Musikgeschichte der
90er Jahre
Bravo Hits 69
Die Musik der 1990er-Jahre kann man als
Weiterführung einer Welle von Veränderungen und
Umbrüchen sehen. Die Musikbewegungen, die die
Musikbranche in den 1980er-Jahren beeinflussten,
wurden weitergeführt, weiterentwickelt und auf neue
Levels gebracht.
Zudem spalteten sich einige Ausläufer dieser
Musikrichtungen ab und wurden eigenständig. Der Rock
sowie auch der
Schlager erlebten eine neuerliche
Erfolgswelle, wenn auch in veränderter Form. Der
erneute Erfolg bereits vorhandener Musikstile aber
auch die Vermischung mit neuen Einflüssen lässt sich
zum Teil durch die politische und gesellschaftliche
Öffnung Osteuropas erklären. Durch die Öffnung der
Berliner Mauer und der Beendigung des Kalten Kriegs
konnten sich Kulturen und so auch Musikrichtungen
und –Geschmäcker austauschen, vermengen und Neues
gestalten.
Die bedeutendsten Musikrichtungen der 90er-Jahre
waren unter anderem Drum and Bass, Eurodance,
Hip-Hop, House, Rave und Trance. Im Aufschwung
begriffen fanden sich zudem Musikrichtungen wie der
Indie-Rock und die Alternative-Musik. Der
Independent der 1980er-Jahre lebte weiterhin fort,
erfuhr aber durch erfolgreiche, massentaugliche
Bands wie „
Blur“ und „
Oasis“ eine Reinkarnation in
Form des Britpops. Als Vater des Britpop wird jedoch
Paul Weller angesehen, der mit seinen Alben „Paul
Weller“ und „Wild Wood“ Ausgangspunkte für das
Schaffen weiterer Britpop-Künstler schuf. Der
Britpop kam damit gleichzeitig ins Kalkül der Medien
und der Gesellschaft wie der Begriff des Britart.
Jene von Großbritannien ausgehende Künstlerwelle,
die durch das lose Künstlerkollektiv „Young British
Artists“ etabliert wurde.
Aber auch der
Rock- und
Metal-Bereich erlangte
ungeahnte Größen und Reichweiten. Die nach der
Musikrichtung benannte Band „
Metallica“ profitierte
als eine der erfolgreichsten Bands von dieser
Entwicklung. Aber auch die heute bekannten und teils
kaum trennbaren Subgenres des Metal.
entwickelten sich im Laufe der Neunziger. So
gingen in dieser Zeit gerade in den Ländern
Nordeuropas die Entwicklungen in Richtung Death
Metal und Black Metal stark voran. Mit dem Nu-Metal
schuf sich das Metal-Genre eines der
massentauglichsten Subgenres. Bands wie „Linkin
Park“, „Limp Bizkit“, „Korn“ und „Slipknot“ sind
seither bekannte und beliebte Bands – auch im
Mainstream. Im deutschsprachigen sowie später auch
im internationalen Raum erlangte die Band
„
Rammstein“ große Bekanntheit. Aber auch der Gothic
Metal sowie das eigenständige Genre der Gothic-Musik
rücken immer weiter in den Bereich der
massenwirksamen Musikrichtungen. So wuchs in den
1990er-Jahren die Anhängerschaft der Gothic-Bewegung
um ein Vielfaches. Ähnliches war auch in der
Punkbewegung zu beobachten, die ihre Anfänge Ende
der 1970er-Jahre hatte und unter anderem als Mutter
der Gothic-Kultur angesehen wird.
Am Anfang der musikalischen 90er Jahre wurde auch der im
vorhergehenden Jahrzehnt in Seattle entstandene Grunge zum Mainstream-Phänomen. „
Pearl Jam“ und
„
Nirvana“ waren dabei die Vorreiter. Dazu kamen
„
Alice in Chains“ sowie „Soundgarden“ als
erfolgreichste Bands dieser Richtung, die
1994 durch
den Selbstmord
Kurt Cobains, dem Sänger „Nirvanas“,
einen tragischen Höhepunkt erfuhr. 1996 folgte der
Tod Tupac Shakurs, der vermutlich aus Rachemotiven
erschossen wurde. Mit ihm und einigen Mitstreitern
seiner Musikrichtung entwickelte sich mit dem
Fortschreiten der Hip-Hop-Musik die Rap-Musik, die
Ende der 1990er-Jahre und Anfang der 2000er-Jahre
noch mehr Aufmerksamkeit bekam.
Der Personenkult einzelner Musiker und Bands
erreicht einen neuen Höhepunkt mit dem Aufkommen von
Boy Bands und Girl Groups. Diese Bands, die entweder
nur aus jungen Männern oder jungen Frauen bestehen,
begeisterten eine sehr große und gleichsam sehr
junge Zielgruppe auf der ganzen Welt. Meist stehen
die Mitglieder einer solchen Band gleichmäßig im
Fokus der Aufmerksamkeit, da sie alle singen und
keiner „nur“ ein Instrument spielt. Bekannte Boy
Bands
und Girl Groups der 1990er-Jahre waren „New
Kids on the Block“, „Boyzone“, „Destiny’s Child“, „Backstreet
Boys“, „Spice Girls“, „*NSYNC“, „All Saints“, „Tic
Tac Toe“ und andere. „Tic Tac Toe“ begannen 1995 mit
provokanter deutscher Hip-Hop-Musik. Ein ebenfalls
deutsches Pendant dazu ist die Band „3. Generation“.
Mit den „
Fantastischen Vier“ erfand eine deutsche
Band den
Hip-Hop mit humorösen Elementen neu.
Spaßige Elemente oder Nonsens-Musik erlangten durch
das Aufkommen der Spaßgesellschaft und der
Erweiterung des Marktes gen Osten einen regen
Aufschwung, von dem unter anderem
Helge Schneider,
Guildo Horn und
Otto Waalkes profitierten.
Ein weiteres Phänomen, das zwar nicht neu erschien,
allerdings eine neue Größe erreichte, waren die
Musikfestivals. Diese Zusammenkünfte von Musikfans
und auch Bands, die vor ihnen auftreten, spalteten
sich in verschiedene Richtungen und Größen auf. Die
bekanntesten und größten Festivals sind jene, auf
denen Pop- und Rock- und Hip-Hop-Musik gespielt
wird. Zudem gibt es aber auch immer größere Metal-
und Punk- sowie Hardcore-Festivals.
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