Oktober 1964 - Chruschtschow aller Ämter enthoben

Für den Staats- und Parteichef der Sowjetunion, Chruschtschow,  brach eine andere Zeit an, die er so nicht erwartet hatte. Er wurde von allen Ämtern enthoben und durch andere Politiker ersetzt, auf die das riesige Land nun seine Hoffnungen setzte, vor allem, um aus der wirtschaftlichen Misere herauszukommen. Breschnew und Kossygin waren die neuen Namen, die man sich einprägte. Unbeirrt vom politischen Geschehen machte der technische Fortschritt Schlagzeilen, beispielsweise in Japan, wo der erste Hochgeschwindigkeitszug zwischen Tokio und Osaka in Betrieb genommen worden war. Österreich ließ wollte eine neue Rundfunkreform und es gab deswegen erstmals ein Volksbegehren in der Alpenrepublik. In der Bundesrepublik verzeichnete man nach wie vor gelungene Fluchten von DDR-Bürgern, die spektakulärste war die Tunnelflucht in Berlin. 
<< September 1964 | November 1964 >>


Wichtige Ereignisse im Oktober 1964

11. Oktober
Theater 1964- In einer erweiterten Bühnenfassung wurde das Schauspiel „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Heinar Kipphardt (1922-1982) gleichzeitig an der Freien Volksbühne in West-Berlin und an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Die Regie in West-Berlin hatte Erwin Piscator (1893-1966), die Regie in München hatte Paul Verhoeven (*1938). Im Mittelpunkt des Stückes steht die Frage nach der politischen und moralischen Verantwortung des Wissenschaftlers für seine Erfindungen, in diesem Fall für die Atomenergie. +11. Oktober
Musik 1964 – Das 10. Deutsche Amateurjazzfestival, das am 3. Oktober in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) begonnen hatte, endete. Im Begleitprogramm waren eine Jazzausstellung und Dokumentarfilme zum Thema Jazz gezeigt worden.
12. Oktober
Israel 1964 – In einer Sondersitzung des israelischen Parlaments appellierte der israelische Ministerpräsident Levi Eschkol (1895-1969) an die Bundesregierung, die Tätigkeit deutscher Wissenschaftler und Techniker in der ägyptischen Rüstungsindustrie zu unterbinden.
12. Oktober
BRD Schweineberg 1964 – Der so genannte deutsche „Schweineberg“ begann sich auf den Markt auszuwirken und auf die Preise zu drücken. Das Angebot an Schlachtschweinen war etwa 15 Prozent höher als im Vorjahr. Die Notierungen lagen im Bundesdurchschnitt sogar 18 Prozent oder 27 DM je 50 kg Lebendgewicht unter denen vor 12 Monaten. Diese Zahlen der Schweinepreise wurden von der Markt- und Preisberichtsstelle der deutschen Landwirtschaft in Bad Godesberg veröffentlicht.
12. Oktober
Raumfahrt 1964 – Zum ersten Mal startete in der Sowjetunion eine mit drei Kosmonauten besetzte Raumkapsel „Woschod 1“ zu einem Flug ins All.
12. Oktober
Bundeswehr 1964 – Der zweite Neubau eines Zerstörers der Bundesmarine, die „Schleswig-Holstein“, wurde in Dienst gestellt.
12. Oktober
NS-Prozess 1964 – In Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) begann der Prozess gegen zehn ehemalige SS-Männer, die zur Wachmannschaft des als Arbeitslager getarnten nationalsozialistischen Vernichtungslagers Treblinka gehört hatten. Sie wurden beschuldigt, etwa 700.000 jüdische Menschen ermordet oder Beihilfe zu den Morden geleistet zu haben.
13. Oktober
Großbritannien/Nordirland 1964 – Ihren Besuch, den sie am 5. Oktober aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des ehemaligen Dominion angetreten hatte, beendete Königin Elisabeth II. (*1926) von Großbritannien und Nordirland. Die Frankokanadier hatten der Königin einen auffallend kühlen Empfang bereitet. Es war teilweise zu feindlichen Demonstrationen gekommen.
13. Oktober
Literatur 1964 – In zweiter Instanz begann vor dem Landgericht in Kempten (Bayern) der Prozess um das altindische Lehrbuch der Liebe „Kamasutra“. Die Staatsanwaltschaft warf dem Verleger Karl Schustek die „Verbreitung unzüchtiger Schriften“ vor. In erster Instanz war der Verleger von dem Vorwurf freigesprochen worden.
14. Oktober
Sowjetunion 1964 – Das Plenum des Zentralkomitees der KPdSU enthob den sowjetischen Partei- und Regierungschef Nikita S. Chruschtschow (1894-1971) von allen seinen Ämtern. Neuer Regierungschef wurde Alexej N. Kossygin (1904-1980). Als Parteichef wurde Leonid Breschnew (1906-1982) eingesetzt. Als Hintergrund dieser Aktion wurden der sich verschärfende Konflikt mit China und der wirtschaftliche Misserfolg betrachtet.
15. Oktober
Musik 1964 – Der US-amerikanische Komponist und Liedtexter Cole Porter, der am 9. Juni 1891 in Peru (US-Bundesstaat Indiana) geboren worden war, starb in Santa Monica (US-Bundesstaat Kalifornien). Zu dessen größten Erfolgen zählt das Musical „Kiss me Kate“.
15. Oktober
Großbritannien 1964 – Die Labour Party gewann bei den britischen Unterhauswahlen erstmals seit 1951 wieder die nötige Mehrheit zur Regierungsbildung mit 44,1 Prozent Stimmen. Premierminister wurde Harold Wilson (1916.1995).
15. Oktober
Theater 1964 – Am Longacre Theatre in New York hatte das Drama „Das Zeichen am Fenster“ von Lorraine Hansberry (1930-1965) seine Weltpremiere. Das Stück der schwarzen US-amerikanischen Schriftstellerin wendet sich gegen Vorurteile jeder Art und weist Fehlverhalten als Folge sozialer Konflikte aus.
15. Oktober
Film 1964 – In einer Verfilmung von Helmut Käutner (1908-1980) wurde „Lausbubengeschichten“ von Ludwig Thoma (1867-1921) uraufgeführt.
16. Oktober
China/Atombombe 1964 – Die Volksrepublik China zündete ihre erste Atombombe in ihrem ersten unterirdischen Atomversuch.
16. Oktober
Theater 1964 – In der Inszenierung von Peter Palitzsch (1918-2004) hatte das Schauspiel „Der schwarze Schwan“ von Martin Walser (*1927) am Württembergischen Landestheater Stuttgart Premiere. Das Stück gehört zu der Trilogie „Deutsche Chronik“.
16. Oktober
VAR/Ägypten 1964 – Der Staatspräsident der Vereinigten Arabischen Republik/Ägypten (VAR), Gamal Abdel Nasser (1918-1970), traf eine Vereinbarung mit dem Staatspräsidenten des Irak, Abd as-Salam Muhammad Arif (1921-1966), in der die Bildung einer vereinigten politischen Führung, die bis zum Zusammenschluss beider Länder die Regierungsgeschäfte wahrnehmen sollte.
16. Oktober
Spiegelaffäre 1964 – Beim Dritten Strafsenat des Bundesgerichtshofes erhob der Generalbundesanwalt Ludwig Martin (1909-2010) Anklage wegen vollendeten Landesverrates in der „Spiegelaffäre“ gegen den „Spiegel“-Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002) und zwei weitere Personen.
16. Oktober
Theater 1964 – In der österreichischen Hauptstadt kam das Schauspiel „Nach dem Sündenfall“ von Arthur Miller (1915-2005) am Wiener Burgtheater erstmals in deutscher Sprache zur Aufführung. Die Uraufführung des Werkes, das wegen privater Enthüllungen als umstritten galt, hatte seine Uraufführung am 23. Januar in New York gehabt.
16. Oktober
Film 1964 – In den bundesdeutschen Kinos lief der französische Spielfilm „Der Reigen“ von Roger Vadim (1928-2000) nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur Schnitzler (1862-1931) an.
17. Oktober
USA/Kuba 1964 – Der US-Präsident Lyndon B. Johnson (1908-1973) unterschrieb ein Gesetz zur Beschlagnahme kubanischen Eigentums in den USA.
17. Oktober
China/International 1964 – In einer Note an sämtliche Regierungschefs der Welt schlug der Ministerpräsident der Volksrepublik China, Zhou Enlai (1898-1976), vor, eine Weltgipfelkonferenz zwecks des völligen Verbots und der völligen Vernichtung von Kernwaffen einzuberufen.
17. Oktober
Spanien/Portugal 1964 – Im Grenzgebiet am Duero (Fluss im Nordwesten Spaniens und im Norden Portugals) eröffneten der spanische Staatschef Francisco Franco Bahamonde (1892-1975) und der portugiesische Staatspräsident Américo Tomás (1894-1987) das bislang größte Stauwerk Westeuropas.
17. Oktober
UdSSR/Erdgas 1964 – In der UdSSR wurde mit dem Bau einer 1300 Kilometer langen Erdgasleitung begonnen, die von Buchara nach Alma-Ata führte. Sie sollte die südusbekischen Erdgasgebiete mit den Hauptstädten der drei mittelasiatischen Sowjetrepubliken Usbekistan (Taschkent), Kirgisien (Frunse) und Kasachstan (Alma-Ata) verbinden.
17. Oktober
Literatur 1964 – Der Georg-Büchner-Preis, der alljährlich vergeben wird, wurde an die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) verliehen.
17. Oktober
Filmwoche 1964 – In Mannheim (Baden-Württemberg) ging die XIII. Internationale Filmwoche zu Ende, die am 12. Oktober begonnen hatte. Einen „Mannheimer Golddukat“ erhielten sechs dokumentarische Filme, u. a. der deutsche Beitrag „Bagnolo – Dorf zwischen Schwarz und Rot“, der unter der Regie von Bruno Jori (1922-1970) entstanden war.
18. Oktober
Vatikan/Heiligsprechung 1964 – In Rom sprach Papst Paul VI. (1897-1978) 22 farbige Märtyrer heilig, die bei einem Massaker gegen Christen in Uganda 1858 umgebracht worden waren.
19. Oktober
Frankreich/Bauernverband 1964 – Der seit vier Wochen andauernde Lieferstreik für Frischmilch wurde auf Beschluss des französischen Bauernverbandes beendet. Die Regierung war bis zum Schluss nicht bereit gewesen, einer Preiserhöhung von 37,2 Centimes (30 Pfennig) auf 45 Centimes (36 Pfennig) zuzustimmen.
19. Oktober
Musik/Literatur 1964 – Unter der Leitung von Pierre Boulez (*1925) wurde der Gedichtzyklus „Glühende Rätsel“ von Nelly Sachs (1891-1970) in der Vertonung von Heinz Hollinger (*1939) im Rahmen der Donaueschinger Musiktage uraufgeführt.
20. Oktober
Kambodscha 1964 – Das kambodschanische Dorf Anlong Krès in der Provinz Kompong Cham war Ziel eines Angriffs der US-amerikanisch-südvietnamesischen Luftwaffe. Bei dem Angriff starben acht Menschen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, teilweise schwer.
20. Oktober
USA 1964 – Im Alter von 90 Jahren starb in New York der ehemalige Präsident der USA, der von 1929 bis 1933 regierte, Herbert Clark Hoover. Er war am 10. August 1874 in West Branch im US-Bundesstaat Iowa geboren worden.
20. Oktober
Musik 1964 – Im Majestic Theatre in New York wurde das Musical „Golden Boy“ nach dem gleichnamigen Bühnenstück von ClifFord Odets (1906-1963) uraufgeführt worden. Die Musik schuf Charles Strouse (*1928). In der Rolle eines schwarzen Berufsboxers war Sammy Davis jr. (1925-1990) zu sehen.
20. Oktober
The Rolling Stones 1964 – Erstmals trat die britische Popgruppe „The Rolling Stones“ im Pariser „Olympia“ auf.

Was passierte 1964 sonst noch >>>


Werbung



<< Das geschah 1963 | Das geschah 1965 >>