Die Geschichte des Bildung
Hinsichtlich des Menschseins ist Bildung der Ausdruck für die geistigen
Fähigkeiten, deren Entwicklung und Anwendung. Bildung eignet sich der Mensch
ein Leben lang an. Die Schulbildung ist nur eine der Möglichkeiten, die ihm
dafür zur Verfügung steht. Nicht immer war Bildung, auch die Grundlagen wie
Lesen und Schreiben, nicht allen Menschen zugänglich. Das hatte politisch
motivierte Gründe. Das arbeitende Volk sollte ungebildet bleiben, damit ihm
die Möglichkeit, an Machtbefugnissen teilzunehmen, gar nicht erst zuteil
wurde.
Der Wissensdurst eines Menschen ist allerdings von jeher ungebrochen. Er ist
dem Menschen eigen. Und auch wenn es lange dauerte, bis sich eine
Chancengleichheit durchsetzte, betrifft dies heute noch längst nicht alle
Länder der Erde. Noch herrschen in einigen Regionen Analphabetismus vor.
Wissen ist Macht – das ist tatsächlich eine Erkenntnis, die den Herrschenden
der Welt in früheren Jahrhunderten durchaus bewusst war. Ungebildet zu sein,
bedeutet noch längst nicht, dass ein Mensch dumm ist. Intelligenz ist
ebenfalls nicht mit Wissen gleichzusetzen. Das typisch deutsche Wort BILDUNG
steht in Beziehung zu Erziehung und Sozialisation. Der Begriff hat im Laufe
seiner Entwicklung – je nach Epoche – einen gravierenden Bedeutungswandel
erfahren. Das Wort hat seinen Ursprung im Theologischen und
entstand im
Mittelalter, als man es mit der Nachbildung nach Gottes Ebenbild
assoziierte.
Die Renaissance war durch eine große menschliche Neugier und enormen
Wissensdurst geprägt. Eine entscheidende Grundlage für die Bildung und deren
Verbreitung brachte die Entwicklung der Buchdruckkunst mit sich. Der
Humanist Erasmus von Rotterdam, der mehr als 100 Bildungsbücher geschrieben
hat, erkannte, dass der Mensch als solcher nicht geboren, sondern erzogen
wird. Von
Wilhelm von Humboldt wurde Bildung zum Programm erhoben. Er
erkannte, dass der Mensch im Innersten mit einem Bildungs-Bedürfnis
ausgestattet ist und dieses nur geweckt werden müsse. So schaffte Humboldt
ein Schulsystem, das jeden nach seinen Fähigkeiten und den Anforderungen der
Gesellschaft berücksichtigte und förderte. Humboldts Ziel war es jedoch,
ausschließlich der Persönlichkeits-Vervollkommnung gerecht zu werden. Das
Erreichen eines materiellen Ziels war nicht sein Bestreben.
Heutzutage hat Schulbildung einen großen Stellenwert, einmal zur
Persönlichkeits-Bildung und zum anderen als Voraussetzung für eine
berufliche Laufbahn, die gewisse Grundlagen voraussetzt. Die
Bildungsprozesse erfuhren durch die moderne Hirnforschung wichtige Impulse,
die eine Lern-Optimierung möglich machten.
Bildung 19. Jahrhundert - Bildung stand nicht allen zur Verfügung
Jede Bildungsreform im 19. Jahrhundert zielte vor allem auf männliche
Schüler und Studenten ab. Der Zugang in den Volksschulen stand den
Mädchen zwar offen, doch eine höhere Bildung war für sie so gut wie
ausgeschlossen. Die Missstände an Universitäten, bei denen letztendlich
der Staat eingreifen musste, hatten keine gleichberechtigte Entwicklung
vorangeschoben. Am Ende des Jahrhunderts brachte schließlich das
Kaiserreich keine Reformen, sondern ausschließlich Stagnation im Zeichen
des viktorianischen Zeitalters.
Bildung 20. Jahrhundert – Von den Ausnahmen zur Chancengleichheit
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die höhere Bildung für Frauen und
Mädchen eine absolute Ausnahme. Dennoch gab es diese Ausnahmen, weil
sich einige Frauen aus eigener Kraft bildungsmäßig durchzuboxen
verstanden. Zwei Weltkriege trugen auch nicht gerade zu einer positiven
Änderung bei. Einen gravierenden Umbruch erfuhr die Bildungspolitik erst
nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine Chancengleichheit angestrebt und
realisiert wurde. Bis zum Ende des Jahrhunderts wurde Bildung allen
Menschen zugänglich.