Literatur 1978

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Astrid Lindgren
„Niemals Gewalt!“, so lautete der Titel der beeindruckenden Rede, die Astrid Lindgren im Jahr 1978 anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels hielt. Voller Enthusiasmus hielt sie in der Frankfurter Paulskirche dazu an, Kinder mit Liebe und Verständnis, niemals jedoch mit Gewalt zu erziehen.
Die Verleihung des bedeutenden Preises an Astrid Lindgren war insofern erstaunlich und innovativ, da nie zuvor eine Kinder- und Jugendbuchautorin diese wichtige Trophäe erhalten hatte. Die Schwedin jedoch hatte in ihren zahlreichen Werken eindrucksvoll gezeigt, dass auch Kinderbücher mehr sein können als Geschichten und Abenteuer, dass sie ganze Welten erschließen und Botschaften transportieren können.
Kaum eine andere europäische Schriftstellerin und Verfasserin von Kinderbüchern hat mit ihren Werken das Bild der Kinderliteratur mehr geprägt als Astrid Lindgren, die sich ihr Leben lang für Kinder und ihre Rechte engagierte und selbst in der Politik ihres Landes Umstrukturierungen bewirkte.
Astrid Lindgren schuf zahlreiche Helden der Kinderzimmer, mit deren lustigen Streichen und kleinen und großen Abenteuern es gelang, das Leben vieler Kinder zu prägen, zu verschönern und es durch Fantasie und Kreativität zu bereichern.
Der literarische Durchbruch als Kinderbuchautorin gelang der Schwedin mit ihrer liebenswerten Heldin „Pippi Langstrumpf“, die als Halbwaise alleine lebt und mit ihrer kecken und gewitzten Art das Leben des verschlafenen kleinen Städtchens, in das sie mit Pferd und Affe zieht, auf den Kopf stellt. Bei aller durch ihr elternloses Leben bedingten Wildheit zeigt Pippi Langstrumpf kleinen und großen Kindern, wie wichtig ein großes Herz und bedingungslose Liebe sind und wie bunt das Leben durch Fantasie und Kreativität sein kann. Dabei ist Lindgrens größte kleine Heldin niemals gewillt, den pädagogischen Zeigefinger zu erheben, niemals fühlen sich die Leser durch bewusste und kaum verdeckte Moral gemaßregelt und erzogen.
Neben Pippi Langstrumpf dominieren Figuren wie der freche Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü, die Brüder Löwenherz, der Meisterdetektiv Kalle Blomquist oder die Räubertochter Ronja die Kinderliteratur, die von keiner Autorin des 20. Jahrhunderts so geprägt wurde wie von Astrid Lindgren. Dabei ist all ihren Büchern gemein, dass sie Geschichten erzählen, die das Leben jedes Kindes bereichern, dass sie sie in eine Welt voller Fantasie entführen, in der die freie Natur ausreicht, um zum bunten Wunderland für Spiele und Spaß zu haben.
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