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Finanzjahr 1961 Finanzen in Deutschland


1961. Der 1. FC Nürnberg war deutscher Fußballmeister und Werder Bremen Gewinner des DFB-Pokals geworden. Skandinavisches Design bestimmt die Wohntrends, Ingeborg Bachmann veröffentlichte den Prosaband „Das dreißigste Jahr“, „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ war der letzte Film von Marylin Monroe und Chris Howland moderierte zum erstem Mal „Vorsicht Kamera“ im deutschen Fernsehen.
Musikalisch gehörte das Jahr 1961 Elvis Presley, während Eddie Murphy und Guido Westerwelle geboren wurden. In Deutschland kamen noch weitere 1 313 504 Kinder zur Welt, die mit den beliebtesten Vornamen Sabine oder Thomas benannt wurden. Die Kuba-Krise nahm ihren Lauf, Juri Gagarin war der erste Mensch im Weltraum und Walter Ulbricht wurde DDR-Staats- und Parteichef, der im August 1961 die Berliner Mauer errichtete.
Im November 1961 wurden Konrad Adenauer zum deutschen Bundeskanzler und der parteilose Dr. Ludwig Erhard, der „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“, erneut zum Bundeswirtschaftsminister gewählt. Im März 1961 war die D-Mark um 4,75 Prozent aufgewertet worden. Durch diese von der deutschen Wirtschaft heftig umstrittene Maßnahme sollten der Exportüberschuss eingegrenzt, die Inflation begrenzt sowie das britische £ und der US-$ stabilisiert werden. Adenauer hatte dem bis zuletzt seine Zustimmung verweigert, dabei waren ein Machtkampf zwischen ihm und Erhard der eine und die harschen Proteste der Werftindustrie, des Ruhrbergbaus, der Schifffahrt und des BDI der andere Grund. Nachdem die wirtschaftlichen Parameter 1961 Ludwig Erhard und seine Volkswirte bestätigt hatten und die außenpolitischen Erfordernisse stärker wurden, konnte die DM-Aufwertung letztendlich realisiert und eine Harmonisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und seinen wichtigsten Handelspartnern generiert werden.
Die Arbeitslosigkeit lag bei unter 1 Prozent. Die Beseitigung der Kriegsfolgen, die Unterstützung der USA und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft erzeugten das „Wirtschaftswunder“. Währungs- und Wirtschaftsreformen hatten für diesen bisher unbekannten Wirtschaftsboom den Weg bereitet. Die deutschen Einkommen stiegen mit der höchsten europäischen Zuwachsrate um über 9 Prozent. Es gab viel mehr freie Stellen als verfügbare Arbeitskräfte und so wurden ausländische Mitarbeiter nach Deutschland geholt.
Sie bezahlten kräftig Steuern und leisteten ihren Beitrag am deutschen Wirtschaftswunder.
Die Schattenseiten der deutschen Wirtschaftsentwicklung waren ein übertriebenes Anspruchsdenken und die eingetretene Überindustrialisierung. Alle Erhard‘schen Maßhalteapelle, die Antikartell-gesetzgebung und die reine Lehre des „Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen“ konnten daran nichts ändern. Dennoch waren 1961 die genannten Maßhalteappelle als antizyklische Konjunkturpolitik mit ihren Beschränkungsforderungen bei Konsum, Löhnen und Preisen kurzfristig erfolgreich.
In erster Linie aber war das Wirtschaftswunder ein Industriewunder:
Der Anteil der deutschen Landwirtschaft sank im Beschäftigungsanteil von 24 auf 14 Prozent. Der
landwirtschaftliche Produktionszuwachs betrug 43 Prozent, dem ein industrieller Zuwachs von satten 185 Prozent gegenüberstand. Die internationalen Rohstoffmärkte am Beginn der 1960er Jahre wurden von den wirtschaftlichen Erfordernissen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg beeinflusst. Die internationalen Goldreserven lagen 1961 bei zirka 1100 Millionen Feinunzen und sind derzeit kontinuierlich gesunken. Die geringer gewordene Bedeutung des Goldes für die Währungssicherheit und die damit verbundenen massiven Verkäufe sind dafür die Ursache. Blei und Kupfer waren im internationalen Rohstoffhandel auf niedrigem Niveau preisstabil. Erst in den 1970er Jahren erreichten die Rohstoffpreise ein erstes „Allzeithoch“. Der Preis für Natururan befand sich im Sinkflug, Erdöl kostete maximal paradiesische 2 US-$ pro Barrel und Steinkohle nicht einmal 15 $ die Tonne.
Diese niedrigen Preise beförderten die ökonomische Entwicklung bei gleichzeitiger Renditesteigerung massiv.
Mit dem Ende der 1960er Jahre, der ersten eindrucksvollen Nachkriegs-Rezession 1966/67 und der fortschreitenden Globalisierung bei gleichzeitig zunehmenden Krisenkonstellationen endete die Zeit des Wirtschaftswunders.
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