Biografie
Edmund Stoiber Lebenslauf
Der Politiker Edmund Stoiber war der breiteren
bundesdeutschen Öffentlichkeit seit Ende der
1970er Jahre bekannt geworden.
Zunächst als oft polemisch „Blondes Fallbeil“ genannter CSU-Generalsekretär und
Staatskanzleileiter, dann als bayerischer Ministerpräsident und
CSU-Chef.
Der römisch-katholisch getaufte Edmund Rüdiger Stoiber wurde am
28. September
1941 in dem oberbayerischen Fremdenverkehrsort Oberaudorf (Landkreis Rosenheim)
in kleinbürgerliche, wirtschaftlich kärgliche Verhältnisse hineingeboren. Seine
Eltern, der Büroangestellte Edmund Georg Stoiber und dessen Ehefrau Elisabeth
geborene Zimmermann, waren aus der Oberpfalz nach Oberbayern gezogen. Die
Familie Stoiber, zu der auch die beiden älteren Töchter Hannelore und Silke
gehörten, hatte in den gewachsenen Strukturen der dörflichen
1.500-Einwohner-Gemeinde Oberaudorf lange den bedingt ausgrenzenden Status
„Zugereister“. Nach vier Jahren Grundschule in Oberaudorf bestand der
leidenschaftliche Fußballspieler Edmund Stoiber 1951 die Aufnahmeprüfung für das
Gymnasium. Bis zum erfolgreich abgelegten Abitur
1961 besuchte er das
Ignaz-Günther-Gymnasium im 30 km entfernten Rosenheim. Die dritte
Gymnasialklasse musste Stoiber wegen einer Zeugnis-Sechs in Latein wiederholen.
Der Schulzeit schloss sich 1961/62 der Grundwehrdienst bei Gebirgsjägereinheiten
in Bad Reichenhall und Mittenwald an. Stoiber musste seine Bundeswehrzeit
vorzeitig wegen einer im Dienst erlittenen Verletzung beenden.
1962 schrieb sich Stoiber für ein Jura-Studium an der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in
München ein. Gleichzeitig belegte er
Politologie-Kurse an der Münchner Hochschule für Politik.
1967 bestand Stoiber
das Erste juristische Staatsexamen. Er arbeitete danach als wissenschaftliche
Hilfskraft am Fachbereich Strafrecht der Universität Regensburg (UR). 1968 bis
zum
1971 erfolgreich mit Prädikat abgelegten Zweiten juristischen Staatsexamen
war er Rechtsreferendar.
1968 heiratete Stoiber die im Sudetenland geborene
Bankkauffrau Karin Buchmüller, die er 1963 kennengelernt hatte. Das Paar bekam
drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, die später alle wie der Vater die
juristische Laufbahn einschlugen.
1971 ist Stoiber an der UR mit einer Dissertation zum Thema „Hausfriedensbruch“
promoviert worden. Danach wurde er Regierungsrat im bayerischen
Staatsministerium für Umwelt. Er arbeitete dort unter anderem als persönlicher
Referent und Büroleiter des Ministers Max Streibl. 1978 ließ sich Stoiber in der
nahe Bad Tölz gelegenen Kleinstadt Wolfratshausen als Rechtsanwalt nieder.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit nahm nach der Ausbildungszeit die Politik
zunehmend Platz im Leben Edmund Stoibers ein. Der Franz-Josef-Strauß-Fan Stoiber
war relativ spät, nämlich 1971, in die CSU eingetreten.
1972 ist er aber bereits
Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU). 1974 stellte ihn sein CSU-Kreisverband
erfolgreich als Landtagskandidat auf. Dem Bayerischen Landtag gehörte Stoiber 34
Jahre lang bis
2008 an. 1978 holte ihn der in diesem Jahr zum Ministerpräsident
gewählte CSU-Chef Franz Josef Strauß als Generalsekretär in die Führungsetage
der christsozialen Union. 1980 organisierte Stoiber in dieser Funktion den
Bundestagswahlkampf für Strauß. Strauß wollte
Kanzler Helmut Schmidt ablösen.
Unions-Slogans waren unter anderem: „Endstation Volksfront“ und „
Franz Josef
Strauß – Kanzler für Frieden und Freiheit“. Trotz eines Stimmenanteils von 57 %
für die CSU in
Bayern konnte die CDU/CSU auf Bundesebene nicht die erforderliche
Mehrheit gegen die sozial-liberale Koalition erringen. 1982 erhielt Stoiber von
Strauß den Staatssekretärs-Posten als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei (ab
1986 als Staatsminister). Im März 1983 gab Stoiber sein CSU-Generalsekretärs-Amt
an Otto Wiesheu ab. Stoiber bekam nach dem Tod von Strauß
1988 den Posten des
Innenministers im Kabinett von Strauß-Nachfolger Max Streibl. 1993 erschütterte
die „Amigo-Affäre“ Bayern. Massive Korruptions-Vorwürfe gegen Streibl und andere
CSU-Granden führten Ende März 1993 zum Rücktritt des Ministerpräsidenten. Der
Landtag wählte den von der Affäre unbelasteten Stoiber im Mai 1993 zum neuen
Landesregierungschef.
1998 vereinigte Stoiber dieses Amt nach der Ablösung seines parteiinternen
Kontrahenten Theodor Waigel als CSU-Vorsitzenden mit der Spitzenposition der
Christlich-Sozialen Union.
2002 überließ
CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel bei
der Frage nach dem Kanzlerkandidaten bei der anstehenden Bundestagswahl Stoiber
den Vortritt. Stoiber, der mit dem Slogan „Kompetenz für Deutschland“ in den
Wahlkampf gegen
SPD-Kanzler Gerhard Schröder zog, konnte das Unions-Ergebnis im
Vergleich zu 1998 zwar verbessern, musste sich aber dennoch knapp geschlagen
geben. Bei den Landtagswahlen 1994, 1998 und 2003 schlug sich der konservative
Politikkurs Stoibers durchweg positiv.
2003 erreichte die CSU sogar fast 61 %
der Stimmen und gewann damit mehr als zwei Drittel der Landtagsmandate.
Stoiber sorgte mehrmals für über die Grenzen Bayerns hinausgehende
Aufmerksamkeit durch seine oft polarisierenden Meinungen. So zum Beispiel beim
Thema der von ihm strikt abgelehnten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft
und bei seiner Forderung nach tschechoslowakischen Leistungen als Entschädigung
für die
nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertriebenen
Sudentendeutschen. Schlagzeilen machten auch seine Vorbehalte gegen
außereuropäische Einwanderer und Flüchtlinge sowie seine Ablehnung der doppelten
Staatsbürgerschaft. Trotz großen persönlichen Einsatzes wurde sein
Herzensprojekts „Transrapid zwischen Münchner Hauptbahnhof und Flughafen“ nicht
verwirklicht.
Stoibers scharfe Rhetorik, die häufig mit unfreiwillig komisch wirkenden, durch
viele „Ähs!“ charakterisierten Bandwurmsätzen kombiniert war, machte Stoiber zu
einem gern vorgeführten Objekt der satirischen Darstellung. In den
1990er und
Anfang 2000er Jahren fand insbesondere der Kabarettist Michael Lerchenberg
großen Anklang als überzeichnendes Stoiber-Double. Der karikierte Politiker hat
diese Spötteleien zumindest in der Öffentlichkeit stets mit Humor ertragen.
Stoibers politisches Ansehen im eigenen Lager schwand wegen seiner
unentschlossenen Haltung bei der Frage, sich wie und wann auf Bundesebene zu
engagieren. Seine nur kurzfristige Annahme eines
Bundestagsmandats 2005 und sein
Schwanken, als Minister in das Kabinett der nach der vorgezogenen Bundestagswahl
zur Kanzlerin gewählten Angela Merkel einzutreten, ließ in der CSU den Ruf nach
einem Neuanfang ohne Stoiber lauter werden. Stoiber beugte sich schließlich dem
von der Fürther Landrätin Gabriele Pauli maßgeblich mitaufgebauten Druck aus der
eigenen Partei und vollzog 2007 seinen Rücktritt von der Doppelspitze. Der
Parteitag, der im
September 2007 Erwin Huber als Nachfolger von Stoiber als
CSU-Chef wählte, machte Stoiber zum Ehrenvorsitzenden.
Stoiber blieb der Politik aber auch weiterhin verbunden. So ehrenamtlich als
Leiter einer EU-Arbeitsgruppe (2007 – 2014) oder Ende 2018 als Mitglied einer
achtköpfigen CSU-Delegation bei Kanzlerin Merkel zur Besprechung des zukünftigen
Union-Kurses.
Edmund Stoiber
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Edmund Stoiber
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n.n.v.