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Die Bildung der 1890er Jahre


Die Bildungspolitik im damaligen Deutschland der 1890er Jahre, war auf Grund der vorherrschenden Gesellschaftsstrukturen noch äußerst traditionell orientiert. Die Monarchie übte ebenfalls einen großen Einfluss auf die bestehenden Bildungseinrichtungen aus. Die Kinder der adeligen Gesellschaft wurden, was die Bildung angeht, strikt von Leuten bürgerlicher Herkunft getrennt. Allerdings erhielten auch andere wohlhabende Leute, nach Möglichkeit, überwiegend Privatunterricht. Die Arbeiterschicht verfügte zumeist nur über eine sehr geringe Schulbildung, so dass die Analphabetenrate im Deutschland der 1890er Jahre noch relativ hoch war.
Der Frauenanteil war in allen Bildungseinrichtungen noch äußerst gering. In diesem Jahrzehnt stellte selbst das Abitur eine Seltenheit beim weiblichen Geschlecht dar. Auch auf Hochschulen waren Frauen zu dieser Zeit eine Rarität. Dies lag nicht zuletzt daran, dass diese noch nicht regulär zu Universitätsstudien zugelassen wurden, sondern nur als Gasthörerinnen anwesend sein durften. Dementsprechend niedrig war auch der Anteil der berufstätigen Frauen.
Das Jahrzehnt von 1890 bis 1900 wurde jedoch auch massiv durch den Antritt der Kaiserwürde von Wilhelm II im Jahr 1888 geprägt. Durch seine Mutter, die eine Tochter der britischen Königin Victoria war, war er vom viktorianischen Regierungsstil nicht abgeneigt, so dass Deutschland auch die Auswirkungen desselben zu spüren bekam. Dadurch wurden größere Fortschritte, die in Richtung Liberalismus gingen, eher verhindert. Dies wirkte sich natürlich auch auf die Bildungspolitik, so dass man in den 1890er Jahren von einer gewissen Stagnation sprechen konnte.
Ein weiterer Aspekt, der massive Auswirkungen auf das Bildungsniveau der Leute hatte, war die Kinderarbeit. Diese war zu damaligen Zeit im "Deutschen Reich" noch immer stark verbreitet und stellte ebenso eine größere Hürde zur Überwindung der Analphabetenrate dar. Kaiser Wilhelm versprach zwar zunächst die soziale Situation der ärmeren Bevölkerungsschichten zu verbessern, war jedoch an einer politischen Emanzipation der Arbeiterschicht nie wirklich interessiert.
Eine positive Wende stellte das erweiterte Kinderschutzgesetz dar, welches im Jahr 1903 eingeführt wurde. Dieses schrieb in einigen Gewerbezweigen eine gewisse Altersgrenze vor. Allerdings setzte dieses der Kinderarbeit noch immer kein richtiges Ende.
Einen weiteren großen Einflussfaktor stellten in diesem Jahrzehnt die christlichen Kirchen dar. Diese prägten die damalige Gesellschaft sehr stark und hatten nachweislich auch einen großen Einfluss auf die Lehrpläne zahlreicher Bildungseinrichtungen.

Zusammenfassend können die 1890er Jahre als ein bildungspolitisch und gesellschaftlich stagnierendes Jahrzehnt bezeichnet werden. Die Analphabetenrate war zur damaligen Zeit noch immer hoch und eine logische Konsequenz der Zwei- Klassen- Gesellschaft. Auch die Kinderarbeit stellte zwischen 1890 und 1900, trotz leicht veränderter Gesetzeslage, ein größeres Problem dar und verhinderte somit eine angemessene Ausbildung der ärmeren Gesellschaftsschichten.

Bücher zur Bildung der 1890er Jahre


Die 13- 18- Jährigen: Einführung in die Probleme des Jugendalters  
"So erzieht man keinen Menschen!"  
Lebens- und Berufserinnerungen aus der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre  
Haben sich die Bildungschancen für Kinder von Arbeitern gebessert  
aus den unteren Schichten durch die Bildungsexpansion der 60er und 70er Jahre verbessert?  
Medienkultur der 60er Jahre. Diskursgeschichte der Medien nach 1945  

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