Das geschah 1720 Chronik
Das Jahr 1720 war vor allem für
Preußen von großer politischer Bedeutung. Nach einem
20-jährigen erbitterten Kampf mit
Schweden während
des Großen Nordischen Kriegs wurde endlich Friede
geschlossen. Preußen war somit auf dem besten Wege,
eine deutsche Großmacht zu werden. Allerdings musste
die angehende Großmacht zwei Millionen Taler für die
Gebiete Stettin, Usedom, Wollin und Vorpommern
berappen. Noch im gleichen Jahr beendete Schweden
den Krieg mit
Dänemark.
Bei den Franzosen drehte sich zur gleichen Zeit
alles um das liebe Geld.
Papiergeld hatte zunächst
keinen guten Start. 1720 wurde daher die
Wiedereinführung des vorherigen Münzgeldstandards
beschlossen. Der schottische Bankier John Law, der
die Papierwährung zu verantworten hatte, musste
Frankreich aus Sicherheitsgründen verlassen.
Großbritannien ging es nach einer wirtschaftlichen
Rezession übrigens nicht viel besser.
Im Gegensatz dazu blühte das
chinesische Kaiserreich
richtig auf und machte sich Tibet zu Eigen. Die
innere Autonomie Tibets sollte offiziell bestehen
bleiben. Es galt jedoch eine äußere Herrschaft durch
die chinesische Minderheit der Mandschu.
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Das Jahr 1720
Das Haus Habsburg tauschte das Königreich Sardinien gegen das im Besitz des
Hauses Savoyen befindliche Sizilien. Dadurch entstand das savoyische Königreich
Sardinien-Piemont unter Viktor Amadeus II., dem bisherigen Herzog von Piemont.
Das Herzogtum Savoyen regierte ab nun Viktor Amadeus Sohn Karl Emanuel III. Das
Königreich Neapel wurde mit Sizilien vereinigt und zukünftig von Österreich aus
regiert.
Brandenburg-Preußen gab seine Kolonie St. Thomas in der Karibik auf.
Kaiser Kangxi aus der chinesischen Qing-Dynastie eroberte Lhasa, ließ den von
Dsungaren-Fürsten Tsewangrabtan eingesetzten Regenten Tagtsepa hinrichten und
setzte den
Dalai Lama Kelsang Gyatsho wieder auf den Thron. Das Kaiserreich
China beanspruchte in Tibet unter Gewährung der inneren Autonomie (Regime der
Lamas) die formale Oberhoheit (Militärprotektorat Mandschu).
Die Niederländische Westindien Kompanie übernahm die restlichen preußischen
Besitzungen in Afrika im Vertrag mit König Friedrich Wilhelm I. Der unter dem
Namen Jan Conny bekannte Häuptling verteidigte die von ihm übernommene Festung
Groß Friedrichsburg und die umliegende Kolonie jedoch weiter gegen die
angreifenden Niederländer.
Ein schwäbischer Leinwandhändler eröffnete einen Laden in
Wien, der wegen seiner
drei Töchter bald den Namen „Zur Schwäbischen Jungfrau“ erhielt.
Wilhelm Aschendorff gründete in Münster einen Buchladen und gab dort eigene
Verlagswerke heraus.
Christoph Späth gründete die Berliner Baumschule Späth.
In Schwarzbach wurde ein Brauhaus eröffnet.
Ralph Allen, Master of the Posts in Bath, reformierte das Postwesen in England
und Wales.
Das Kupferstichkabinett Dresden ging als eigenständiges Museum für Grafik und
Zeichnung aus der um 1560 gegründeten Kunstkammer der Wettiner hervor.
Daniel Defoes Romand „The Life, Adventures and Piracies of the Famour Captain
Singleton (Kaptärn Singleton)“ erschien.
Paul vom Kreuz gründete die katholische Ordensgemeinschaft der Passionisten.
Sechs Ordensschwestern aus dem Klarissenkloster Brixen bezogen das neue
Klarissenkloster Hall in Tirol.
Das Kloster St. Joseph in Altötting wurde gegründet.
Januar 1720
19. Januar
Nach dem Tod der Stifterin Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg wurde der
österreichische Orden der Sklavinnen der Tugend aufgelöst.
22. Januar
Johann Sebastian Bach begann ein Klavierbüchlein für seinen ältesten Sohn
Wilhelm Friedemann zusammenzustellen.
Februar 1720
1. Februar
Im Großen Nordischen Krieg schloss Schweden mit Preußen den Frieden von
Stockholm. Preußen erhielt Stettin, Vorpommern bis zur Peene, die Inseln Usedom
und Wollin gegen die Zahlung von zwei Millionen Talern.
1. Februar
Die Allgemeine Gesellschaft des Brasilien Handels wurde von der portugiesischen
Krone offiziell liquidiert.
20. Februar
Der Krieg der Quadrupel-Allianz wurde durch den Friedensschluss in Den Haag
beigelegt. Ende des Vorjahres lenkte das Königreich Spanien ein, als es
erkannte, dass es sich gegen die Übermacht der vier Verbündeten Großbritannien,
Frankreich, Österreich und Niederlande nicht durchsetzen konnte. Auf Sizilien
wurden die Kampfhandlungen kurz danach durch die Konvention von Palermo
eingestellt. Philipp V. von Spanien musste alle eroberten Gebiete räumen. Karl,
der Sohn seiner Gattin Elisabeth Farnese, erhielt die Herzogtümer Parma,
Piacenzy und Toskana zugesprochen, die nach dem baldigen Aussterben der
männlichen Farnese-Linie an ihn fallen sollten. Pensacola in der spanischen
Kolonie Florida wurde von Frankreich an Spanien zurückgegeben.
29. Februar
Ulrika Eleonore dankte als Königin von Schweden ab. Den Thron bestieg ihr Mann,
Friedrich von Hessen-Kassel.
März 1720
April 1720
19. April
Das musikalische Drama „Caio Gracco“ von Leonardo Leo wurde im Palazzo Reale in
Neapel uraufgeführt.
24. April - 8. Mai
Die russische Galeerenflotte unter Generaladmiral Fedor Apraxin machte Beutezüge
an der Ostküste Schwedens. Die Stadt Umea und 41 weitere Dörfer wurden bis auf
den Grund niedergebrannt.
27. April
Die Oper „Radamisto“ von Georg Friedrich Händel wurde am Kings Theatre in London
in Anwesenheit von König George I. uraufgeführt.
Mai 1720
3. Mai
Friedrich I. wurde zum König von Schweden gekrönt.
25. Mai
In Marseille wurde von dem aus Syrien ankommenden Handelsschiff Grand
Saint-Antoine die Pest eingeschleppt. Die Große Pest von Marseille kostete etwa
50 000 Menschen das Leben. Das war die Hälfte der Stadtbevölkerung. In der Folge
breitete sich die Pets bis Aix-en-Provence, Luberon und in die Alpilles aus. Im
Folgejahr wurde aus Schutzgründen eine Pestmauer errichtet. Am 21. August
untersagte der Vize-Legat Rainier d’Elci dem päpstlichen Comptat Venaissin den
Handel mit den südlicher gelegenen Teilen der Provence. Sämtlicher Verkehr in
den Bergen des heutigen Departements Vaucluse wurde verboten.
Juni 1720
Juli 1720
2. Juli
Der Grundstein für das Mannheimer Schloss wurde im Auftrag des pfälzischen
Kurfürsten Karl III. Philipp gelegt. Es sollte seine zukünftige Residenz werden.
Der Baumeister Johann Kaspar Herwathel übernahm die Bauleitung. Der Bauplan
stammte vermutlich von Louis Remy de la Fosse, dem Hofarchitekten des Landgrafen
von Hessen-Darmstadt.
14. Juli
Der Große Nordische Krieg zwischen Dänemark und Schweden endet mit den Frieden
von Frederiksborg. Dänemark-Norwegen gab Schweden Rügen und Vorpommern nördlich
der Peene und die Herrschaft Wismar zurück, das dafür 600 000 Taler bezahlte und
auf die Zollfreiheit im Sund verzichtete.
August 1720
7. August
Im Großen Nordischen Krieg besiegte in der Seeschlacht bei Grönham eine
russische Galeerenflotte schwedische Segelschiffe bei den Alandinseln.
14. August
Die spanische Villasur-Expedtion in die Great Plains wurde in Nordamerika von
indianischen Kriegern zum größten Teil in einem Kampf getötet.
18. August
Die Südseeblase, eine britische Spekulationsblase mit Anteilscheinen der South
Sea Company, begann zu platzen. Die Folge war eine Rezession.
September 1720
4. September
Die Uraufführung des Libretto „Angelica“, dass anlässlich des Geburtstages von
Kaiserin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel am 28. August von
Pietro Metastasio beschrieben und von Nicola Antonio Porpora vertont wurde, fand
in Neapel statt.
Oktober 1720
12. Oktober
„Lucio Vero“ von Apostolo Zeno wurde in der Vertonung von Pietro Torri
uraufgeführt.
November 1720
Frankreich kehrte nach dem Scheitern des Papiergeldes und dem Platzen der
Spekulationsblase mit Anteilscheinen der Mississippi-Kompanie zum Münzstandard
zurück. John Law, verantwortlich für die Einführung des Papiergeldes, verließ
das Land.
4. November
Die Oper „Apollo in cielo“ von Antonio Caldara wurde am Hoftheater in Wien
uraufgeführt.
19. November
Die Uraufführung der Oper „Astarto“ von Giovanni Battista Bononcini fand in
London statt.
Dezember 1720
21. Dezember
Markgraf Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach erklärte die bisherige
fürstliche Hausbibliothek zur öffentlichen Landesbibliothek.
25. Dezember
Das Weihnachtsoratorium „Das Größte Kind in einem Oratorio auff weynacht“ von
Johann Mattheson wurde an der Oper am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt.
29. Dezember
Floriano Francesconi eröffnete auf der Piazza San Marco in Venedig die Bottega
„Alla Venezia Trionfante“. Nach dem Besitzer wurde das Lokal bald nur
noch„Caffee Florian“ genannt.
31. Dezember
Eine schwere Sturmflut verursachte an der deutschen Nordseeküste erhebliche
Schäden. Auf Helgoland wurde in der auch an Neujahr tobenden See die Düne von
der Hauptinsel abgetrennt.
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