Biografie Konrad Adenauer Lebenslauf
Konrad Adenauer wird wohl noch
lange die Gemüter bewegen. Es besteht weitestgehende
Einigkeit, dass er der bedeutendste Politiker
Nachkriegsdeutschlands war. Die Konsensgesellschaft,
eine wesentliche Stütze unserer Demokratie, und die
wirtschaftliche und strategische Westbindung der
Bundesrepublik sind seinem Wirken zu verdanken. Dem
stehen Vorwürfe gegenüber, er hätte ein
gesellschaftliches Klima in den frühen Jahren der
Bundesrepublik mitzuverantworten, das die
Studentenbewegung der
sechziger Jahre
und ihre Nachfolgeerscheinungen geradezu
provozierte. Dass diese Aspekte in direktem
Zusammenhang stehen, macht die Diskussion nicht
einfacher.
Am
5. Januar 1876 wurde Conrad Hermann Joseph
Adenauer in
Köln
in eine römisch-
katholische Familie
hineingeboren. Nach einem Studium der Rechts- und
Staatswissenschaften und mehrjähriger Tätigkeit im
Justizwesen trat er
1906 der Zentrumspartei, die Deutschlands
Katholiken politisch repräsentierte, bei. Schon kurz
darauf war er Beigeordneter der Stadt Köln,
1917 -
ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Ehefrau - wurde
er zum Oberbürgermeister gewählt. In dieser Funktion
weihte er
1932
die erste Autobahn Deutschlands ein, die damals noch
unter rein ökonomischen Erwägungen gebaut worden
war. In wirtschaftlichen und stadtplanerischen
Fragen bewies der auch erfinderisch begabte
Politiker oft Weitblick. Ab
1920
stand er dem Preußischen Staatsrat vor. Mit der
preußischen Führung geriet er jedoch in Konflikt, da
diese ihm unterstellte, ein politisch eigenständiges
Rheinland anzustreben.
Die aufstrebende NSDAP behandelte er konsequent im
Rahmen der geltenden Gesetze und vermied dabei
sowohl Benachteiligung als auch Bevorzugung. Bald
geriet er ins Visier der Nazis.
1933
wurde er abgewählt. Im Zuge des Röhm-Putsches war er
kurzzeitig inhaftiert, erreichte durch seinen
nachfolgenden Protest aber immerhin, dass man ihn in
Ruhe ließ und ihm sogar die ihm zustehende Pension
zahlte.
Erst nach dem missglückten Attentat gegen Hitler vom
20. Juli 1944 kam er erneut für drei
Monate in Arrest. Im Konzentrationslager, wo er
schwer erkrankte, rettete ihm ein Kommunist das
Leben. Seine
Frau Auguste, die er
1919
geheiratet hatte, kam zwischenzeitlich ebenfalls in
Haft. Während dieser erkrankte sie so schwer, dass
sie
1948
an den Folgen verstarb.
Nach der Befreiung Kölns durch US-Streitkräfte wurde
er wieder als Oberbürgermeister eingesetzt. Als
erneute Separatismusvorwürfe auftauchten, entließ
man ihn wegen angeblicher Unfähigkeit.
Weite Bekanntheit erlangte ein privater Brief
Adenauers an einen Priester, in dem er
1946
betonte, dass das deutsche Volk und der Klerus durch
das Nichterkennen der nationalsozialistischen Gefahr
für deren Folgen verantwortlich seien.
Zwar war die Zentrumspartei nach dem Krieg wieder
existent, doch Adenauer wandte sich der
CDU zu.
Diese überkonfessionelle Partei entwickelte sich in
jenen Jahren zur dominierenden konservativen
Volkspartei. Indem er, der eigentlich ein wenig
öffentlichkeitswirksames Parteiamt bekleidete,
gegenüber den Alliierten als Repräsentant der
Deutschen auftrat, vergrößerte er seinen
Bekanntheitsgrad stetig.
1949
wurde er Unions-Fraktionsvorsitzender im Bundestag.
Am 15. September, acht Tage nach Staatsgründung der
Bundesrepublik Deutschland, gewann er die Wahl zum
Bundeskanzler.
Bundeskanzler Konrad Adenauer
Von Anfang an war er darauf bedacht, im Land eine
soziale Marktwirtschaft zu etablieren. Ihm sowie dem
Wirtschaftsminister und nachfolgenden Bundeskanzler
Ludwig Erhard
sind die entscheidenden Weichenstellungen zu
verdanken, die zum Wirtschaftswunder führten.
Indem er sich mit aller Kraft für die
deutsch-französische Aussöhnung einsetzte,
beseitigte er das entscheidende Hindernis für die
von ihm ersehnte politische Einigung Europas.
Überzeugt, dass Deutschland nach seiner dunkelsten
Zeit einen demokratischen Weg gehen müsse,
betrieb
Adenauer konsequent die Westbindung des Landes. Das
führte, auch wegen des sowjetischen Strebens nach
Vormacht in Europa, zu einer strikt
antikommunistischen Haltung, die er auf die
Sozialdemokratie ausweitete. Möglicherweise hing
damit auch zusammen, dass wichtige Posten mit
Amtsträgern der NS-Zeit besetzt wurden (die sich
natürlich zu demokratischen Werten zu bekennen
hatten). Daraus resultierte der sicherlich
unbeabsichtigte Nebeneffekt, dass im öffentlichen
Bewusstsein die Verantwortung für die Verbrechen im
Dritten Reich überproportional von den unteren
Ebenen auf die obersten Führungsränge verlagert
wurde.
Resultierend aus der deutschen Verantwortung für die
Schrecken des Holocaust war ihm die Unterstützung
des
Staates Israel ein besonderes Anliegen.
1952
ließ der ehemalige Irgun-Kommandant Menachem Begin
als Warnung, dass Vergebung nicht so einfach mittels
Entschädigungszahlungen zu erkaufen sei, eine
Paketbombe an den Bundeskanzler schicken, die einen
Sprengmeister tötete. Eine Aufklärung der Tat hätte
die politischen Beziehungen nachhaltig vergiften
können, unterblieb aber auf Grund - langfristig
gesehen - günstiger Umstände.
Drei Mal wurde Konrad Adenauer als Bundeskanzler
wiedergewählt. Dabei half ihm nicht nur der
wirtschaftliche Aufschwung, sondern auch seine
wahlkämpferische Begabung. Erst
1963,
nachdem ihn ein erster Herzinfarkt ereilt hatte,
konnte er es nicht mehr verhindern, dass Ludwig
Erhard, dessen politischen Stil Adenauer nicht
schätzte, seine Nachfolge antrat.
In der Folgezeit absolvierte er mehrere
vielbeachtete Auslandsreisen und äußerte sich in der
Presse wiederholt zu politischen Themen, wobei er
auch versöhnlichere Töne bezüglich der
Ostblockstaaten fand.
Am
19. April 1967 stirbt in Rhöndorf.
Todesursache Konrad Adenauers war eine Grippe.