Das Musikjahr 1952 - Teenager-Begeisterung bis
der Arzt kam
Der
Osten Deutschlands nahm 1952 den Aufbau des
Sozialismus in Angriff, zumal die Sowjetunion
weiterhin als Richtlinie galt. Nordkorea und
Südkorea fuhren fort, sich zu bekriegen, im Pazifik
wurde die erste Wasserstoffbombe gezündet und in
England bestieg die
Königin Elisabeth II. den Thron,
nachdem Anfang des Jahres König George VI. gestorben
war.
In Amerika nahm währenddessen die
Ära des Rock 'n'
Rolls ihren Lauf. Immer häufiger wurde der neue
Sound als eine Mischung aus schwarzer und weißer
Musik mit flotten Rhythmen gespielt, während daneben
Kay Starr noch mit „Wheel of Fortune“ in den Charts
vertreten war. Doch der Rock 'n' Roll hatte nun
einen Namen.
Alan Freed, der Radiomoderator eines kleineren
Senders, beobachtete Jugendliche, die auf der
Straße
nach dieser Musik tanzten und begann nun häufiger,
diesen neuartigen Sound in sein Programm
aufzunehmen. Er war es auch, der den Ausdruck für
den Musikstil mitprägte und gleichzeitig ein
Desaster an Konzert organisierte, das später als das
„Moondog Coronation Ball“-Konzert bekannt wurde.
Der Ort des Geschehens bot Platz für etwa
zehntausend Menschen, durch einen Fehler beim Druck
wurden jedoch mehr als zwanzigtausend
Eintrittskarten verkauft. Die Überzahl an Besuchern
führte dazu, dass Paul William auf der Bühne gerade
einmal einen Song zum Besten geben konnte, bevor die
Polizei das Konzert auflöste.
Obwohl das Ganze also im Grunde nur wenige Minuten
dauerte, galt es als das erste Rock 'n' Roll-Konzert
aller Zeiten. Die Legende sprach später von einer
neuen „Mania“, die der Musikstil verursachte, von
Jugendlichen, die sich dort in euphorischen
Trance-Zuständen bewegten und hysterische Tänze
vollführten, so dass die Polizei einschreiten
musste. Der Hintergrund war dann doch etwas anders,
aber für die Ära des Rock 'n' Rolls spielte das wohl
kaum eine Rolle. Er entwickelte sich Schritt für
Schritt in Richtung Mainstream.
Daneben machte
Al Martino in diesem spektakulären
Jahr ebenfalls Karriere. 1952 landete der Sohn
italienischer Einwanderer, der sich eine Weile als
Boxer und als Barkeeper durchschlug, mit seinem Song
„Here is My Heart“ auf dem ersten Platz der Charts.
Nachdem der Musiker, der eigentlich Alfred Cini
hieß, im
Zweiten Weltkrieg verwundet und von Mario
Lanza 1948 nach New York geholt wurde, kurz zuvor
einen Talentwettbewerb gewonnen hatte, wurde er von
einem Plattenlabel unter Vertrag genommen und konnte
seinen Song präsentieren, der einer von mehreren
Hits werden sollte. Leider führte der Erfolg auch zu
unangenehmen Begleitumständen, da sich die Mafia für
den Musiker zu interessieren begann und dieser sich
für 75.000 Dollar freikaufen musste, weil die „Cosa
Nostra“ seinen Vertrag übernehmen wollte. Al Martino
konnte erst wieder in Amerika auftreten, als die an
ihm interessierten Mitglieder der Mafia gestorben
waren. So lange lebte er in England und kehrte 1965
mit dem Song „Spanish Eyes“ in die Staaten zurück,
der ebenfalls einen internationalen Erfolg mit sich
brachte.
Weiterhin waren die Pop- und Country-Sängerin Patti
Page, die ein Jahr zuvor mit „Tennessee Waltz“ ihren
ersten Hit hatte, mit „I Went to Your Wedding“ und
Leroy Anderson mit „Blue Tango“ in den Charts
vertreten. Joni James unerschrieb 1952 seinen ersten
Plattenvertrag und
landete mit „Why Don’t You
Believe Me“ einen Nummer-Eins-Hit.
Auch unbekannte Musiker tauchten erstmals in der
Musikszene auf, wie der für den „Doo Wop“ bekannt
werdende Hank Ballard oder Jonny Ace, dessen Vater
ein Prediger war und der durch seinen unsinnigen und
frühen Tod zum legendären Sänger des Rhythm & Blues'
aufstieg.
Nur zwei Jahre später, genauer am
Heiligabend 1954,
hatte Ace einen Auftritt in Houston und betrank sich
vorher in seiner Garderobe. Dabei spielte er mit
einem Revolver und zielte auf die dort Anwesenden,
schoß sogar mehrere Male, bis einer genervt dazu
riet, er solle das Ding gefälligst auf sich selbst
richten. Der betrunkene Ace nahm die Worte für bare
Münze, hielt sich den Revolver an den Kopf und schoß
sich in die Schläfe. Er erlag seinen Verletzungen
nur wenige Stunden später. 1952 war von ihm der
Titel „My Song“ zu hören und landete in den Charts.
In Deutschland wiederum war der deutsche Schlager
1952 äußerst beliebt, da er im Grunde ein Heilmittel
gegen den verlorenen Krieg, die Wiederaufbaujahre
und sonstigen Schwierigkeiten darstellte. Die „heile
Welt“ musste zurückkehren und selig wurde
insbesondere zu Seemannsliedern geschunkelt,
darunter die „Blaue Nacht am Hafen“ von Lale
Andersen oder „Der alte Seemann kann nachts nicht
schlafen“ von Liselotte Malkowsky, während
Vico
Torriani „Addio, Donna Grazia“ sang.
Neue Interpreten und Neuerscheinungen
In den USA gründen sich die
Platters.
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