Juni 1920 - Der Frontbund tagte
In Potsdam fand am 1. Juni 1920 eine Tagung des sogenannten
Frontbundes statt. Zahlreiche Soldaten der deutschen
Reichswehr waren daran beteiligt. Otto Geßler (DDP),
der Reichswehrminister, hatte verboten, dass
Angehörige der Truppen daran teilnehmen. Der
Frontbund, der politisch rechtsorientiert ist,
wollte militärische Formationen, wie beispielsweise
die Freikorps, darin unterstützen, sich gegen die
Auflösung zu wehren, die gesetzlich angeordnet
worden war.
Wichtige Ereignisse im
Juni 1920
1. Juni
Für den öffentlichen Funkverkehr sowie den
Funkverkehr nach den USA, Spanien, Skandinavien,
Ungarn und Holland stehen 55 Funkstellen zur
Verfügung und weitere Funkstellen sind in
Vorbereitung. Diese sollen den Funkverkehr mit
Frankreich, Italien, der Schweiz, der
Tschechoslowakei und Rumänien ermöglichen.
1. Juni
Im Juni blieben die Kohle- und Kokspreise
unverändert.
1. Juni
Ein Wirtschaftsabkommen mit Meistbegünstigung wurde
zwischen Deutschland und Ungarn abgeschlossen.
1. Juni
Fritz Brolat und Clemens Nörper leiteten die
gemeinsame Betriebsrätezentrale des Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbundes und der 1917
gegründeten Arbeitsgemeinschaft freier
Angestelltenverbände (AfA).
1. Juni
Die unterschiedlichen Auffassungen der
sozialdemokratischen und der kommunistischen
Arbeiter wurden bei Konferenz der Räte der Arbeiter
in Wien, die zwei Tage dauerte, deutlich. Otto
Bauer, österreichischer Publizist und SPÖ-Politiker,
erklärt in seiner Rede die momentane Krise der SPÖ
mit dem Gegensatz zwischen der Macht der
Sozialdemokraten in der Innenpolitik und der
Handlungsunfähigkeit Österreichs als Staat.
1. Juni
Eine Volkszählung ergab für die USA eine Bevölkerung
von 1057 Millionen. Die Bevölkerung Alaskas, die
Soldaten und Marineangehörige wurden nicht
mitgezählt. Im Jahr 1900 waren es noch 76 Millionen
Einwohner gewesen. New York hat mittlerweile 5,6
Millionen Einwohner gegenüber 3,4 Millionen im Jahr
1900.
1. Juni
In München wurde die Freie Kunstausstellung
eröffnet.
2. Juni
Das Künstlertheater in München wurde durch die
Deutsche, Hermine Körner, die gleichzeitig
Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin war,
mit dem mittelalterlichen Mysterienspiel „Die
Passion“ von Wilhelm Schmidtbonn eröffnet.
3. Juni
Die Kommandeure der Truppen wurden im
Reichswehrministerium auf die neue Verfassung
vereidigt.
3. Juni
In Washington, D. C., wurde vom US-amerikanischen
Repräsentantenhaus beschlossen, alle Kriegsgesetze,
die noch in Anwendung waren, aufzuheben. Diese
Entschließung wurde am 5. Juni auch von US-Senat
gebilligt.
3. Juni
Am Schauspielhaus in Frankfurt wurde die Tragödie
„Platz“ von Fritz von Unruh uraufgeführt. Regie
führte Gustav Hartung. In den Hauptrollen spielten
Heinrich George, Fridda Brod und Gerda Müller.
Hartung führte zum letzten Mal Regie in Frankfurt,
da er im August am Landestheater in Darmstadt die
Stelle des Intendanten einnahm.
4. Juni
Der Hansabund warb bei den Unternehmern für die
Gründung einer Unternehmer-Gewerkschaft.
4. Juni
In Versailles in Frankreich wurde der sogenannte
Vertrag von Trianon zwischen den alliierten Staaten
und dem Land Ungarn unterzeichnet. Ungarn gilt als
ein rechtmäßiger Nachfolger der Donaumonarchie.
4. Juni
In Leipzig starb der führende deutsche Sinologe
August Conrady im Alter von 56 Jahren.
5. Juni
In Berlin wurde die erste große Dada-Ausstellung als
Internationale Messe eröffnet. Sie wurde von George
Grosz, Raoul Hausmann und John Heartfield
(eigentlich Helmut Herzfeld) organisiert.
5. Juni
In Herne wurde der deutsche Jazz-Musiker Kurt
Edelhagen geboren.
6. Juni
Im Deutschen Reich wurde erstmals, seit es eine
Republik ist, der Reichstag gewählt. Die extreme
politische Linke und Rechte erzielten große
Stimmengewinne. Die Regierungskoalition aus SPD, DDP
und Zentrum mussten große Verluste hinnehmen.
6. Juni
Bei mehreren Landtagswahlen im Deutschen Reich,
unter anderem in Bayern und Württemberg, gab es
einen deutlichen Rechtsrutsch.
Resultate für Bayern:
Rechtsparteien 19 (1919:9),
BVP 65 (66),
Bayerischen Bauernbund 12 (16),
DDP 12 (25),
SPD 25 (61) und
USPD 20 (3).
Resultate für Württemberg:
SPD 17(52)
USPD 14(4)
Zentrum 23(31)
DDP 15(38)
Bürgerpartei 10(11)
Bauern- und Weingärtnerbund 18(4)
DPV 4 (–)
In Oldenburg erzielte die bisherige Koalition aus
Zentrum, DDP und SPD trotz erheblicher Verluste die
Mehrheit.
Auch in Anhalt und Bremen wurde der Verlust der
Parteien der Weimarer Koalition gegenüber der
Rechts- und Linksopposition deutlich sichtbar.
6. Juni
Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson
unterzeichnete das Handelsmarinegesetz, die
sogenannte Jones Shipping Bill, die am Vortag vom
Kongress gebilligt worden war. Das Gesetz sah unter
anderem vor, die Handelsschifffahrt staatlich stark
zu unterstützen und ein Schifffahrtsamt
einzurichten.
6. Juni
In Genf
in der Schweiz begann der achte Kongress des
internationalen Verbandes für Frauenstimmrecht.
Nachdem in vielen Ländern das Frauenstimmrecht
eingeführt wurde, wollte der Verband in Zukunft auch
dafür kämpfen, dass eine Gleichberechtigung der
Frauen erreicht würde..
7. Juni
In Graz in Österreich fanden Demonstrationen gegen
überhöhte Preise bei Obst und Gemüse statt. Dabei
kamen 15 Menschen ums Leben und zahlreiche weitere
wurden verletzt.
7. Juni
Im Salle Erard in Paris fand ein sogenanntes
Festival Erik Satie statt. Der moderne französische
Komponist will in seinen Werken eine „zustandhafte“
Musik ohne eigentliche thematische Entwicklung
zeigen.
7. Juni
Das älteste deutsche Galopprennen, das Union-Rennen
in Berlin Grunewald gewann Rubier.
8. Juni
In Berlin trat die MSPD-geführte Reichsregierung
unter Kanzler Hermann Müller wegen der schlechten
Wahlergebnisse zurück. Müller wurde am 11. Juni
wieder beauftragt, eine Regierung zu bilden, lehnte
das jedoch ab. Die unabhängigen Sozialdemokraten (USPD)
hatten sich geweigert, sich an einer
Regierungskoalition, die eine kapitalistische
Orientierung hatte, zu beteiligen und forderten ein
rein sozialistisches Kabinett.
8. Juni
In London wurde vom britischen Unterhaus ein
sozialistischer Antrag auf Besteuerung der vermögen,
die im Krieg erworben worden waren, mit 244 gegen 81
Stimmen abgelehnt.
8. Juni
Mehr als 300 Eisenhandels-Firmen gründeten in Berlin
den Verband Deutscher Eisenhändler.
9. Juni
Die italienische Regierung unter Ministerpräsident
Francesco Saverio Nitti trat in Rom zurück. Am 16.
Juni folgte Giovanni Giolitti im Amt. Er war einer
der italienischen Politiker, die die Zeit vor dem
Krieg geprägt hatten. Neuer Außenminister wurde der
Anti-Revanchist Carlo Sforza.
10. Juni
Die Begrenzung der Reichswehr auf 200.000 Mann wurde
inzwischen erreicht.
10. Juni
In Kowno (Kaunas) in Litauen wurde eine
provisorische Verfassung von der konstituierenden
Versammlung angenommen. Darin wurde Litauen
endgültig zu einer demokratischen Republik erklärt
und die konstituierende Versammlung für eine
Übergangszeit zur Alleinherrschaft bestimmt. Die
alte vorübergehende Verfassung vom 4. April wurde
damit abgelöst. Da Ziel einer endgültigen Verfassung
war jedoch noch nicht erreicht.
10. Juni
In Bulgarien wurde von der agrarsozialistischen
Regierung unter Alexandar Stamboliski eine
gesetzliche Arbeitsdienstpflicht festgelegt. Für
Männer betrug sie zwölf und für Frauen sechs Monate.
10. Juni
Im polnisch-russischen Krieg musste Polen Kiew
räumen, da die Sowjets Mitte Mai eine Gegenoffensive
begonnen hatten. Der sowjetische Marschall Semjon M.
Budjonny durchbrach zuvor mit seiner berittenen
Armee, zu der auch Josef W. Stalin gehörte, die
polnischen Linien.
10. Juni
Die Sozialisierungsvorschläge des
Aufsichtsratsvorsitzenden der AEG, Walter Rathenau,
wurden von der Unternehmerpresse abgelehnt.
10. Juni
Die Ausstellung „Deutscher Expressionismus“ wurde in
Darmstadt eröffnet. Es wurden Werke von Emil Nolde,
Ernst Barlach, Paul Klee, Wassily Kandinsky und
Pablo Picasso gezeigt. Sie war eine der wichtigsten
deutschen Ausstellungen im Jahr 1920.
11. Juni
Der österreichische Ministerpräsident (SPÖ) und
seine Regierung traten in Wien zurück. Die Koalition
mit den Sozialdemokraten war am 10. Juni von den
Christlich Sozialen gekündigt worden. Eine
Erörterung der Wahl von Vertrauensmänner des Heeres
hatte großen Meinungsunterschiede, die nicht
überbrückt werden konnten, zwischen den
Koalitionspartnern verdeutlicht.
11. Juni
Im Berliner Reichstag wurde von Heinrich Schulz,
SPD-Schulpolitiker, die Reichsschulkonferenz mit 600
Vertretern eröffnet. Auf der Konferenz wurde die
Einführung einer neunjährigen deutschen Oberschule
gefordert. Es gab jedoch keine konkreten Ergebnisse.
11. Juni
Im Kammerspiel in München wurde die bisher
polizeilich verbotene Moralkomödie „Hahnenkampf“ von
Heinrich Lautensack uraufgeführt.
12. Juni
In Chicago in den USA endete der fünf Tage lange
Wahlparteitag der Republikaner. Die Delegierten
wählten Warren G. Harding zu ihrem Kandidaten für
das Amt des Präsidenten. Die Präsidentschaftswahlen
sollten am 2. November 1920 stattfinden. Sie
erklärten in ihrem Wahlprogramm, dass Präsident
Woodrow Wilson sowohl in seiner Außenpolitik als
auch in seiner Friedenspolitik gescheitert war.
12. Juni
Der Reichspräsident hob den Ausnahmezustand über das
Ruhrgebiet auf.
13. Juni
Der bisherige Reichskanzler Hermann Müller
scheiterte mit einer Kabinettsbildung, da die USPD
ihre Beteiligung verweigerte und die SPD gegen eine
Beteiligung der Rechtsparteien war.
13. Juni
Die Regierungskoalition aus SPD und DDP verlor bei
den Landtagswahlen in Mecklenburg-Schwerin ihre
absolute Mehrheit. Die beiden Rechtsparteien und die
USPD konnten sich verbessern.
13. Juni
In Paris wurde der albanische General und Politiker
Essad Pascha Toptani, der Vertreter Albaniens auf
der Pariser Friedenskonferenz, ermordet. Der
25-jährige albanische Täter, Avni Rustem (der selbst
am 24. April 1924 als Parlamentsabgeordneter
ermordet wurde), gab für seine Tat politische Motive
an. Er wurde am 29. November 1920 von einem
französischen Schwurgericht freigesprochen. Essad
Pascha war 1914 albanischer Staatspräsident geworden
und musste das Land 1916 wegen seiner engen
Beziehungen zu Italien und den Alliierten verlassen.
Danach unternahm er den Versuch, in Paris eine Rolle
als offizieller Vertreter Albaniens zu spielen.
13. Juni
In Berlin begann der erste Bundestag der technischen
Angestellten und Beamten.
13. Juni
Der 1. FC Nürnberg gewann die erste Deutsche
Fußballmeisterschaft nach dem Krieg. Er besiegte die
SpVgg. Fürth in Frankfurt vor 35.000 Zuschauern mit
2:0.
13. Juni
In Frankfurt am Main fand eine Tagung des Deutschen
Fußball-Bundes zum Thema Profi-Fußball statt.
14. Juni
Die britische Nachrichtenagentur Reuter berichtete
über Kontakte zwischen der Sowjetregierung und dem
Vorsitzenden der türkischen Großen
Nationalversammlung Mustafa Kemal Pascha (ab 1934:
Kemal Atatürk). Kemal als Organisator des nationalen
Widerstandes gegen die alliierte und griechische
Besetzung, bot der Sowjetunion in einem Brief einen
„gemeinsamen Kampf gegen den Imperialismus“ an.
14. Juni
In München starb der Soziologe Max Weber im Alter
von 56 Jahren. Er wurde bekannt durch seine Werke
„Die protestantische Ethik“ und „Der Geist des
Kapitalismus“. Im Dezember 1918 war er ein Mitglied
des Verfassungsausschusses.
15. Juni
In Darmstadt gab die MSPD-geführte hessische
Landesregierung eine Anordnung zur Behebung des
Arbeitermangels in der Landwirtschaft heraus.
Arbeitgeber waren demnach verpflichtet, offene
Stellen sofort einem nicht gewerbsmäßigen
Arbeitsnachweis zu melden. Nicht landwirtschaftliche
Arbeitgeber durften keine Arbeiter einstellen, die
bisher im Agrarsektor beschäftigt waren. Außerdem
gewährte die Landesregierung Landarbeitern
Umzugshilfen und Arbeitswegeerstattungen.
15. Juni
In Genua in Italien begann eine internationale
Seemann-Konferenz-, die bis zum 9. Juli dauern
sollte. Sie sollte sich mit der internationalen
Regelung der Schifffahrt beschäftigen. An der
Konferenz nahmen Vertreter aus 22 Ländern und aus
dem Deutschen Reich unter anderen der Gewerkschafter
und MSPD-Politiker Rudolf Wissell teil. Ein Antrag
auf die Einführung eines acht-Stunden-Tages und
einer 48 Stunden Arbeitswoche erhielt am 9. Juli
nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Weitere
Beschlüsse betragen die Einstellung Jugendlicher und
die Einführung eines internationalen Signalbuches.
15. Juni
Auf der Wasserkuppe in der Rhön fand das erste
Segelfliegertreffen statt.
16. Juni
In London endete die sechste Tagung des
Völkerbundsrats. Es wurde über ein Hilfeersuchen des
offiziell von Ahmed Schah regierten Kaiserreichs
Persien wegen des Vormarschs russischer Truppen
beraten. Der Rat beschloss, die inzwischen
begonnenen direkten Verhandlungen zwischen den
beiden Staaten abzuwarten.
16. Juni
Im Regierungsbezirk Düsseldorf wurden pro Woche und
pro Kopf nur 2 1/2 Pfund Brot zugeteilt.
17. Juni
In Berlin fand eine Tagung der KPD-Führung statt,
auf der unter anderem die politische Lage nach den
Reichstagswahlen vom 6. Juni und die Vorbereitung
auf das zweite Treffen der Kommunistischen
Internationale erörtert wurde. Der KPD-Vorsitzende
Paul Levi sieht bei der künftigen Parteiarbeit den
Kampf um die Produktionskontrolle durch die
Betriebsräte im Vordergrund. Weiter erklärte die
Parteiführung, dass die neu gegründete KAPD wegen
ihrer „nicht marxistischen“ Grundsätze nicht in die
Kommunistische Internationale gehöre.
17. Juni
Deutsche Truppen zogen in Anwesenheit des
preußischen Innenministers Carl Severing (MSPD) in
Flensburg ein. Die Bevölkerung des südlichen Teils
von Nordschleswig hatte in einer Volksabstimmung für
den Verbleib beim Deutschen Reich gestimmt.
17. Juni
Maria Montessori veröffentlichte ihr pädagogisches
Werk „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“;
Frank Thiess veröffentlichte die Studie „Der Tanz
als Kunstwerk“.
18. Juni
Beim Kriegsgerichtsprozess wurden 14 Marburger
Studenten, die des Mordes an gefangenen
„Rotarmisten“ am 24. März beschuldigt wurden,
freigesprochen.
18. Juni
Die Organisationen der landwirtschaftlichen
Unternehmer und die Spitzenverbände von Handel,
Industrie, Handwerk und Gewerbe schlossen sich in
Berlin zum Zentralausschuss der Unternehmerverbände
zusammen, um gemeinsame wirtschaftspolitische
Interessen wahrzunehmen und alle gegen sie
gerichteten Bestrebungen abzuwehren.
18. Juni
Fast 10000 Sportler nehmen an den ersten Deutschen
Kampfspielen im Berliner Stadion teil.
19. Juni
In Berlin endete die erste deutsche
Reichsschulkonferenz, die von Reichsinnenminister
Erich Koch (DDP) einberufen worden war.
19. Juni
Elisabeth Bergner trat in der Premiere von „Ein
Sommernachtstraum“ von Shakespeare erstmals in den
Münchener Kammerspielen auf.
20. Juni
In Norwegen wurde von dem rechtsorientierten Otto
Halvorsen ein neues Kabinett gebildet. Er löste den
seit 1913 amtierenden Ministerpräsidenten Gunnar
Knudsen ab.
20. Juni
Bei den ersten Landtagswahlen im neu gebildeten Land
Thüringen erhielten die bürgerlichen Parteien 27 und
die sozialistischen 26 Mandate. Die USPD wurde die
stärkste Fraktion mit 15 Mandaten.
20. Juni
Bei den ersten Kommunalwahlen für die
Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin wird die
USPD mit 28,46 % und 47 Mandaten die stärkste
Fraktion. Die SPD erringt nur 10,9 % und 40 Mandate.
Stärkste bürgerliche Partei ist die DVP mit 9,6 %
und ebenfalls 40 Mandaten. Die DNVP erhält 25, die
DDP 16 und das Zentrum 8 Sitze.
20. Juni
In Wien wurde die sogenannte Deutsche
Arbeitsgemeinschaft gegründet. In ihr sollen sich
alle Organisationen vereinen, die einen Anschluss
Österreichs an das Deutsch Reich propagieren.
21. Juni
Die sächsische Regierung löste alle Arbeiterräte
auf.
21 Juni
In Anhalt wurde die bisherige Koalition von SPD und
DDP erneuert, da sich die USPD weigerte, an der
Regierung teilzunehmen und die SPD ein Zusammengehen
mit der DVP ablehnte.
21. Juni
Der Oberste Rat der Alliierten traf sich in Boulogne
für zwei Tage, um die Reparationsschulden des
Deutschen Reiches zu erörtern. Die Alliierten
vereinbarten eine Verknüpfung ihrer
Schuldenverpflichtungen untereinander mit den
deutschen Reparationszahlungen.
22. Juni 1920
In Braunschweig wurde eine sozialistische
Koalitionsregierung von SPD und USPD gebildet.
22. Juni
In Kleinasien begannen griechische Truppen mit einer
Offensive gegen die türkischen Nationalisten. Nach
der Besetzung der Stadt Brussa (Bursa) gab
Griechenland die Einstellung der militärischen
Operationen am 14. Juli bekannt.
22. Juni
Arthur Herzog von Connaught wurde Nachfolger des
seit 1914 amtierenden Sydney Viscount Buxton als
Generalgouverneur der Südafrikanischen Union.
22. Juni
In dritter Lesung wurde vom britischen Oberhaus in
London das Ehegesetz (Matrimonial Causes Bill) mit
154 gegen 107 Stimmen angenommen. Das Gesetz sah
eine Erleichterung der Scheidung vor.
22. Juni
In Krefeld und in anderen deutschen Städten wurde
gegen die Verteuerung der Lebensmittel demonstriert.
Geschäfte und Warenhäuser wurden gestürmt und es kam
zu Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und
Sicherheitskräften.
23. Juni
In Preußen wurden durch Gesetz die Standesvorrechte
des Adels aufgehoben.
23. Juni
Der württembergische Landtag wählte den bisherigen
Kultusminister, den evangelischen Theologen Dr.
Johannes von Hieber (DDP) zum Staatspräsidenten. Er
wurde somit Nachfolger des MSPD-Politikers Wilhelm
Blos.
23. Juni
In Paris fand ein Internationaler Handelskongress
unter Teilnahme der alliierten Staaten USA,
Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien
statt. Dort wurde die Gründung einer Internationalen
Handelskammer beschlossen.
23. Juni
Auf der großen Ausstellung der Berliner Sezession
war Käthe Kollwitz von den Holzschnitten von Ernst
Barlach tief beeindruckt. Am 11. Juli glückte Ihr
selbst der erste Holzschnitt. Daraufhin beschloss
sie, den toten Karl Liebknecht und eine Serie
„Krieg“ als Holzschnitte zu arbeiten. Weiterhin
entwarf sie drei Plakate gegen den Wucher, die
Kinder in Not darstellen, für das Landespolizeiamt
in Berlin.
24. Juni
In Berlin wurde der neu gewählte Reichstag eröffnet.
Am 25. Juni wählten die Abgeordneten den
MSPD-Politiker Paul Löbe zum Reichstagspräsidenten.
Am selben Tag ernannte Reichspräsident Friedrich
Ebert die Mehrzahl der Kabinettsmitglieder.
24. Juni
Die MSPD wählte den bisherigen Reichskanzler Hermann
Müller und Philipp Scheidemann und Otto Wels zu
Vorsitzenden der Reichstagsfraktion. Alfred Henke,
Arthur Crispien und Georg Ledebour wurden
Fraktionsvorsitzende der USPD.
24. Juni
Die französische Regierung ernannte den
Finanzbeamten Charles Laurent zu ihrem Botschafter
in der Reichshauptstadt Berlin. Laurent war seit
1898 Generalsekretär des Finanzministeriums, seit
1907 Präsident des Oberrechnungshofes und wurde 1919
Direktor.
24. Juni
Im Marmorhaus in Berlin wurde der Rembrandt-Film
„Die Tragödie eines Großen“ uraufgeführt.
25. Juni
Auch den Fraktionsvorsitzenden Heinze (DVP) und
Trimborn (Zentrum) gelang es nicht, eine Regierung
zu bilden. Daraufhin bildete der bisherige Präsident
der Nationalversammlung, Konstantin Fehrenbach, eine
bürgerliche Regierung aus Zentrum, DDP und DVP ohne
Beteiligung der Sozialdemokraten. Der parteilose
Walter Simon wurde neuer Außenminister, Rudolf
Heinze (DVP) wurde Vizekanzler. Dem Kabinett
gehörten 5 Minister des Zentrums, 3 der DVP, 2 der
DDP und 2 Parteilose an.
25. Juni
Der Reichstag wählte den Sozialdemokraten Paul Löbe
zu seinem Präsidenten und Wilhelm Dittmann (USPD)
zum ersten Vizepräsidenten.
25. Juni
Der Oberkommandierende der britischen Truppen in der
Türkei, Charles Harington, verhängte den
„verschärften Kriegszustand“ über Konstantinopel
(heute Istanbul) und die Dardanellen. Die Maßnahme
wurde aufgrund des zunehmenden machtpolitischen
Einflusses der türkischen nationalistischen Bewegung
unter Mustafa Kemal Pascha (seit 1934 Kemal Atatürk)
getroffen.
25. Juni
In Scarborough endete die Jahresversammlung der
britischen Labour Party, die seit dem 22. Juni tagte
und bei der 1150 Delegierte anwesend waren. Eine
Entschließung zugunsten des Selbstbestimmungsrechts
für Indien,
Ägypten und Irland wurde gebilligt. Die
Delegierten lehnten einen Antrag auf Austritt aus
der sozialistischen Zweiten Internationalen und den
Eintritt in die kommunistische Dritte Internationale
(sog. Komintern) mit großer Mehrheit ab.
26. Juni
Der frühere Reichswehrminister wurde Oberpräsident
von Hannover.
26. Juni
In Hamburg-Kleinflottbeck wurde das erste Deutsche
Springderby ausgetragen. Der deutsche Reiter Paul
Heil aus Frankfurt am Main belegte mit seinen
Pferden Cyrano, Hexe und Grey Lad die ersten drei
Plätze.
26. Juni
In Pasadena im US Bundesstaat Kalifornien lief der
US-Amerikaner John Norton in 54,2 sec einen
Weltrekord über 440 yards Hürden, der auch als
Rekord über 400 m Hürden gilt. Bisher hielt der
US-Amerikaner Charles Bacon mit 55,0 sec den
Weltrekord. Die 54,2 sec von John Walt vom 30. April
1920 in Philadelphia waren nicht offiziell als
Weltrekord anerkannt worden.
26. Juni
In Göttingen wurde die Oper „Rodelinde“ von Georg
Händel erstmals in Deutschland aufgeführt. Die
Uraufführung hatte 1725 in London stattgefunden.
27. Juni
Heinrich Brauns, mit dem erstmals ein katholischer
Priester in die Reichsregierung eintritt (bis 1928)
wurde neuer Reichsarbeitsminister.
27. Juni
Nach schweren Hungerunruhen verhängte
Reichspräsident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand
über Groß-Hamburg.
27. Juni
Österreich, das Königreich Serbien, Kroatien und
Slowenien schlossen in Belgrad ein provisorisches
Handelsabkommen ab. Darin wurde unter anderem die
gegenseitige Anwendung der Meistbegünstigungsklausel
vereinbart.
27. Juni
Die deutsche Fußballnationalmannschaft unterlag in
ihrem ersten Länderspiel nach dem Krieg in Zürich
der Schweiz mit 1:4. Herausragende deutsche Spieler
waren Heiner Stuhlfauth vom 1. FC Nürnberg und Adolf
Jäger von Altona 93.
27. Juni
Das mit 200.000 Mark dotierte Deutsche Derby gewann
auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn Herold vom
Gestüt Graditz unter Jockei Julius Rastenberger.
28. Juni
Der neue Reichskanzler Konstantin Fehrenbach
(Zentrum) stellte im Reichstag in Berlin sein
Minderheitskabinett vor und gab seine
Regierungserklärung ab.
28. Juni
Das Reichskabinett legte in Berlin den Entwurf eines
Notetats vor. Dieser ermächtigte die Regierung bis
zum 31. Oktober alle notwendigen Zahlungen zu
leisten. Das Reichsnotetatgesetz wurde am 3. Juli
mit den Stimmen aller Parteien außer der USPD und
damit der für eine Änderung der Verfassung
notwendigen Mehrheit verabschiedet.
28. Juni
In San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien
begann der Nationalkonvent der Demokratischen Partei
zur Wahl eines Kandidaten für die US-amerikanischen
Präsidentschaftswahlen am 2. November. Im 44.
Wahlgang wurde am 6. Juli James Middleton Cox per
Akklamation nominiert. Cox wurde 1909 Abgeordneter
des Repräsentantenhauses und 1912 Gouverneur des
Bundesstaates Ohio. Als Kandidaten für das Amt des
Vizepräsidenten wählte der Konvent den
stellvertretenden Staatssekretär im Marineamt,
Franklin D. Roosevelt.
29. Juni
Vincent Viscount D’Abernon wurde von der britischen
Regierung zum Botschafter in Berlin ernannt. Er war
1889 bis 1897 Direktor der Ottomanischen Bank in
Konstantinopel (heute Istanbul), von 1899 bis 1906
Mitglied des britischen Unterhauses für die
Konservativen und war seit 1914 Mitglied des
Oberhauses.
29. Juni
Das Deutsche Reich und die Tschechoslowakei
beschlossen ein Wirtschaftsabkommen.
30. Juni
In Berlin konstituierte sich der vorläufige
Reichswirtschaftsrat. Er bestand als
verfassungsmäßiges Organ der Wirtschaftspolitik aus
326 Vertretern von Industrie, Handel, Banken,
Verkehr, Landwirtschaft, Gewerkschaften und
Verbrauchern.
30. Juni
Erzbischof Eugenio Pacelli (ab 1939 Papst Pius
XII.), seit 1917 Nuntius in München, überreichte als
erster Apostolischer Nuntius bei der Reichsregierung
dem
Reichspräsidenten in Berlin sein
Beglaubigungsschreiben. Papst Benedikt XV. hatte ihn
am 14. Juni ernannt.
30. Juni
Württemberg erhielt ein Minderheitskabinett von
Zentrum und DDP-Ministern.
30. Juni
In Paris billigte der französische Senat den am 10.
September 1919 mit Österreich abgeschlossenen
Friedensvertrag von St. Germain mit 263 gegen 23
Stimmen. Am 3. Juli wurde das Gesetz über die
Genehmigung des Friedensvertrages veröffentlicht.
30. Juni
Carl von Ossietzky wurde Redakteur der „Berliner
Volkszeitung“. Chefredakteur der „Vossischen
Zeitung“ wurde Georg Bernhard, der bis 1930 die
Zeitung leitete.
30. Juni
In München fand die erste Ausstellung von Werken des
Malers Paul Klee statt.
Wer
hat im Juni 1920 Geburtstag >>
Juni 1920 in den Nachrichten
Der erste Zivilist im Staate
Süddeutsche Zeitung
Eine der wenigen Ausnahmen ist oben abgebildet:
Ebert mit seiner Frau Louise auf dem Weg zur
Stimmabgabe bei der Reichstagswahl im Juni 1920 ...
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