Bei ihrer Gründung im Dezember 1948 vereinigte
die Freie Demokratische Partei (FDP) sowohl
linksliberale wie rechtsliberale Strömungen, die
sich zuvor bereits unabhängig voneinander auf
regionaler Ebene in den drei Westzonen formiert
hatten - im Südwesten und in den Hansestädten eher
linksliberal, in Niedersachsen, Hessen oder
Nordrhein-Westfalen eher nationalliberal.
Gründungsmitglieder waren unter anderem auch
Ex-Mitglieder der Deutschen Demokratischen Partei
(DDP) und der Deutschen Volkspartei (DVP). Beide
Parteien wurden 1918 gegründet und spielten in der
Weimarer Republik eine Rolle. Die Wurzeln der
liberalen Strömungen lassen sich teilweise bis zu
den revolutionären Bewegungen des Vormärz (1848)
zurückverfolgen. In der sowjetisch besetzten Zone
hatte sich bereits 1945 die Deutsche Demokratische
Partei (DDP) gegründet, die sich bald in Liberale
Demokratische Partei (LDP) umbenannte. Der
ursprünglich angestrebte gesamtdeutsche
Zusammenschluss scheiterte, als die LDP im Frühjahr
1948 näher an die SED heranrückte. Erster
Vorsitzender der westdeutschen Liberalen wurde der
Württemberger Theodor Heuss.
Die verschiedenen Strömungen in der Partei bewirkten
in den nächsten Jahrzehnten wiederholt Änderungen in
ihrer Ausrichtung. Das lag nicht zuletzt daran, dass
bei der Gründung ein klares, richtungsweisendes
Grundsatzprogramm bewusst vermieden wurde. Bis zu
dem Zeitpunkt, als die
Grünen Mitte der 1980er Jahren die politische Bühne
betraten, war die FDP fortan jene Partei, ohne die
weder die SPD noch die CDU/CSU auf eine sichere
Regierungsmehrheit bauen konnten. Die Liberalen
waren immer wieder das Zünglein an der Waage und
jeder interne Richtungswechsel wirkte sich
maßgeblich auf die jeweilige Koalition und das
gesamte Land aus. Insgesamt war die FDP länger als
jede andere Partei in der Regierungsverantwortung im
Bund: Von 1949 bis 1956 sowie 1961 bis 1966 mit der
CDU/CSU, von 1969 bis 1982 mit der SPD und von 1983
bis 1998 sowie ab 2009 wieder mit der CDU/CSU.
Auf Theodor Heuss folgten 1949 bis 1954 Franz
Blücher sowie 1954 bis 1957 Thomas Dehler als
Parteivorsitzender. In dieser Zeit war die FDP
maßgeblich an der Unterstützung von Ludwig Erhards
Konzept der Sozialen Marktwirtschaft beteiligt. Doch
trotz weitestgehender Übereinstimmung in der
Wirtschafts- und Außenpolitik kam es immer wieder zu
Unstimmigkeiten, beispielsweise über die
Europäisierung des Saargebiets oder die Einführung
des Mehrheitswahlrechts. Beides lehnte die FDP
vehement ab und beschloss im Februar 1956 die Bonner
Koalition aufzukündigen. Doch nicht alle Liberale
waren mit dieser Entscheidung einverstanden: Die
vier FDP-Minister der Koalition verließen damals die
FDP, behielten ihre Ministerämter und sicherten -
zusammen mit 12 weiteren FDP-Abgeordneten, die
ebenfalls aus der FDP austraten - der CDU/CSU ihre
Regierungsmehrheit.
Die FDP versuchte in den folgenden Oppositionsjahren
- unter Reinhold Meier (1957 bis 1960) und ganz
besonders unter ihrem Vorsitzenden Erich Mende (1960
bis 1968) - ein eigenständiges programmatisches und
parteipolitisches Profil zu etablieren. Sie trat
beispielsweise für eine Ablösung Adenauers durch
Ludwig Erhard ein. Eine ihrer Bedingungen für eine
erneute Koalition, die sie jedoch 1961 verwarf, als
sie erneut einer konservativ-liberalen Koalition
unter Konrad Adenauer beitrat. Zu Konflikten kam es
während der folgenden Legislaturperiode vor allem
aufgrund der Spiegel-Affäre um Franz-Joseph Strauß:
Vier FDP-Minister schieden damals aus der Regierung
aus, um so den CSU-Verteidigungsminister seinerseits
zum Rücktritt zu zwingen. Der endgültige Bruch mit
der CDU/CSU erfolgte 1966 aufgrund von
Streitigkeiten über die Steuerpolitik. Die FDP ging
in die Opposition und in Bonn regierte die erste
Große Koalition aus CDU/CSU und SPD.
In der nachfolgenden Oppositionszeit änderte die FDP
ihre politische Ausrichtung von konservativ-liberal
zu sozial-liberal, öffnete sich den vorherrschenden
gesellschaftlichen Strömungen und schaffte so die
programmatischen Öffnung, die zur Grundlage für eine
Koalition mit der SPD wurde. Dies lag nicht zuletzt
am links-liberalen Walter Scheel, der 1968 zum neuen
Vorsitzenden gewählt wurde. Die
Parteiführung unterstützte nun beispielsweise
sozialliberale Standpunkte in der Wirtschaftspolitik
und befürwortete eine Neuausrichtung der Ostpolitik,
wie sie die SPD anstrebte. Fixiert wurde die neue
Haltung der FDP in den so genannten „Freiburger
Thesen“ von 1971, die einen „demokratischen und
sozialen Liberalismus“ proklamierten. Doch die
Neuausrichtung im Zuge der sozialliberalen Koalition
mit der SPD unter Bundeskanzler Willy Brandt kam es
daraufhin innerparteilich zu einschneidenden
Umschichtungen und Auseinandersetzungen - sowohl bei
den FDP-Wählern als auch bei den FDP-Mitgliedern.
Die gesellschaftlichen Ereignisse in den 1970er
Jahren - RAF-Terrorismus und die 1973/74 beginnende
Wirtschaftskrise - führten darüber hinaus bei beiden
Koalitionspartnern zu personellen Veränderungen an
der Parteispitze: In der SPD löste Helmut Schmidt
Willy Brandt ab und in der FDP folgte Hans-Dietrich
Genscher dem zum Bundespräsidenten gewählten Walter
Scheel nach. Das Resultat: Ab Mitte der 1970er
Jahren brach zwischen den beiden Koalitionspartnern
eine immer größere Distanz auf. 1977 wurde die
Abgrenzung zur SPD in den so genannten „Kieler
Thesen“ proklamiert, die die erneute
wirtschaftsliberalere Orientierung der Partei
dokumentierte.
Trotzdem setzte die FDP die Koalition mit der SPD
nach den Bundestagswahlen 1980 fort, doch das
Verhältnis war bereits zerrüttetet und die
Regierungspartner befanden sich in der Folgezeit in
einer Dauerkrise, die 1982 zum Bruch der Koalition
führte. Nach einem Misstrauensvotum der CDU/CSU
gegen Kanzler Helmut Schmidt, das die FDP
unterstützte, wechselten die Liberalen erneut den
Koalitionspartner. Sie gingen nach vielen Jahren
wieder eine Regierungskoalition mit der CDU/CSU
unter Bundeskanzler Helmut Kohl ein.
Innerparteilich führte dieser erneute
programmatische Wechsel - ähnlich wie beim Eintritt
in die sozialliberale Koalition - bei der FDP wieder
zu einem gewaltigen Umschichtungsprozess bei den
Mitgliedern und Wählern. Zahlreiche, auch prominente
Mitglieder des linken FDP-Flügels kritisierten den
Kurswechsel öffentlich, traten aus der Partei aus
oder einige, wie beispielsweise Günter Verheugen,
wechselten zur SPD. Andererseits gewann die FDP aber
neue Mitglieder aus der Mittelschicht.
In der Zeit von 1982 bis 1984 kämpfte die FDP jedoch
nach diesem Wendemanöver massiv mit Wählereinbußen
bei etlichen Landtagswahlen sowie bei der
vorgezogenen Bundestagswahl 1983. Ab Mitte der
1980er Jahre konnte sich die Partei dann langsam
wieder stabilisieren und Wählerstimmen
hinzugewinnen, wie beispielsweise bei der
Bundestagswahl 1987. Programmatisch band sich die
Partei in den 1980er Jahren immer stärker an die
Union. Die Programmarbeit der 1970er Jahre wurde
allmählich immer unbedeutender, im Fokus standen das
„Mit-Regieren“ und das hieß in dieser Zeit die
Sicherung der Regierungsmehrheit für den Kanzler
Kohl.
Doch mit den steigenden Arbeitslosenzahlen Ende der
1980er Jahre geriet die konservativ-liberale
Koalition immer mehr in eine Dauerkrise. Und beide,
Union und FDP, erlitten heftige Niederlagen bei
einer ganzen Reihe von Landtagswahlen. Zudem hatte
sich für die FDP Wesentliches geändert: Das Prinzip
„Volkspartei + FDP = Regierungskoaltion“ war
ungültig geworden seit die Grünen als vierte
wichtige Partei die politische Bühne betreten
hatten. Damit hatte die FDP ihre jahrzehntelange
Monopolstellung als alleinige
„Mehrheitsbeschafferin“ verloren. Die Wähler hatten
eine weitere Alternative bekommen und die FDP wurde
in vielen Bundesländern immer öfter von den
aufstrebenden Grünen überrundet. Auch besetzten
diese viele frühere FDP-Themen.
Dieser Negativtrend wurde erst durch die
Maueröffnung von 1989 und die anschließende
Wiedervereinigung im Oktober des Jahres 1990
unterbrochen. Ebenso wie Kanzler Kohl, konnte auch
FDP-Außenminister Hans-Dietrich Genscher einen
großen Popularitätszuwachs verzeichnen. Ein Trend,
von dem auch die FDP als Ganzes profitieren konnte.
Durch die Vereinigung mit der LDP, der ehemaligen
liberalen Blockpartei in der DDR, sowie weiteren neu
entstandenen liberalen Parteien der Wendezeit konnte
die West-FDP darüber hinaus mit einem Schlag 130.000
neue Mitglieder zu ihren eigenen 65.000 hinzuzählen.
Bei den Landtagswahlen, die im Oktober 1990 in den
fünf neuen Bundesländern durchgeführt wurden, konnte
die FDP denn auch eine wahre Erfolgsserie starten,
die während der Bundestagswahl im Dezember des
gleichen Jahres sowie bei den Landtagswahlen 1991
und 1992 anhielt.
Anfang 1992 - nach dem Rücktritt von Hans-Dietrich
Genscher als Außenminister - kam es jedoch zu einer
Führungskrise in der FDP. Es gab Streitigkeiten um
die Nachfolge Genschers sowie 1993 auch um die
Neubesetzung des Parteivorsitzes nach der Demission
des seit 1988 amtierenden Otto Graf Lambsdorff.
Beide Ämter übernahm schließlich Klaus Kinkel.
Zudem machte der Partei zunehmend ihre
Profillosigkeit - nicht zuletzt eine Folge der
einseitigen Bindung an die CDU/CSU - zu schaffen,
die zu einer Existenz bedrohenden Reihe von
Niederlagen führte: Mit Ausnahme der Bundestagswahl
im Jahr 1994, verfehlten die Liberalen bei elf
Wahlen in Folge die Fünf-Prozent-Hürde. 1995 wurde
Klaus Kinkel daher von Wolfgang Gerhardt als
FDP-Vorsitzender abgelöst.
Parallel versuchte Guido Westerwelle, seit 1994
amtierender Generalsekretär der FDP, die Liberalen
als „Wirtschafts- und Steuersenkungspartei“ zu
profilieren. Frühere, traditionell liberale
Programm-Positionen gerieten dabei noch weiter in
den Hintergrund, was die linksliberale
Bundesjustizministerin Sabine
Leutheuser-Schnarrenberger 2004 zum Rücktritt
veranlasste. Grund war ein positives Mitgliedervotum
zum von der Parteispitze befürworteten „Großen
Lauschangriff“.
Nach drei erfolgreichen Landtagswahlen im Jahr 1996
setzte sich der Negativtrend bei Wahlen fort und
gipfelte 1998 in der verlorenen Bundestagswahl der
konservativ-liberalen Koalition, in deren Folge die
rot-grüne Koalition unter dem SPD-Kanzler Gerhard
Schröder die Regierung übernahm.
Ab 1999 konnte die FDP jedoch davon profitieren,
dass die CDU durch die Spendenaffäre von Helmut Kohl
in die Krise geraten war. Zuerst waren sie bei den
Landtagswahlen Anfang 2000 in Schleswig-Holstein
erfolgreich und dann in Nordrhein-Westfalen unter
FDP-Spitzenkandidat Jürgen Möllemann.
2001 wurde
Guido Westerwelle neuer FDP-Vorsitzender.
Er verfolgte einen eigenständigeren Kurs der FDP und
verzichtete bei den Bundestagswahlen im Jahr 2002
auf eine Koalitionsaussage. Die Strategie basierte
auf Möllemanns Konzept „Projekt 18“, das ein
Wahlergebnis von 18 Prozent anstrebte und Guido
Westerwelle als Bundeskanzler aufstellte.
Der stark werblich orientierte Wahlkampf brachte der
FDP den Ruf einer „Spaßpartei“ ein. Im April 2002
konnte die Partei mit dieser Strategie immerhin 13,3
Prozent bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt
erreichen, doch die Themen „Irak-Krieg“ und
„Elbe-Flut“ führten dazu, dass die FDP ihr Ziel mit
nur 7,4 Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl
2002 deutlich unterschritt. Nach der verlorenen Wahl
rückte die Partei vom „Projekt 18“ ab, bekräftigte
aber weiterhin ihren Anspruch auf Eigenständigkeit
und darauf eine Partei „für das ganze Volk“ zu sein.
2002 bis 2005 konnte die Partei mit ihrer Bemühung
um ein solideres und seriöses Image wieder
Wählerstimmen inklusive Regierungsbeteiligungen auf
Landesebene hinzugewinnen. Erklärtes Ziel wurde es,
Rot-Grün auf Bundesebene abzuwählen, was im Vorfeld
der Bundestagswahlen 2005 erneut zu einer klaren
Koalitionsaussage zugunsten der Unionsparteien
führte.
Dabei konnte die FDP zwar auf 9,8 Prozent zulegen,
da aber die CDU Stimmenverluste einfuhr, reichte es
nicht für eine schwarz-gelbe Koalition. Es kam zu
einer Großen Koalition zwischen Union und
SPD und
die FDP wurde neben Grünen und der Linkspartei zur
größten Oppositionspartei. Aber sie konnte in den
kommenden Jahren weiter politischen Einfluss sowie
Stimmanteile hinzugewinnen - trotz der Finanz- und
Wirtschaftskrise 2008/09, die zu großem Misstrauen
gegenüber der Deregulierung der Finanzmärkte führte,
was ein zentrales Anliegen der FDP war.
Der allgemeine Aufwärtstrend der FDP setzte sich
auch bei der Bundestagswahl 2009 fort, bei der die
FDP 14,6 Prozent der Zweitstimmen gewann. Es war das
beste Ergebnis, das die FDP je bei einer
Bundestagswahl erzielte und verhalf ihr zur
Regierungsbeteiligung mit der Union an der Spitze.
Guido Westerwelle wurde Außenminister und
Vize-Kanzler. Außerdem stellten die Liberale vier
weitere Minister.
Durch ungeschicktes Taktieren - „spätrömische
Dekadenz“, „Hotel-Lobbyismus“ oder „Reise-Affäre“ -
sank Guido Westerwelle rapide in der Wählergunst,
was sich auf die gesamte Partei auswirkte. Die
Partei scheiterte daraufhin fast überall im Land an
der Fünf-Prozent-Hürde und Westerwelle gab daraufhin
2011 den Parteivorsitz sowie den Posten des
Vizekanzlers an
Philipp Rösler ab und behielt nur
sein Amt als Außenminister. Doch die
Umfrageergebnisse blieben weiterhin „unterirdisch“.
2011 übernahm Rösler im Zuge einer
Kabinettsumbildung den Posten des
Bundeswirtschaftsministers, während Daniel Bahr sein
Nachfolger im Amt des Bundesgesundheitsministers
wurde und der bisherige Bundeswirtschaftsminister
Rainer Brüderle wurde zum Vorsitzenden der
FDP-Fraktion im Bundestag gewählt.