Axel Springer Lebenslauf
Mit dem Namen „Axel Springer“ werden oft negativ
besetzte Begriffe wie „Polarisierung“,
„Pressemonopol“ und „Revolverjournalismus, aber auch
neutral-positive Begriffe wie „Patriotismus“,
„Freund Israels“ oder „Geschäftstüchtigkeit“
verbunden. Der insbesondere auf dem Zeitungs- und
Zeitschriftenmarkt erfolgreiche und meinungsprägende
norddeutsche Verleger Axel Cäsar Springer (1912 –
1985) gehörte in der Zeit der Bonner Republik zu den
bekanntesten und umstrittensten Persönlichkeiten auf
dem damals noch nicht-digitalisierten Medienmarkt.
Ihre Hauptgegner fand die konservative Symbolfigur
Springer nicht nur im linken und extrem linken
Politspektrum inklusive DDR-Führung, sondern auch
bei liberalen Mediengrößen der Vorwendezeit wie
SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein oder dem STERN-
und ZEIT-Verleger Gerd Bucerius.
Axel Cäsar Springer kam am
2. Mai 1912 in Altona zur
Welt. Der zweite Vorname bezog sich nicht auf
den
römischen Diktator, sondern auf den von der Mutter
verehrten Dichter Cäsar Flaischlen. Das 1938 nach
Hamburg eingemeindete Altona war bei Springers
Geburt mit 170.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt in
der
preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Springers Vater war der mit Ottilie geb. Müller
(1881 – 1960) verheiratete Druckereibesitzer Hinrich
Springer (
1880 –
1949), der als Eigentümer des
kleinen Verlages Hammerich & Lesser die „Altonaer
Nachrichten“ herausbrachte. Der als Nachfolger des
Vaters bestimmte Axel Springer verließ
1928 das
Altonaer Schlee-Realgymnasium ohne Abitur, um das
Pressewesen von der Pike auf zu erlernen.
Nach der Lehre als Setzer und Drucker in der
väterlichen Druckerei und einer Papierfabrik machte
Springer ab
1932 zwei Presse-Volontariate in
Hamburg
bei der „Bergedorfer Zeitung“ beziehungsweise beim
„Wolffschen Telegraphenbüro“. Im Folgejahr fing er
an, als Redakteur für die
1938 in „Hamburger Neueste
Zeitung“ umbenannte Zeitung seines Vaters zu
arbeiten. Als der Zeitungsbetrieb wegen
Papiermangels amtlicherseits eingestellt wurde,
wechselte Springer in die Verlagsleitung von Hammerich & Lesser. Vom Kriegsdienst war er als
„dauernd nicht wehrdienstfähig“ freigestellt worden.
Ob aufgrund einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung oder
aufgrund guter Beziehungen wird unterschiedlich
berichtet. Bei Springers, zu deren Bekanntenkreis
der von den Nazis ins Exil gezwungene SPD-Politiker
Max Brauer (Hamburgs Erster Bürgermeister
1946 –
1953) gehörte, herrschte ein in deutschen Familien
damals nicht seltenes Klima der grundsätzlichen
Ablehnung des Nazi-Regimes, aber auch des
Arrangierens mit den Gegebenheiten.
Nach Kriegsende erhielt der von den britischen
Besatzungsbehörden in
Hamburg als „Unbelasteter“
eingestufte Springer 1946 die erforderlichen
Lizenzen, um wieder im unter
alliierter Kontrolle
stehenden Verlagswesen tätig zu werden. Mit den
Radiosendungen thematisierenden „Nordwestdeutschen
Heften“ begann Springer den Aufbau seines
Presse-Imperiums. Die etwa gleichzeitig auf den
Markt gebrachte Radio- (und bald auch TV-)
Zeitschrift „Hör Zu“ (ab 1972 „Hörzu“) wurde schnell
zum Kassenschlager. Eine weitere Zeitschrift, die
Springer
Ende der 1940er Jahre gründete, war die
Frauenzeitschrift „Constanze“ (im Kooperation mit
John Jahr sen.). Zwei von Springer konzipierte
Tageszeitungen, das eher zurückhaltend-hanseatische
„Hamburger Abendblatt“ und die im neuartigen
reißerischen Boulevard-Stil aufgemachte,
1956 durch
die „Bild am Sonntag“ ergänzte, „
BILD-Zeitung“ wurden
1948 beziehungsweise 1953 Teil der Axel Springer
GmbH mit Sitz in Hamburg. Als journalistisch
hochwertige Flaggschiffe auf überregionaler Ebene
erwarb Springer 1953 „Die Welt“ und „Welt am
Sonntag“. Weitere Expansionen folgten.
Bis Anfang der
1960er Jahre stand Springer einem
auflagenstarken sowohl regional als auch
überregional präsenten Konzern mit über 11.000
Mitarbeitern an den Hauptstandorten Hamburg,
Berlin
und Essen vor. Zum Springer-Konzern gehörten da
unter anderem auch der „Propyläen“- und der „Ullstein“-Verlag
sowie die (West-)Berliner Lokalzeitungen „B.Z“. und
„Berliner Morgenpost“. Damit dominierte Springer den
Tageszeitungsmarkt in West-Berlin.
Ende der 1950er Jahre begann der vorher eher
unpolitische, privat ein gewisses Lebemann- und
Künstler-Image pflegende Springer, den Ehrgeiz zu
entwickeln, politisch etwas zu bewegen. Dabei stand
für ihn die Deutsche Frage, insbesondere der Aspekt
der
Wiedervereinigung, im Mittelpunkt. Sein Versuch,
1958 in
Moskau den sowjetischen Staats- und
Parteiführer
Nikita Chruschtschow für einen Plan
eines entmilitarisierten Gesamtdeutschlands zu
begeistern, stieß auf harsche Abweisung. Gekränkt
durch diesen Fehlschlag schwor Springer seine
Redaktionen auf einen betont
anti-kommunistisch-konservativen Hardliner-Kurs ein.
Insbesondere die DDR, aber auch die
Entspannungspolitik des seit 1966 in der Union-SPD-
Koalitionsregierung Kiesinger für die
Außenpolitik zuständigen
SPD-Chefs Willy Brandt
(Bundeskanzler 1969 – 1974) standen im Visier der
Springer-Presse.
In den 1967 von Springer festgelegten
Unternehmensgrundsätzen kam diese Haltung auch
deutlich zum Ausdruck. Danach sollte der sich
eindeutig zum atlantischen, USA-dominierten
Block-Konzept bekennende Springer-Konzern für die
deutsche Wiedervereinigung, die Aussöhnung zwischen
Deutschen und
Juden, und die Soziale Marktwirtschaft
eintreten sowie rechten und linken Totalitarismus
deutlich ablehnen.
Um seine Verbundenheit mit der „Frontstadt Berlin“
zu dokumentieren, liess Springer im Stadtbezirk
Kreuzberg 1966 ein Hochhaus direkt an der Berliner
Mauer erbauen. 1967 wurde der Komplex der Hauptsitz
des 1970 in eine Aktiengesellschaft mit Springer als
Alleinaktionär umgewandelten Springer-Konzerns.
Für die sich Ende der 60er Jahre formierende
linksorientierte Studentenbewegung (u.a.
„Außerparlamentarische Opposition, APO“) war
Springer die Personifikation der für Establishment,
Rückschritt und US-Imperialismus stehenden rechten
Pressemacht. Für Springer wie für einen Großteil der
damaligen Öffentlichkeit war die Studentenbewegung
eine an den Grundfesten der Bonner Republik
rüttelnder Gegnerin, die es vehement zu bekämpfen
galt. Eine damals in APO-Kreisen populäre Forderung
war „Enteignet Springer!“ Einen Höhepunkt dieser
Auseinandersetzungen stellte die umstrittene
Berichterstattung der Springer-Presse zur Tötung des
Studenten Benno
Ohnesorg 1967 bei einer Berliner
Anti-Schah-Demonstration durch einen Polizisten dar.
Dadurch wurde Springer in linksradikalen, aber auch
zunehmend in sozialdemokratischen und liberalen
Kreisen endgültig zur Hass-Figur. Folge dieser
Einordnung war unter anderem der Bombenanschlag der
„
Baader-Meinhof-Bande“ („Rote-Armee-Fraktion, RAF“)
auf das Springer-Hochhaus in Hamburg (17 Verletzte).
Springer erlangte in den 1970er und
1980er Jahren
eine dermaßen herausragende Position in der
westdeutschen Presselandschaft, dass das
Bundeskartellamt bei einigen Springer-Kaufversuchen
sein Veto einlegte. Die wöchentlich erscheinende „Hörzu“
erreichte 1979 eine Auflage von 4,5 Millionen
Exemplaren, die „BILD“ hatte in den 70er Jahren als
größtes europäisches Boulevard-Blatt zeitweise
Tagesauflagen von mehr als fünf Millionen
Exemplaren.
Axel Springer war fünfmal verheiratet und wurde
viermal geschieden. Aus den Ehen gingen drei Kinder
hervor: Barbara (geb. 1933), Axel Springer jr. (geb.
1941) und Raymund Nicolaus (geb. 1962). Seine letzte
Ehe ging Axel Springer
1978 mit Friede geb. Rieferts
ein. Die Selbsttötung seines Sohnes Axel, der unter
dem Pseudonym „Sven Simon“ zu einem bekannten
Fotografen geworden war, erschütterte Springer 1980
dermaßen, dass er sich weitgehend aus dem
Tagesgeschäft in sein Haus in Kampen auf Sylt
zurückzog. Eine seiner letzten Geschäftsaktionen war
der Börsengang seiner AG. Springer behielt dabei mit
etwa 51 % die Aktienmehrheit.
Am
22. September 1985 starb Springer in Berlin an
einer Herzerkrankung. An den Medienzaren erinnern
unter anderem der Axel-Springer-Platz in Hamburg und
die Axel-Springer-Straße in Berlin.
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