Das Sportjahr 1952 Sportchronik
Sportliche Ereignisse im Jahr
1952
Der Beginn des Sportjahres 1952 wurde durch die VI.
Olympischen Winterspiele dominiert. Sie fanden vom
14. bis 25. Februar 1952 erstmals im europäischen
Norden, in der norwegischen Hauptstadt Oslo statt.
Das Gastgeberland bot den Athleten Perfektion in
allen organisatorischen Bereichen. Die Mühe hatte
sich gelohnt, denn rund 500. 000 Zuschauer
verfolgten die Wettkämpfe. Das Wetter ließ sich
nicht organisieren, doch was an Schnee auf den
alpinen Pisten fehlte, war künstlich aufgebracht
worden.
Die norwegische Mannschaft war die erfolgreichste
dieser Winterspiele. Es blieben insgesamt 16
Medaillen im Land. Hjalmar Andersen holte allein
drei Goldmedaillen im Eisschnelllauf. Die USA waren
das zweiterfolgreichste Land mit 11 Medaillen.
Aufsehen erregte hierbei der Eiskunstläufer Richard
Button, der nicht nur olympisches Gold bekam,
sondern auch den ersten Dreifachsprung auf dem Eis
zeigte. Er gewann schließlich auch bei den
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften im selben Jahr den
Weltmeistertitel. Deutschland hatte diese Spiele in
der Gesamtwertung mit dem vierten Platz absolviert
und konnte sieben Medaillen nach Hause bringen. Es
war nach dem Krieg die erste Teilnahme an
Olympischen Spielen für die Deutschen. Die
Mannschaft bestand ausschließlich aus westdeutschen
Sportlern, das
Saarland und die DDR-Athleten waren
nicht dabei.
Sieben Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges hatte der Westen
Deutschlands bereits sehr viel Aufbauarbeit
geleistet. So konnte beispielsweise die berühmte
Dortmunder Westfalenhalle in dem Jahr eingeweiht
werden. Sie war zu jener Zeit mit 13.500 Plätzen
Europas größte Sporthalle.
Der Kölner Boxer Peter Müller, der auch „de Aap“
(der Affe) genannt wurde, war vielleicht nicht der
erfolgreichste Mittelgewichts-Boxer – er hatte es
nicht über den Titel eines Deutschen Meisters hinaus
geschafft – aber er war auf jeden Fall ein echtes
Kölner Original mit frechen Sprüchen. Freunden des
Boxsports ist vielleicht die Begebenheit bekannt,
die sich während des Kampfes am 8. Juni in
Köln
zugetragen hatte, als Müller während des Wettkampfes
gegen Hans Strentz den Schiedsrichter k.o. schlug.
Als dieser am Boden lag, boxte Müller weiter als sei
nichts gewesen.
Im Tennissport hatte Deutschland in den 1950er
Jahren noch keine Ausnahme-Spieler. Beim
Tennis-Finale in Wimbledon spielten der Australier
Frank Sedgman und der Tscheche Jaroslav Drobný, der
für Ägypten angetreten war, gegen einander. Sedgman
gewann das Finale.
Die seit
1903 jährlich veranstaltete Tour de France,
die die Radsportler quer durch
Frankreich führt und
besonders in den schweren Bergetappen für Spannung
sorgt, hatte seit 1951 auch den Mont Ventoux im
Streckenplan, den kahlen, windigen Berg in der
Provence, dessen 1909 Meter bewältigt werden mussten
und der Jahre später ein Todesopfer fordern sollte,
als der britische Radprofi Tom Simpson 1957 dort
während der Bergetappe tödlich verunglückte. In
diesem Jahr 1952er Jahr gewann der Italiener Fausto
Coppi die Tour de France unbeschadet.
Das herausragende sportliche Ereignis des Jahres
waren die XV. Olympischen Sommerspiele, die in der
Hauptstadt
Finnlands, in Helsinki, veranstaltet
wurden. Sie begannen am 19. Juli und endeten am 3.
August. Wenn man sich das Training schwer macht,
dann hat man es im Wettkampf leichter – so hatte
sich der tschechische Leichtathlet, der
Spitzenläufer Emil Zátopek, einmal geäußert. Sein
Training muss enorm schwer gewesen sein, denn er
konnte 1952 an seine Erfolge von
1948 anknüpfen, die
er bei der Olympiade in
London errang und auch bei
den Europameisterschaften 1950 in Brüssel, wo er für
die 5000 m und auch für die Distanz über 10.000 m
Gold holte. Der Rekord, den er 1952 in Helsinki
aufstellte, ist noch heute ein sportlicher Maßstab,
der unerreicht ist. Niemandem außer Zátopek war es
je gelungen, auf 5.000 m, auf 10.000 m und dann auch
noch im Marathon Gold zu gewinnen. Zátopek aber
hatte genau das geschafft. Er war mit seinen
Leistungen zu einem Nationalhelden seines
Heimatlandes geworden und er ist es historisch
gesehen immer noch. Sein Laufstil war nicht
unbedingt elegant. Im Gegenteil. Wenn er lief, sah
es schwergängig aus, als sei er am Ende seiner
Kräfte. Wer sich von seinen Gegnern deshalb Hoffnung
auf eine Medaille gemacht hatte, war allerdings
einem Irrtum erlegen. Zátopek hatte Kräfte bis zum
Ziel. All das hatte ihm den Beinamen „tschechische
Lokomotive“ eingebracht. Dass er beim Laufen stets
die Zunge ein wenig heraushängen ließ, war ebenfalls
sein Markenzeichen. In diesem Sommer war Zátopek der
Medienheld schlechthin und das Jahr 1952 verbindet
sich fraglos untrennbar mit seinem Namen.
Die Olympischen Spiele waren auch für die
Sowjetunion ein großer Erfolg, zumal das Land
erstmals an ihnen teilnahm. Für die Mannschaft
musste allerdings ein eigenes Olympiadorf
eingerichtet werden. So
hatte es das sowjetische NOK
gefordert. Immerhin beherrschte der Kalte Krieg die
politische Szene, die auch vor dem Sport nicht Halt
machte. Dass die Sowjetunion in der
Gesamtplatzierung nach den USA den zweiten Platz mit
71 Medaillen belegte, war für das Land denn auch
mehr ein politischer als ein sportlicher Erfolg. Für
Furore sorgte dabei der Kunstturner Wiktor
Tschukarin, der als erfolgreichster Sportler dieser
Spiele vier Gold- und zwei Silbermedaillen gewann.
Bei den olympischen Schwimmwettkämpfen in Helsinki
konnte sich der Italiener Carlo Pedersoli nicht
qualifizieren. Er musste bereits im Vorlauf über
100-m-Freistilschwimmen ausscheiden und wurde nur
Fünfter. Weit mehr Erfolg war dem Italiener
beschieden, als er an der Seite von
Terence Hill zu
einem Leinwandstar wurde. Pedersoli ging nicht als
Schwimmer in die Geschichte ein, aber als
Bud
Spencer in vielen Filmen. Für seine olympischen
Leistungen verdient er dennoch Bewunderung.
Deutschland kam in der Gesamtwertung auf Platz 28.
Erst zwei Jahren war es her, dass die erste
Weltmeisterschafts-Saison der
Formel-1 ausgetragen
worden war. Im September dieses Jahres gelang es dem
Italiener Alberto Ascari wie im Jahr zuvor, die
diesjährige Saison zu gewinnen, die jedoch nach den
Regeln der Formel-2 ausgetragen wurde, die für
einsitzige Rennwagen mit geringerem Hubraum galt.
Das schmälerte Ascaris Leistungen in der
Königsklasse, die er mit einem
Ferrari grandios
meisterte, nicht im Geringsten. Immerhin war er bei
der ersten Formel-1 im Jahr 1950 bereits
Vizeweltmeister geworden.
Am Rande des sportlichen Geschehens in dem Jahr ging
die Fusion des KFC Phönix und des VfB Mühlburg über
die Bühne. Der Karlsruher SC entstand.
Das Sportjahr 1952 endete mit der Vorfreude auf die
Vierschanzentournee, zu der vier
Weltcup-Veranstaltungen im Skispringen zu einem
Wettbewerb zusammengefasst werden sollten. Dieser
Beschluss von 1952 wurde zu Beginn des neuen Jahres
umgesetzt und noch heute ist die
Vierschanzen-Tournee einer der bedeutendsten
Wettkämpfe, der sich neben den Olympischen Spielen
und der Nordischen Skiweltmeisterschaft behauptet.
Werbung