Literatur 1981 Das literarische Jahr
In der Literatur der
1980er Jahre zeigte sich
Deutschland als eine gespaltene Kulturnation. In den
Jahren
1945 bis
1990 existierten
zwei Länder der gleichen Sprache, der gleich Wurzeln
nebeneinander, getrennt durch eine Mauer und getrennt
durch zwei unabhängig voneinander existierende
Literaturen: Die Bundesrepublik Deutschland, die BRD,
und die
Deutsche Demokratische Republik, die DDR.
Während die Literatur der Bundesrepublik sich ohne die
Gefahr einer Zensur oder ideologischer Übergriffe
autonom und frei entfalten konnte, hatte die Literatur
der DDR sich der Überwachung des Staates auszusetzen.
Nachdem die DDR bereits einige Jahrzehnte existierte,
war für die
Dichter die Zeit gekommen,
rückblickend auf die
Anfänge zurückzusehen und -schreiben. Seit den
1960er Jahren
sprach man von "Ankunftsliteratur", geprägt durch eine
1961
erschienene Erzählung
Brigitte Reimanns mit dem Titel "Ankunft im
Alltag". Die Dichtung fühlte sich nicht mehr der
Thematik des Aufbaus verpflichtet, man war angekommen
und begann sich neu zu formieren.
Schriftsteller wie Hermann Kant widmeten sich in dieser
Zeit Romanen, die auf die Aufbaujahre der DDR
zurückblickten und ihr Erzählen mit autobiographischen
Elementen durchsetzten.
Eine der großen Schriftstellerinnen der Deutschen
Demokratischen Republik war die
1929 geborene
Christa Wolf, sie widmete sich thematisch dem Alltag in
der DDR, aber nicht unter Gesichtspunkten des
Kollektivs, sondern des Individuums. Vor allem in den
1980er Jahren wechselte sie mit den Erzählungen "Kein
Ort. Nirgends" und "Kassandra" in die Komplexe der
Geschichte und des antiken Mythos, ihre Protagonisten
sind Frauen unter dem Blickpunkt der Emanzipation,
sensible und intellektuelle Gestalten, die mit den ihnen
von der Gesellschaft auferlegten Rollen konfrontiert
werden und damit kollidieren.
In der Literatur der Bundesrepublik hingegen dominierten
immer noch Nachwirkungen der Auseinandersetzung mit der
deutschen Vergangenheit des Dritten Reiches, im Jahr
1980 erhielt die
1979 erschienene berühmte Verfilmung der
"Blechtrommel" von
Grass
einen Oscar, Regie hatte bei der vielfach gerühmten
Literaturverfilmung Volker Schlöndorff geführt.
Die Lyrik der Siebziger und Achtziger Jahre wurde
formuliert unter den Gesichtspunkten der "Neuen
Subjektivität", des "Subjektiven Realismus" oder
ähnlichen Bezeichnungen, statt der großen
gesellschaftlichen Sprechgeste rückte das Bewusstsein
des Individuums in den Vordergrund, Vorreiter dieser
Poesie waren vor allem Rolf Dieter Brinkmann und Ulla
Hahn. Auch deutsch-deutsche Grenzüberschreitungen
wanderten in diese Poesie der Subjektivität: Wichtige
Poeten verließen aus politischen Gründen die DDR oder
wurden von dieser ausgebürgert, in dieser Reihe finden
sich beispielsweise Sarah Kirsch, Günter Kunert und
Reiner Kunze.
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