Mai 1920 - Reichskonferenz der MSPD

Kalender Mai 1920
In Berlin endete am 6. Mai 1920 eine zweitägige Reichskonferenz der MSPD, der mehrheitssozial-demokratischen Partei Deutschlands. Dabei ging es um die bevorstehenden Reichstagswahlen. Philipp Scheidemann, Mitglied des Parteivorstandes und erster Ministerpräsident der Weimarer Republik (Februar bis Juni 1919) kritisierte die Politik von USPD und KPD. Die hatten seiner Ansicht nach bisher eine sozialistische Regierung im Deutschen Reich verhindert. Außerdem wurde bei der Konferenz zur Verteidigung der Republik aufgerufen.


Wichtige Ereignisse im Mai 1920

1. Mai
Im Deutschen Reich in den Ländern Baden, Lippe, Mecklenburg-Schwerin und Anhalt wurde der Maifeiertag der Arbeiterbewegung zum ersten Mal ein gesetzlicher Feiertag.
1. Mai
Unter der Führung der Gewerkschaft CGT entwickelte sich ein Eisenbahnerstreik in Frankreich zum Generalstreik. Am 28. Mai wurde der Streik ergebnislos abgebrochen. Durch den Streik sollte auch die Macht gegenüber der rechtsorientierten französischen Regierung erprobt werden.
1. Mai
Der 51-jährige deutsche Architekt Hans Poelzig, der einer der Hauptvertreter expressionistischer Architektur im Deutschen Reich war, übernahm an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin ein Meisteratelier. Poelzig versuchte in seinem Werk immer Verbindung zwischen Zweck- und Kunstform herzustellen.
1. Mai
Der deutsche Schriftsteller Franz Jung nahm in Sowjetrussland als Delegierter der KAPD am zweiten Kongress der Komintern teil. Um Russland zu erreichen, hatte er mit viel Aufsehen mit einem Parteifreund einen Fischkutter gekapert.
1. Mai
In Frankfurt am Main fand ein zweitägiger internationaler Wirtschaftskongress statt. Es ging dabei vor allem um internationale Wirtschaftsfragen, die nach dem Abschluss der Friedensverträge aufgetreten waren. Dabei handelte es sich beispielsweise um die internationale Regelung der Versorgung mit Rohstoffen, das Währungsproblem und Fragen des Arbeitsrechts.
2. Mai
In Frankfurt am Main fand die zweite internationale Frühjahrsmesse statt, die bis zum 11. Mai dauern sollte. Die wirtschaftliche Krise im Deutschen Reich und die Besetzung Frankfurts durch die französische Rheinarmee hatten negative Auswirkungen auf den Verlauf der Messe. Die Aussteller waren über die niedrige Zahl von Abschlüssen außer bei wenigen Spezialprodukten sehr enttäuscht.
3. Mai
Der konservative spanische Rechtsanwalt und Politiker Eduardo Data Iradier wurde zum dritten Mal spanischer Ministerpräsident. Er übte das Amt bereits von 1913 bis 1915 und auch 1917 aus.
3. Mai
Im Deutschen Reich erhöhte sich der Preis für Mehl um 100 Prozent von 51 auf 102 Mark je Zentner. In Berlin musste man daher für ein Brot jetzt 3,85 anstatt bisher 2,65 Mark zahlen.
4. Mai
Die sächsische Volkskammer wähle den bisherigen Kultusminister Wilhelm Buck (MPSPD) zum neuen Ministerpräsidenten. Er bildete eine Koalitionsregierung aus MSPD und DDP.
4. Mai
In Paris fand die sechste Vollversammlung der sogenannten interalliierten parlamentarischen Handelskonferenz mit Vertretern aus Belgien, Brasilien, Finnland, China, Großbritannien, Italien, Polen, Portugal und der Tschechoslowakei statt. Auf der Konferenz wurden Währungsfragen und das Problem der internationalen Teuerung gesprochen.
5. Mai
Ein Gesetz zur Bildung eines Sonderverbandes für Fragen der Besiedlung im rheinisch-westfälischen Industriebezirk, der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk, wurde von der Preußischen Landesversammlung in Essen verabschiedet. Es war der erste regionale Raumordnungsverband.
5. Mai
Niels Thomas Neergaard bildete in Kopenhagen eine neue dänische Regierung. Es war bereits der dritte Regierungswechsel in diesem Jahr. Ende April bei den Parlamentswahlen gewannen die liberale Venstre Partei und die Sozialdemokraten Stimmen hinzu.
7. Mai
In Magdeburg fand die Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) statt. Die DKG war das bedeutendste Sprachrohr für eine koloniale Expansion des Deutschen Reiches. Sie setzte sich seit 1918 vor allem für die Rückgabe der ehemaligen deutschen Kolonien durch die Siegermächte ein.
8. Mai
Das Gesetz über die Befriedung der Gebäude des Reichstags und der Landtage legte Bannmeilen fest. Innerhalb dieser Bannmeilen sind öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge in der Regel verboten.
9. Mai
In München wurde die sogenannte Organisation Escherich (Orgesch) von dem Landeshauptmann der bayerischen Einwohnerwehr, Georg Escherich gegründet. Er wurde auch ihr Reichshauptmann und Rudolf Kanzler sein Stellvertreter. Die Organisation zählte zu den einflussreichen republikfeindlichen Selbstschutzverbänden im Deutschen Reich.
9. Mai
In München tauchten erste Werbeplakate der NSDAP auf, mit denen zur einer öffentlichen Parteiversammlung am 11. Mai aufgerufen wurde. Als Sprecher war Adolf Hitler vorgesehen.
10. Mai
Mehrere tausend Sozialdemokraten demonstrierten in Wien für eine radikale Vermögensabgabe. Sie riefen zum Kampf gegen reaktionäre Kräfte auf. In Graz protestierten rund 4000 Menschen, meist Bauern, gegen die schlechte Versorgungslage. Sie forderten die Herausgabe von Salz, Zucker und Zündhölzern.
11. Mai
Die deutsche Regierung erhielt von den Alliierten eine Liste mit den Namen von 45 Deutschen, die eines Kriegsverbrechens beschuldigt wurden. Die Alliierten forderten, dass ihnen im Deutschen Reich der Prozess gemacht werde.
11. Mai
Im Berliner Lustgarten sprachen sich auf einer Kundgebung Redner von USPD und KPD für enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Sowjetrussland aus. Die KPD hatte in der „Roten Fahne“ am 9. Mai zu der Kundgebung für Sowjetrussland aufgerufen.
11. Mai
Die Freie Hansestadt Bremen erhielt eine parlamentarisch-demokratische Verfassung. Der Bremer Senat war Anfang 1919 von einem Arbeiter- und Soldatenrat abgelöst worden, der jedoch am 4. Februar 1919 von der Reichsregierung gestürzt worden war. Danach entstand die neue Verfassung.
12. Mai
Von der deutschen Heeresleitung wurde die Auflösung des Freikorps Brigade Ehrhardt angeordnet. Auch andere Freikorps, die meist eine Republikfeindlichen Einstellung hatten, wurde in den folgenden Monaten offiziell aufgelöst, blieben jedoch – teilweise getarnt – weiter bestehen.
12. Mai
Der neue deutsche Freistaat Thüringen erhielt eine neue Verfassung. Thüringen wurde aus sieben Einzelstaaten gebildet.
12. Mai
In Stuttgart wurde vom württembergischen Landtag das Gesetz über die Errichtung eines Staatsgerichtshof und Maßnahmen gegen Fideikommisse gebilligt. Die Rechtsfigur der Fideikommisse stammt aus dem Hochmittelalter, als der Adel eine Zersplitterung von Familienbesitz verhindern wollten, indem das Vermögen dauerhaft an eine Familie gebunden wurde.
12. Mai
In Berlin verabschiedete die Nationalversammlung ein sogenanntes Lichtspielgesetz, das die Zulassung jeden Films von der reichsrechtlichen Zustimmung eines Prüfungsrats abhängig macht. Es war als mittel gegen sogenannte „Schmutz- und Schundfilme“ gedacht und wird jetzt zur Unterdrückung sozial engagierter Filme benutzt.
12. Mai
Das Reichsversorgungsgesetz wurde im Reichsgesetzblatt veröffentlicht. Darin wurde die Fürsorge für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene geregelt. Außerdem betraf es Fragen, die sich aus der Erwerbslosigkeit von Personen ergibt, die während des Weltkriegs zum Militärdienst eingezogen waren.
13. Mai
In Berlin wurde eine Regierungskommission eingesetzt, um Beschwerden über die Übergriffe der außerordentlichen Kriegsgerichte im Ruhrgebiet nachzugehen. Die Kommission, die nach Münster entsandt wurde, setzte sich aus Mitgliedern der preußischen und der Reichsregierung zusammen. Es war zu heftiger Kritik an der Brutalität der Militärs gekommen, nachdem die Reichswehr beim Ruhraufstand einmarschiert war.
13. Mai
In Wien wurde die Oper „Dorfschule“ des österreichischen Dirigenten und Komponisten Felix von Weingartner uraufgeführt.
13. Mai
Papst Benedikt XV. sprach Margareta Maria Alacoque heilig.
14. Mai
Unter Führung des sowjetischen Marschalls Michail N. Tuchatschewski begann die Rote Armee mit ihrer Offensive gegen die polnischen Invasionstruppen, die am 7. Mai unter Marschall Edward Rydz-Smigly Kiew erobert hatten.
14. Mai
Der württembergische Zentrumspartei beschloss mit großer Mehrheit, den früheren Finanzminister Matthias Erzberger wieder als Kandidaten für die Reichstagswahl am 6. Juni vorzuschlagen. Erzberger war am 12. März nach einem Prozess von seinem Amt als Minister zurückgetreten.
15. Mai
In Berlin wurde die Deutsche Hochschule für Leibesübungen gegründet.
15. Mai
In Paris wurde das Ballett „Pulcinella“ des russischen Komponisten Igor Strawinsky mit Sergei Diaghilews „Ballets russes“ uraufgeführt.
15. Mai
In Dresden fand der außerordentliche Deutsche Studententag statt, der von starken antisemitischen Tendenzen gekennzeichnet war. Diese haben ihren Ursprung unter anderem in den Universitäten Wien, Leipzig und Breslau sowie in den bayerischen Universitäten. Die Delegierten einigten sich auf die Bildung von Allgemeinen Studentenausschüssen (AStA).
15. Mai
In Kowno (Kaunas) in Litauen trat die konstituierende Versammlung, die seit den Wahlen vom 14./15. April aus Christdemokraten und Volkssozialisten besteht, zusammen. Sie sollte eine endgültige Verfassung für Litauen ausarbeiten.
15. Mai
Aufgrund einer entsprechenden Zusage an den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) während des Kapp-Putsches berief die Reichsregierung wieder die Sozialisierungskommission ein.
16. Mai
Im Deutschen Reich kam es bei Landtagswahlen zu einem Rechtsrutsch. Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) gewann im Braunschweig im Gegensatz zur bürgerlich-sozialdemokratischen Regierungskoalition viele Stimmen. In Mecklenburg-Strelitz gewannen die bürgerlichen Parteien mit 19 Sitzen (bisher 17) die absolute Mehrheit.
16. Mai
Die Bevölkerung der Schweiz sprach sich bei einer Volksabstimmung für einen Beitritt der Schweiz zum Völkerbund aus. Die Schweiz gab dafür ihre bisherige absolute Neutralität zugunsten einer sogenannten differenziellen Neutralität auf.
16. Mai
In Hythe fand vom 15. bis zum 16. Mai eine Konferenz in Vorbereitung auf die Konferenz von Spa statt. Die britische und die französische Regierung legten dabei die Hauptlinien ihrer Reparationspolitik fest. Obwohl sich die beiden alliierten Mächte nicht auf eine feste Reparation-summe einigen konnten, wurde unverbindlich eine Gesamtsumme von 120 Milliarden Goldmark festgelegt.
16. Mai
In Danzig (Gdansk) wurde eine verfassunggebende Versammlung gewählt. Die stärkste Fraktion in dem 120-köpfigen Parlament wurde die Deutschnationale Volkspartei mit 34 Sitzen vor der USPD mit 21 Sitzen und der MSPD mit 19 Sitzen. Bis zum Weltkrieg zählte Danzig zum deutschen Staatsgebiet. Durch den Versailler Vertrag ging die politische Hoheit auf die Alliierten über.
16. Mai
Papst Benedikt XV. sprach Jeanne D'Arc, die Jungfrau von Orleans, heilig.
16. Mai
Pallenberg unter Jockei Bleuler gewann überraschend das Henckel-Rennen auf der Galopprennbahn in Berlin.
17. Mai
Ein regelmäßiger Flugdienst wurde zwischen Großbritannien und den Niederlanden eröffnet.
18. Mai
Der frühere französische Staatspräsident Raymond Poincaré trat von seinem Amt als Vorsitzender des Wiedergutmachungsausschusses zurück. Seiner Ansicht nach waren auf der Konferenz von Hythe die Befugnisse des Ausschusses zu sehr eingeschränkt worden. Er hatte den Vorsitz des Ausschusses erst am 20. Februar übernommen. Sein Nachfolger wurde der frühere französische Handelsminister Louis Dubois.
19. Mai
In Rom endete die fünfte Tagung des Völkerbundsrats, die am 13. Mai begonnen hatte. Genf wurde zum endgültigen Sitz des Völkerbunds bestimmt. Außerdem beschloss der Rat die Einsetzung einer ständigen Kommission für Heeresfragen.
20. Mai
Der Reichstag forderte von der Reichsregierung unter Hermann Müller (MSPD) mit den Stimmen der MSPD die Aufhebung des Ausnahmezustandes im ganzen Reich. Reichsinnenminister Erich Koch (DDP) hatte zuvor entschieden vor der Annahme des Antrages gewarnt, den der USPD-Abgeordnete Curt Geyer gestellt hatte. Die Niederlage der Regierung wird von politischen Beobachtern als Zeichen der Auflösung der sozialistisch-bürgerlichen Koalition angesehen.
20. Mai
In Paris begannen deutsch-französische Wirtschaftsverhandlungen. Der Leiter der deutschen Delegation und Geschäftsträger in Paris, Wilhelm Meyer-Kaufbeuren, war der Ansicht, dass nur eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten die Krisenerscheinungen in der Wirtschaft der europäischen Staaten überwinden kann.
21. Mai
Die Nationalversammlung in Berlin war nicht beschlussfähig, um das Gesetz über die Abschaffung der Militärgerichtsbarkeit zu verabschieden. Die Rechtsparteien DNVP und DVP hatten das Parlament aus Protest gegen den Gesetzentwurf verlassen. Angesichts der Reichstagswahlen am 6. Juni schloss Parlamentspräsident Konstantin Fehrenbach (Zentrum) die Sitzungsperiode der Nationalversammlung.
21. Mai
Nachdem sich die Sozialisten zurückgezogen hatten, trug der Bauernbund als einzige Partei die bulgarische Regierung unter Ministerpräsident Alexandar Stamboliski. Die agrarsozialistische Politik des Ministerpräsidenten gegen städtische und besitzende Schichten verschärft sich zusehends.
21. Mai
In Tlaxcalantango in Mexiko wurde der langjährige Staatspräsident Venustiano Carranza von Regierungstruppen ermordet. Carranza war erst am 7. Mai von seinem früheren Kampfgefährten, dem mexikanischen General und Politiker Alvaro Obregon aus seinem Amt vertrieben worden. Er hatte Mexiko-Stadt verlassen müssen.
21. Mai
In Paris wurde in der Abgeordnetenkammer eine viertägige Debatte über die Neuordnung des Eisenbahnwesens in Frankreich beendet. Ein Gesetzentwurf, der durch den Eisenbahnerstreik veranlasst wurde, sah einen „gemeinwirtschaftlichen“ 48-köpfigen Aufsichtsrat für die selbstständigen französischen Eisenbahngesellschaften vor. Die von den Streikenden geforderte Verstaatlichung wurde abgelehnt. Die Abgeordnetenkammer billigte den Entwurf endgültig am 23. Dezember 1920.
22. Mai
Das politische Ideendrama „Die Gewaltlosen“ des pazifistischen deutschen Schriftstellers Ludwig Rubiner wurde im Neuen Volkstheater in Berlin uraufgeführt. Der 39-jährige Rubiner ist als revolutionärer Expressionist bekannt und will in seinem Stück zeigen, dass Gewaltlosigkeit zur Wiedergeburt der Menschheit führt.
23. Mai
In Basel tagte bis zum 24. Mai die Generalversammlung des Internationalen Bundes der Friedensvereine. Die Pazifisten fordern auf diesem ersten Treffen seit Ende des Weltkriegs, dass dem Völkerbund ein „universaler Charakter“ verliehen wird.
23. Mai
Der an einer Nervenkrankheit leidende französische Staatspräsident stürzte nachts aus dem Sonderzug von Paris nach Montbrison. Dort wurde er zur Enthüllung eines Denkmals erwartet. Er blieb bis auf leichte Hautabschürfungen unverletzt. Seine Begleitpersonen bemerkten den Vorfall nicht. Im September wurde Deschanel wegen seiner psychischen Krankheit von seinem Amt abgelöst.
23. Mai
Papst Benedikt XV. präsentierte seine Enzyklika Pacem, Dei munus pulcherrimum. In ihr stellte er den Frieden in den Mittelpunkt seiner Betrachtung und empfiehlt die Versöhnung der Gegner nach dem Ersten Weltkrieg. Außerdem enthält sie seine positive Einstellung gegenüber einer Völkerbund-Idee.
24. Mai
Die christliche Bergarbeitergewerkschaft richtet eine Eingabe an die preußische Staatsregierung, in der sie um Richtlinien für die Tätigkeit der Betriebsräte im Ruhrbergbau ersuchte. Der Grund dafür war, dass die Zechenverwaltungen den Betriebsratsmitgliedern das Befahren der Gruben verweigert hatten.
24. Mai
In Schlüchtern trafen sich Anhänger von christlichen Jugendbewegungen und der religiöse Sozialist Eberhard Arnold gründete die sogenannte Neuwerk-Bewegung.
25. Mai
In München wurde das Ergebnis von Verhandlungen zwischen bürgerlichen Parteien in Bayern bekannt. Der Bayerische Bauernbund, die Bayerische Mittelpartei, die Bayerische Volkspartei, die Deutsche Demokratische Partei und die Deutsche Volkspartei hatten sich auf Grundzüge einer programmatischen Plattform geeinigt. Bis der rechtsorientierte Gustav von Kahr die Macht in Bayern übernahm, wurde die Regierung von der MSPD gestellt.
26. Mai
Der Friedensvertrag mit Österreich, der Vertrag von St. Germain, wurde von der französischen Abgeordnetenkammer in Paris ratifiziert. Die sozialistischen Abgeordneten stimmten gegen die Ratifizierung. Sie waren der Ansicht, dass der Vertrag von imperialistischen Prinzipien geprägt sei und nicht der internationalen Völkerversöhnung diene.
27. Mai
Der Führer der nationalen Unabhängigkeitsbewegung Thoma G. Masaryk wurde von der tschechoslowakischen Nationalversammlung in Prag zum Staatspräsidenten gewählt. Masaryk erhielt 284 von 411 Stimmen.
27. Mai
US-Präsident Woodrow Wilson legte in Washington, D. C., sein Veto gegen eine Entschließung des US-amerikanischen Senats und des Repräsentantenhauses ein, die die Wiederherstellung des Friedenszustandes mit dem Deutschen Reich und Österreich einleiten sollte. Der Senat hatte am 15. Mai und das Repräsentantenhaus am 9. April bzw. 21. Mai die Entschließung gebilligt. Der Präsident war jedoch der Ansicht, dass die Entschließung wesentliche Bestandteile des Friedensvertrages von Versailles unberücksichtigt ließ.
28. Mai
In Paris beriet die französische Abgeordnetenkammer über die Wiedergutmachungsforderungen an das Deutsche Reich, die sich aus dem Vertrag von Versailles ergaben. Die Vertreter aller anwesenden Parteien stimmten der Festsetzung einer Gesamtschadenssumme zu.
28. Mai
In Berlin begann ein zweitägiger Kongress der Erwerbslosenräte. Von der Reichsregierung wurden Maßnahmen zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit gefordert.
28. Mai
Im Theater an der Wien in Wien wurde die Operette „Die blaue Mazur“ von Franz Lehar uraufgeführt.
29. Mai
In Berlin veröffentlichten rund 400 deutsche Hochschullehrer eine Erklärung, in der sie sich zur demokratischen Weimarer Verfassung bekannten. Mit dieser Aktion wollten Sie dem Eindruck, dass die deutschen Hochschulen ein „Hort der Reaktion“ seien, entgegenwirken.
30. Mai
William Pierson wurde von US-Präsident Woodrow Wilson zum neuen Generalstaatsanwalt der USA ernannt. Pierson war bisher der stellvertretende Generalstaatsanwalt. Dieses Amt wurde auf Annette Adams übertragen.
31. Mai
in London fanden britisch-russische Verhandlung über eine Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen statt. Auf britischer Seite nahmen unter anderen Premierminister David Lloyd George und Außenminister George Curzon teil, auf russischer Seite Leonid Krassin. Aufgrund des polnisch-russischen Krieges kam es zu einer Verzögerung der Verhandlungen, aber das britische Kabinett billigte am 19. November den Entwurf eines Handelsvertrags mit Russland.
31. Mai
Die 29. Konferenz der Vereinigung für internationales Recht endete im britischen Portsmouth. Es waren Fragen des Völkerbunds und des Seekriegs- und Luftrechts erörtert worden. Die Teilnehmer beschlossen die Einsetzung einer internationalen Kommission, die neue Konventionen unter Einbeziehung möglichst vieler Staaten erarbeiten sollte.

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