Was geschah 1962 noch - Ein Straßenfeger legte alles lahm
Die ARD hatte mit der Ausstrahlung des
sechsteiligen Kriminal-Fernsehspiel „Das Halstuch“
von Francis Durbridge das öffentliche Leben in der
Bundesrepublik nahezu zum Erliegen gebracht.
Theater, Kinos und Volkshochschulen blieben leer.
Mit einer Zuschauerquote von rund 90 Prozent hockte
eine ganze Nation vor dem Fernsehgerät und konnte
sich der Spannung der Mordaufklärung nicht
entziehen. Sogar Nachtschichten in manchen Fabriken
mussten ausfallen. Und dann der Skandal, der
schlimmer nicht hätte sein können: In einer
Zeitungsannonce hatte der West-Berliner Kabarettist
Wolfgang Neuss das wohl gehütete Geheimnis, nämlich
den Namen des Mörders in dem Straßenfeger-Krimi
verraten. Seiner Behauptung nach hatte er ihn nur
geraten, wolle Eigenwerbung für sein eigenes
Programm machen und die Leute anlocken. Doch die
nahmen es übel, sogar von Morddrohungen war die
Rede, Neuss wurde als Verräter beschimpft. Was für
Neuss ein Scherz war, war für die Zuschauer eine
Katastrophe.
Wichtige Ereignisse im
Januar 1962
20. Januar
Nigeria/Großbritannien 1962 – Der nigerianische
Ministerpräsident Sir Abubakar Tafawa Balewa hatte
das Verteidigungsabkommen mit Großbritannien
aufgekündigt.
20. Januar
Bulgarien/Italien 1962 – In der Nähe eines
NATO-Stützpunktes bei der italienischen Stadt Bari
war ein bulgarisches Militärflugzeug abgestürzt. An
Bord der MIG 19 hatten sich fotografische Geräte
befunden. Der Pilot hatte Verletzungen erlitten.
20. Januar
BRD 1962 – Das Drama „Andorra“ von Max Frisch war
erstmals in der Bundesrepublik aufgeführt worden.
Die gleichzeitigen Aufführungen in Düsseldorf,
Frankfurt am Main und München stellten ein
besonderes kulturelles Ereignis in der BRD dar.
20. Januar
Bobfahren 1962 – In Garmisch-Partenkirchen (
Bayern)
hatte die Italiener Rinaldo Ruatti und Enrico de
Lorenzo bei den Weltmeisterschaften im Zweierbob
gesiegt.
21. Januar
Tunesien/Frankreich 1962 – In Paris waren die
Verhandlungen zwischen Frankreich und Tunesien über
den Militärstützpunkt Biserta unterbrochen worden.
21. Januar
BRD 1962 – Drei Wochen nach dem Ausbruch der Pocken
in Düsseldorf (
Nordrhein-Westfalen) war eine
Krankenschwester an der Infektion gestorben.
22. Januar
Uruguay/International 1962 – In Punta del Este
(Uruguay) hatte die Konferenz der Organisation
Amerikanischer Staaten (OAS) begonnen, die bis zum
31. Januar dauerte.
22. Januar
Algerien/Frankreich 1962 – Um feindliche
Bevölkerungsgruppen voneinander zu trennen, hatte in
Algier der französische Generaldelegierte Jean Morin
Straßensperren errichten lassen.
22. Januar
Tansania 1962 – Der Premierminister von Tanganjika
(Tansania), Julius Nyerere, war zurückgetreten. Da
dieser von linksgerichteten Kreisen unter Druck
gesetzt worden war, hatten westliche Beobachter an
einen taktischen Schachzug Nyereres geglaubt.
22. Januar
Nigeria/International 1962 – Um ein Gipfeltreffen
vorzubereiten, das am 25. Januar beginnen sollten,
hatten sich die Außenminister der unabhängigen
afrikanischen Staaten in der nigerianischen
Hauptstadt Lagos getroffen.
22. Januar
Iran 1962 – In der Hauptstadt Teheran war es wegen
der geplanten Landreform zu Unruhen gekommen. Die
Universität musste vorübergehend geschlossen werden.
22. Januar
BRD 1962 – Die Karl-Marx-Straße in Bonn war
zurückbenannt worden nach dem Kurfürsten Max-Franz
in Maxstraße.
22. Januar
USA/Kuba 1962 – Die Organisation Amerikanischer
Staaten (OAS) hatte auf Druck der Vereinigten
Staaten Kuba von der Teilnahme an ihren weiteren
Aktivitäten ausgeschlossen.
23. Januar
BRD/DDR 1962 – Auf einer Pressekonferenz in Bonn
hatten 27 Flüchtlinge aus der
DDR über die
Beweggründe ihrer Flucht berichtet. Sie hatten
während einer Kreuzfahrt im Mittelmeer auf der
Rostocker „Fritz Heckert“ das Schiff verlassen.
23. Januar
China/DDR 1962 – Nach jahrelanger regelmäßiger
Beteiligung an der Leipziger Frühjahrsmesse hatte
die
Volksrepublik China für das Jahr 1962 eine
Absage mitgeteilt.
24. Januar
DDR 1962 – Das „Gesetz über die allgemeine
Wehrpflicht“ war von der Volkskammer der DDR
beschlossen worden. Der Wehrdienst von 18 Monaten
konnte nicht verweigert werden..
24. Januar
West-Berlin/DDR 1962 – Es war 28 Menschen gelungen,
durch einen selbstgebauten Tunnel aus der
DDR nach
West-Berlin zu flüchten.
24. Januar
Sowjetunion/Ghana 1962 – Der Präsident Ghanas, Kwame
Nkrumah hatte in Anwesenheit des sowjetischen
stellvertretenden Ministerpräsidenten, Anastas I.
Mikojan, mit der ersten Sprengung den Bau des
Volta-Staudammes eingeleitet.
25. Januar
Nigeria/International 1962 – In der nigerianischen
Hauptstadt Lagos hatte das Gipfeltreffen der
afrikanischen Staatschefs begonnen, das bis zum 30.
Januar dauerte.
25. Januar
Griechenland 1962 – Unter dem Druck der griechischen
Regierung und Bevölkerung war der Erzbischof Iakovos
von Athen, Primas von Griechenland, zurückgetreten.
25. Januar
Automobilrennsport 1962 – Mit Kopilot Gunnar Häggbom
hatte der 33-jährige Schwede Erik Carlsson auf Saab
die 31. Rallye Monte Carlo gewonnen. Den zweiten
Platz hatte die deutsche Mannschaft mit Eugen
Böhringer und Peter Lang auf Mercedes belegt.
26. Januar
Mongolei 1962 – In der Hauptstadt Ulan Bator hatte
die Tagung der Mongolischen Revolutionären
Volkspartei begonnen. Die Parteiführung hatte
Albanien verurteilt und sich von der Volksrepublik
China distanziert.
26. Januar
USA/Raumfahrt 1962 – Die US-Instrumentenkapsel „Ranger
III“ war zum Mond gestartet. Sie hatte jedoch die
geplante Kreisbahn um den Mond verfehlt und hatte
deshalb keine Landung auf dem Erdtrabanten
vollziehen können.
27. Januar
Österreich/Italien 1962 – Die Note zur
Südtirol-Frage, die Österreich von der italienischen
Regierung überreicht bekommen hatte, wurde von der
österreichischen Regierung zurückgewiesen.
27. Januar
Italien 1962 – In Neapel war es auf dem
Parteikongress der Democrazia Cristiana (DC) zu
heftigen Auseinandersetzungen zwischen den
fortschrittlichen Kreisen gegenüber dem
konservativen Programm von Giulio Andreotti
gekommen.
27. Januar
BRD 1962 – Der beim Publikum in der BRD sehr
beliebte Schauspieler Gustav Knuth bekam für seine
schauspielerische Leistung in dem Film „Der Lügner“
den Ernst-Lubitsch-Preis.
28. Januar
Dominikanische Republik 1962 – Der Staatsrat der
Dominikanischen Republik hatte verfügt, dass alle
großen Banknoten innerhalb von drei Tagen
umgetauscht werden mussten. Diese Aktion sollte die
Verwandten des früheren Diktators Rafael Leonidas
Trujillo treffen, die bei der Flucht mehrere
Millionen Peseten in großen Scheinen außer Landes
gebracht hatten.
28. Januar
BRD 1962 – Die Gesellschaftsversammlung der
Universum-Film-AG (Ufa) in Hamburg hatte den
Verzicht auf die Herstellung eigener Filme
beschlossen.
29. Januar
International 1962 – In Genf (
Schweiz) war die
Konferenz über die Einstellung der
Kernwaffenversuche unterbrochen worden, weil die
Sowjetunion den Vorschlag der Westmächte abgelehnt
hatte, ein Abkommen über das Verbot von
Atomversuchen einer Abrüstungskonferenz der
Vereinten Nationen zu übertragen.
29. Januar
Spanien 1962 – In der Stadt Bilbao waren es nach
einem Streik zu Entlassungen von 3.000 Arbeitern
gekommen.
30. Januar
USA/Sowjetunion 1962 – Der Chefredakteur der
sowjetischen Regierungszeitung „Iswestja“ und
Schwiegersohn von Nikita S. Chruschtschow, Alexei
Adschubei, war im Weißen Haus in Washington von
US-Präsident John F. Kennedy uns seiner Frau zum
Mittagessen empfangen worden.
30. Januar
Bobfahren 1962 – In Garmisch-Partenkirchen (
Bayern)
hatten Franz Schelle und seine Ohlstädter Crew mit
dem Sieg im Viererbob (1:16,67 min) den ersten
Weltmeistertitel 1962 in die Bundesrepublik geholt.
30. Januar
BRD/Dänemark 1962 – Zwischen der Bundesrepublik und
Dänemark war ein Doppelbesteuerungsabkommen
geschlossen worden.
30. Januar
Tansania 1962 – Auf der Grundlage einer
Massenhysterie war es Tanganjika (heute ein Teil von
Tansania) zu der Tanganjika-Lachepidemie gekommen.
31. Januar
BRD/West-Berlin 1962 – Zu einem offiziellen
zwölftägigen Besuch in West-Berlin war
Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner Frau
eingetroffen.
31. Januar
USA 1962 – Während einer Vorstellung im State Fair
Coliseum in Detroit (US-Bundesstaat Michigan) waren
vier Mitglieder der Zirkusgruppe „Die fliegenden
Wallendas“ von einem 15 m hohen Drahtseil
abgestürzt. Zwei von ihnen waren ihren Verletzungen
erlegen.
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