Literatur in den sechziger Jahren
Die 1960er Jahre in Deutschland waren geprägt von
Aufbruchsstimmung und zunehmenden Unruhen. Mehr und
mehr begann man, sich mit der Vergangenheit
auseinanderzusetzen. Nachdem in den
1950er Jahren
die ersten Trümmer beiseite geräumt worden waren und
man begonnen hatte, auf dem zerstörten Fundament
zaghaft wieder aufzubauen, begann vor allem in den
60er Jahren die gezielte
Aufarbeitung der
Ereignisse. Man hatte sich von dem unmittelbaren
Schock der Geschehnisse erholt und sich mit den
unbegreiflichen Tatsachen vertraut gemacht, nun
wandte man sich vor allem den
Fragen von Schuld und Unschuld zu. Vor allem für die
junge Generation war die Frage vorherrschend, welche
Verbrechen von den Vätern begangen worden waren.
Anklagende Stimmen wurden laut, und die schwelende
Aggression, die erst nur unterdrückt existierte,
entlud sich vor allem gegen Ende der 1960er Jahre in
Studentenrevolten und Protesten gegen das Regime.
Die Bequemlichkeit derer, die der Vergangenheit den
Rücken gekehrt und sich in Verleugnung und
Verneinung eingerichtet hatten, wurde öffentlich
angeprangert, die Jugend begehrte auf gegen die
Unfähigkeit der Geschichtsbewältigung.
Diese Entwicklung brachte eine zunehmende
Unterwanderung der Kunst und der Literatur mit sich.
Literatur konnte nicht mehr getrennt von Politik
existieren, sie nahm sich der Fragen der Zeit an und
versuchte, diese poetisch aufzuarbeiten.
Im Zuge der großen Prozesse, vor allem des ersten
Auschwitz-Prozesses, der in den Jahren 1963-1965 in
Frankfurt stattfand, wandelte die Literatur ihre
Vorzeichen und Vermittlungsformen. Die
Kurzgeschichten und die Lyrik, die vor allem in den
50er Jahren des 20. Jahrhunderts innerhalb der
Literatur dominiert hatten, wurden abgelöst von der
Stilform des Dokumentarismus.
Populärster Vertreter dieser neuen Richtung war
Peter Weiss, der in seinem Drama "Die Ermittlung"
die Eindrücke verarbeitete, die der Verfasser als
Beobachter des Auschwitz-Prozesses gewonnen hatte.
Das Oratorium in elf Gesängen, so der Untertitel des
Werkes, widmet sich den Geschehnissen im polnischen
Konzentrationslager Auschwitz, es setzt sich gezielt
mit dem Unfassbaren, mit der Geschichtskatastrophe
des Holocaust auseinander. Stilistisch setzt sich
das Stück aus Dokumenten zusammen, die in
Montagetechnik verbunden wurden mit der poetischen
Sprache, faktisch Gegebenes und Dichtung
verschränkten sich ineinander und suchten so, eine
Ausdrucksform für das zu finden, was kaum
auszudrücken zu sein schien.
Das Dokumentartheater, paradigmatisch vertreten
durch Weiss' "Die Ermittlung" wurde auch vertreten
durch Autoren wie Rolf Hochhuth und Heinar
Kipphardt.
Neben den Literaten, die sich dem Drama und der
Montagetechnik zuwandten, erlebte vor allem der
Roman einen großen Aufschwung. Schriftsteller wie
Martin Walser,
Günter Grass (dessen erfolgreichem
Roman "Die Blechtrommel", der
1959 erschienen war,
in den Jahren
1961 und
1963 die Werke "Katz und
Maus" und "Hundejahre" folgten) und auch Heinrich
Böll beherrschten das literarische Leben der Zeit.
Einer der erfolgreichsten Romane Bölls, der bis in
die heutige Zeit hinein eine breite Rezeption
erfuhr, erschien 1963: "Die Ansichten eines Clowns".
Böll, der gerade in den 60er Jahren eine enorm
produktive Schaffensphase hatte, widmet sich darin
dem Scheitern seines Protagonisten an der fragwürdig
gewordenen Nachkriegsgesellschaft.
Die Politisierung der Literatur wurde nicht in jeder
Hinsicht positiv aufgenommen, gegen Ende des
Jahrzehnts wurde immer häufiger die Frage in den
Raum gestellt, worin der Sinn der Literatur bestehe,
sie hatte sich zunehmend dem Bewusstsein einer
notwendig werdenden Neuakzentuierung auszusetzen.
Literaturjahr
Auswahl |
1960
|
1961 |
1962 |
1963 |
1964 |
1965 |
1966 |
1967 |
1968 |
1969Bücher zur Kunst in den 60er Jahren
Internationale Künstler-Avantgarde der
50er/60er Jahre
1000 Meisterwerke - Amerikanische
Malerei der 1950er und 60er Jahre
Classic Album Covers of the 60s
Die 60er Jahre in der Kunst des
deutschen Südwestens
Die Sixties: Design der 60er-Jahre von
Architektur der 60er Jahre
Wiederentdeckung einer Epoche
Summer of Love. Psychedelische Kunst der
60er Jahre