November 1964 - Zwangsumtausch
und britische Geldsorgen
Natürlich war es gut, dass Verwandte ihre
Lieben in der DDR besuchen konnten, auch dass die
DDR-Rentner zu ihrer West-Verwandtschaft reisen
durften. Die Passierscheine machten es möglich. Was
aber für die Bundesbürger zur Normalität wurde,
hatte für die DDR-Bürger den bitteren Beigeschmack
von Unfreiheit. Kein Wunder, dass es nach wie vor
Fluchtversuche gab und die Reglementierungen im
Sozialismus strenger wurden. Schließlich wollte die
DDR keine Arbeitskräfte verlieren. Neuigkeiten
meldete auch die DDR, jedoch nicht an der
Führungsspitze. Besucher aus dem
nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet mussten bei
einem Mindestumtausch frei konvertierbarer Währungen
gegen die heimische Mark der Deutschen Notenbank
zahlen. Ein DDR-Besuch kostete nun also „Eintritt“.
Ausgenommen von der Regelung des Zwangsumtausches
waren lediglich Rentner und Kinder. Da
waren die Film- und Theateruraufführungen kein
echtes Unterhaltungs-Highlight. In Großbritannien
hat man Angst wegen des Verfalls des Pfund Sterling
und zu allem Überfluss wurde in Hannover die
NPD
gegründet. Ein trüber Monat.
Wichtige Ereignisse im
November 1964
15. November
Sudan 1964 – Im Sudan trat der Staats- und Regierungschef, Ibrahim Abbud
(1900-1983), von seinem Amt zurück. Bereits im Oktober hatte er das
Militärregime aufgelöst und eine zivile Regierung eingesetzt.
15. November
Kultur 1964 – In Frankfurt am Main begann im Amerika-Haus eine Ausstellung mit
Gegenständen aus dem Besitz des am 22. November 1963 ermordeten US-Präsidenten
John F. Kennedy (1917-1963). Die Ausstellung wurde bis zum 18. November gezeigt,
sie präsentierte Schaustücke, die von politischen Dokumenten über Kennedys
Schaukelstuhl bis hin zu Strichmännchen reichten, die der Präsident beim
Telefonieren gemalt hatte.
16. November
Schweiz/Zoll 1964 – Ein erster Erfolg konnte von der Kennedy-Zollrunde verbucht
werden. Die 15 wichtigsten Teilnehmerländer deponierten in Genf (Schweiz) Listen
jener Erzeugnisse, die von einer allgemeinen Zollsenkung ausgenommen sein
sollten.
16. November
Österreich NS/Justiz 1964 – Gegen den ehemaligen SS-Hauptsturmführer Franz Novak
(1913-1983) begann der Prozess vor dem Wiener Landgericht. Novak, der der
Gehilfe Adolf Eichmanns (1906-1962) gewesen war und der Erfinder fahrbarer
Gaskammern, soll an der Ermordung von 400.000 ungarischen Juden beteiligt
gewesen sein.
16. November
Österreich 1964 – In
Österreich wurde die neue Trisannabrücke der Arlbergbahn
dem Verkehr übergeben.
17. November
USA Militär 1964 – Der US-Verteidigungsminister Robert McNamara (1916-2009)
teilte mit, dass die Vereinigten Staaten im Laufe der kommenden 18 Monate eine
Reihe militärischer Anlagen in Europa schließen werde. Infolge dieser Maßnahme
sollen sich die jährlichen Einsparungen auf insgesamt rund 500 Millionen
US-Dollar (2 Milliarden DM) belaufen.
17. November
BRD/Mineralöl 1964 – Der Bundesregierung wurde von der deutschen
Mineralölwirtschaft eine Begrenzung des Angebots von Heizöl und Raffineriegas
angeboten. Dieser Vorschlag war eine Reaktion auf die Ankündigung der Regierung,
alles tun zu wollen, um einen Absatzrückgang der Ruhrgebietskohle zu verhindern.
18. November
UdSSR/USA 1964 – In der sowjetischen Hauptstadt Moskau unterzeichneten die USA
und die
UdSSR ein Abkommen über eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von
Verfahren zur Entsalzung von Meerwasser mit Hilfe von Kernenergie oder auf
chemischem Weg.
18. November
Theater 1964 – Am Züricher Schauspielhaus in der Schweiz wurde das Drama von
Carl Zuckmayer (1896-1977) „Das Leben des Horace A. W. Tabor“, eine
naiv-opernhafte Heldenballade aus Amerikas Pioniertagen, uraufgeführt.
18. November
Film 1964 – In der französischen Hauptstadt Paris hatte der Agentenfilm „Der
Tiger liebt nur frisches Fleisch“ von Claude Chabrol (1930-2010) seine
Weltpremiere.
19. November
BRD/Justiz 1964 – Der Bauingenieur Peter Selle wurde von der Ersten Großen
Strafkammer des Flensburger Landgerichts zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Selle hatte im Mai 1964, nach seiner Flucht aus der DDR, die 17-jährige Dorothea
Voß nach Ost-Berlin gelockt, um mit deren Pass seine Ehefrau in die
Bundesrepublik nachzuholen.
19. November
Elfenbeinküste 1964 – In Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, wurde die
Universität der Stadt feierlich eröffnet.
20. November
Peru/BRD 1964 – Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der
südamerikanischen Republik
Peru wurde in der peruanischen Hauptstadt Lima ein
Kulturabkommen unterzeichnet.
20. November
Japan 1964 – In
Japan wurde Eisaku Sato (1901-1975) neuer Regierungschef des
Landes.
20. November
Unwetter/Philippinen 1964 – Über dem Gebiet der Philippinen richtete der Taifun
„Louise“ schwere Schäden an. Besonders betroffen war die Insel Mindanao. Mehr
als 300 Menschen kamen ums Leben.
20.November
Vatikan 1964 – Papst Paul VI. (1897-1978) schloss nach zweieinhalbmonatiger
Arbeit die dritte Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils.
21. November
Österreich 1964 – In Fussach, im österreichischen Bundesland Vorarlberg kam es
zu einer überraschenden und ungewöhnlichen Demonstration. Mehr als 20.000
Menschen verhinderten den Stapellauf eines neuen Bodenseeschiffes, das auf den
Namen „Karl Renner“ (ehemaliger österreichischer Bundespräsident) getauft werden
sollte. Die Demonstranten wünschten sich den Namen „Vorarlberg“.
21. November
USA/Europa/Großbritannien 1964 – US-Amerikaner und Europäer zogen aus Sorge vor
einer zu erwartenden Abwertung des Pfund Sterling beträchtliche Guthaben aus
Großbritannien ab. Die ernste Schwäche des Pfund resultierte aus dem mangelnden
Vertrauen des Auslands in die Wirtschaftsmaßnahmen der Regierung von
Premierminister Harold Wilson (1916-1995).
21. November
New York 1964 – Die bisher größte Hängebrücke der Welt – die Berrazano Bridge –
wurde in New York eingeweiht. Mit dem Bau der zweistöckigen Brücke war
1959
begonnen worden.
21. November
USA Militär 1964 – Vom US-amerikanischen Luftstützpunkt Vandenberg aus schickten
die Vereinigten Staaten zwei Forschungssatelliten vom Typ „Explorer“ mit Hilfe
einer fast 25 Meter hohen „Scout“-Rakete in eine Umlaufbahn in die obere
Erdatmosphäre. Es war das erste Mal, dass die US-Amerikaner mit einer einzigen
Trägerrakete zwei Satelliten starteten.
22.November
Südvietnam 1964 – Vor allem Jugendliche demonstrierten in der südvietnamesischen
Hauptstadt Saigon gegen die neue Regierung unter der Führung von Tran Van Huong
(1902-1982). Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Als
Reaktion auf die Unruhen proklamierte der Staatspräsident Phan Khac Suu
(1893-
1970) am 27. November das Kriegsrecht.
22. November
Frankreich/BRD 1964 – Vor etwa 10.000 Menschen richtete der französische
Staatspräsident Charles de Gaulle (
1890-
1970) in
Straßburg einen dringenden
Appell an die Bundesrepublik Deutschland, gemeinsam mit Frankreich ein
„europäisches Europa“ zu schaffen.
22. November
USA 1964 – In den Vereinigten Staaten fanden anlässlich des ersten Jahrestages
der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) zahlreiche offizielle
Gedenkfeiern statt. Etwa 120.000 Menschen besuchten das Grab in Arlington
(US-Bundesstaat Virginia).
23. November
BRD 1964 – Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968) setzte eine
Summe von 100.000 DM aus für Hinweise, die zur Ermittlung des Aufenthaltsortes
von Martin Bormann (1900-1945), dem ehemaligen Leiter der Parteikanzlei von
Adolf Hitler (1889-1945), führen würden. Bormann war
1954 für tot erklärt
worden. Jedoch wurde von mehreren Personen behauptet, dass man ihn zusammen mit
dem KZ-Arzt Josef Mengele (1911-1979) in Paraguay gesehen habe.
23. November
Literatur 1964 – Für seinen Roman „L’Etat Sauvage“ erhielt Georges Conchon
(1925-1990) den bedeutendsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt.
24. November
Kongo 1964 – US-amerikanische Flugzeuge setzten belgische Fallschirmjäger im
Kongo (Léopoldville) ab. Sie sollten die in Stanleyville von Rebellen als
Geiseln festgehaltenen mehr als 1000 weiße Zivilisten befreien. Bei der
Rettungsaktion, die insgesamt als erfolgreich eingestuft wurde, kamen dennoch
bei einem Massaker etwa 30 Geiseln ums Leben.
24. November
Mexiko 1964 – Die bisher größte Talsperre der Welt wurde im mexikanischen
Bundesland Chiapas eröffnet. Die Nezahualcoyotl-Talsperre bildete die Grundlage
für den Bau von Elektrizitätswerken, die etwa 22 Prozent der mexikanischen
Energieerzeugung sichern sollen.
24. November
Versteigerung Kunst 1964 – Im Londoner Auktionshaus Sotheby’s wurde das Gemälde
„Tahiterin und Knabe“ von dem impressionistischen Maler Paul Gauguin (1848-1903)
für den Rekordpreis von umgerechnet 1 Million DM versteigert.
24. November
Theater 1964 – An den Städtischen Bühnen Münster kam die nunmehr dritte Fassung
des Stückes „Die Ehe des Herrn Mississippi“ von Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
zur Aufführung. Als Anastasia war Elisabeth Flickenschildt (1905-1977) zu sehen.
25. November
Staatsbesuch BRD/Jordanien 1964 – In der bundesdeutschen Hauptstadt Bonn traf
König Hussein I. (1935-1999) von Jordanien zu einem achttägigen
Freundschaftsbesuch ein. Er wurde u. a. von Bundespräsident Heinrich Lübke
(1894-1972) und Bundeskanzler Ludwig Erhard (1897-1977) empfangen.
25. November
Finanzwelt 1964 – Um den Verfall des Pfund Sterling aufzuhalten, stellten elf
Zentralbanken der Bank von England einen Kredit von 12 Milliarden DM zur
Verfügung.
25. November
Israel/Schach 1964 – Bei der Schach-Mannschafts-Weltmeisterschaft in Tel Aviv
(Israel) wurde die Sowjetunion Sieger vor
Jugoslawien und der Bundesrepublik
Deutschland.
25. November
DDR 1964 – Die Regierung der DDR teilte mit, dass ab dem 1. Dezember von
Besuchern aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet ein Mindestumtausch
frei konvertierbarer Währungen gegen Mark der Deutschen Notenbank (DDR-Mark)
erhoben werden würde. Von dem Zwangsumtausch blieben Kinder und Rentner
ausgenommen.
26.November
Kongo 1964 – Aus Protest gegen das belgisch-US-amerikanische Eingreifen im Kongo
(Léopoldville) am 24. November stürmten mehrere 100 Demonstranten die Botschaft
in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Auch in Prag (Tschechoslowakei), Sofia
(Bulgarien) und Nairobi (Kenia) kam es zu Demonstrationen gegen die Vereinigten
Staaten und Belgien.
26. November
Zoll/Handel 1964 – Die Mitgliedsstaaten des Allgemeinen Zoll- und
Handelsabkommens (GATT) billigten zum Abschluss einer Sondertagung in Genf
(Schweiz) Maßnahmen zur Förderung des Handels mit den Entwicklungsländern.
26. November
BRD/Verkehr 1964 – Von Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm (1903-1967)
wurde die Autobahnstrecke von Würzburg-Ost nach Schlüsselfeld für den Verkehr
freigegeben. Damit war nach einer Gesamtbauzeit von neuneinhalb Jahren die
Autobahn Frankfurt (am Main)-Würzburg-Nürnberg-München durchgehend befahrbar.
27. November
SPD-Parteitag 1964 – Vom XI. Ordentlichen Bundesparteitag der
SPD in Karlsruhe
wurde
Willy Brandt (1913-1992) mit 314 von insgesamt 329 abgegebenen Stimmen
erneut zum Vorsitzenden gewählt.
28. November
BRD/Parteiengründung 1964 – In Hannover (Niedersachsen) wurde die
rechtsextremistische Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) gegründet.
Der Erste Vorsitzende wurde Adolf von Thadden (1921-1996).
28. November
Gewerkschaft 1964 – In Dortmund verkündete die IG Bergbau und Energie ein
Sechs-Punkte-Programm zur Beruhigung des Energiemarktes und zur endgültigen
Behebung der seit sechs Jahren anhaltenden Kohlenkrise.
28. November
Weltraumforschung 1964 – Der US-amerikanische Raumflugkörper „Mariner 4“
startete ins All. Bei seinem Vorbeiflug am Mars sollte er per Funk Bilder von
der Oberfläche des Planeten zur Erde senden.
28. November
Theater 1964 – Unter dem Titel „Käfige“ wurden zwei Einakter des
US-amerikanischen Schriftstellers Lewis John Carlino (*1932) an den Städtischen
Bühnen Freiburg zum ersten Mal in deutscher Frage aufgeführt.
29. November
Sowjetunion 1964 – In der sowjetischen Hauptstadt Moskau kam es am Wochenende zu
Protesten gegen die US-amerikanisch-belgische Befreiungsaktion im Kongo.
29. November
BRD/Großbritannien 1964 – Einen
1945 erbeuteten deutschen Raketenjäger vom Typ
„Me 163 B Komet“ gab Großbritannien an die Bundesrepublik zurück. Geplant war,
ihn im Deutschen Museum in München auszustellen.
29. November
Tischtennis 1964 – In Malmö (Schweden) wurde der Kjell Johannsson (1946-2011)
neuer Tischtennis-Europameister im Herreneinzel. Bei den Damen siegte die
Tischtennis-Spielerin Eva Földi aus Ungarn.
30. November
Großbritannien 1964 – Der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill
(1874-1965) erhielt aus aller Welt Glückwünsche zu seinem 90. Geburtstag. Die
Zahl der Briefe und Karten, die den greisen Staatsmann in seinem Haus in London
erreichten, belief sich auf rund 60.000.
30. November
Musik/Theater 1964 – In Frankfurt am Main wurde die komische Oper „Das Ende
einer Welt“ von Hans Werner Henze (1926-2012) uraufgeführt.
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