Technik der 70er-Jahre

Die 70er Jahre waren das dritte Nachkriegsjahrzehnt. Der Kalte Krieg sorgte für einen Innovationsschub.
Die dringlichsten Augbauarbeiten waren zu jener Zeit bereits ausgeführt worden und es war eine westliche Wohlstandsgesellschaft entstanden, die der Eiserne Vorhang begrenzte. Der Kalte Krieg zwischen dem Westen (NATO) und den sozialistischen Staaten des Warschauer Pakts war eine wichtige Motivationslage bei der Entwicklung neuer Technologien, insbesondere im Bereich der Elektronik und der Kommunikation. An diesen Technologien sollten jedoch auch die zunehmend Technik begeisterten Privatverbraucher Anteil haben. Die Anfänge des Digitalzeitalters, in dem der Alltag jedes Privatmenschen mehr und mehr computerisiert ist, haben ihre Wurzeln in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Die Raumfahrtkonkurrenz zwischen den USA und der Sowjetunion entfachte eine allgemeine Begeisterung und stärkte den Glauben an die technisierte Welt.

Satellitenfotos und bemannten Raumflüge

Nachdem die Sowjetunion schon Ende der fünfziger Jahre Satellitenfotos von der dunklen Seite des Mondes gemacht hatte, sahen es die USA in den Jahren von 1969 bis 1973 geradezu als Verpflichtung an, die ersten bemannten Raumflüge zum Mond durchzuführen. Eine besondere, auf die Psyche ausgerichtete, High-Tech- und Sci-Fi-Begeisterung fand auch in der Rockmusik ihren Ausdruck. „Pink Floyd” veröffentlichte 1973 die LP „The Dark Side Of The Moon”. Auch das Liebesleben der Menschen orientierte sich am technischen Fortschritt. Die Antibabypille, schon seit etwa 1965 weit verbreitet, fand im Verlauf der 70er-Jahre Zuspruch bei fast allen jungen Frauen. 1971 erschien Schwarzers Buch „Frauen gegen den Paragraph 218”, ein Buch gegen die Kriminalisierung der Abtreibung. Das war eine Manifestation des weiblichen Willens, Kinder nicht mehr nur als Gott gegebenes Schicksal, sondern als Ergebnis des aktiven Willens und der freien Entscheidung der Frau zu verstehen. 1974 wurde die Rechtslage in der Abtreibungsfrage umgestaltet.

Kalter Krieg und Studentenrevolte

Nicht nur der Kalte Krieg, sondern auch der Vietnamkrieg und die Stellvertreterkriege in der Dritten Welt trieben zur selben Zeit die Elektronikentwicklung voran.
Besonders nach den Studentenrevolten von 1968 herrschte in der Welt ein politisches Klima, in dem das feministische, das humanistische und vor allem das pazifistische Engagement einen starken Gegenpol zu undemokratischem Umtrieben darstellte. All das änderte aber nichts an der pulverfassartigen Stimmungslage zwischen Ost und West, die schließlich Kriege in der Dritten Welt nach sich zog. Der von der Infrastruktur her für Amerika äußerst schwierige Vietnamkrieg zeigte den USA, dass moderne Kriege, nur mit zeitgemäßer, elektronischer Kommunikation gewonnen werden können. Es kam nicht darauf an, den Gegner aus komplexen, diplomatischen und politischen Gründen zu besiegen, sondern darauf, Kriegsziele zu erreichen, die den komplexen Wirren der Politik weitestgehend und punktuell entsprachen.
Das Militär veranlasste auch die Entwicklung von Computernetzwerken, die in den 70er Jahren an den Universitäten erstmals auch zivilen Wissenschaftlern in der Form von Usenets zur Verfügung standen. Die erste emailartige Kurznachricht wurde 1971 von Ray Tomlinson versendet. Diese Rechnernetz-Forschungen der 70er Jahre sollten später wichtige Grundlagen für die Entwicklung des Internets sein.

Die erste Spielkonsole in Deutschland war das berühmte „Pong-Spiel”.

Mit dem Erfolg des Pong-Spiels wurde klar, dass auch private Verbraucher zu einer lohnenden Zielgruppe im Umgang mit Heimelektronik werden konnten. Es wurden völlig neue Märkte erschlossen. Damals stellte sich allerdings noch die Frage, ob sich die Anschaffung eines Heim-Computer tatsächlich amortisieren würde. Die Produktion war schon angelaufen, aber die Verbraucherforschung hatte noch keine klaren Antworten. Heute weiß man, dass der Computer zu einer neuen, zu einer in gewissem Sinne sogar industriellen Lebensweise geführt hat. Neben den programmierbaren Taschenrechnern kamen im Verlauf der 70er Jahre die ersten Apple- und Atari-Computer auf den Markt. Bill Gates begann seine Karriere in dieser Zeit damit, dass er die Basic-Programmiersprache auf eine veränderte Entwicklungsstufe hob.

Zwei Ölkrisen erzwangen eine neue Kreativität im Autobau.

Außerdem richtete sich das Augenmerk der Technologen auf erneuerbare Energien.
Die beiden großen Ölkrisen, 1973 und 1979/1980, hatten enorme Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Die in den 70er Jahren entwickelten neuen Automodelle, wie zum Beispiel der VW Golf oder der VW Passat, waren geräumige, zweckdienliche Fahrzeuge mit einem vergleichsweise geringen Treibstoffverbrauch. In den 70er Jahren wurde bereits deutlich, dass die Energiefrage eine für die Zukunft der Menschheit entscheidende Frage ist. Forschungen zu erneuerbaren Energien wurden intensiviert. Photovoltaische Zellen und Solarzellen kamen vermehrt zum Einsatz. Der Atomkraftwerksunfall 1979 in Harrisburg in den USA verstärkte den Zulauf zur Anti-Atomkraftbewegung und sorgte für immer stärker werdendes Interesse an der Nutzung erneuerbarer Energien.
Die 70er Jahre waren ein spannendes „Techno-Jahrzehnt”, in dem die Menschen angesichts der weltpolitischen Lage in einer geteilten West-Ost-Welt gezwungen waren, sich neue technologische Wege in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zu erschließen. Gleichzeitig spielten progressive soziale Bewegungen, insbesondere der Feminismus und der Pazifismus, eine große Rolle bei der Umgestaltung kultureller Techniken des zwischenmenschlichen Umgangs, vor allen Dingen in den Zentren des hochentwickelten westlichen Kapitalismus.
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