Biografie
Comedian Harmonists Bandhistorie, Members
Aufgrund einer Suchanzeige vom
29. Dezember 1927 im
Berliner Lokalanzeiger entstanden die Comedian
Harmonists. Aufgegeben hatte die Anzeige der
Schauspielschüler Harry Frommermann.
Angelehnt an
das Vorbild von „The Revellera“, einem
amerikanischen Vokalensembles, wurde im Winter
1927/28 zunächst die Gesangsgruppe „The Melody
Makers“ gegründet.
Zu dieser Gruppe gehörten außer Frommermann als Bassist auch Theodor Steiner
(Pianist und Bariton, die Tenöre Walter Nußbaum und
Ani Leschnikoff. Der Bariton wurde nach Steiners
Ausscheiden im Jahr
1928 von Roman Cycowski
übernommen. Zudem wurde das Piano von Erwin Bootz
besetzt, welcher auch Kompositionen und Arrangements
beisteuerte und sich ebenfalls zeitweise um die
geschäftlichen Angelegenheiten kümmerte.
Der zweie
Tenor Nußbaum wurde im März
1929 durch Erich Collin
ersetzt.
Harry Frommermann, am
12. Oktober 1906 in Berlin als
Max Harry Frommermann geboren, stammte aus der
Ukraine und hatte in Frankfurt Gesang studiert.
Anschließend gründete er die „Erste Internationale
Kantorenschule“ und sang außerdem im
Philharmonischen Chor. Im Jahr
1922 begann er eine
Lehre in der Damenkonfektion, welche er nach zwei
Jahren abbrach und wurde ein Jahr später
Schauspiel-Eleve an der Volksbühne, wo er Alexander
Cranach kennen lernte und sich mit ihm anfreundete.
Robert Biberti wurde am
5. Juni 1902 in Berlin als
Sohn des Kammersängers Georg Robert Biberti geboren.
Seine Mutter arbeitete als Klavierlehrerin. Biberti
besuchte in Charlottenburg das Städtische Gymnasium
und die Realschule. Im Anschluss an seine Schulzeit
wurde er Chorsänger an der Städtischen Oper und am
Theater im Admiralspalast. Im Großen Schauspielhaus
erhielt er im Herbst
1927 ein Engagement und lernte
dort Leschnikoff und Cycowski kennen.
Asparuch „Ari“ Leschnikoff wurde am
16. Juni 1897 in Haskovo bei Sofia als Sohn des örtlichen
Postmeisters und einer Lehrerin geboren. Sein
Gesangstalent wurde bereits während seiner
Volksschulzeit erkannt und so sang er im Kirchenchor
als Sopran.
Von 1908 bis
1916 besuchte er das
Gymnasium in Haskovo und anschließend besuchte er
aus finanziellen Gründen die Kadettenschule in
Sofia. Im Jahr 1917 wurde er Fähnrich, ein Jahr
später Kavallerie-Leutnant an der Front. Im Jahr
1920 wurde er demobilisiert.
Danach studierte bei
Ivan Vulpe, einem Opernsänger. Leschnikoff ging
1922
nach Berlin. Dort arbeitete er zunächst als Kellner
und lernte dabei Erwin Bootz kennen.
Am Großen
Schauspielhaus erhielt er
1926 einen Vertrag als
Chorsänger. Dort lernte er auch Biberti und Cycowski
kennen, durch Biberti stieß er zu den Comedian
Harmonists.
Josef Roman Cycowski wurde am
24. Januar 1901 in Tussyn bei Lodz als Sohn eines jüdisch-orthodoxen
Inhabers einer Spinnerei geboren. Die Talmudschule
in Piotrkow besuchte er von 1909 bis 1914, wo er
auch Gesangsunterricht erhielt.
Cycowski kam 1920
als Ladengehilfe in einer Eisenwarenhandlung in
Beuten, Oberschlesien unter. Nach dem Vorsingen
erhielt er als Chorsänger am Stadttheater Beuten ein
Engagement. Danach sang er unter anderem an der
Waldoper Zoppot, in Stralsund, Bad Oeynhausen. Im
Jahr 1926 ging er nach Berlin, um erneut
Gesangsunterricht zu nehmen und wurde im September
1927 bei Erik Charell als Chorsänger am Großen
Schauspielhaus engagiert. Dort lernte er Leschnikoff
und Biberti kennen.
Erwin Bootz wurde am
30. Juni 1907 in Stettin als
eines von sieben Kindern und als Sohn des August Bootz geboren. Sein Vater betrieb ein Geschäft für
Grammophone, Schalplatten und Musikalien. Während
seiner Schulzeit erhielt Bootz Klavierunterricht und
absolvierte bereits 1920 am Loewe-Konservatorium in
Stettin die Aufnahmeprüfung. Im Anschluss daran
studierte er in der Meisterklasse der
Musikhochschule Berlin, welche er mit Auszeichnung
im Jahr 1928 absolvierte.
Erich Abraham Collin wurde am
26. August 1899 in
Berlin als Sohn eines wohlhabenden Kinderarztes
geboren. Collin wuchs mit seinen Schwestern bei
seiner Mutter auf, da seine Eltern 1904 geschieden
wurden. Er besuchte das Mommsengymnasium und war
bereits zu dieser Zeit an Kunst und Musik
interessiert und bekam privaten Unterricht in
Violine sowie Gesang. Zwar erhielt er im Anschluss
an das Abitur eine Militärausbildung, an die Front
kam er jedoch nicht mehr. Auf Wunsch seines Vaters
studierte er Medizin, das Studium brach er jedoch
nach dem Physikum ab und arbeitete anschließend für
ein Jahr in einer Bank. Von 1924 bis 1927 studierte
er an der Hochschule für Musik und stieß 1928 auf
Vermittlung von Bootz zu den Comedian Harmonists, um
den Part des zweiten Tenors zu übernehmen.
Am 10. Mai 1928 machten die Comedian Harmonists ihre
ersten Schallplattenaufnahmen bei der Deutschen
Grammophon. Die Aufnahmen blieben jedoch
unveröffentlicht. Nach intensiver Probenarbeit
wurden sie von Erik Charell am Großen Schauspielhaus
engagiert, um im Rahmen der Operetten-Revue
„Casanova“ aufzutreten. Den Namen „Comedian
Harmonists“ erhielten sie von Charell. Von 1928 bis
1929 lief die Revue erfolgreich und gleichzeitig
traten sie mit „Pendelerlaubnis“ im Programm des
Kabaretts der Komiker auf. Dort wurden sie als
deutsche Revellers sowie als Sensationserfolg
gefeiert. Die Comedian Harmonists sangen auch in
Nachtbars und Matineen. Ihren ersten Auftritt
außerhalb Berlins hatten sie am ersten März 1929 im
Hamburger Hansa-Theater. Aufgrund des Wechsels von
Nußbaum zu Collin im Frühjahr 1929 legten sie eine
mehrmonatige Auftrittspause ein.
Im Jahr 1928 erhielten sie bei der Carl Lindström AG
einen Jahresvertrag. Ein Jahr später schlossen sie
einen Exklusivvertrag mit Electrola, welcher dreißig
Titel pro Jahr garantierte. Zudem traten sie im
Rundfunk auf und führten Gastspielreise durch
Deutschland mit dem Titel „Tempo-Varieté“.
Im Jahr 1930 leitete Erwin Bootz neue Wege der
Comedian Harmonists ein und brachte sie zum Film.
Ihren ersten Auftritt hatten sie in dem kleinen
Drama „Abschied“. Außerdem spielten sie in „Hans in
allen Gassen“ mit Rudolf Frank einige Songs. Anfang
der 30er
Jahre
stand die Gruppe erstmals gemeinsam vor der Kamera.
Für „die Drei von der Tankstelle“ spielten sie
singende Barmixer unter Begleitung von der Lewis
Ruth-Band. Damals betrug ihre Tagesgage 1500 Mark,
für diese Zeit ein recht beachtliches Einkommen,
wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit ein Lehrer
monatlich ungefähr 300 bis 350 Mark verdiente,
allerdings im Monat. Die Aufnahmen drehten sie
außerdem für die gleichzeitig gedrehte französische
Version „Le Chemin du Paradis“. Wie bei der Großzahl
ihrer UFA-Filme stammten auch diese Lieder aus der
Feder von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert.
Nachfolgend erhielten die Comedian Harmonists
Engagements überwiegend für
Unterhaltungsproduktionen der Ufa, beispielsweise in
„Der falsche Ehemann“, einer Verwechslungskomödie
von Johannes Gutters. Außerdem spielten sie in
„Hasch mich, mein Liebling, hasch mich“ sowie in der
Operette „Ihre Hoheit befiehlt“.
Der Film „Bomben auf Monte Carlo“ entstand in
aufwändiger Produktion sogar in drei Sprachen. Ihre
Lieder „Over the Blue“, „Wenn der Wind weht über das
Meer“ oder auch „Das ist die Liebe der Matrosen“
wurden zu beliebten Schlagern und erlangten
insbesondere in Frankreich Popularität.
Die Comedian Harmonists spielten jedoch auch übliche
Gesangsnummern, wodurch sie eine ganze Serie von
Erfolgssongs landen konnten, wie beispielsweise
„Veronika, der Lenz ist da“ oder „Chiquita“.
Im Jahr 1930 hatten sie in
Amsterdam ihren ersten
Auslandsauftritt. Ein Jahr später schied Bootz aus
dem Ensemble aus und wurde durch Walter Joseph
ersetzt. 1931 kehrte Erwin Bootz wieder zu dem
Ensemble zurück.
In den Jahren
1931 bis 1933 befanden sich die Comedian Harmonists auf dem Höhepunkt ihrer
Karriere. Ihr Repertoire vollzog eine Entwicklung zu
einem breiten Spektrum humorvoll getexteter
Schlager. Ihre Vortragskunst ist bis heute gerühmt
und berühmt. Sie traten in weiteren vier Filmen, in
Radiostationen und den großen Hallen Europas auf.
Im Jahr 1932 hatten sie ihren ersten Auftritt in der
Berliner Philharmonie. Ab dem Jahr
1933 unterlagen
ihre Auftritte Einschränkungen wegen der drei „nicht-arischen“
Mitglieder Cycowski, Collin und Frommermann. Von der
Ufa wurde die Gruppe für Filmaufnahmen gesperrt,
nahm jedoch weiterhin erfolgreich Schallplatten auf.
Im Herbst 1933 fand ihre große Europatournee nach
Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark und in die
Schweiz statt, im November desselben Jahres folgte
ihr zweiter Auftritt in der Berliner Philharmonie.
Am 5. März 1934 wurde durch einen Erlass durch
Goebbels allen „Nicht-Ariern“ ein Auftrittsverbot
erteilt. Eine Ausnahmeregelung wurde für die
Comedian Harmonists getroffen. Aufgrund ihrer
bereits laufenden Tournee wurde ihre Erlaubnis noch
bis zum 1. Mai verlängert. Somit waren sie die
letzten jüdischen Künstler, welche im Dritten Reich
auftreten durften.
1934 gaben sie in München ihr legendäres Konzert,
welches sie mit einer Sondergenehmigung abhalten
durften. Ende März desselben Jahres fand ihr letzter
Konzertauftritt in Deutschland statt, und im
Frühjahr des Jahres 1934 ihr letzter
Rundfunkauftritt in Deutschland.
Im April 1934 begannen sie ihre Tournee nach
Dänemark, am 1. Mai war ihre Auftrittserlaubnis
endgültig abgelaufen.
Ab dem Sommer 1934 folgten Reisen in die USA, wo sie
zahlreiche Rundfunkauftritte hatten und im November
1934 folgte ihre Tournee nach Italien.
Anfang Februar des Jahres
1935 fand ihr letzter
öffentlicher Auftritt in Frederikstadt in Norwegen
statt.
Ihre letzte legale Schallplattenaufnahme „Morgen
muss ich fort von hier“ und „Am Brunnen vor dem
Tore“ fand am 13. Februar 1935 statt, am 22. Februar
wurden sie endgültig verboten.
Am 1. März 1935 folgte ihre erste illegale
Schallplattenaufnahme, und am 10. März verließen die
drei
jüdischen Mitglieder Deutschland.
Biberti suchte am 3. März 1935 erneut per Anzeige
nach neuen Mitsängern und am 5. August 1935 wurde
auch für die neue Zusammensetzung der ursprüngliche
Name der „Comedian Harmonists“ verboten und Biberti
entschied sich für den Namen „Meister-Sextett“. Mit
dieser Besetzung erfolgte am 22. August 1935 die
erste Schallplattenaufnahme für Electrola. Im
Oktober 1935 trat das Meister-Sextett erstmals
öffentlich auf. Das Repertoire war jedoch stark
gekürzt, da eine Vielzahl der alten Lieder von
jüdischen Komponisten stammte, deren Aufführung
nicht mehr genehmigt war.
Im Dezember 1937 musste Electrola die alten
Aufnahmen der Comedian Harmonists aus ihrem Katalog
entfernen.
Zwar hatte das Meister-Sextett auch Auftritte und
Engagements, jedoch auch aufgrund der Auflagen im
Naziregime konnten sie nicht an die Erfolge der
Comedian Harmonists anknüpfen. Es entstanden
weiterhin Probleme, Beschränkungen, Verbote und
Zerwürfnisse.
Harry Frommermanns Versuche in den Jahren 1941 bis
1943, ein neues Ensemble in New York aufzubauen,
scheiterten. Erst 1947 gelang es Collin, ein neues
Ensemble, welches aus jungen Amerikanern bestand,
unter dem alten Namen zu gründen. Er selbst übernahm
hierbei den Part des Baritons. Im Sommer 1948 tourte
das Ensemble in Schweden.
Im September 1948 starb der Buffo des Ensembles an
einem Magendurchbruch. Collin konnte als Ersatz
Harry Frommermann gewinnen. Am 6. Oktober 1948
folgte der erste gemeinsame Auftritt in Dänemark,
die Tournee setzte sich über Brüssel und Paris sowie
Rotterdam und den Haag fort. Im Februar 1949
erfolgte in Zürich die einzige Schallplattenaufnahme
der amerikanischen Gruppe.
Nach dem Ende der Tournee im März 1949 zerbrach das
Ensemble, Frohmann blieb in Italien, während Collin
nach Amerika zurück kehrte.
Harry Frohmann gründete im März 1950 im Auftrag des
italienischen Rundfunks „R.A.I.“ ein neues Ensemble:
„Harry Frohmann and his Harmonists“ mit musikalisch
neuem Format, bei welchem es sich um ein Septett mit
zwei Frauenstimmen handelte. Das Ensemble hatte mehr
als 60 erfolgreiche Auftritte im Rundfunk.
Im Oktober 1950 scheiterte nach dem Vertragsende mit
„Radio Roma“ eine geplante Konzertreise und die
Gruppe löste sich auf. Schwer erkrankt kehrte
Frohmann im Jahr 1952 nach New York zurück.
1955 versuchte Collin mit Frohmann zum letzten Mal
eine Neugründung des Ensembles in den USA, der
Versuch scheiterte jedoch.
Harry Frohmann unternahm im Jahr 1953 den letzten
Versuch, seine Idee der vokalen Instrumentalisierung
zu realisieren und produzierte allein in einem
Tonstudio in New York eine letzte Aufnahme im
Mehrspurverfahren: den „Hummelflug“ von Rimsky-Korsakoff.
Zweifelsohne: die Comedian Harmonists haben
Geschichte geschrieben und ihre musikalischen Spuren
am Sternchenhimmel hinterlassen, und ihre humorvoll
aufgemachten Texte kommen auch heute noch an.
Comedian Harmonists
Seiten, Steckbrief, Kurzbio etc.