Die Christlich Demokratische Union Deutschlands
1945 stand Deutschland vor einem demokratischen
Neubeginn. Hierbei kam den Parteien eine neue Rolle
zu. Waren die Parteien in der Weimarer Republik noch
Ausdruck eines sozial und ideologisch streng
abgegrenzten Klassensystems gewesen, sollten sie nun
als Vermittler zwischen gesellschaftlichen
Interessen und den Aktivitäten der Regierung
fungieren. Die Idee von den „Volksparteien“ gewann
zunehmend an Bedeutung. In diesem Sinne formierten
sich kurz nach Kriegsende auf Landesebene
christlich-demokratisch orientierte Gruppen, die
sich auf dem Goslarer Parteitag 1950 zu einer
Bundespartei zusammenschlossen.
Der christliche Gedanke bei der Parteigründung ging
sowohl auf die Weimarer Zentrumspartei als auch auf
den politischen Katholizismus des 19. Jahrhunderts
zurück. Trotzdem war es von Anfang an das Ziel der
neuen Partei, sowohl Katholiken als auch
Protestanten anzusprechen - daher auch die
Bezeichnung „Union“. Zum ersten Vorsitzenden wurde
Konrad Adenauer gewählt, der auch den ersten
Bundeskanzler
der 1949 neu gegründeten Bundesrepublik
Deutschland stellte. 16 Jahre lang lenkte er die
Geschicke des Landes und prägte auch das Image
seiner Partei entscheidend - nach innen und nach
außen.
Die CDU als Partei fungierte in dieser Zeit im
Prinzip eher nur als „Wahlhelfer“ und trug wenig zur
politischen Gestaltung des Landes bei. Die
Richtlinien der Politik bestimmten der Kanzler und
sein engster Mitarbeiterstab. Dazu gehörte auf dem
Feld der Außenpolitik das klare Bekenntnis zur
Westintegration, in Sachen Innenpolitik standen der
Wiederaufbau und das Konzept der sozialen
Marktwirtschaft - die auf Ludwig Erhard zurückging -
im Vordergrund. Es waren Ziele, die die
verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen
Strömungen in der Partei vereinen konnte. Doch auf
Landes- und Kommunalebene versuchten sich die
einzelnen CDU-Verbände immer öfter von der
allmächtigen Bundespartei und ihrem Vorsitzenden zu
emanzipieren und ein eigenständiges Profil zu
zeigen.
Nach Adenauers Tod 1963 trat
Ludwig Erhard, der
„Vater der Sozialen Marktwirtschaft“, dessen
Nachfolge als Bundeskanzler an. Während seiner
Amtszeit erlebte die junge Bundesrepublik erstmals
eine Wirtschaftskrise. Es kam zum Bruch mit dem
Koalitionspartner
FDP und die CDU/CSU ging daraufhin
1966 eine große Koalition mit der SPD ein. Kanzler
wurde Kurt-Georg Kiesinger - damit stellte die CDU
auch den dritten Kanzler der Bundesrepublik
Deutschland. Außenminister wurde der Regierende
Bürgermeister von Berlin,
Willy Brandt.
Bei der Wahl 1969 verlor die CDU dann nach 20 Jahren
das Regierungsmandat, nachdem SPD und FDP noch in
der Wahlnacht mit ersten Koalitionsverhandlungen
begannen, aus denen Willy Brandt als neuer Kanzler
und Walter Scheel von der FDP als Außenminister
hervorgingen.
1972 verlor die CDU erstmals auch ihre
Stellung als stärkste Partei im Bundestag an die
SPD. Ihre Zeit als Oppositionspartei nutzte die CDU
in den Folgejahren zur Modernisierung und zur
Erneuerung. Außerdem wurde die Organisation
verbessert und ausgebaut. Motor der Neuausrichtung
war damals der neue Parteivorsitzende Helmut Kohl.
Die Mitgliederzahlen der CDU stiegen von 300.000
Ende der 1960er Jahre auf 734.555 im Jahr 1983.
Nachdem die FDP 1982 die Regierungskoalition mit der
SPD aufkündigte, strebten die Liberalen nach 16
Jahren erneut eine Koalition mit der CDU an und
Helmut Kohl wurde vom Bundestag zum neuen
Bundeskanzler gewählt. Sein erklärtes Ziel war nun
die „geistig-moralische Wende“. Nach dem es zur
Auflösung des Bundestags und anschließenden
Neuwahlen gekommen war, wurde die CDU/CSU mit 48,8
Prozent der Stimmen wieder stärkste Partei und der
neu gewählte Bundestag bestätigte den
CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl als Kanzler. Beide
Ämter übte dieser bis 1998 ohne Unterbrechung aus.
Nach dem deutschen Wiedervereinigungsprozess in den
Jahren 1989 und
1990 trat die Ost-CDU 1990 auf dem
gemeinsamen Hamburger Parteitag der West-CDU bei.
Die Ost-CDU gehörte in der DDR zu den so genannten
„Blockparteien“, die der SED als Alibi gegen ihren
Status als Einheitspartei gedient hatten. Die
Vereinigung war möglich geworden, weil sich die
Ost-CDU ab 1989 von einem großen Teil der alten
Führungsriege getrennt und sich neu organisiert
hatte. Lothar de Maizière, Vorsitzender der früheren
Ost-CDU wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden der
neuen Gesamt-CDU gewählt. Während die CDU in den
Bundestagswahlen jeweils ein gutes Ergebnis einfuhr,
drehte sich das Blatt jedoch bei vielen Landtags-
und Kommunalwahlen. Hier erlitt die Partei teilweise
große Verluste und verlor am Ende ihre
Stimmenmehrheit im Bundesrat.
Zwar wurden die Verdienste der Partei und ihres
Vorsitzenden bei der Wiedervereinigung des Landes
bundesweit gewürdigt, ebenso wie sein Vorantreiben
der europäischen Integration. Aber parallel dazu
wuchs der Unmut der Wähler über ungelöste
wirtschafts- und sozialpolitische Probleme sowie
Kohls Methode des „Aussitzens“. Und innerhalb der
Partei stieß sein „selbstherrlicher“ Führungsstil
zunehmend auf Kritik. Die Unzufriedenheit über den
Stillstand und die wachsenden Missstände führte bei
der Wahl im Jahr 1998 zu einer fast erdrutschartigen
Wahlniederlage der CDU/CSU, die zusammen nur 35,1
Prozent der Stimmen bekam. Während die
Unionsparteien ihr schlechtestes
Bundestagswahlergebnis überhaupt
einfuhren, wurde die SPD zum zweiten Mal nach 1972
stärkste Fraktion im Bundestag.
Als Folge seiner Niederlage trat
Helmut Kohl als
CDU-Vorsitzender zurück. Sein Nachfolger wurde
Wolfgang Schäuble. Während die CDU auf Bundesebene
in der Opposition war, konnten sie auf Landesebene
jedoch erneut eine Reihe Erfolge für sich verbuchen.
Ihre tiefste Krise erreichte die CDU jedoch, als
1999 der Parteispendenskandal um die „schwarzen
Konten“ von Altkanzler Helmut Kohl publik wurde. Wer
die Spender der bis zu zwei Millionen waren, hat
Kohl auch später niemals bekannt gegeben.
Die Öffentlichkeit und auch viele Stimmen aus der
eigenen Partei kritisierten dieses Verhalten massiv.
Parteiintern war Angela Merkel, die seit 1998 als
Generalsekretärin amtierte, eine von Kohls stärksten
Kritikerinnen. Dies führte dazu, dass sie 2000 als
erste Frau Wolfgang Schäuble als Parteivorsitzende
ablöste.
Bei den Wahlen zum Bundestag 2005 erreichte die CDU
mit 27,8 Prozent (zusammen mit der
CSU kam sie auf
35,2 Prozent) zwar eines ihrer schlechtesten
Ergebnisse, trotzdem zogen die Unionsparteien als
stärkste Fraktion in den Bundestag ein und konnten
in einer großen Koalition mit der SPD den Kanzler
stellen. Dabei ging der Posten das erste Mal in der
Geschichte der Bundesrepublik an eine Frau - an
Angela Merkel.
Auf Landesebene konnte die CDU zwischenzeitlich
ihren Erfolgskurs fortsetzen. Im Sommer 2009
regierte sie in 12 von 16 Bundesländern allein oder
war an der Regierung beteiligt. Bei der
Bundestagswahl 2009 verlor die CDU weitere Stimmen
und erreichte ihr schlechtestes Wahlergebnis seit
1949. Doch das gute Abschneiden des
Wunsch-Koalitionspartners FDP ermöglichte trotzdem
den Wechsel zu Schwarz-Gelb - erneut mit
Angela
Merkel als Kanzlerin.
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