Oktober 1989 -
Honecker warf das Handtuch
Die politische Situation überstieg das
Fassungsvermögen des DDR-Staatsratsvorsitzenden
Honecker – er trat zurück. Egon Krenz wandelte nun
in dessen Fußspuren und glaubte, im alten Stil
weitermachen zu können. Inzwischen hatten Tausende
das Land verlassen und Hunderttausende
demonstrierten nicht mehr nur in
Leipzig für Reform
und für eine neue DDR. Vom gewaltsamen Auflösen von
Demonstrationen einmal abgesehen, war innerhalb des
Landes noch alles ohne Blutvergießen abgegangen.
Oppositionelle Gruppen hatten sich gebildet, der Ruf
nach Reise- und Meinungsfreiheit wurde jedoch immer
lauter. Die Welt hörte ihn, die DDR-Führung
überhörte ihn. Ungarn war derweil einen Schritt
weitergegangen. Die einstige Volksrepublik war zu
einer
Republik Ungarn geworden, die Kommunistische
Partei hatte sich gewandelt und ihren
Alleinherrschafts-Anspruch aufgegeben. Und die
Sowjetunion hatte unmissverständlich ihre
Knebel-Hand von der DDR genommen. Das schienen die
Politiker allerdings ebenfalls nicht wahrzunehmen.
Dabei standen die Zeichen für eine neue, für eine
Reformpolitik eindeutig auf Grün.
Was geschah im Oktober 1989
1. Oktober
Die ersten Sonderzüge mit etwa 6.800
DDR-Flüchtlingen aus der Warschauer und Prager
Deutschen Botschaft überquerten das Gebiet der DDR
nach Hof in Bayern. Unterwegs versuchten
ausreisewillige DDR-Bürger auf die Züge
aufzuspringen, um ebenfalls in den Westen zu
gelangen.
1. Oktober
Die CDU erzielte bei den Kommunalwahlen in
Nordrhein-Westfalen ihr schlechtestes Ergebnis seit
1956. In den Ballungsgebieten waren die Republikaner
erfolgreich.
1. Oktober
Die Volksrepublik China beging den 40. Jahrestag
ihrer Gründung mit Feuerwerk und einem
Kulturprogramm. Eine Militärparade gab es nicht.
1. Oktober
An der Freien Universität in West-Berlin übernahm
der Mediziner Malte Bühring (*1939) den ersten
Lehrstuhl für Naturheilkunde im deutschsprachigen
Raum.
1. Oktober
Der brasilianische
Autorennfahrer Ayrton Senna
(1960-1994) gewann den Großen Preis von Spanien auf
McLaren, der in Jerez de la Frontera ausgetragen
worden war.
1. Oktober
In Dänemark konnten homosexuelle Paare erstmals ihre
Verbindung staatlich registrieren lassen. Ihnen
standen damit ähnliche Rechte zu wie Ehepaaren.
2. Oktober
In Leipzig (DDR) demonstrierten etwa 20.000 Menschen
für Reformen im Land. Es war die bisher größte
Demonstration für demokratische Veränderungen, die
dort stattfand. Sie wurde gewaltsam von
DDR-Sicherheitsorganen aufgelöst.
2. Oktober
In der DDR-Hauptstadt Berlin wurde die
Oppositionsgruppe „Demokratischer Aufbruch“ (DA)
gegründet.
2. Oktober
Der bisherige Außenminister von Peru, Guillermo
Larco Cox (1932-2002), wurde als neuer
Regierungschef des Landes vereidigt.
2. Oktober
Der Oberste Sowjet von Litauen verabschiedete ein
neues Wahlgesetz. Darin war festgelegt, dass bis zur
Einführung einer litauischen Staatsbürgerschaft
allen Sowjetbürgern, die ständig in Litauen lebten,
das Wahlrecht zustand.
2. Oktober
Gegen den Oberbefehlshaber der Streitkräfte Panamas,
Manuel Antonio Noriega (*1934), versuchten junge
Offiziere einen Militärputsch, der jedoch
niedergeschlagen wurde.
2. Oktober
Der Oberste Sowjet in Moskau verhängte auf Antrag
der Regierung ein 15-monatiges Streikverbot für die
Schlüsselindustrien. Das Streikverbot gehörte zu
einer Reihe von Sondermaßnahmen, um die Wirtschaft
zu stabilisieren.
2. Oktober
Der dringend wegen Mordverdachts und vermutetem
Versicherungsbetruges gesuchte Österreicher Udo
Proksch (1934-2001) wurde im Flughafen
Wien-Schwechat trotz seines durch eine
Gesichtsoperation veränderten Aussehens erkannt und
konnte festgenommen werden. Er galt als Drahtzieher
im Fall Lucona.
3. Oktober
Die Regierung der DDR gewährte erneut
Ausreisewilligen die Ausreise in den Westen. Es
hatten sich bereits seit dem 1. Oktober wieder etwa
7.600 Menschen vor der Botschaft in Prag versammelt,
obwohl die tschechoslowakische Polizei versucht
hatte, das zu verhindern. Wegen dieser Entwicklung
hatte die DDR-Regierung den visumfreien Reiseverkehr
mit der Tschechoslowakei vorübergehend bis zum 11.
Oktober ausgesetzt.
4. Oktober
Die bundesdeutsche Fußballauswahl gewann mit 6:1
gegen die Mannschaft aus
Finnland im Dortmunder
Westfalenstadion.
4. Oktober
Nach einem Mordanschlag in Brüssel (
Belgien) starb
der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Belgien,
Joseph Wybran (1940-1989). Die pro-iranische
Terrorgruppe „Soldaten der Wahrheit“ bekannte sich
zu dem Attentat.
4. Oktober
Wieder beförderten Sonderzüge der DDR-Bahn etwa
7.600 Ausreisewillige aus der Prager und Warschauer
Botschaft in die Bundesrepublik und querten dabei
das Gebietder
DDR. Auf dem Transportweg waren
Bahnhöfe und Gleise gesperrt worden, um
Trittbrettfahrern das Aufspringen zu verwehren.
4. Oktober
In Dresden gab es schwere Auseinandersetzungen von
Demonstranten und Ausreisewilligen mit den
Sicherheitskräften. Es waren die schwersten ihrer
Art seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Am
Dresdner Hauptbahnhof hatte die Durchfahrt der Züge
mit DDR-Flüchtlingen mindestens 5.000 Demonstranten
mobilisiert, gegen die die Volkspolizei vorging.
5. Oktober
Die Leitzinsen in der Bundesrepublik erreichten mit
der Anhebung des Diskont- und des Lombardsatzes um
jeweils 1 % auf 6,9 bzw. 8,0% den höchsten Stand
seit 1982.
5. Oktober
Erstmals wurde in der Bundesrepublik ein Langer
Donnerstag praktiziert, an dem die
Ladenöffnungszeiten für Geschäfte und Kaufhäuser bis
20:30 Uhr ausgedehnt wurden.
5. Oktober
Mit 17 ehemaligen Mitgliedern gründete der frühere
Vorsitzende der Westberliner Republikaner, Bernhard
Andres (*1951), eine neue Partei, die „Deutschen
Demokraten“.
5. Oktober
Bis zum 9. Oktober wurde an den Grenzübergängen von
West-Berlin in den Ostteil der Stadt mehreren
tausend Personen die Einreise verweigert. Der Grund
dafür waren vermutlich die Vorbereitungen im
Zusammenhang mit dem 40. Jahrestag der Gründung der
DDR am 7. Oktober.
5. Oktober
Der bekannte Bürgerrechtler aus Südkorea, der
71-jährige Priester Moon Ik-hwan (1918-1994), wurde
zu zehn Jahren Haft verurteilt wegen einer
verbotenen Reise nach Nordkorea.
6. Oktober
Mit 81 Jahren starb die US-amerikanische
Schauspielerin Bette Davis in Neuilly-sur-Seine bei
Paris. Die Oscarpreisträgerin war am 5. April 1908
in Lowell (US-Bundesstaat Massachusetts) geboren
worden.
6. Oktober
In der Ostberliner Erlöserkirche billigten etwa
2.500 Menschen auf einer Versammlung eine gemeinsame
Erklärung von regimekritischen Gruppen.
6. Oktober
Nach zwei Monaten erklärte das Streikkomitee der
aserbaidschanischen Volksfront die Blockade
Armeniens für beendet, nachdem in Baku die
Legalisierung der Volksfront angekündigt worden war.
7. Oktober
Die Feierlichkeiten zum 40. Gründungstag der DDR
wurden mit Aufmärschen und Militärparaden begangen,
ungeachtet der gegenwärtigen Situation im Lande. Der
sowjetische Staats- und Parteichef Michail
Gorbatschow (*1931) nahm an den offiziellen
Festakten teil. Vor der internationalen Presse
betonte er die Notwendigkeit von Reformen. Er
äußerte den berühmten Satz: „WER ZU SPÄT KOMMT, DEN
BESTRAFT DAS LEBEN.“ Parallel zu den
Staatsfeierlichkeiten fanden in Berlin und anderen
Großstädten der DDR Demonstrationen statt, auf denen
Zehntausende für Meinungsfreiheit und Reformen
eintraten. Mehr als tausend Menschen wurden bei der
brutalen Auflösung der Proteste verhaftet.
7. Oktober
In Schwante, einem Dorf im DDR-Bezirk Brandenburg,
wurde die Sozialdemokratische Partei (SDP) in der
DDR gegründet.
7. Oktober
In Budapest (
Ungarn) beschloss die regierende
kommunistische Partei ihre Selbstauflösung und die
Umwandlung in die Ungarische Sozialistische Partei.
7. Oktober
In der italienischen Hauptstadt nahmen mehr als
100.000 Menschen an einem Protestmarsch gegen
Ausländerfeindlichkeit teil. Der Marsch war von drei
Gewerkschaftsverbänden organisiert worden.
8. Oktober
Nachdem Herbert von Karajan am 16. Juli 1989
gestorben war, wählten die Berliner Philharmoniker
Claudio Abado (*1933) zu ihrem neuen Chefdirigenten
und künstlerischen Leiter.
8. Oktober
Die Fußballnationalmannschaften der DDR und die der
UdSSR trennten sich mit einem 2:1 in der DDR-Stadt
Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz).
8. Oktober
Das Team der Vereinigten Staaten entschied in der
japanischen Hauptstadt Tokio den Federation-Cup die
Tennisweltmeisterschaft der Damenmannschaften durch
einen 3:0-Sieg über Spanien für sich.
8. Oktober
Der englische Hengst Caroll House mit Michael Kinane
(*1959) aus Irland im Sattel gewann in Paris den
Prix de Arc de Triomphe.
9. Oktober
Im Zuge der Sondermaßnahmen, die vom Obersten Sowjet
in Moskau zur Stabilisierung der Wirtschaft zu
Monatsbeginn erlassen worden waren (u. a.
Streikverbot für die Schlüsselindustrien), erließ
das Parlament nun Bestimmungen, die zum ersten Mal
in der Geschichte der Sowjetunion gesetzliche
Streikregelungen beinhalteten.
9. Oktober
Mit einer spektakulären Montagsdemonstration in
Leipzig, an der mehr als 70.000 Menschen teilnahmen,
erlebte die „Wende“ in der DDR ihren Durchbruch. Die
Forderung nach demokratischer Erneuerung der DDR
wurde mit dem Satz untermauert: „WIR SIND DAS VOLK –
keine Gewalt“. Es war die bisher größte
Demonstration seit 1953.
9. Oktober
In der Bundesrepublik protestierten Sinti und Roma
gegen die größte Vertreibungswelle von Roma aus der
BRD, während zeitgleich täglich tausende Übersiedler
aus der DDR aufgenommen wurden. Ein von 70 Roma
besetzt gehaltenes Gebäude in der Nähe von Hamburg
auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers
Neuengamme wurde polizeilich geräumt.
9. Oktober
Die erste Sitzung des Sameting (Parlament Norwegens)
wurde von König Olav V. (1903-1991) in Karasjok,
einer Provinz in der Finnmark, eröffnet, wo sich die
parlamentarische Vertretung der Samen befand.
9. Oktober
In der bundesdeutschen Hauptstadt Bonn wurde ein
deutsch-polnischer Umschuldungsvertrag
unterzeichnet. Polen erhielt einen Zahlungsaufschub
bis 1997 für Verpflichtungen in Höhe von 2,5
Milliarden DM.
9. Oktober
Eine für Oktober angekündigte große
Wirtschaftsreform in Jugoslawien wurde verschoben,
weil sich die acht Teilrepubliken nicht über
wichtige Reformgesetze einigen konnten.
9. Oktober
In einem neuen Programm der Volksfront Lettlands
trat diese für die völlige Unabhängigkeit des Landes
von der Sowjetunion ein.
10. Oktober
Mit dem Schwerpunktthema „Frankreich“ wurde in
Frankfurt am Main die 41. Internationale Buchmesse
eröffnet.
11. Oktober
Als erste Gewerkschaft innerhalb des Deutsch
Gewerkschaftsbundes (DGB) in der BRD beschloss die
Gewerkschaft Holz und Kunststoff auf ihrem Kongress
in Würzburg (Bayern), Mitglieder der
rechtsextremistischen Republikaner-Partei
auszuschließen.
11. Oktober
Das Politbüro der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (SED) in der DDR kündigte „Vorschläge
für einen attraktiven Sozialismus“ an.
11. Oktober
Vom Hessischen Landtag wurde eine Erhöhung der
steuerpflichtigen Abgeordneten-Diäten von 7000 auf
10.200 DM monatlich verabschiedet.
11. Oktober
Einem Beschluss des Ältestenrates des Europäischen
Parlaments zufolge, durften Abgeordnete
rechtsradikaler Parteien keine hohen
Parlamentsfunktionen bekleiden.
11. Oktober
In Berchtesgaden (Bayern) fand die erste Konferenz
der sieben Alpenländer statt. Die Konferenz
beschloss, dass bis zum Jahr 1991 eine
völkerrechtlich verbindliche Konvention zum Schutz
der Alpenregion erarbeitet werden solle.
12. Oktober
Papst Johannes Paul II. (1920-2005) bereiste während
seiner Südasien-Reise auch das von Indonesien
annektierte Ost-Timor.
13. Oktober
Der Besuch eines Flottenverbandes der Bundesmarine
in Leningrad (Sankt Petersburg) war die erste
derartige Visite in einem sowjetischen Hafen. Die
Schiffsbesatzungen gedachten der mehr als 1 Million
Einwohner, die im Zweiten Weltkrieg bei der zwei
Jahre dauernden Belagerung der Stadt durch deutsche
Truppen ums Leben gekommen waren.
14. Oktober
Der US-amerikanische Profi-Athlet Mark Allen (*1958)
gewann auf Hawaii in der Rekordzeit von 8:09:14 h
den Ironman-Triathlon.
15. Oktober
Der tschechische Schriftsteller Václav Havel
(1936-2011) wurde mit dem Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Da die
tschechische Regierung ihm keine Ausreisegenehmigung
erteilte, konnte Havel den Preis nicht selbst in
Empfang nehmen.
15. Oktober
In Montreal (Kanada) errang das Tanzpaar Bianca
Schreiber/Hans-Reinhard Galke aus der BRD den
Weltmeistertitel der Amateure in den
lateinamerikanischen Tänzen.
15. Oktober
Acht prominente Häftlinge wurden in Südafrika
freigelassen. Unter ihnen befand sich der
Generalsekretär des Afrikanischen Nationalkongresses
(ANC) Walter Sisulu (1912-2003).
15. Oktober
In Polen beschloss das Wirtschaftskomitee des
polnischen Ministerrats angesichts der
katastrophalen Versorgungslage, dass Lebensmittel,
Medikamente, Treibstoff und Kohle aus den
Lagerbeständen der Armee freigegeben werden sollen.
Außerdem wurden 40 Prozent der Betten in
Militärkrankenhäusern für die Zivilbevölkerung zur
Verfügung gestellt.
16. Oktober
An den Aktienmärkten der BRD kam es zum massivsten
Kurseinbruch der Nachkriegszeit.
16. Oktober
In der bulgarischen Hauptstadt Sofia begann das
erste KSZE-Treffen über den Umweltschutz. Ein
Schlussdokument am 3. November kam nicht zustande,
da Rumänien als einziges Teilnehmerland die Aussagen
zur Bürger-Rolle und der Umweltverbände nicht
mittragen wollte.
16. Oktober
Erstmals wurde in einem Usenet-Posting „Godwin’s law“
(Godwins Gesetz) formuliert. Dieser Begriff aus der
Internetkultur besagt, dass im Verlauf langer
Diskussionen die Wahrscheinlichkeit eines
Nazi-Vergleichs sich dem Wert Eins annähert.
16. Oktober
Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Tansania
wurde ein Kulturabkommen geschlossen, das am 16.
Juni 1992 in Kraft trat.
16. Oktober
Die Leipziger Montagsdemonstration hatte ein noch
größeres Ausmaß als die der Vorwoche. Es nahmen rund
120.000 Menschen daran teil. Die Sicherheitskräfte
waren präsent, hielten sich mit ihrem Eingreifen
jedoch zurück.
17. Oktober
In einem eigens von einem Verlegerkonsortium
gegründeten „Artikel 19 Verlag“ erschien die
deutsche Übersetzung von „Satanische Verse“ des
indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie
(*1947).
17. Oktober
Das schwere Erdbeben, das San Francisco
(US-Bundesstaat Kalifornien) erschütterte, ging als
Loma-Prieta-Erdbeben in die Geschichte ein. Es hatte
die Stärke 7,1 und brachte 62 Menschen den Tod. Die
Sachschäden betrugen rund sechs Milliarden
US-Dollar.
17. Oktober
Der ägyptische Staatschef Muhammad Husni Mubarak
(*1928) und Revolutionsführer
Muammar al-Gaddafi
(1942-2011) vereinbarten beim ersten
ägyptisch-libyschen Gipfeltreffen seit 17 Jahren ein
Programm über eine breite Zusammenarbeit, jedoch
noch keine Wiederaufnahme diplomatischer
Beziehungen.
17. Oktober
In Lausanne (Schweiz) beschloss die
Plenarversammlung der Internationalen Konvention
über den Handel mit bedrohten Arten ein weltweites
Handelsverbot für Elfenbein. Über dieses Verbot
sollte in zwei Jahren noch einmal beraten werden.
17. Oktober
Im US-Bundesstaat Florida startete von Cape
Canaveral die Raumfähre „Atlantis“. Sie brachte die
Forschungssonde „Galileo“ für einen Flug zu den
Planeten Venus und Jupiter ins All. Wegen ihrer
Plutoniumbatterien war die Forschungssonde
umstritten.
18. Oktober
Sieben Besatzungsmitglieder und 50
Fallschirmspringer kamen ums Leben, als ein
sowjetisches Militärflugzeug ins Kaspische Meer
stürzte.
18. Oktober
In einer Änderung des
Bundesausbildungsförderungsgesetzes, die das
Bundeskabinett beschlossen hatte, war festgelegt
worden, dass ab Herbst 1990 Zuschüsse für Studenten
wieder teilweise als Darlehen gezahlt werden
konnten.
18. Oktober
Den etwa 150.000 Ureinwohnern (Aborigines)
Australiens billigte der australische Senat das
Recht auf Selbstverwaltung zu.
18. Oktober
In der DDR wurde Egon Krenz (*1937) „einmütig“ vom
Zentralkomitee der SED zum neuen Generalsekretär der
Partei gewählt. Sein Vorgänger
Erich Honecker
(1912-1994) hatte aus „gesundheitlichen Gründen“ um
seine Entlassung ersucht. Gleichzeitig wurde der
Sekretär des ZK für Wirtschaftsfragen, Günter Mittag
(1926-1994), seiner Ämter enthoben. Krenz räumte in
einer von den Medien übertragenen Rede ein, dass die
SED in den letzen Monaten die reale Lage verkannt
habe. Nun sie die „Wende eingeleitet“, aber der
„Sozialismus auf deutschem Boden“ stehe nicht zur
Disposition.
19. Oktober
Großbritannien und Argentinien vereinbarten, ihre
Beziehungen auf Konsularebene wieder aufzunehmen,
die sie 1982 wegen des Falklandkrieges abgebrochen
hatten. Außerdem wollten die beiden Länder die
Handelsbeziehungen, Flug- und Schiffsverbindungen
wiederherstellen.
19. Oktober
Im spanischen Atomkraftwerk „Vandellos 1“ kam es zu
einem Brand. Dieser wurde von der Internationalen
Atomenergie-Agentur in Wien (Österreich) als der
schwerste seit der Reaktorkatastrophe von
Tschernobyl 1985 eingestuft. Offiziellen Angaben
zufolge sei aber keine Radioaktivität ausgetreten.
19. Oktober
In Großbritannien hob ein Gericht das Urteil gegen
die seit 15 Jahren in Haft sitzenden „GuildFord Four“
auf. Die vier Nordiren waren als Terroristen
verurteilt worden. Sie hatten 1984 Bombenanschläge
gestanden. Diese Aussagen waren jedoch von der
Polizei durch Foltermaßnahmen erzwungen worden.
19. Oktober
In Zürich (
Schweiz) wurde das Theaterstück „Jonas
und sein Veteran“ von Max Frisch (1911-1991)
uraufgeführt. Der Dramatiker gab einen Monat vor der
schweizerischen Volksabstimmung über die Abschaffung
der Armee in seinem Stück eine klare Stellungnahme
gegen die Armee ab.
20. Oktober
In zweiter Instanz sprach das Landgericht Frankfurt
am Main einen Arzt unter Hinweis auf die
Meinungsfreiheit vom Vorwurf der Beleidigung oder
Volksverhetzung frei. In einer Diskussion hatte der
Angeklagte 1984 alle Soldaten als potentielle Mörder
bezeichnet.
20. Oktober
In der sowjetischen Hauptstadt
Moskau wurde der
Vertrag über die Gründung der ersten
westlich-sowjetischen Gemeinschaftsbank
unterschrieben.
20. Oktober
In Abwesenheit wurde in Darmstadt der deutsche
Schriftsteller Botho Strauß (*1944) mit dem
Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
20. Oktober
Der Düsseldorfer Landtag beschloss ein
Frauenförderungsgesetz. Es sah vor, durch bevorzugte
Einstellungen im öffentlichen Dienst eine
Frauenquote von 50 Prozent anzustreben.
21. Oktober
In Graz (Österreich) verabschiedete die SPÖ
(Sozialdemokratische Partei Österreichs) zum
Abschluss ihres dreitägigen Parteikongresses das
neue Leitprogramm „Sozialdemokratie 2000“. Das
Programm beinhaltete eine Öffnung hin zur Mitte.
21. Oktober
Bei den Kunstturnweltmeisterschaften in der
baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart
gewann der deutsche Turner Andreas Aguilar (*1962)
die Goldmedaille an den Ringen.
21. Oktober
Beim Landeanflug auf den Flughafen der Hauptstadt
Tegucigalpa (Honduras) prallte eine honduranische
Boeing 727 gegen einen Berg. Die Maschine ging in
Flammen auf. Bei dem Unglück kamen 132 der 146
Insassen ums Leben.
22. Oktober
In Baden-Württemberg erlitt die CDU bei den
Kommunalwahlen teilweise erhebliche Stimmenverluste.
Die Freien Wählervereinigungen und die Republikaner
gehörten zu den Wahlgewinnern.
22. Oktober
Die Abgeordneten des libanesischen Parlaments
stimmten im saudiarabischen Taif einem Friedensplan
für ihr Land zu.
22. Oktober
Die Roten Khmer erzielten mit der Eroberung der
Provinzstadt Pailin (Kambodscha) ihren größten
militärischen Erfolg seit dem Abzug der
vietnamesischen Truppen im September 1989.
23. Oktober
Als erstes Land des Ostblocks hatte Ungarn die
Bezeichnung Volksrepublik aus dem Staatsnamen
gestrichen. Die Menschen bejubelten das Ereignis.
Gleichzeitig trat eine neue Verfassung in Kraft.
23. Oktober
Wieder nahm die Zahl der Teilnehmer der Leipziger
Montagsdemonstration zu. Es demonstrierten 300.000
Menschen am Abend vor der Wahl von Egon Krenz zum
Staatsratsvorsitzenden. Der Protest richtete sich
gegen eine „neue Machtkonzentration“.
24.Oktober
Der Oberste Sowjet der UdSSR beschloss, dass in
Zukunft alle Abgeordneten auf lokaler und auf
regionaler Ebene direkt gewählt werden konnten.
Bisher hatten Organisationen über die Vergabe eines
Drittels der Mandate entschieden.
24. Oktober
Das Bundekabinett billigte den Verkauf der
bundeseigenen Salzgitter AG an den Metall- und
Anlagenkonzern Preussag. Der Erlös von rund 2,5
Milliarden DM soll einer noch zu gründenden
Umweltstiftung zugutekommen.
24. Oktober
In der DDR wählte die Volkskammer Egon Krenz (*1937)
zum Staatsratsvorsitzenden und zum Vorsitzenden des
Nationalen Verteidigungsrates. Somit waren die
höchsten Ämter des Landes wieder in einer Person
konzentriert.
25. Oktober
Die Fußballmannschaft von Malta unterlag mit 0:4 der
DDR bei einem Spiel in der Hauptstadt Valetta.
25. Oktober
Erstmals wurde von der Sowjetunion der neutrale
Status Finnlands anerkannt.
25. Oktober
Der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums,
Gennadij Gerassimow (1930-2010), teilte offiziell
die sogenannte Sinatra-Doktrin („I did it my way“)
mit, nach der die kommunistischen Bruderstaaten über
ihren politischen Weg selbst und unabhängig von
Moskau entscheiden dürften.
26. Oktober
Die brasilianische Indianerstiftung Funai gab die
Entdeckung eines bis dato unbekannten
Indianerstammes im Westen Brasiliens bekannt.
26. Oktober
Nach einem neuen Spielbankengesetz, das der
Niedersächsische Landtag beschlossen hatte, durften
Casinos fortan nur noch vom Staat betrieben werden.
26. Oktober
Großbritannien geriet in eine Regierungskrise,
nachdem der britische Schatzkanzler Nigel Lawson
(*1932) zurückgetreten war.
26. Oktober
Das Parlament in der UdSSR beschloss drei Jahre nach
der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, der am
stärksten betroffenen Sowjetrepublik Weißrussland
umgerechnet 51 Milliarden DM zur Beseitigung der
Unglücksfolgen bereitzustellen. Aus den Gebieten
sollten etwa 100.000 Menschen umgesiedelt werden.
26. Oktober
Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Schweden
wurde ein Sozialabkommen geschlossen.
26. Oktober
Schauplatz einer Großdemonstration mit etwa 100.000
Menschen war am heutigen Tag auch Dresden.
27. Oktober
Die Oberbürgermeister von Düsseldorf
(Nordrhein-Westfalen) und der polnischen Hauptstadt
Warschau unterschrieben eine
Städte-Partnerschaftsvertrag.
27. Oktober
Der letzte große DDR-Flüchtlings-Transport aus der
tschechischen Hauptstadt Prag erreichte die
Bundesrepublik. Seit Beginn des Monats waren etwa
14.000 Bürger aus der DDR über die Tschechoslowakei
in den Westen Deutschlands gelangt.
27. Oktober
In der polnischen Hauptstadt Warschau betonten die
Außenminister der Staaten des Warschauer Paktes zum
Abschluss ihrer zweitägigen Konferenz das Recht
jedes Volkes auf die „freie Wahl seines
gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen
Entwicklungsweges“ als Voraussetzung für ein
„friedliches und unteilbares Europa“.
27. Oktober
Der Staatsrat der DDR verkündete eine weitgehende
Amnestie für Flüchtlinge und inhaftierte
Demonstranten an nichtgenehmigten
Protestaufmärschen.
28. Oktober
Die DDR-Oppositionsgruppe „Initiative Frieden und
Menschenrechte (IFM), die die älteste bisher
bestehende in der DDR war, konstituierte sich
landesweit als Organisation.
28. Oktober
In Prag (Tschechoslowakei) wurde eine Demonstration
gegen die kommunistische Führung des Landes
gewaltsam aufgelöst.
28. Oktober
In der UdSSR wurde eine „interregionale Vereinigung
der demokratischen Organisationen“ ins Leben
gerufen.
29. Oktober
In Spanien verloren die Sozialisten bei vorgezogenen
Parlamentswahlen die absolute Mehrheit.
29. Oktober
In der DDR-Hauptstadt Berlin (Ost) diskutierten hohe
Partei-Funktionäre auf einer Massenveranstaltung von
etwa 20.000 Menschen mit Demonstranten.
29. Oktober
Der Chef der Kommunistischen Partei Bulgariens,
Todor Schiwkow (1911-1998) bezeichnete als erster
hochrangiger bulgarischer Politiker den Pluralismus
als eine Notwendigkeit für jede zivilisierte
Gesellschaft.
30.Oktober
Die regelmäßig am Montagabend ausgestrahlte Sendung
des DDR-Fernsehens „Der schwarze Kanal“ von und mit
dem SED-Kommentator Karl-Eduard von Schnitzler
(1918-2001) wurde eingestellt. Sie war fast 30 Jahre
lang im Programm gewesen.
30. Oktober
Der US-Vizepräsident Dan Quayle (*1947) warf dem
sowjetischen Staats- und Parteichef Michail
Gorbatschow (*1931) vor, er wolle Europa
„finnlandisieren“ und die USA aus Europa verdrängen.
30. Oktober
Erstmals stellte sich das Zentrum für Kunst und
Medientechnologie in Karlsruhe (Baden-Württemberg)
mit der „Multimediale ‘89“ der Öffentlichkeit vor.
Die Ausstellung dauerte bis zum 3. November 1989.
31. Oktober
Die afghanische Regierung teilte mit, dass es der
Armee gelungen sei, den Belagerungsring um die
Hauptstadt Kabul zu sprengen.
31. Oktober
Für sieben Jahre wurde der Ministerpräsident Turgut
Özal (1927-1993) zum Staatspräsidenten der Türkei
gewählt.
31. Oktober
DER neue SED-Chef und Staatsratsvorsitzende der DDR,
Egon Krenz (*1937), traf zu einem zweitägigen Besuch
in der sowjetischen Hauptstadt
Moskau ein. Vor der
Presse betonte er, es werde keine Parteienvielfalt
in der DDR geben und auch keine Wiedervereinigung
der beiden deutschen Staaten.
31. Oktober
Aus Gründen des Umweltschutzes beschloss das
ungarische Parlament das endgültige Aus für das
umstrittene Donaukraftwerk Nagymaros.
Nachrichten Oktober 1989 in der Presse
Am Samstag wäre der Bonner Wissenschaftler 100
Jahre alt geworden
General-Anzeiger
An diesen Tag im Oktober 1989 erinnert sich Doris Walch-Paul noch genau. In ihre
Sprechstunde im Germanistischen Seminar hinein rief ihr Mann Wolfgang Paul sie
an, um das Unfassbare zu verkünden: Die Jury des Alfred-Nobel-Preises in
Stockholm ....
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