die Beziehungen hin zu einer
„Vertragsgemeinschaft“ auszudehnen. Allen
Spekulationen über eine Wiedervereinigung der beiden
deutschen Staaten erteilte Modrow eine klare Absage.
18. November
Von der DDR-Volkskammer wurde ein
„Untersuchungsausschuss Amtsmissbrauch“ eingesetzt,
der die Privilegien der SED-Funktionäre überprüfen
sollte.
18. November
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde
durch das „Amt für Nationale Sicherheit“ ersetzt.
18. November
In der französischen
Hauptstadt Paris fand auf
Einladung des Präsidenten Frankreichs, François
Mitterand ein informeller EG-Sondergipfel statt. Er
befasste sich mit der Entwicklung in Osteuropa.
18. November
Über den Bau des ersten US-amerikanischen
Luxushotels in der Sowjetunion unterzeichneten die
Fluggesellschaften Pan American und Aeroflot, der
Hotelkonzern Sheraton und der Moskauer Stadtrat
einen Vertrag.
18. November
In New York bezwang die deutsche Tennisspielerin
Steffi Graf (*1969) im Finale des Masters-Turniers
der Tennisprofis die US-amerikanische Spielerin
Martina Navratilova (*1956) in drei Sätzen.
18. November
Zum siebenten Mal wurde der 76-jährige Willi Daume
in Frankfurt am Main zum Präsidenten des Nationalen
Olympischen Komitees (NOK) gewählt. Daume hatte das
Amt seit 1961 inne.
19. November
Zwischen Hitzacker auf bundesdeutscher Seite und
Brandstade/Herrenhof auf der Seite der DDR gab es
nun wieder eine Fährverbindung über die Elbe, die
seit 44 Jahren unterbrochen gewesen war.
19. November
In Saarbrücken sprachen sich die Delegierten auf
einem Perspektiven-Bundeskongress der Grünen mit
deutlicher Mehrheit für eine
Regierungszusammenarbeit mit der SPD aus.
20. November
Von der UNO (Vereinte Nationen) wurde die
Kinderrechtskonvention verabschiedet. Sie sollte den
Schutz der Kinder vor Hunger, Heimatlosigkeit und
Ausbeutung stärken und schrieb außerdem das Recht
der Kinder auf Bildung fest. Gegen die Ratifizierung
machte die Bundesregierung Vorbehalte geltend.
20. November
Der Staats- und Parteichef von Rumänien, Nicolae
Ceauşescu (1918-1989), lehnte bei der Eröffnung des
Parteitages der Kommunistischen Partei des Landes
jegliche Reformen strikt ab.
20. November
Der Oberste Sowjet Georgiens beschloss eine
Verfassungsänderung, die der Sowjetrepublik größere
Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Moskau
gab. Das Parlament konnte nach dieser Änderung nun
unter anderem Gesetze der UdSSR für Georgien
aufheben. Außerdem behielt sich Georgien das Recht
vor, aus der UdSSR (Union der Sozialistischen
Sowjetrepubliken) auszutreten.
20. November
Gegen ein Absinken des Lebensstandards beschloss das
Parlament in Moskau ein wirtschaftliches
Notprogramm. Es schränkte die neu gewonnene
wirtschaftliche Selbständigkeit der Betriebe ein und
sah zudem Preiskontrollen sowie einen
Kaufkraftausgleich für ärmere Bevölkerungsschichten
vor.
20. November
In der tschechischen Hauptstadt Prag demonstrierten
Hunderttausende gegen das Machtmonopol der
Kommunisten. Die Proteste dauerten bis zum 23.
November an.
21. November
In Bonn vereinbarten Bundesumweltminister Klaus
Töpfer (*1938), seine Kollegen aus den Bundesländern
sowie Vertreter chemischen Industrie und IG Chemie,
dass bis1991 die Verbrennung von deutschem Giftmüll
auf See eingestellt werden solle.
21. November
In Ost-Berlin beriet Kanzleramtsminister Rudolf
Seiters (*1937) mit dem DDR-Ministerpräsidenten Hans
Modrow (*1928) und dem Staats- und Parteichef Egon
Krenz (*1937) über die Möglichkeiten der
Wirtschaftshilfe seitens der BRD für die DDR.
22. November
In Beirut (Libanon) fiel der libanesische Präsident
René Mouawad (1925-1989), der erst am 5. November
gewählt worden war, einem Bombenanschlag zum Opfer.
Die Explosion einer 250 Kilogramm schweren Autobombe
beim Passieren der Wagenkolonne des Präsidenten
hatte weitere 23 Menschen getötet. Die
Verantwortlichen blieben im Dunkeln ebenso wie die
Hintergründe des Anschlags.
22. November
Die UN-Vollversammlung verurteilte die BRD, weil
diese dem Apartheidregime in Südafrika Zugang zu
U-Boot-Plänen deutscher Firmen verschafft hatte.
22. November
Das SED-Politbüro bot Gespräche am Runden Tisch an.
23.November
In der DDR-Hafenstadt Rostock wurde die Freie
Demokratische Partei (FDP) gegründet. Einen Tag
später entstand in der DDR-Hauptstadt Berlin die
Grüne Partei inder
DDR.
23. November
Bundesaußenminister
Hans-Dietrich Genscher (*1927)
unterzeichnete bei einem Besuch in Ungarn ein
Kreditabkommen in Höhe von 500 Millionen DM.
23. November
Der Versuch einer Loslösung begann in Süd-Ossetien
(Georgien).
23.November
Von der Regierung der DDR wurde Maßnahmen gegen
„negative Auswirkungen des Reiseverkehrs“
beschlossen. Zollkontrollen sollten verschärft
werden und bestimmte Waren durften nur noch an
DDR-Bürger gegen Vorlage des Personalausweises
abgegeben werden. Vor allem polnische Bürger hatten
in West-Berlin begonnen, einen schwunghaften Handel
mit subventionierten DDR-Waren aufzuziehen.
23. November
Der ehemalige ZK-Sekretär der SED für
Wirtschaftsfragen der Planwirtschaft der DDR, Günter
Mittag (1926-1994), wurde aus der Partei
ausgeschlossen. Er galt als der Verantwortliche für
die wirtschaftliche Misere inder
DDR.
23. November
Die Führung der Tschechoslowakischen Kommunistischen
Partei trat zurück. Dem Schritt waren tagelange
Massendemonstrationen für Demokratie und freie
Wahlen vorausgegangen.
24. November
In Württemberg erließ die Evangelische Landeskirche
eine neue Fahrtkostenverordnung. Danach konnten auch
Fahrradfahrten abgerechnet werden.
24. November
Seit fast vierzig Jahren gab die südafrikanische
Regierung erstmals vier Siedlungsgebiete in
Kapstadt, Durban und Johannesburg für alle
ethnischen Bevölkerungsgruppen frei.
25. November
In der Südost-Türkei wurden bei einem Überfall
kurdischer Separatisten auf ein Dorf 21 Menschen
getötet.
25. November
Die nordrhein-westfälische CDU wählte auf einer
Landesvertreterversammlung Bundesarbeitsminister
Norbert Blüm (*1935) zum Spitzenkandidaten für die
Landtagswahlen im Mai 1990. Blüm sollte als
HerausForderer gegen den amtierenden
Ministerpräsidenten Johannes Rau (1931-2006) von der
SPD antreten.
26. November
Die Schweizer Bevölkerung lehnte in einer
Volksabstimmung die Abschaffung der Milizarmee ab.
Dennoch hatten die Militärgegner weit mehr Stimmen
erhalten als erwartet worden war.
26. November
Die regierende Kongresspartei von Premierminister
Rajiv Gandhi (1944-1991) in Indien musste bei den
Wahlen zum Parlament schwere Verluste verzeichnen.
26. November
Bei dem erstmals ausgetragenen Nokia-Masters der
Frauen in Essen gewann die 15-jährige Monika Seles
(*1973) aus Jugoslawien durch einen Zwei-Satz-Sieg
über die Bulgarin Manuela Maleeva (*1967). Das
Tennis-Turnier war mit einem Preisgeld von 500.000
US-Dollar dotiert.
26. November
In der DDR traten namhafte Intellektuelle und
Reformer dafür ein, mit dem Aufruf „Für unser Land –
zur Bewährung der Eigenständigkeit der DDR“, die
Eigenständigkeit des Landes zu bewahren und damit
eine „sozialistische Alternative zur Bundesrepublik“
zu schaffen.
26. November
In Uruguay siegte mit Luis Alberto Lacalle (*1941)
zum ersten Mal seit 19 Jahren der Kandidat der
oppositionellen Blanco-Partei bei den
Parlamentswahlen. Er trat am 1. März 1990 die
Nachfolge von Julio Sanguinetti (*1936) von der
Colorado-Partei an.
26. November
In Honduras gingen die Konservativen als Sieger aus
den Parlaments- und Präsidentenwahlen hervor. Am 27.
Januar 1990 trat Rafael Leonardo Callejas (*1943)
daraufhin die Nachfolge von Präsidenten José Azcona
Hoyo (1927-2005) an.
26. November
Der Präsident der Komoren (Inselstaat im Indischen
Ozean), Ahmed Abdallah (1919-1989) wurde ermordet.
Daran beteiligt war Bob Denard (1929-2007).
27. November
Nahe der Hauptstadt Bogota (Kolumbien) explodierte
eine kolumbianische Verkehrsmaschine vom Typ Boeing
727 in der Luft. Die Katastrophe die einem anonymen
Anruf zufolge durch einen Bombenanschlag der
Drogenmafia ausgelöst worden war, Fordert das Leben
aller 107 Insassen an Bord der Maschine.
27. November
Im Deutschen Bundestag gab der Bundeskanzler Helmut
Kohl (*1930) überraschend sein deutschpolitisches
10-Punkte-Programm bekannt, dessen Ziel die deutsche
Wiedervereinigung in maximal zehn Jahren war.
27. November
Wegen der Politik des Ministerpräsidenten Ladislav
Adamec (1926-2007) brach in der Tschechoslowakei ein
Generalstreik aus.
27. November
Der Oberste Sowjet der UdSSR billigte das
wirtschaftliche Selbstbestimmungsrecht der
Sowjetrepubliken Litauen,
Lettland und Estland.
28. November
Die einstige Kunstturnerin aus Rumänien, Nadia
Comaneci (*1961) flüchtete aus ihrer Heimat in die
USA. Sie hatte insgesamt fünf Goldmedaillen bei den
Olympischen Spielen 1976 und 1980 gewonnen. Als
erste Turnerin hatte sie die Traumnote 6,0 erhalten.
29. November
Unter dem Vorwurf der Untreue und der
Bilanzfälschung wurden in der BRD fünf ehemalige
Aufsichtsräte des Handelskonzerns co op verhaftet.
29. November
Die DDR-Staatsanwaltschaft überprüfte Vorwürfe,
wonach von DDR-Außenhandelsfirmen Deviseneinnahmen
nicht ordnungsgemäß abgeführt worden waren. Dabei
ging es insbesondere um den Bereich „Kommerzielle
Koordination“ (KoKo) beim SED-Zentralkomitee, den
der Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski
(*1932) leitete. Er wurde zu Beginn des Monats
Dezember zur Fahndung ausgeschrieben.
30. November
In der DDR stellte die Bezirksbehörde von
Neubrandenburg wegen des Verdachts der Untreue
Strafantrag gegen den gestürzten DDR-Staat- und
Parteichef
Erich Honecker (1912-1994).
30. November
In Bad Homburg (Hessen) wurde der Vorstandssprecher
der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen (1930-1989)
durch einen Bombenanschlag der Rote-Armee-Fraktion
(RAF) getötet. Über die Täterschaft wurde nichts
bekannt.
30. November
Die tschechoslowakische Regierung gab bekannt, dass
die Grenzsperren zu Österreich abgebaut werden
würden.
30. November
Frankreich und die Bundesrepublik schlossen einen
Vertrag über die gemeinsame Entwicklung des
Kampfhubschrauber „Tiger“. Die Kosten betrugen
voraussichtlich 2,2 Milliarden DM.
30. November
Von dem westlich orientierten Nordjemen und der
sozialistisch regierte Südjemen unterzeichneten
einen Grundsatzvertrag über eine Vereinigung beider
Staaten.
29. November
Der SED-Generalsekretär und
DDR-Staatsratsvorsitzender Egon Krenz (*1937) sowie
auch der DDR-Ministerpräsident Hans Modrow ()
schlossen sich dem Aufruf „Für unser Land – zur
Bewährung der Eigenständigkeit der DDR“ an.
Nachrichten November 1989 in der Presse
DDR-Historie weckt immer mehr Neugier
Nordwest-Zeitung
November 1989 über die Fahrt einer Trabi-Kolonne über den Grenzübergang
Bornholmer Straße nach West-Berlin. Bild: dpa. Berlin Immer mehr Berlin-Besucher
entdecken die DDR-Geschichte. Dokumentations- und Erinnerungsorte an die
SED-Diktatur wie ....
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