Literatur in den fünfziger Jahren
Gerade die Literatur der 50er Jahre des 20.
Jahrhunderts wies eine ungeheure Produktivität und
Kreativität auf. Man begann, rückblickend die
Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und des
Holocausts aufzuarbeiten, nahezu unmittelbar im
Anschluss an die Jahre der Unterdrückung schloss
sich die Formulierung eines neuen Selbstbewusstseins
gerade in der Literatur an, die es sich zur Aufgabe
als Konzerthaus neu eröffnet
machte, sich den Schrecken des Vergangenen
auszusetzen, sich selbst und die Öffentlichkeit
damit zu konfrontieren und nach Erklärungen zu
suchen.
Die direkt an die "Stunde Null" anknüpfende
Literatur, die noch nicht zur großen Geste gelangte,
sondern sich vor allem in Form von Kurzgeschichten
äußerte - wie denn sollte man zur Welthaltigkeit
eines Romans gelangen, wenn die Welt, die man
kannte, nur noch Trümmer, zerstörte Hoffnungen und
Bruchstücke aufwies? -, wurde bekannt als sogenannte
Trümmerliteratur. Einer der herausragenden
Vertreter, der durch sein frühes Ableben eine Art
Symbolfigur der Trümmergeneration wurde, war
Wolfgang Borchert, der 1947 seinen im
Krieg zugezogenen Gesundheitsschädigungen erlag.
Neben seinen Kurzgeschichten wie "Das Brot" oder
"Nachts schlafen die Ratten doch", die sich den
kleinen Verlieren des Krieges, den unschuldig
Leidenden widmeten und anhand dieser Individuen die
große Sinnlosigkeit und das Elend aufwiesen, wurde
vor allem Borcherts Heimkehrerdrama "Draußen vor der
Tür", das sich mit der Entwurzelung des aus dem
Krieg Zurückgekehrten beschäftigte, zur Literatur
einer Generation.
Die Trümmerliteratur setzte sich vor allem aus
jungen Autoren zusammen, welche die Schrecken des
Krieges am eigenen Leib erlebt hatten, an der Front
und in Kriegsgefangenenlagern gewesen waren. Viele
von ihnen schrieben anfangs mit dem Pathos, der
Anklage, den einfachen Formen eines Borchert, gingen
aber später in eine neue, komplexere Schaffensphase
über. Allgemein zugerechnet werden der
Trümmerliteratur, zumindest in ihrem Schaffen
unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs,
Autoren wie Günter Eich,
Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre, Alfred
Andersch oder
Arno Schmidt.
Vergangenheitsbewältigung, die Suche nach den
Ursachen und die Konfrontation mit dem
Unaussprechlichen blieben Fixpunkte der Literatur,
gingen aber vor allem im Verlauf der 1950er Jahre in
komplexere, anspruchsvolle neue Formen über, so fand
man von den wenigen Worten zur großen Entwurf des
Romans, herausragend in diesem Literaturjahrzehnt
war vor allem
Günter Grass' Roman "Die
Blechtrommel", der 1959 erschien.
Gerade die 1950er Jahre zeichnen sich durch eine
Vielfalt des Nebeneinander aus. Die Anfänge der
Trümmerliteratur waren übergegangen in
anspruchsvollere Themen und Formen, in das Begründen
einer neuen Literatur nach dem Krieg, in das
Selbstbewusstsein der Kulturschaffenden. Prägend für
die deutsche Literatur der 1950er Jahre war vor
allem die Gruppe 47, benannt nach ihrem
Gründungsjahr, die sich als lose Versammlung von
Schriftstellern verstand, ohne Vereinsstatuten, aber
durchformt von gewissen Regeln und Konventionen bei
den ein- bis zweimal jährlich stattfindenden
Treffen. Autoren dieser Gruppe, welcher der
Schriftsteller Hans Werner Richter vorstand, der die
Gruppe 47 ins Leben gerufen hatte, waren
Günter Grass,
Ingeborg Bachmann,
Ilse
Aichinger, Günter Eich, Heinrich Böll, Hans
Magnus Enzensberger oder Peter Weiss. Die Gruppe war
eine bedeutende literarische Institution, der einmal
jährlich verliehene Preis wurde zu einem der
wichtigsten Literaturpreise für die Empfehlung eines
Dichters an die Medien, obgleich er finanziell
bedeutungslos war. Zwar wurde das Vorgehen bei den
Versammlungen, das für die Lesung eines Dichters
vorsah, dass dieser sich schweigend und
widerspruchslos der oftmals harschen Kritik des
Publikums aussetzen musste, von verschiedenen
Stimmen vehement kritisiert, dennoch fanden die
Treffen bis ins Jahr 1957 statt. Prominentester Fall
einer solchen Lesung war wohl jene von Paul Celan,
der 1952 bei einer Zusammenkunft der Gruppe 47 seine
dato noch unbekannte "Todesfuge" vortrug und dafür
nur Missfallen erntete. Die lyrische Sprache des
späterhin weltberühmten Gedichts war den Ohren der
Neorealisten in der Gruppe nicht mehr vertraut,
Celan sah sich Kritik und Angriffen ausgesetzt und
nahm nie wieder an einem Treffen der Gruppe teil.
Weitere wichtige Vertreter der Literatur der 1950er
Jahre waren auch
Max
Frisch und Heinrich Böll, dessen Werke auch
losgelöst von der Gruppe 47 große Zustimmung fanden.
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